Outlast - der rasende Reporter im Irrenhaus

Ein Reporter, dunkle Nacht, eine verrufene Irrenanstalt ... klingt im Prinzip wie die Handlung eines Horrorfilmes, ist auch einer ... einer den man selbst...

von alliedarmour am: 08.09.2013

Ein Reporter, dunkle Nacht, eine verrufene Irrenanstalt ... klingt im Prinzip wie die Handlung eines Horrorfilmes, ist auch einer ... einer den man selbst spielt. Und ein ziemlich guter und gruseliger noch dazu.

 

 

- Die Story

In Outlast schlüpft man in die Rolle des Journalisten Miles Upshur, der durch einen Hinweis über verborgene und gefährliche Machenschaften in einer Irrenanstalt names "Mount Massive" erfährt.

Und was macht der gute Journalist, wenn er eine gute Story wittert? - Er packt seine Kamera ein, setzt sich in sein Auto und begibt sich auf dem Weg zur eben erwähnten Anstalt.

Soviel also erst einmal zu der Person die ihr spielt. Die eigentliche Story spielt sich nämlich dann in der Anstalt ab und ist zum Teil etwas verwirrend. Möchte hier aber zwecks Spoilern nicht zu viel verraten.

Geht ihr anfangs noch davon aus, dass ihr einfach ein wenig in dem (sehr, sehr) großen Gebäude nach Hinweisen wie Dokumentenmappen oder Notizen sucht, artet diese "Suche" relativ schnell aus, denn so leer wie das Haus von außen scheint, ist es überhaupt nicht.

Zudem trefft ihr in der Anstalt noch auf gewisse andere Charaktere, welche keine Insassen sind. Was macht ein wohl verrückter Priester dort? Wer ist der "Walrider"? Werden hier immernoch Experimente durchgeführt?

Ihr begebt euch also über ein Baugerüst ins Gebäude ... kommt ihr wieder raus?


- Die Atmosphäre

Die Schaffung der richtigen Atmosphäre ist eine der großen Stärken dieses Titels.
Schon draußen vor der Anstalt läuft euch ein kalter Schauer über den Rücken, als ihr vor dem Gebäude steht. Ihr seht einige Fahrzeuge eines SWAT-Teams vor dem Haupteingang stehen, doch keine dazugehören Menschen. Die Haupttür ist verschlossen. Was ist hier passiert?

Doch seid ihr erst einmal drinnen, wirkt das Spiel erst richtig auf euch (Tip von mir: Licht aus, Headset auf - ideale Spielzeit so ab 21 Uhr ;) )

Geschaffen wird die tolle Atmosphäre meiner Meinung nach durch 3 Faktoren:

- Die Grafik: Basierend auf der Unreal Engine 3 haben es die Entwickler geschafft, alles aus dieser Engine rauszuholen was für solch ein Spiel möglich war. Hat man die richtige Hardware, kann man das dann natürlich voll auskosten. Der Innenraum der Anstalt wirkt sehr detailliert, die Licht- und Schatteneffekte sind einer der Hauptgaranten für Gänsehaut, ebenso wie die Bewohner (seien sie tot oder lebendig) auf die ihr trefft.

- Der Sound: Der Sound ist, denke ich, sogar noch ein Stück wichtiger als die Grafik bei einem solchen (Indie-) Horrortitel. Genau wie in Amnesia sind es oftmals nicht die offensichtlichen und sichtbaren Schockmomente, die euren Puls in die Höhe treiben, sondern die akustische Untermalung der Schauplätze. Die Musik bzw. die Geräusche passen immer zur momentanen Situation des Protagonisten und sind sehr gut ausgewählt.

- Das "Ich-Gefühl": Ihr merkt, ich vergleiche das Spiel an einigen Stellen mit Amensia. Das werde ich auch jetzt kurz tun. Amnesia ist vom Gruselfaktor mindestens gleichauf mit Outlast, allerdings haben die Entwickler Outlast einen entscheidende Faktor gegeben, mithilfe dessen man noch ein Stück mehr ins Spiel eintaucht, und zwar einen wirklichen Körper.

