Guter Stealth-Actioner mit viel Kurzweil

MITTELERDE: MORDORS SCHATTEN wandelt auf bekannten Pfaden: Stealth-Spiele sind mittlerweile ein eigenes Genre. Die wohl bekanntesten Vertreter sind ohne Frage...

von - Gast - am: 09.02.2018

MITTELERDE: MORDORS SCHATTEN wandelt auf bekannten Pfaden: Stealth-Spiele sind mittlerweile ein eigenes Genre. Die wohl bekanntesten Vertreter sind ohne Frage die ASSASSIN'S CREED Reihe oder der nette Giftzwerg STYX. MITTELERDE: MORDORS SCHATTEN kann sich aber als einer der besten Vertreter dieses Genres behaupten!

MITTELERDE: MORDORS SCHATTEN bringt mit dem Nemesis-System frischen Wind ins Genre. Dazu noch der HERR DER RINGE Bonus mit ein paar (gekonnt) geklauten Elementen aus ASSASSIN'S CREED und der BATMAN-(ARKHAM)-Reihe vermischt, da kann nicht viel schiefgehen?

Das Beste zuerst: das NEMESIS-System

Das Programmierteam Monolith, das schon mit der F.E.A.R. Reihe begeistern konnte und sich in den 90ern für meinen absoluten Lieblingsshooter BLOOD verantwortlich zeigte, dachte sich wohl, dass man mit einer billigen Kopie heutzutage keinen Blumentopf mehr gewinnen kann. Also muss etwas Neues her!

NEMESIS heisst das Zauberwort. Während wir uns durch Horden von Orcs und Uruks schnetzeln, die alle gleich aussehen, kreiiert NEMESIS auch individuelle Kriegsherren, also Anführer bzw. Bosse, die jeder einen eigenen Namen bekommen und über generische Stärken und Schwächen verfügen (z.B. Immunität durch Nahkampfwaffen, wir können ihn nur durch einen gezielten Pfeil in den Kopf töten, oder etwas Todesangst vor Wargs, er ergreift beim blossen Sichten eines Wargs die Flucht).

Töten wir diesen Kriegsherrn, entsteht eine Vakanz in der Hierachie, was zur Folge hat, dass dessen Vorgesetzten ein Bodyguard weniger zur Verfügung steht (was diesen Kampf erheblich erleichtert). Andererseits werden auch Kriegsherren befördert, die es schaffen uns zu töten. Durch die Beförderung werden sie auch stärker, was sich in der nächsten Konfrontation bemerkbar macht. Beförderte Kriegsherren füllen übrigens die geschaffen Vakanzen wieder.

Nettes Detail, ein erfolgreich geflohener Kriegsherr oder einer der uns besiegt hat erinnert sich an uns und lässt den ein oder anderen Kommentar ab. Das sorgt für Persönlichkeit und gab es in dieser Form bisher noch nicht!

Besiegte Kriegsherren können wir entweder exekutieren oder verhören, letzteres offenbart einiges an geheimen Informationen zu Stärken und Schwächen seiner Vorgesetzten und ist in einigen Fällen sogar nötig.

Das Gameplay

Wir übernehmen die Rolle des Rangers Talion, der nach seinem Ableben mit dem Wraith Celebrimbor zu einer Art Untoten Wiederkehrer verschmolzen wird. Dadurch hat Talion von Beginn an besondere Wraith-Fähigkeiten, die im Laufe des Spiels in Rollenspiel-Manier bei Levelaufstiegen erweitert werden.

Wir bewegen uns durch eine von Orcs besetzte offene Welt, in der wir uns frei bewegen können. Diese ist voller Orc-Burgen und Festungen, die wir nach und nach säubern müssen, zumindest von den Anführeren. Nach erfolgreichen Verhören arbeiten wir uns an der Orc-Hierachie nach oben und erledigen zahlreiche Nebenmissionen. Hier gibt es unter Anderem auch ein Wiedersehen mit Gollum...

Dass Talion natürlich nicht so einfach eine Orc Festung einnehmen kann versteht sich von selbst: reinstürmen und metzeln führt nicht zum Erfolg, hier kommen die Stealth Talente zum Einsatz. Das soll nicht heissen, dass Talion gar nicht kämpfen kann, ganz im Gegenteil: werden wir doch entdeckt, kann Talion mit seinem Schwert durchaus ordentlich austeilen, Pfeil und Bogen stehen ihm für Distanzangriffe ebenfalls zur Verfügung. Allerdings werden wir relativ schnell von Orcs überrannt und überwältigt wenn wir uns zu lange auf solche Scharmützel einlassen. Werden wir gesichtet rufen die Orcs auch nach Verstärkung, gegen die Massen von heraneilenden Uruks haben wir dann doch deutlich schlechtere Karten, also bleibt nur die Flucht.

Sollte uns die Flucht nicht gelingen, wird aber nicht so einfach ein alter Spielstand geladen, speichern und laden im klassischem Sinne kennt MORDORS SCHATTEN nicht. Schliesslich sind wir ja untot: wir respawnen einfach und unser Mörder wird befördert und stärker. Aber die Rache ist unser!

Die postiven Aspekte...

Mir persönlich gefällt die gut umgesetzte, offene Welt sehr gut! Dazu das Nemesis System und das Setting (HERR DER RINGE, Held ist untot) wurden gut integriert und sind keinesfalls nur "aufgesetzt". Die Missionen sind oft abwechslungsreich, wenn auch nicht immer ideal ausbalanciert: gegen Ende werden wir ziemlich übermächtig und können sogar die riesigen Trolle plätten. Bis dahin machen die Stealth-Einlagen aber richtig Spass.

