Märchen aus 1001er Nacht

Seit nunmehr 20 Jahren turnt ein Mann durch Verließe und Gemächer. Anfangs noch in schlichtem weiß gekleidet eroberte er schnell die Herzen der...

von nummer47 am: 15.06.2009

Seit nunmehr 20 Jahren turnt ein Mann durch Verließe und Gemächer. Anfangs noch in schlichtem weiß gekleidet eroberte er schnell die Herzen der Spielergemeinschaft. Das aktuelle Spiel hört auf den selben Namen wie der Erstling, obwohl der Held überhaupt kein Prinz ist. Was nicht ist kann ja noch werden, aber das wohl erst in den beiden geplanten Nachfolgern. Doch nun erst mal zum Prinzen in spe...

Des Prinzen neue Kleider

Auffälligstes Merkmal des neuen Prince of Persia (kurz PoP) ist wohl die Grafik. Eigentlich schreibe ich am Anfang eines Tests ungern gleich darüber, weil man ein Spiel nicht nach der Optik bewerten sollte. Bei PoP mache ich eine Ausnahme, weil der Stil entweder gefällt oder man ihn hasst. Das Spiel kommt nämlich in einem Cel-Shading-Look daher, heißt alles wirkt wie gezeichnet. Nicht nur die schwarzen Konturen der Figuren tragen dazu bei, sondern auch die Wahl der Farben. Das Spiel wirkt einfach wie ein lebendiges, wunderschönes Ölgemälde. Durch den gewählten Look hebt sich PoP von anderen Titeln ab. Ich behaupte an dieser Stelle auch mal, dass man dadurch das Spiel, ähnlich wie Beyond Good & Evil, auch in einigen Jahren noch genießen kann.
Die Animationen der Figuren sind butterweich und fügen sich sehr gut in das Spiel ein. Klettern, Springen, Hangeln, Kämpfen - alles wirkt flüssig und die einzelnen Bewegungsabläufe gehen nahtlos ineinander über.

Zusammen sind wir stark

Der namenlose Held ist in der Wüste unterwegs und sucht Farah. Das ist nicht etwa, wie der Name vermuten könnte, die Prinzessin aus Sands of Time, sondern sein Esel, der mit einem Haufen Gold beladen ist. In einem Sandsturm verliert er ihn, findet dafür allerdings etwas unerwartetes. Eine schöne Frau läuft ihn über den weg, bzw. springt genau in seine Arme. Diese Frau, die sich kurze Zeit später als Prinzessin Elika vorstellt, ist von nun an an unserer Seite. Anfangs eher ungewollt gehen die beiden gemeinsame Wege. Als ihr Vater jedoch den dunklen Gott Ahriman befreit, tun sich die beiden zusammen und sind von da an ein unschlagbares Team.

Elika ist nämlich keine Prinzessin, die nur gut aussehen kann. Zusammen mit unserem Helden turnt sie durch die Landschaft und kommt uns auf Wunsch auch in den Kämpfen zu Hilfe. Da der Sand der Zeit Geschichte ist können wir selber unsere Missgriffe im Spiel nicht wieder rückgängig machen. Dafür ist jetzt Elika zuständig. Läuft ein Kampf nicht besonders gut, rettet sie uns vor dem vernichtenden Schlag. Springen wir mal in einen Abgrund springt sie hinterher und zieht uns wieder hinauf. Durch diesen geschickten Kniff scheint es fasst so, als könne man in PoP nie das zeitliche segnen und genau genommen ist das auch so.

Die Prinzessin ist nicht nur eine gute Begleiterin, sondern auch eine gute Gesprächspartnerin. Immer wenn wir wollen, können wir ein Gespräch anfangen. Diese Gespräche bringen Hintergrundinformationen zu den Gebieten bzw. den Charakteren oder die Beiden necken sich einfach ein wenig. Stehen gerade keine Gespräche zur Verfügung entlocken wir dem Helden wenigstens einen lustigen Spruch. Die beiden Hauptcharaktere wachsen einem nach einiger Zeit ans Herz, weil die beiden scheinbar etwas füreinander empfinden, aber zu stolz sind es zuzugeben.

