Ein bisschen Stasi kann doch jeder...

Was ist das denn? Ich hab' mir Paper, please geholt, weil mich das düstere Setting interessiert hat - und weil ich mich schon wegen der Ehe mit einer...

von - Gast - am: 17.03.2014

Was ist das denn?

Ich hab' mir "Paper, please" geholt, weil mich das düstere Setting interessiert hat - und weil ich mich schon wegen der Ehe mit einer Ostdeutschen für derartige Dinge interessiere. Natürlich hatte ich bei der ganzen Sache nicht wirklich gute und vor allem ernste Gründe, ich wollte einfach mal wissen, was es mit dem Game so auf sich hat.

Im Grunde ist es ein Spiel, bei dem es darum geht, auf Kleinigkeiten zu achten. Ähnlich wie es bei "Finde 5 Fehler im linken Bild"-Spielen ist. Weil das Ganze aber an einer Grenze stattfindet und man dabei mit "Menschen" konfrontiert wird, hat es eine andere Qualität. Dass nebenbei noch latent Druck auf den Spieler aufgebaut wird, tut ein Übriges dazu, ein etwas anderes "Feeling" zu schaffen.

Fangen wir also an...

Die Grafik ist total zweckmäßig - man könnte sie auch "schlecht" nennen, aber sie hat keine wirkliche Bedeutung für das Geschehen, deswegen spielt sie nur eine untergeordnete Rolle. In feinster 8-Bit-Optik nehmen wir also unseren Platz ein am Kontrollpunkt an der Grenze. Durch das Fax kommen die Vorgaben, wer heute rein darf und wer nicht. Das kann das Herkunftsland betreffen, den Einreisegrund oder ähnliche Dinge. Zu Beginn werden einem noch das eigene Handwerkszeug und die vorhandene Technik erklärt - Scanner, Stempel usw. - und dann wird man auch schon auf die Leute losgelassen.

Gameplay? Gameplay.

Per Mikrofon rufen wir den "Nächsten" auf. Die Person kommt an unser Fenster, wir überprüfen das Bild im Ausweis, das Herkunftsland, das Gültigkeitsdatum und ähnliche Dinge. Stimmen diese überein und sind auch unsere für dieses Tag besonderen Vorgaben erfüllt, erhält die Person einen Stempel. Wenn nicht, wird die Einreise verweigert und die Gestalt muss umdrehen. Das klingt jetzt erstmal nicht so wild - aber leider gibt es 1000 Dinge, die man übersehen kann. Begeht man einen Fehler, bekommt man 2 oder 3 Warnungen, dass man gefälligst seinen Job richtig zu machen habe. Wenn diese nicht fruchten, wird Geld abzogen vom Lohn. Das ist deswegen uncool, weil man mit den Konsequenzen konfrontiert wird. Miete, Essen, medizinische Versorgung für die Familie...ist dann bald unmöglich. Obwohl einem dies in relativ trockener Form präsentiert wird, baut es doch einen gewissen Druck auf, dem man sich nicht wirklich entziehen kann. Ich fand es in manchen Momenten wirklich anstrengend und belastend, meine Aufgaben zu erfüllen - für einen entspannten Feierabend bzw. zum Chillen ist "Papers, please" eindeutig das falsche Spiel.

Technik die entgeistert

Wie oben schon erwähnt, ist die Technik des Spiels absolut unterirdisch. Das stört nicht wirklich beim Spielen, kostet aber Abzüge in der B-Note. Die ohnehin schon dichte Atmosphäre des Spiels könnte um Einiges höher sein, wenn das Ganze optisch und akustisch ansprechender präsentiert werden würde. Manchmal hat Retro seinen Charme - in diesem Fall hätte man sich aber durchaus ein kleines bisschen mehr Mühe geben können. Deswegen kann ich dem Spiel nicht ganz so eine hohe Wertung verpassen, wie es die Jungs von der Gamestar machen - ich habe an ein Spiel im Jahr 2013/14 einfach einen anderen Anspruch, und alles mit "ist halt Indie" zu begründen kann ich nicht gelten lassen.

Ein Fazit

Eine Meinung zu "Papers, please" zu entwickeln ist nicht ganz einfach. Es kommt massiv darauf an, mit welcher Einstellung und welchen Vorstellungen man diesem Spiel begegnet. Es ist nicht nur ein Spiel, es ist auch ein soziales Experiment. Wen lasse ich durch? Werde ich erwischt? Was passiert mir, WENN ich erwischt werde? Was wird die Strafe beim nächsten Fehler sein? Ich glaube, dass man das Spiel von vielen Gesichtspunkten aus betrachten kann. Man kann es als Geschicklichkeitsspiel sehen, als Kunstwerk, als Sozialkritik und ein kleines bisschen auch als Spiegel der eigenen Belastbarkeit. Obwohl es mich in manchen Momenten gestresst hat und auch wenn ich enttäuscht war von der technischen Präsentation - ich habe den Kauf nicht bereut. Es ist einfach mal was ganz Anderes als üblich.

Wenn man sich auf solche Dinge einlassen kann und mit der nüchternen Aufmachung leben kann, sollte man durchaus mal einen Blick wagen. Man könnte glatt was verpassen, wenn man's nicht tut.


Wertung
Pro und Kontra
  • Außergewöhnliches Spielerlebnis
  • Bietet positiven Stress
  • Baut eine düstere Atmosphäre auf
  • nicht teuer
  • Präsentation ist nicht zeitgemäß
  • Bietet leider auch negativen Stress
  • Kann enttäuschen, wenn man sich nicht drauf einlassen kann

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(4)
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