Der Tod kommt von oben

Ein Computerspiel, einem Buch entnommen? Das gibt es nicht besonders häufig. Oder eher: Ziemlich selten. Ich habe sowohl Metro 2033 als auch 2034 gelesen...

von Bakefish am: 12.10.2013

Ein Computerspiel, einem Buch entnommen? Das gibt es nicht besonders häufig. Oder eher: Ziemlich selten. Ich habe sowohl Metro 2033 als auch 2034 gelesen und fragte mich, inwieweit die Umsetzung zum Spiel klappen wird. Nun ja. Genial trifft es wohl am besten.

Die Vergangenheit wird unsere Zukunft sein…

Etwa 25 Jahre vor den Ereignissen des Spiels hat es einen gigantischen Atomkrieg gegeben, welcher die komplette Erde vernichtet hat. Die gesamte Erdoberfläche hat sich in eine strahlende Ödnis verwandelt. In Moskau jedoch haben einige Menschen, die zum Zeitpunkt des Bombenfalls in der Metro aufhielten, die Katastrophe überlebt und versuchen seitdem, sich gegen Mutanten, Hunger, Krankheiten, radikale Kommunisten und Faschisten und andere Probleme zur Wehr zu setzen. Was ziemlich schwer ist. Unser Charakter, Artjom, hat ein Problem, oder eher seine gesamte Heimatstation- sie werden von merkwürdigen Mutanten, den so genannten Schwarzen, angegriffen. Und diese Mutanten bringen die Menschen um den Verstand. Als ein Freund seines Onkels von einem „Besuch“ zu den Schwarzen nicht mehr zurückkehrt, reist Artjom durch die halbe Metro zur Polis, einer Kernstation der Metro, um Hilfe für seine Mitmenschen zu holen. Und eine ziemlich harte, schwere Reise beginnt.

Kohle verbraten. Ja, wirklich.

Metro 2033 mit Fallout zu vergleichen, wäre eine Beleidigung für beide Teile- außer dem Atomkrieg haben die Spiele wirklich nichts gemeinsam. Fakt ist, dass Metro 2033 einiges anders macht als andere Egoshooter- und das ist cool.

Das Auffälligste des ganzen Spiels ist, dass wir (zumindest für Erstwaffen) über zwei Arten von Munition verfügen- die gute wurde noch vor dem Krieg hergestellt und dient im Spiel gleichzeitig als Währung verwendet. Also bezahlt man damit- oder verballert sie, da sie höheren Schaden durchsetzt als die Nachkriegsmunition, welche dafür häufiger zu finden ist. Das ist eine ziemlich clevere Art des Ressourcenmangaments, da man so buchstäblich sein Geld verschießt. Schön ist, dass es an einigen Stationen Wechselstuben gibt, an welchen wir die Munitionen bei einem bestimmten Kurs tauschen können. Wer also mal zuviel „Geld“ haben sollte, tauscht es in eine Menge schlechte Munition um. Das ist im Spiel jedoch der ratsamste Weg, sich durchzuschlagen, da die so verteilte Munition sehr rar ist- ein guter Spannungsfaktor, durch den man gut planen muss.

An sich können wir drei Waffen mit uns rumschleppen- die Erstwaffe ist meistens ein Sturmgewehr in verschiedenen Arten, welches uns im ganzen Spiel am meisten helfen wird. Diese gibt es noch mit verschiedenen Aufsätzen. Die Zweitwaffe ist immer ein Revolver in unterschiedlichen Ausführungen- entweder mit Zielfernrohr, mit Laufverlängerung für präzisere Schüsse oder mit Kolben zur Stabilisierung. Oder einfach alle auf einmal, solche Waffen sind jedoch sehr selten bzw. sehr teuer. Die Drittwaffen haben es in sich- entweder schleppen wir eine Schrotflinte, halbautomatisch oder ganz manuell mit uns herum oder wir nutzen pneumatische Waffen, welche ganz still und leise sind, allerdings nach einigen Schüssen aufgepumpt werden müssen, da der Schuss sonst keine Kraft mehr hat. Als nächstes verfügen wir über eine Taschenlampe sowie später ein Nachtsichtgerät, welche im Bekämpfen der Dunkelheit mehr als hilfreich sind. Allerdings verbrauchen sie Batterieleistung und werden mit der Zeit schwächer, daher müssen wir regelmäßig unseren Dynamo benutzen und sie so wieder aufladen.

Einen weiteren Faktor bietet die Gasmaske. Manchmal betreten wir im Spiel auch die Oberfläche beziehungsweise verseuchte Gebiete, die wir ohne Gasmaske nicht überleben können. Dabei müssen wir jedoch ständig darauf achten, dass wir nur über eine begrenzte Anzahl an Filtern verfügen und die Gasmaske auf der eisigen Oberfläche mit der Zeit auch schnell beschlägt.

