Omerta: City of Gangsters im Test - Spiel kaputt

Ein Angebot, das wir lieber ablehnen: Omerta kombiniert anspruchslose Aufbaustrategie mit unausgereifter Rundentaktik - und landet beim Test im Hafenbecken.

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Mit dem Ehrenkodex der Mafiosi ist das so eine Sache. Schutzgeld erpressen? Läuft. Armen Kleppern die Köpfe abschneiden und sie dem besten Kumpel in die Kiste werfen? Kein Ding, echt nicht. Dem alten Paten von nebenan die Pizzeria unterm Hintern wegballern? Bene.

Aber mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, das mögen sie gar nicht, da werden sie ärgerlich. Schließlich verstößt das gegen die Omertà: Klappe halten, sonst mit Betonklotz im Hafenbecken baden. Nachdem also geklärt wäre, warum Omerta: City of Gangstersüberhaupt Omerta heißt, können wir zum Spiel selbst kommen - und zu der Frage, wie es uns gefallen hat. Die Kurzfassung: nicht gut, echt nicht.

Aufwertung
In der aktuellen GameStar-Ausgabe 03/13 haben wir die Grafik von Omerta mit 4 Punkten bewertet. Diese Wertung basierte auf einer Testversion, die uns Publisher Kalypso zur Verfügung gestellt hat. Nach Redaktionsschluss wurde diese Testversion noch um neue grafische Elemente erweitert. So kamen verbesserte Schatten und hübsche Regeneffekte hinzu; bei der ursprünglichen Testversion regnete es hingegen nie. Entsprechend werten wir die Grafik um 2 Punkte auf.

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Murphy sagt: Ich hab's ja gesagt

Dabei ist konzeptionell eigentlich alles in Butter: Erst im Echtzeit-Aufbauteil ein blühendes Verbrechersyndikat auf die Beine stellen und anschließend in Rundenkämpfen die Konkurrenz vertreiben? Klingt gut. Das Ganze vor dem Hintergrund der Prohibition à la »Die Unbestechlichen« oder »Boardwalk Empire«? Klingt besser. Entwickelt von den Tropico 4-Machern? Na, da kann ja nix schiefgehen - möchte man jedenfalls meinen, denn in der Praxis geht (ein gewisser Murphy murmelt an dieser Stelle »ich hab’s doch gleich gesagt«) so ziemlich alles schief, was bei so einem Konzept schiefgehen kann. Omerta tanzt auf drei Hochzeiten gleichzeitig und bricht sich bei jedem Tanz ein Bein.

Online-Aktivierung
Um Omerta online zu aktivieren, müssen Sie eine E-Mail-Adresse plus Passwort angeben, beide werden bei jedem Spielstart abgefragt. Eine permanente Netzverbindung beim Spielen selbst ist jedoch nicht nötig. Wer keinen Internetzugang besitzt, kann alternativ einen mitgelieferten Code eingeben. Laut Publisher Kalypso ist ein Weiterverkauf von Omerta möglich, allerdings sollte der Vorbesitzer beim Support anrufen, damit die Registrierung zurückgesetzt wird.

Fangen wir mit dem Aufbauteil an: Hier mieten wir Läden und Geschäftsräume, richten Flüsterkneipen, Buchmacher oder illegale Boxarenen ein, handeln mit drei Waren (Bier, Schnaps und Schusswaffen) … und stellen schon bei den ersten der insgesamt 17 Kampagnen-Missionen fest, dass uns keiner dabei stört.

Gewisse Gebäude wie die Box-Arena sind so absurd effektiv, dass der Fahndungslevel de facto keine Rolle spielt. Gewisse Gebäude wie die Box-Arena sind so absurd effektiv, dass der Fahndungslevel de facto keine Rolle spielt.

Eine gegnerische KI existiert nämlich nicht; es gibt lediglich einen Fahndungslevel. Der hat fünf Stufen und steigt langsam von alleine - oder auch mal sprunghaft, wenn wir eine Bank überfallen. Ist die letzte Stufe erreicht, dann wäre das theoretisch doof, weil die Polizei jetzt mit Razzien beginnt. In der Praxis jedoch drücken wir den Kerlen einfach ein Bestechungsgeld von 500 Dollar in die Hand, und schon lassen sie uns wieder für 20 Minuten in Ruhe. 20 Minuten übrigens, in denen wir problemlos das Zehnfache machen, schließlich gibt’s ansonsten rein gar nix, was uns am Geldverdienen hindert: keinen Gegner, keinen echten Zeitdruck (wie zum Beispiel bei XCOM: Enemy Unknown) und auch keine Einwohnergruppen, die wir mit unseren Aktionen verägern könnten (wie bei Anno 2070oder Tropico 4).

Wie Monopoly gegen sich selbst

Haben wir erst mal rausgefunden, dass wir mit einer Kombination aus Suppenküche, Buchmacher und Boxring problemlos mehr als 2.000 Dollar pro Spieltag verdienen, dann lässt sich dieser »Trick« in jeder Mission anwenden - und der Aufbauteil spielt sich anschließend von alleine, während wir mit dem Hund Gassi gehen, in Sinologie promovieren oder einem Gletscher beim Wandern zugucken. Ach ja: Erwähnten wir eigentlich schon, dass es bei Omerta keine Option gibt, um den Ablauf zu beschleunigen?

Der Warenhandel ist in der Praxis völlig überflüssig - so lange wir die Ware nicht gerade für ein Missionsziel brauchen. Der Warenhandel ist in der Praxis völlig überflüssig - so lange wir die Ware nicht gerade für ein Missionsziel brauchen.

Das alles wäre nur halb so schlimm, wenn wir uns mit dem automatisch verdienten Geld irgendetwas kaufen könnten. Können wir aber (fast) nicht: Von ein paar besseren Waffen mal abgesehen ist das Ganze reiner Selbstzweck. Klar, wir könnten ins Schnapsgeschäft oder ins Hotelgewerbe einsteigen, könnten Handel treiben oder eine Bank plündern, Möglichkeiten gibt’s genug, aber sind wir einmal dahintergestiegen, dass uns die Spielmechanik außer Däumchendrehen keinerlei Können abverlangt, dann fühlt sich der Aufbauteil an, als würden wir »Monopoly« gegen uns selbst spielen.

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