Outlast ist zwar wie Amnesia ein First-Person-Spiel, allerdings seht ihr, im Gegensatz zu Amnesia, euren Körper, wenn ihr an euch herunterschaut, eure Hände, Beine, Füße ... Und das ist nicht alles, ihr seht eure Hände z.B. auch wenn ihr um Ecken schaut und sich Miles an einem Türrahmen festhält oder über Hindernisse springt. Was ebenfalls zur Atmosphäre beiträgt ist das Feature, dass man sich während dem Rennen über die Schulter schauen kann.

Die Unterlagen die ihr im Spiel findet, sind zwar oftmals in medizinischer Fachsprache geschrieben, jedoch eigentlich im Kontext immer relativ gut verständlich. Die Dialoge haben mir persönlich sehr gut gefallen.

Alles in allem verstehen es die Entwickler mit relativ einfachen Mitteln den größtmöglichen Horrorfaktor entstehen zu lassen, wie etwa wenn ihr in einen Raum kommt, in dem 3 bedauerliche und geistesabwesende Gestalten im Dämmerlicht auf einen mit Blut beschmierten, kaputten Fernseher starren, oder wenn einfach ein halbtoter, aber sich noch bewegender Patient in einem Rollstuhl sitzt.

Die Kamera die ihr mit euch tragt, trägt ebenfalls dazu bei, dass euch der Angstschweiß ausbricht, nämlich dann, wenn die Batterien zur Neige gehen. Doch dazu mehr im Gameplay-Abschnitt.

Alles in allem sind zwar subtile Horror-Elemente vorhanden, im Vergleich zu Wettbewerbern wie Amnesia allerdings, setzt Outlast eher auf den Schock und auf den "Voll-in-die-Fresse-Horror" - Räume mit unendlich viel Blut, Gedärmen und Leichen, dazu diverse Sprint-Passagen um Verfolgern zu entkommen usw. Dieser Horror macht das Spiel allerdings nicht schlecht, es ist eben weniger subtil.

Was das Spiel aber subtil gruselig macht, ist eben nicht der Horror, sondern einfach die Situation des Protagonisten alleine, nachts, in einem Irrenhaus mit Patienten, verrückten Ärzten und Priestern gefangen zu sein, und nichts dagegen tun zu können, außer irgendwie einen Ausgang zu finden.

Was die Atmosphäre etwas trübt sind seltene KI-Aussetzer und das Ende. Dazu komme ich noch.

- Das Gameplay

Die Steuerung ist eigentlich altbekannt, keine Überraschungen also von dieser Seite aus.

Einmal alle Tasten benutzt und gelernt, geht sie gut von der Hand und der Charakter lässt sich ziemlich präzise durch die engen Gänge und großen Räume steuern. Das Spiel bietet ebenfalls eine Gamepad-Unterstützung, welche ich allerdings nicht ausprobiert habe.

Das eigentliche Gameplay spielt sich irgendwie wie eine Mischung aus Outlast und Mirrors Edge. Es gibt, wie bereits erwähnt diverse Spielabschnitte in denen ihr Verfolgern entkommen müsst oder Kletterpassagen absolvieren müsst. Diese wirken aber meiner Meinung nach nie deplaziert und passen gut ins Gesamtkonzept.

Ansonsten verbringt ihr viel Zeit mit eurer Kamera, welche zudem noch teilweise sinnvolle, teilweise sinnlose Notizen liefert.

Hält man nämlich mit der Kamera auf eine besondere "Szenarie", macht sich Miles über das Gesehene Notizen. Da man allerdings nicht weiß und auch nicht drauf hingewiesen wird, wo man nun genau mit der Kamera draufhalten soll um diese Notizen zu bekommen, ist dieses Feature ein bisschen zwiespältig. Ist für den Spielfortschritt aber auch nicht großartig von Bedeutung.

