R.A.W. - Realms of Ancient War im Test - Mein Held, der Völkermörder

Ein echter Held ist stets auf der Suche nach neuen Feinden, neuer Beute, neuen Herausforderungen. Das Action-Rollenspiel R.A.W. will dies Veteranen von Diablo 3 und Torchlight 2 bieten. Wir prüfen im Test, ob sich der Kauf für Genrefans lohnt.

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Völkermord gehört zum Alltag eines Fantasy-Recken. Die meisten von ihnen haben aber wenigstens den Anstand, sich nur an den Kreaturen auszutoben, die eine akute Bedrohung für das Wohl der Welt darstellen. Aragorn schnetzelt Orks, in Diablo geht’s gegen höllische Invasoren. Unser Protagonist im Action-Rollenspiel R.A.W. - Realms of Ancient Warsetzt allerdings einen drauf: Er bringt so ziemlich alles unter die virtuelle Erde, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist – selbst die Menschen, Elfen und Zwerge, deren Reiche er eigentlich retten will.

Steam:
Realms of Ancient War muss einmalig über Valves Online-Plattform Steam aktiviert werden. Danach dürfen Sie das Spiel auf beliebig vielen Rechnern installieren. Ein Weiterverkauf ist dann aber nicht mehr möglich.

Deutsche Version:
Alle Texte wurden für die deutsche Version von Realms of Ancient War übersetzt, die Sprachausgabe in den wenigen vertonten Gesprächen bleibt allerdings Englisch.

Genozid ohne Grund

Eigentlich sind wir ja in nobler Mission unterwegs: Ein dämonisches Portal spuckt Monster in die Welt, die Könige des Kontinents sind verschollen oder ihrer Seele beraubt. Nachdem der Geist des Nordkönigs unseren Helden zu sich ruft, machen wir uns auf, den Schlamassel zu richten.

Spärlich animierte Standbilder erzählen die abstruse Geschichte. Spärlich animierte Standbilder erzählen die abstruse Geschichte.

Wenn wir das nur irgendwie den blutrünstigen Bewohnern der Reiche vermitteln könnten. Jeder Mensch, Elf oder Zwerg, dem wir über den Weg laufen, hat es bei Blickkontakt auf unser Leben abgesehen - selbst die Mitglieder einer Wachgarnison, der wir bis vor kurzem noch selbst angehörten. Unser Held unternimmt keinerlei Anstrengung, die Sachlage aufzuklären, also säubern wir den Kontinent im Laufe der Dämonenjagd auch gleich noch von einer beträchtlichen Zahl seiner Einwohner.

Aber gut, lassen wir die Handlung mal beiseite. Darum geht’s in einem Action-Rollenspiel ja ohnehin nur bedingt. Wir sind hier, um Monster tot zu klicken, unseren Helden mit Erfahrungspunkten aufzuwerten und Beute einzusacken. Solange das Laune macht, können wir über die befremdliche Geschichte ja hinwegsehen.

Schlachtplatte nach klassischem Rezept

Das Spielprinzip von Realms of Ancient War könnte vertrauter nicht sein: Wir ziehen als Krieger, Schurkin oder Magier durch die Fantasywelt und verhackstücken auf dem Weg jede Menge Monster. Linksklick brennt Feinden einen schnellen Schlag, Pfeil oder Feuerball auf den Pelz, mit der rechten Maustaste und den Zifferntasten lösen wir mächtigere Fähigkeiten aus.

Ohne sichtbare Gesundheitsleisten unserer Widersacher Feinden sagen die eingeblendeten Schadenszahlen wenig aus. Ohne sichtbare Gesundheitsleisten unserer Widersacher Feinden sagen die eingeblendeten Schadenszahlen wenig aus.

Die Kämpfe spielen sich schnell, unkompliziert und anfangs auch unterhaltsam. Aber Realms of Ancient War traut sich zu wenig, macht es sich zu sehr in Genrestandards bequem, um auf Dauer bei der Stange zu halten. Die Gegnertypen sind größtenteils alte Bekannte, noch dazu spielt es hier nicht mal eine große Rolle, ob uns gerade Spinnen, Werwölfe oder Elfenkrieger vor die Klinge springen. Eine andere Taktik als blinden Ansturm kennen die Fieslinge nicht, besondere Stärken oder Fähigkeiten haben sie auch nicht vorzuweisen. Kein Vergleich zu den individuellen Monstern eines Diablo 3, die beispielsweise mit speziellen Zaubersprüchen, Angriffsvarianten oder Immunitäten daherkommen.

Immerhin laufen uns in regelmäßigen Abständen besonders mächtige Bossgegner über den Weg, Nervenkitzel kommt aber auch hier keiner auf. Selbst wenn es sich mal nicht einfach nur um ein aufgepumptes Standardmonster handelt, haben die Kerle einer zünftigen Salve Feuerbälle wenig entgegenzusetzen. Spezielle Angriffsmuster oder Schutzmechanismen, auf die wir uns einstellen müssen, suchen wir vergeblich.

Nachdem wir einen der beiden Golems genug geschwächt haben, können wir ihn übernehmen, um seinen Bruder zu zerbröseln. Nachdem wir einen der beiden Golems genug geschwächt haben, können wir ihn übernehmen, um seinen Bruder zu zerbröseln.

Echte Abwechslung will die Übernahme-Fähigkeit bieten, die alle Helden beherrschen. Die vom Geist des Nordkönigs verliehene Kraft erlaubt es uns, in den Körper vorgegebener Monster zu schlüpfen und sie für eine kurze Zeit zu steuern. Eine Idee mit Potenzial, aber Realms of Ancient War schöpft sie nicht aus: In der Regel dreschen wir einfach mit den besessenen Monstern für ein paar Sekunden auf ihre kleineren Kollegen ein, besondere Aufgaben müssen wir im Körper unseres Feindes nie lösen. Zudem macht es spielerisch keinen Unterschied, ob wir einen Ent, Golem oder Troll fremdsteuern.

Gemeinsam Gähnen

Wenn Gegner uns aus dem Nichts in den Rücken fallen, spielt die Stellung von Nah- und Fernkämpfer kaum eine Rolle. Wenn Gegner uns aus dem Nichts in den Rücken fallen, spielt die Stellung von Nah- und Fernkämpfer kaum eine Rolle.

Ein Koop-Modus gehört im Genre zum guten Ton. Realms of Ancient War folgt diesem Gebot, aber so spartanisch wie möglich: Ein zweiter Mitspieler kann zwar jederzeit einsteigen, wenn er sich ein Gamepad (!) an denselben PC anschließt, weitere Teilnehmer sind aber nicht möglich; ein Online-Modus fehlt. Komfortfunktionen wie aufgeteilte Beute gibt’s ebenfalls nicht.

Ärgerlich: Zu zweit fliegt selbst die geringste Andeutung von Anspruch endgültig aus dem Fenster. Wird einer der Helden von Monstern niedergestreckt, so muss sein Gefährte nichts weiter tun, als dem Feindsturm fünf Sekunden lang zu trotzen, und schon steht der Gefallene mit vollen Lebenspunkten und ohne Strafe wieder auf. So rückt die Möglichkeit einer echten Niederlage in weite Ferne, die Spannung im Kampf gleich mit ihr.

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