Abgesehen davon spielt sich Metro 2033 recht simpel- stecken wir zu viele Treffer ein, müssen wir in Deckung gehen, um Gesundheit zu regenerieren- was aber deutlich länger dauert als in anderen Egoshootern, daher haben wir für den Notfall immer noch Spritzen dabei, welche uns sofort heilen. Insgesamt gesehen gibt es zwei Arten von Gegnern- Menschen und Mutanten. Die Mutanten greifen uns natürlich aus dem Nahkampf an und stecken mal gerne ein halbes Magazin ein, bevor sie das Zeitliche segnen. Die Menschen schießen lieber aus der Entfernung auf uns, doch manchmal stellen sie sich etwas zu doof an, indem sie einfach mal aus der Deckung springen oder stupide auf uns zustürmen. Das schmälert das Kampfgefühl etwas. Auch hilft der Wegpfeil uns manchmal überhaupt nicht weiter, da die Level größtenteils mehrstöckig aufgebaut sind. Ziemlich doof, da das vor allem auf der Erdoberfläche aufgrund fehlender Gasmaskenfilter für Unmut sorgen kann.

Vollgestopft oder gähnend leer.

Das, was Metro 2033 jedoch definitiv am meisten ausmacht, ist die Atmosphäre. Das, was 4A Games uns vorsetzt, ist allerfeinste Sahne. Auf der einen Seite sind einige Stationen vollgestopft mit Menschen, welche sich über alle möglichen Dinge unterhalten, manchmal stehen wir einfach nur daneben und hören zu. Da gibt es welche, die sich gemütlich beim Mittagessen über Mutanten unterhalten, da gibt es welche, die neben fröhlich grunzenden Schweinen stehen und mit ihrer Ware angeben, da gibt es sogar Bettler, welchen wir eine Patrone spenden können. Die Geräuschkulisse ist dabei so laut wie auf einem Wochenendmarkt, und wir sind mittendrin. Etwas so dichtes in einem Computerspiel zu sehen, ist schon wirklich toll.

Auf der anderen Seite, wenn wir uns in den dunklen, sehr stillen und vor allem langen Tunneln bewegen, fühlen wir uns von den engen Wänden regelrecht zusammengedrückt. Der Tod und die Apokalypse schweben uns dabei immer wieder vor den Augen, wir fühlen uns allein und hilflos. Nur die Waffe im Anschlag gibt uns das Gefühl, nicht ganz machtlos zu sein. Verstärkt wird das Ganze noch durch die Besuche auf der Erdoberfläche, alles ist zerstört, keine Menschen mehr, nur noch böse und gefräßige Mutanten. Und das Schnaufen unserer Gasmaske. Im Spiel gibt es dabei auch paranormale Erscheinungen, welche den Spieler zusätzlich verwirren. An einer Stelle laufen wir über einen verwüsteten und vom Eis überzogenen Spielplatz, als wir plötzlich eine Vision erhalten, in der wir den Spielplatz so sehen, wie er vor dem Krieg war- die Sonne scheint, lachende Kinder, blühende Sträucher.

Die Endzeitstimmung wird somit hervorragend herausgehoben. Das gesamte Equipment wirkt halb verrostet und zerschlissen, die Menschen leben gerade noch von dem, von dem man noch leben kann. Das gibt natürlich ein dickes Plus in der Wertung. Übrigens gibt es noch ein alternatives Ende im Spiel. Wie man es erreicht, will ich nicht verraten, aber ich gebe einen Tipp: Man muss sich gut verhalten.

Sieht echt scharf aus!

Auch grafikmäßig hat Metro 2033 einiges zu bieten- DirectX 11- Unterstützung, knackscharfe Texturen und wunderschöne Licht- und vor allem Raucheffekte verschönern die Reise durch das kaputte Moskau. Leider sieht man in den Tunneln nur recht wenig davon. Zum Release waren auch die Hardwareanforderungen sehr hoch, mittlerweile sind sie moderat. Wer das Spiel mit allen Optionen auf Anschlag genießen will, muss schon einen guten Rechner besitzen.

Fazit

Insgesamt ist Metro 2003 atmosphärisch, gameplaytechnisch und grafisch voll gelungen. Leider hat das Spiel auch einige Mängel, welche zwar nicht besonders groß sind, aber dafür sorgen, dass das Spiel nicht die 90 Punkte erreicht: Die Gesichter der anderen Charaktere wirken wie aus Holz geschnitzt, da sie sich selbst beim Sprechen so gut wie gar nicht bewegen. Emotionen gehen somit verloren, was eigentlich sehr schade ist. Auch ist die Spieldauer mit sechs Stunden sehr kurz. Doch wenn man von diesen Dingen absieht, sorgt das Spiel für gut und gerne vier Abende Spannung, Unterhaltung und Spielspaß. Daher für Endzeit- und Egoshooterfans eine klare Kaufempfehlung!


Wertung
Pro und Kontra
  • genial inszenierte Atmosphäre
  • "geld-verschieß"-system
  • Schöne Story mit alternativem Ende
  • Endzeitstimmung wird hervorragend durchgestzt
  • knackscharfe Grafik
  • Charakter haben Holzgesichter
  • Wegpfiel meistens sinnlos
  • viel zu kurz

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(2)
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