Ghost - Nachricht von Ronan

Dass man in Abenteuerspielen schon mal einen Mord aufklären muss, ist nichts Besonderes. Dass man seinen eigenen Mörder sucht, ist dagegen...

von marioworld2013 am: 06.06.2015

Dass man in Abenteuerspielen schon mal einen Mord aufklären muss, ist nichts Besonderes. Dass man seinen eigenen Mörder sucht, ist dagegen äußerst ungewöhnlich.

So ergeht es uns in Murdered - Soul Suspect aus dem Hause Square Enix. Wir spielen Ronan - einen Detective mit düsterer Vergangenheit. Oder besser: Wir spielen Ronans Geist. Denn seine menschliche Hülle stirbt zu Beginn des Spiels: Er wird aus einem Fenster geworfen und - weil das noch nicht ganz reicht - mit sieben Schüssen hingerichtet.

Doch anstatt zu seiner vor längerer Zeit verstorbenen Frau ins Jenseits zu ziehen, verbleibt Ronan in einer Art Zwischenwelt gefangen wie auch noch viele andere Geister, die noch etwas zu erledigen haben, bevor sie ins Licht treten dürfen.

Unsere Aufgabe ist es natürlich herauszufinden, wer hinter dem Mord an uns steckt und warum wir ins Jenseits befördert wurden. Ohnehin wird der Ort des Spiels, Salem, seit Jahren von einem Mörder heimgesucht, der der Glockenmörder genannt wird, hinterlässt er doch bei jedem seiner Morde, ein Zeichen in Form einer Glocke. Gehören wir etwa zu seinen Opfern? Und welche Rolle spielt Joy, die Tochter einer Profilerin, die selbst ein Medium ist, was uns ermöglicht, mit ihr zu kommunizieren. Öfter sind wir mit ihr zusammen unterwegs, versprechen wir ihr doch im Gegenzug für ihre Hilfe, ihre verschwundene Mutter, zu finden.

In Salem bewegen wir uns in einer klassischen Third-Person-Ansicht. Das Grafikgerüst dazu liefert die Unreal-3-Engine. Das Spiel wurde ursprünglich für die PS 3 und die XBox 360 entwickelt, so dass die Grafik nicht mehr auf dem allerneuesten Stand ist. Das hat mich aber kaum gestört, ist der Look des Spiels doch stimmig und fängt die Atmosphäre gut ein. Zudem agieren die deutschen Sprecher sehr gut: Etliche Stimmen wird man sofort aus Sprechrollen bei Film und Fernsehen wieder erkennen.

Die Steuerung bringt natürlich die Besonderheit des Geistseins mit sich: So können wir nichts anfassen oder hochheben, wir können uns auch nicht mit (lebenden) Leuten unterhalten, dafür können wir durch Wände gehen, uns teleportieren, und Besitz von anderen Menschen ergreifen und so ihre Gedanken lesen oder sie manipulieren. Das ist eigentlich sehr gut umgesetzt, doch spätestens nach dem 10. Menschen, dessen Gedanken ich lese, merke ich, dass ich mir das auch sparen kann. Denn die bringen mich im Spiel nicht weiter und auch sonst erhalte ich keine weltbewegend neuen Erkenntnisse für mein Leben dadurch. Da hätte man mehr draus machen können. Ergreife ich Besitz über eine Katze, kann ich sie in Folge steuern und mich so fortbewegen, gerade in engen Luftschächten hilft uns das weiter.

Nun gut, sehen wir uns erstmal den Tatort an: Unsere Aufgabe ist es, dort eine gewissen Anzahl an Hinweisen zu finden. Hat man das geschafft, kann man Multiple-Choice-Fragen beantworten, indem man die richtigen Antworten aus den Hinweisen wählt. Macht man das richtig, kommt man der Lösung des Falls einen Schritt näher. Beantwortet man die Fragen zunächst falsch, ist das kein Problem: Man kann so lange versuchen, bis man die richtige Lösung gefunden hat. Klingt anspruchslos? Ist es auch. Egal, an welchem Schauplatz wir auch sind, die Ermittlungen laufen immer nach diesem Muster und Fehlinterpretationen werden vom Spiel nicht bestraft.