Auch der Humor kommt nicht zu kurz: haben wir einen Orc per gezielten Kopfschuss mit unserem Pfeil gemeuchelt und bleiben in Deckung bis er von seinen Uruk-Kollegen gefunden wird, reagieren diese mit einem hämischen "den mochte eh niemand!" Lediglich seine Orc-Freunde finden das nicht so lustig und gehen auf die Suche nach uns.

Die Spielwelt erscheint lebendig und detailreich, was nicht jedes Open World Spiel hinbekommt (*hust* *hust* DRAGON AGE INQUISITION). Auch grafisch kann ich nichts wirklich beanstanden, sicher die Boden-Texturen sind etwas matschig, dafür ist die Grafik angenehm flüssig und schnell. Ein gut Fast-Travel-System ist ebenfalls integriert.

Die (englischen) Sprecher sind gut (leider stand Anndy Serkis nicht für die Rolle von Gollum zur Verfügung, aber man kann ja nicht Alles haben), und die Steuerung per Maus und Tastatur klappt einwandfrei. Nach kurzer Einarbeitung hat man die ganzen Aktionen ganz gut im Griff (liebe Freunde von FROM SOFT, *SO* geht eine PC Umsetzung!).

MORDORS SCHATTEN ist sehr umfangreich ohne künstlich in die Länge gezogen zu erscheinen - heutzutage wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Es gibt viele Nebenmissionen und ebensoviele Lösungsmöglichkeiten. Mir haben auch die integrierten Rollenspiel-Elemente gefallen, mit Levelaufstieg und Perks halten sich diese allerdings in Grenzen: MORDERS SCHATTEN ist ganz klar kein Rollenspiel sondern ein Stealth-Actionspiel Mix.

Der Schwierigkeitsgrad ist relativ niedrig wenn man sich mit der Spielmechanik einigermassen vertraut gemacht hat. Da Talion schneller ist als die Orcs und Uruks, ist eine Flucht so gut wie immer möglich. Somit ist das Spiel auch für Anfänger geeignet. Sterben kann Talion nicht - er ist ja schon (un)tot: aber

Das Kampfsystem ist simpel aber gefällig: die Exekutionen in Zeitlupe sind soetwas von befriedigend und flüssig animiert. Die randomiesierte Machtkämpfe der Orc-Häuptlinge können wunderbar ausgenutzt werden um die Häuptlinge aus dem Hinterhalt zu erledigen - einfach genial! Auch die KI ist gut gelungen, Gegner fliehen sogar anstatt dumm in ihren Tod zu eilen, rufen Verstärkung herbei und umzingeln einen.

Mir gefiel auch die düstere Welt jenseits der HERR DER RINGE Trilogie, dank des Mordor-Settings eine Art Tolkien'scher Anti-Tolkien. Einfach brilliant!

Und die negativen Aspekte...

Eindeutig die Story, die eine simple Rachestory darstellt. Das ist nicht unbedingt schlecht, zumal sie am Anfang wirklich gut und glaubwürdig gespielt ist, aber während der restlichen Spielzeit wird nicht viel daraus gemacht, wodurch Talion doch recht blass bleibt.

Zum Anderen ist das Spiel auf Dauer doch arg repetitiv und hat einige Balancing-Probleme: am Anfang die etwas steile Lernkurve und gegen Ende etwas zu leicht. Zwischendurch gibt es immer wieder starke Fluktuationen.

Das NEMESIS System hat man leider etwas abgespeckt, man hat den Eindruck, dass man ursprünglich doch etwas mehr einbauen wollte als es ins fertige Spiel geschafft hat.

Fazit

Zwar überwiegen auf dem ersten Blick die positiven Aspekte bei Weitem, aber das repetitve Gameplay hemmt dann doch etwas den Dauerspass. MORDORS SCHATTEN macht durchaus sehr viel Spass, am Anfang war es für mich sogar ein klarer 90er Kandidat, aber nach und nach tritt das Spiel auf der Stelle. Gut, aber nicht genial, mir persönlich gefällt es jedoch besser als ASSASSIN'S CREED Spiele oder die HITMAN-Reihe. Einfach mal in die Gegnerhorde springen und Orks schnetzeln - das ist sehr kurzweilig und macht Laune! Ich ertappe mich immer wieder stundeland Orcs zu piesacken, aus der Entfernung mit Pfeil und Bogen zu beharken, Hornissennester auf die Orks stürtzen zu lassen, oder die Caragors aus ihren Käfigen freizuschiessen, die dann tollwütig über alles herfallen - Spieler und Ork gleichermassen. 100+ Stunden insgesamt und ich bis erst bei 17% des Hauptquests. Diese Spielzeit täuscht etwas, es ist kein Spiel an dem man 100 Stunden am Stück verbringt: immer mal wieder ein paar Runden zwischendurch sind es auf jeden Fall wert!


Wertung
Pro und Kontra
  • Nemesis System und dadurch "lebendige" Gegner
  • offene, durchaus schön gestaltete Welt
  • düstere Welt, teilweise derber Humor
  • grafisch sehr schön
  • auch für Anfänger geeignet
  • auf Dauer repetitives Gameplay
  • Story eher simpel und klischeehaft
  • gegen Ende sackt der Schwierigkeitsgrad rapide ab

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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