Pokémon in Minecraft - So entsteht ein Spiel im Spiel

Eine komplett funktionsfähige Kopie der roten Edition von Pokémon in Minecraft? Genau das hat der Modder Mr. Squishy erschaffen. Wir erklären, wie es überhaupt möglich ist, ein Spiel im Spiel zu programmieren und wie viel Arbeit in dem Projekt steckt.

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Minecraft ist die wohl größte Spiele-Sandbox, die jemals existiert hat. Die Möglichkeiten in dem Open-World-Spiel sind scheinbar unendlich. Das zeigen vor allem fantastische Kreationen von Spielern und Moddern wie zum Beispiel ein funktionierender Atari-Emulator, ein Nachbau der Stadt Anor Londo aus Dark Souls oder die Minecraft-Civilization-Mod.

Eines der neusten und faszinierendsten Minecraft-Projekte stammt von Modder Mr. Squishy: In monatelanger Kleinstarbeit hat er es geschafft, eine exakte Kopie der roten Edition von Pokémon in Minecraft nachzubauen. Auf einem riesigen Gameboy aus Minecraft-Blöcken können wir das komplette Monsterjagd-Abenteuer nacherleben, Kanto erkunden und zum Champ der Pokémon-Liga werden.

Doch wie hat Mr. Squishy das gemacht? Wie viel Planung, Arbeit und Aufwand musste er in dieses Projekt stecken? Und wie lässt sich überhaupt ein Spiel im Spiel bauen? In einem Video-Interview mit Polygon hat Mr. Squishy seine Kreation nun genauer vorgestellt und uns einen Einblick in die Berge an Datenblöcken gewährt, die Pokemon Rot in Minecraft laufen lassen.

21 Monate und 357.000 Blöcke

21 Monate lang hat der Modder an dem Projekt gearbeitet und dabei knapp 357.000 Kommando-Blöcke verbaut, sowie 2.833 Kilometer im Spiel zurückgelegt. Dafür bietet seine Pokémon-Version aber auch alles, was wir vom Original kennen: Alle Pokémon der ersten Generation, die komplette Story, die den Spieler vom kleinen Dorf Alabastia bis zu den Top Vier führt, und sogar berühmte Bugs wie das geheimnisvolle MissingNo hat Mr. Squishy eingebaut.

Auf diesem riesigen Gameboy aus Minecraft-Blöcken lässt sich das komplette Abenteuer aus Pokemon Rot nachspielen. Quelle: Polygon. Auf diesem riesigen Gameboy aus Minecraft-Blöcken lässt sich das komplette Abenteuer aus Pokemon Rot nachspielen. Quelle: Polygon.

Möglich wird das durch ein unglaubliches Gebilde, das der Modder in einer Vanilla-Version von Minecraft gebaut hat, also in einer unveränderten Originalversion des Spiels, ohne irgendwelche Mods oder Plugins.

So funktioniert Programmieren in Minecraft

Wie jedes Spiel besteht auch die Minecraft-Pokémon-Version aus Code-Zeilen, die definieren, was wann wie und unter welchen Umständen im Spiel passieren kann. Mr. Squishy musste also bevor er mit dem Bauen anfangen konnte, zunächst Unmengen an Spieldaten sammeln, um Pokémon zu hundert Prozent korrekt rekonstruieren zu können.

In unglaublich langen Excel-Tabellen (die man auf Reddit downloaden kann) hat er unter anderem haufenweise Code-Zeilen zusammengestellt, die Spielmechaniken und Animationen definieren. Außerdem hat er alle Pokémon und ihre Attacken aufgelistet, inklusive aller möglichen Schäden und Effekte, die diese bewirken können.

Die 357.000 Blöcke haben alle eine eigene Aufgabe. Hier ist nur die Spitze des unglaublichen Gebildes zu sehen, das Mr. Squishy zusammengebaut hat. Quelle: Polygon. Die 357.000 Blöcke haben alle eine eigene Aufgabe. Hier ist nur die Spitze des unglaublichen Gebildes zu sehen, das Mr. Squishy zusammengebaut hat. Quelle: Polygon.

