Überraschend gutes Rollenspiel mit Humor

Vor vierzehn Jahren erschien das Moorhuhn erstmals auf der Bildfläche. Damals ausschließlich als Ziel, galt es möglichst viele Moorhühner...

von Richard S. am: 13.10.2013

Vor vierzehn Jahren erschien das Moorhuhn erstmals auf der Bildfläche. Damals ausschließlich als Ziel, galt es möglichst viele Moorhühner in 90 Sekunden abzuschießen. Seither hat das Moorhuhn etliche Auftritte in Fortsetzungen und Spin-Offs nach sich gezogen wie auch unzählige Nachahmer inspiriert. Dass das Moorhuhn eines Tages in einem tatsächlich guten Action-RPG die Hauptrolle spielen würde, hätte anfangs wohl niemand gedacht.

 

 Handlung

Tiger & Chicken handelt vom alten China, welches von einem finsterten Terrakottakaiser und dessen Armee aus Gürteltieren, Krokodilen und Terrakottakriegern beherrscht wird. Das Volk der Moorhühner wurde versklavt, um in den Minen des Kaisers zu schuften, und die ehrwürdigen Shaolin fast völlig vernichtet. Der Spieler schlüpft zu Beginn in die Rolle eines jungen Moorhuhnkindes, welches aus den Minen entkommt und unter die Fittiche des letzten Shaolin-Meisters genommen wird. Dazu noch eine Holde in Not sowie ein paar Verräter, und die nicht gerade innovative Ausgangssituation von Tiger & Chicken ist komplett.

Zwar ist die Handlung wirklich nichts Neues, macht dieses Defizit allerdings durch Humor, skurrile Charaktere und ein überraschend gutes Rollenspielsystem wett.

 

 Tatsächlich ein Action-RPG

Wie in jedem klassischen Rollenspiel sammelt man für das Besiegen von Gegnern und das Erledigen von Quests Erfahrungspunkte, um aufzuleveln und Punkte für den Ausbau der Shaolin-Fähigkeiten zu verdienen. Pro Levelaufstieg erhält der Spieler einen Punkt zum verbessern einer der drei passiven Kategorien (Gesundheit, Kampfstärke, Mana bzw. Chi) und einen weiteren Punkt zum verbessern aktiver Fähigkeiten (zusammengefasst Zeitlupe, Schlagkombinationen, Wirbelangriffe und Sprungangriffe. Hinzu kommen noch vier magische Fähigkeiten, die jeweils für eines der vier Elemente stehen. Diese kann man durch das Sammeln von Ahnengeistern erlernen und verbessern.

Die vier "größeren" Ahnengeister begleiten den Spieler den Großteil des Spiels und geben Hinweise auf (häufig offensichtliche) Problemlösungen.

Weiters sammelt man Geld und Ausrüstung von besiegten Gegnern, darunter Heiltränke, verschiedene Waffen und Rüstungen. Mit dem Gold kann man an besonderen Schreinen (die auch als Speicherpunkte dienen) neue Ausrüstung kaufen oder alte Ausrüstung verkaufen. Soweit, so klassisch. Ebenfalls klassisch, aber dennoch enorm spannend, sind die Kämpfe.

 

 Kampf

Die Kämpfe laufen wie gewohnt ab: Man schlägt auf die Gegner ein, wirkt Zauber, schluckt Heiltränke. Allerdings reicht blindes draufhauen nur selten aus, die immer größer werdenden Gegnergruppen verlangen häufigen Fähigkeiteneinsatz und Ausweichmanöver. Insbesondere trifft dies auf die seltenen Bosskämpfe zu, wobei jeder Bossgegner  über besondere Fähigkeiten verfügt. Besonders der letzte Bosskampf ist ziemlich knackig.

 

 Lacher gibt's immer

Das Highlight von Tiger & Chicken sind aber die Charaktere. Egal ob nun der stoisch-ernste Aufseher Li, der leicht senile Meister Tschi-Ken oder der von Gedichten besessene Terrakottakaiser: Jeder Charakter ist für ein paar Lacher gut. Selbst der Hauptcharakter, denn obwohl eigentlich stumm, gibt es einige Dialoge - ähnlich wie im Adventure "Harveys neue Augen" bringt der Hauptcharakter nie mehr als ein "Äh" oder "Öhm" heraus, bevor er vom Gesprächspartner unterbrochen wird.

Auch die Spielwelt selbst sorgt für Lacher, beispielsweise die Werbetafeln für eine Kampfsportschule, die ausnahmslos bekannte Snack-Werbesprüche nutzen; oder auch unerwartete Anspielungen. Dazu kommen noch einige durchaus ernstere Szenen und Themen, die das Gesamtbild abrunden.

 

 Fazit

Tiger & Chicken ist nun nicht bahnbrechend innovativ, übermäßig komplex oder gar ein Story-Schwergewicht, dafür verfügt es über viel Humor, ein ausreichendes Maß an Rollenspiel und ein unerwartetes Suchtpotenzial. Die Spielzeit ist mit etwa fünf-sechs Stunden nicht allzu großzügig bemessen, bei einem Preis von knapp 20 Euro geht das aber in Ordnung.

Wer mal wieder ein unterhaltsames, humorvolles Rollenspiel mit dem Herz am rechten Fleck spielen will, kann ruhig zugreifen. Wer es lieber ernst mag, sollte aber bei Diablo & Co bleiben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Humor
  • skurrile Charaktere
  • gutes Rollenspiel-System
  • Kämpfe mit Suchtpotenzial
  • abwechslungsreiche Umgebungen
  • Tolle Soundkulisse
  • überwiegend gute Sprecher
  • nicht ganz zeitgemäße Grafik
  • kleinere Bugs
  • manchmal doch zu albern

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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