Murdered Soul ist ein Krimi zum Mitspielen, das Suchen nach Hinweisen, das richtige Beantworten der Fragen...all das ist keine wirkliche Herausforderung. Dazu kann man fleißig weitere Dinge finden und anschauen, z.B. Plaketten, Notizen, Abzeichen usw. Beispielsweise findet man über die Spielwelt jede Menge Notizen von Ronans Frau, die dem Spieler die Beziehung der beiden und ihre Probleme näher bringt. Oder wir finden in einem Gebäude mehrere Gewehrsymbole...Haben wir alle aufgedeckt, werden wir mit einer unheimlichen Geschichte belohnt, usw.

Neben der Hauptquest, wenn man es so nennen will, treffen wir in Salem auch noch einige andere Geister, denen es geht wie uns: Sie kommen nicht ins Jenseits, weil sie noch etwas herausfinden müssen. Als guter Polizeigeist helfen wir ihnen (optional) natürlich dabei, die Aufgabe zu erfüllen und sorgen so endgültig für ihre Erlösung.

Und dann sind da noch die Dämonen...irgendwie muss in dem Spiel halt doch auch gekämpft werden. Dämonen trachten uns nach unserer Seele. Erwischen sie uns, hat das unser Quasi-Ableben in der Zwischenwelt zur Folge. Besser ist es, sich vor ihnen zu verstecken und sie im richtigen Moment auszuschalten. Das funktioniert über Anschleichen von hinten und das schnelle Drücken einer vom Spiel vorgegebenen Tastenkombination. Zum Glück gibt es diese Situationen nicht allzu häufig, denn sie passen nicht recht zum Spiel: Spielt sich das Spiel sonst sehr ruhig, gemächlich und anspruchslos, sind die Dämonenszenen mitunter doch ganz schön knifflig, ohne dabei Spaß zu machen. Eigentlich möchte man doch wissen, wie die Geschichte weiter geht und keine Quicktime-Events absolvieren.

Das Wichtigste an Murdered - Soul Suspect ist aber die Story. Klar, wir können keinen erzählerischen Bestseller erwarten, aber der Krimi sorgt für genug Spannnung, dass man wissen will, wie es am Ende ausgeht. Die eine oder andere Wendung hält er auch noch bereit, auch wenn nicht jede wirklich überraschend ist. Die Geschichte hat jedenfalls ausgereicht, um mich bis zum Ende bei der Stange zu halten.

Fazit: Was hätte Murdered - Soul Suspect für ein Granaten-Adventure werden können? Einen Geist zu steuern macht Spaß und auch die eine oder andere Anspielung erfreut des Spielers Seele. Doch dafür ist das Spiel zu anspruchslos, um nicht zu sagen: Es ist viel zu leicht und bringt für einen Hit einfach zu wenig Abwechslung. Dazu nerven die Dämonenkämpfe. Die Story hält den Spieler aber trotzdem bis zum Abspann gut bei Laune. Der Abspann flimmert übrigens, je nachdem, wie genau man sich in Salem umsieht, nach etwa 6-8 Stunden über den Bildschirm. Das Spiel ist ein nettes Häppchen für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger. Zum Budgetpreis habe ich mich damit gerne zufrieden gegeben. In ewiger Erinnerung wird mir das Spiel aber wohl nicht bleiben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Abwechslungsreiche, spannende Story mit Wendungen
  • Hervorragende deutsche Sprecher
  • Routinierte Steuerung
  • Relativ kurze Spielzeit
  • Aufgesetzt wirkende Dämonenkämpfe
  • leicht angestaubte Grafik
  • Viel zu niedriger Schwierigkeitsgrad

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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