Schubladendenken unmöglich
Dass so schnell keine Langeweile aufkommt, liegt vor allem an den virtuosen Wechseln zwischen verschiedenen Kameraperspektiven und Genres. Zwar ist Nier: Automata im Kern ein Action-Rollenspiel in der typischen Third-Person-Perspektive, doch in fließenden Übergängen wechselt es in manchen Szenen zu einem Sidescroller oder sogar einem Shoot'em-Up in der Tradition alter Arcade-Klassiker.
Mehr noch: Wenn 9S Hackangriffe auf seine Gegner anwendet, schaltet das Spiel blitzschnell zu einem Dual-Stick-Shooter-Minispiel um, das frappierend an Geometry Wars erinnert. Und sogar vor umfangreichen Visual-Novel-Abschnitten wird nicht halt gemacht. Erstaunlicherweise spielen sich all diese Elemente trotz der bunten Mixtur hervorragend - wenn uns eben die Steuerung nicht dazwischenfunkt.
Aus Dark Souls bekannte Mechaniken finden ebenso Einzug in Nier: Automata: Wenn der Held stirbt, können wir zu unserem virtuellen Leichnam zurückkehren und unsere Erweiterungen und Items bergen. Spielen wir im Online-Modus, dürfen wir beim Tod nicht nur kryptische Botschaften hinterlassen, sondern andere Spieler haben sogar die Möglichkeit, unseren Androidenkörper wieder zu reparieren und als KI-Gefährten in Betrieb nehmen.
Grafikoptionen und PC-Performance
Bei der Darstellung der offenen (aber ziemlich überschaubaren), post-apokalyptischen Welt muss sich Nier: Automata allerdings Kritik gefallen lassen. Zwar macht es im Kontext Sinn, auf karge Landschaften zu setzen, doch manche Ecken wirken so klobig und detailarm, dass wir dachten, die Grafiker seien schlicht nicht pünktlich fertig geworden. Und die Grafik-Einstellungen halten sich auf dem PC in Grenzen: nicht einmal die Texturqualität können wir in verschiedenen Stufen regulieren.
Selbst die Camps, in denen wir uns viele Haupt- und Nebenmissionen abholen, wirken mit ihren statischen Schaufensterpuppen-NPCs alles andere als lebendig. Zwar gibt es mit verstecken Höhlen und Geheimräumen einiges zu entdecken, doch wir sind froh über die Schnellreise-Funktion, die uns langweilige Laufwege erspart.
Nier: Automata ist auf 60 Bilder pro Sekunde beschränkt und lief auf unserem Testrechner mit GTX 1070 selbst in den rasantesten Prügeleien butterweich. Nur die Zwischensequenzen trüben den Eindruck. Die sind in 30 FPS vorgerendert und ruckeln obendrein teils stark. Damit reißen sie uns immer wieder unnötigerweise aus dem Spielfluss.
Highlight fürs Ohr
Es ist zwar ärgerlich, dass nicht alle Gespräche vertont sind, doch davon abgesehen reißt der ansonsten tadellose Sound die Mängel in der Grafik wieder raus. Vor allem die Musik ist wie im Vorgänger Nier absolut fabelhaft!
Keiichi Okabe komponierte gemeinsam mit seiner Künstlergruppe MONACA einen meisterhaften Soundtrack, der selbst nach dem Spielen noch lange nachhallt.
Auf wunderbare Weise verknüpft er Gänsehaut erzeugende Chöre mit melancholischen Balladen und eingängigen Rhythmen, die zu jeder Situation passend abgemischt sind. Für die Hacking-Sequenzen mit 9S gibt es sogar eigene Chiptune-Versionen von jedem Track, was unheimlich viel Charme hat.
Darum werten wir ab
Und doch müssen wir Nier: Automata eine deutliche Abwertung gegenüber der Konsolenversion verpassen. NieR fühlt sich auf dem PC einfach nicht vollends heimisch, dafür wirkt die Maussteuerung zu verkorkst und die Tastenbelegung nicht frei genug.
Dazu kommen unschöne technische Probleme wie die hochskalierte Auflösung und die ruckelnden Zwischensequenzen. Dafür ziehen wir fünf Punkte ab. Wir hoffen, dass die Entwickler diese Probleme noch beheben - denn hinter dem schwachen Port steckt ja doch ein richtig gutes Spiel!
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