Anschließend hat er die Infos in Blöcke gesteckt: Jeder Minecraft-Kommando-Block enthält eine Zeile Spiel-Code von Pokémon Rot. Auf diese Weise hat er etliche Datenbanken gebaut, die alle Spielinfos enthalten. Sobald man dann am riesigen Minecraft-Gameboy einen Befehl eingibt, werden die passenden Kommando-Blöcke aktiviert und entsprechend dem Spiel-Code die korrekten Animationen und Funktionen ausgeführt. Mit zwei Beispielen wollen wir verdeutlichen, wie das aussehen kann.

Jeder Block hat seinen Zweck

In den Untiefen der Block-Fluten ist unter anderem eine riesige Ebene zu finden, die durch ihre rot-grüne-Fleckung auffällt. An dieser Stelle finden sich die Informationen über die Attacken (TMs und VMs) aus Pokémon. Jedes einzelne Monster stellt eine Zeile dieser Ebene dar und jede Attacke eine Spalte.

Wenn man nun einem Pokémon eine Attacke beibringen möchte, kontrolliert das Spiel auf dieser Ebene die entsprechenden Block-Reihen und -Zeilen und checkt, ob der Angriff erlernbar ist. Ein grüner Block bedeutet, es funktioniert, bei einem roten, kann das Pokémon die Attacke nicht erlernen.

Diese rot-grüne-Fläche enthält die Informationen darüber, welches Pokémon welche TM oder VM erlernen kann. Quelle: Polygon. Diese rot-grüne-Fläche enthält die Informationen darüber, welches Pokémon welche TM oder VM erlernen kann. Quelle: Polygon.

Die gesamte Karte von Kanto in Blockform

Noch wesentlich beeindruckender als die Attacken-Ebene sieht aber die Spielwelt Kanto in programmierter Form aus: Auf einer der tiefsten Ebenen seines Kunstwerks hat Mr. Squishy die gesamte Map aus Pokémon Rot mit Minecraft-Blöcken nachgebaut.

Dabei hat er für die verschiedenen Objekte der Spielwelt jeweils bestimmte Block-Sorten verwendet (Melonen-Blöcke sind zum Beispiel Türen). Wenn man als Spieler dann durch Kanto und damit über die verschiedenen Block-Arten läuft, kontrolliert das Spiel, welche Texturen und welche Funktionen die einzelnen Blöcke darstellen müssen.

Im Vordergrund ist das Dorf Alabastia in Blockform zu sehen. Nach oben zieht sich die Route 1, so hat Mr. Squishy die gesamte Karte von Kanto nachgebaut. Quelle: Polygon. Im Vordergrund ist das Dorf Alabastia in Blockform zu sehen. Nach oben zieht sich die Route 1, so hat Mr. Squishy die gesamte Karte von Kanto nachgebaut. Quelle: Polygon.

Damit das korrekt funktioniert, hat Mr. Squishy unter der gesamten Map diverse Ebenen mit Blöcken angelegt, die jeden einzelnen Punkt der Karte definieren. Beispielsweise bestimmt eine Schicht aus Blöcken, wo wilde Pokémon zu finden sind. Eine andere Ebene legt fest, wo NPCs in der Welt stehen, sowie was diese tun und sagen können. Eine dritte Reihe ist einzig für versteckte Items auf der Map vorgesehen und so weiter. Auf diese Art erfüllt jede Ebene und jeder Block einen ganz bestimmten Zweck.

Zu allerletzt sorgt ein Texture-Pack noch dafür, dass die aktivierten Animationen auf dem riesigen Gameboy-Bildschirm nicht in undefinierbarer Minecraft-Block-Grafik, sondern im richtigen Pokémon-Look dargestellt werden.

Viel Spaß beim Nachbauen!

Hört sich alles gar nicht so schwer an, nicht wahr? Doch wir sollten nicht vergessen, dass das gesamte Projekt, das sich in der Theorie grob und schnell erklären lässt, Mr. Squishy ganze 21 Monate an Arbeit gekostet hat. Denn zum Programmieren eines Spiels im Spiel gehört immer noch unheimlich viel Kleinstarbeit, Recherche und das Schreiben (oder eben Kopieren) von Unmengen an Code-Zeilen.

Wer dennoch selbst mal versuchen möchte, ein Spiel in Minecraft zu programmieren, kann sich die Aufzeichnungen von Mr. Squishys Pokémon-Projekt auf Reddit anschauen. Und wer wissen will, wie sich die rote Edition in Minecraft spielt, der kann sich die Mod für den PC im Minecraft-Forum herunterladen.

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