Die eigentliche Kamera ist allerdings umso mehr von Bedeutung, diese benötigt ihr nämlich, damit ihr in dunklen Räumen und Passagen etwas seht, und zwar mit der Nachtsichtfunktion. Diese Funktion macht dunkle Räume zudem noch etwas bedrohlicher, da ihr immer nur einen kleinen Ausschnitt seht. Wie oben angesprochen benötigt diese Funktion der Kamera Energie, welche von Batterien, die ihr im Spiel findet, bereitgestellt wird. Mit den Batterien solltet ihr sparsam umgehen, denn es gibt zwar gerade so viele, dass euch (wenn ihr nicht dauerhaft mit dem Nachtsichtmodus rumlauft) der Saft während des Spielens nicht ausgeht, aber wenn ihr zu lange in einem dunklen Raum umherirrt, bekommt ihr irgendwann ein Problem.


Das Finden des richtigen Weges ist die meiste Zeit eigentlich relativ einfach, bis auf ein paar Ausnahmen. Aber auch dort findet man nach ein wenig suchen heraus, wie und wo es weitergeht.

Ein weiteres Gameplay-Element sind die Begegnungen mit anderen Insassen, teilweise "freundlich" gesinnt, aber teilweise eben auch nicht. Da ihr euch nicht zur Wehr setzen könnt, bleibt nur das Verstecken und die Flucht, ein einigen Passagenw werdet ihr auch zur Flucht gezwungen.

Hier kommen nun die KI-Aussetzer ins Spiel. Die ersten paar Male sind diese Begenungen noch ziemlich unheimlich, aber hat man erst einmal die Patrouillenwege erkannt und weiß wie die KI reagiert, ist das Ganze eigentlich im weiteren Spielverlauf für mich eher nervig als gruselig gewesen. Einmal stecke ein Mutant sogar in einer von mir geschlossenen Tür fest. Zumal bemerken euch die meisten nicht einmal wenn ihr euch einfach in einen Schatten stellt, selbst wenn sie genau vor euch stehen.

Aber da das nicht allzu oft vorkommt, stört es das Spielerlebnis denke ich nicht großartig.

Allerdings ist es während den Verfolgungsjagden gar nicht so einfach den richtigen Weg zu finden, was bei mir an 2-3 Stellen zu etwas Frust geführt hat, da man sich dann irgendwann in einen engen Raum verlaufen hat und dort getötet wurde. Das führt dann zum "Trial and Error-Prinzip", man muss es eben öfters versuchen und irgendwann den richtigen Weg finden.

- Das Ende:

In Amnesia haben viele über das Ende geschimpft. Ich fand es ... naja sagen wir dem Spiel würdig, mir haben die alternativen Enden eigentlich alle ganz gut gefallen.

So gut das Spiel Outlast ist, so enttäuschend war für mich das Ende. Da ich nicht spoilern möchte erwähne ich nur, dass so die letzten 30-40 Minuten im Spiel eigentlich nicht mehr allzu gruselig sind, was die Wertung gerade durch das Ende leider nochmal ein wenig drückt - schade für so ein eigentlich tolles Spiel.

Aber das ist nur meine persönliche Meinung, mag sein das anderen das Ende ja gefällt.

- Fazit:

Für Freunde von Horrorgames allgemein und Indiegames im speziellen kann ich für Outlast ganz klar eine Kaufempfehlung aussprechen. Wer Amnesia, Penumbra, Kraven Manor und wie sie alle heißen gemocht hat, wird auch an Outlast seine Freude haben.

Für mich erreicht das Spiel also eine Wertung von 82/100.

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • - Sehr dichte Atmosphäre ...
  • - Tolle Grafik für ein 10-Mann-Team
  • - Tolle Soundkulisse
  • - Das "Ich-Gefühl"
  • - Gute Idee mit der Kamera ...
  • - Schöne Dialoge
  • - ... leider durch KI-Aussetzer etwas gestört
  • - "Trial and Error"-Prinzip bei Verfolgung
  • - ... jedoch die Sache mit den Notizen etwas verwirrend umgesetzt
  • - Etwas kurze Spielzeit (hat mich aber nicht gestört)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(4)
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