Licht und Dunkel

Durch die Befreiung des dunklen Gottes Ahriman werden 20 fruchtbare Gebiete ins Dunkel gestürzt. Diese gilt es nun zu Heilen und dazu hat Elika die Kraft des Gottes des Lichts Ormazd in sich. Ab diesem Punkt in Spiel ist es egal welches Gebiet man als erstes heilt. Jeweils 5 dieser Gebiete haben ein grafisches Grundthema.
Die dunklen Gebiete sind nicht schön anzusehen und stecken dazu auch noch voller Gefahren. Zähflüssige Dunkelheit an den Wänden scheint immer nach uns zu greifen und die Diener Ahrimans stellen sich uns hin und wieder in den Weg. Dabei folgt das Spiel dem ersten PoP von 1989, denn wie schon damals stellt sich uns nur immer ein Gegner in den Weg. So sind die Kämpfe taktischer und Kombos können richtig zur Geltung kommen. Die Gebiete werden jeweils von einem Endgegnern beschützt. 4 dieser Endgegner gibt es im Spiel, passend zu den 4 unterschiedlichen Themen im Spiel.
Ist der Gegner besiegt kann Elika das Gebiet heilen und ab diesem Augenblick fährt PoP die vollen grafischen Geschütze auf. Alles strahlt, leuchtet und Schmetterlinge flattern durch die Luft. Man möchte sich in die virtuelle Wiese setzen und den Tag genießen. Aber wie haben ja eine Welt zu retten, also keine Zeit zum verschnaufen.

In den geheilten Gebieten finden wir Lichtkeime, die wir sammeln sollten. Für eine bestimmte Anzahl Keime, kann man für Elika neue Spezialfähigkeiten frei schalten. Hier ist es wie bei den Gebieten egal, mit welcher von den 4 verfügbaren Fähigkeiten man anfängt. Diese Fähigkeiten sind wichtig um sie an Druckplatten, die im Spiel verteilt sind auszulösen. Ohne diese Fähigkeiten kann man einzelne Gebiete nicht heilen. Daher ist die Suche nach neuen Lichtkeimen unerlässlich.
Eine Karte zeigt uns welche Gebiete wir noch heilen müssen und welche Kräfte wir dazu brauchen. Zusätzlich verrät sie uns auch wie viel Lichtkeime es in den einzelnen Abschnitten gibt und wie viel wir davon schon gefunden haben. In bereits geheilte Gebiete können wir uns per Karte noch teleportieren lassen, falls wir keine Lust zu laufen haben. Denn wie der Held manchmal sagt: „Wenn ich fertig bin, habe ich Blasen auf meinen Blasen.“

Spring ... jetzt!

Die Steuerung des Spiels ist tadellos. Egal ob man mit Tastatur oder Gamepad spielt, der Prinz macht das was man von ihm will. Das liegt vor allem daran, dass die Steuerung stark vereinfacht wurde. Per Taste startet der Prinz zum Beispiel einen Mauerlauf. Die Taste muss man dabei nicht gedrückt halten, sondern es reicht ihn in die gewünschte Richtung zu drücken und die Taste kurz anzutippen. Den Rest macht er allein. Durch das vermeintliche Entreißen der vollen Kontrolle, spielt sich PoP sehr relaxt und ohne Stress. Selten konnte man an PoP so genießen.
So einfach wie die Steuerung des Helden während der Kletterpassagen, so einfach ist sie auch während eines Kampfes. Die Kombos gehen leicht von der Hand, wenn man erst mal begriffen hat, dass sinnloses draufhämmern auf die Angriffstaste gar nichts bringt. Angriff - Griff mit dem Klauenhandschuh - Sprung - Attacke von Elika und noch ein Angriff hinterher. Dazwischen immer die Aktionen abwarten und nicht zu schnell drauflos hämmern. Stop stop stop ... Klauenhandschuh?
Genau! Der Prinz in spe hat an seiner linken Hand einen Klauenhandschuh, mit dessen Hilfe er steile Anhänge hinunter rutschen kann oder sich an großen Ringen festhalten bzw. hinaufziehen kann. Wie oben angedeutet ist er auch im Kampf recht nützlich.

Orientalische Klänge

Der Sound des Spiels kann durchaus mit dem ganzen Rest mithalten. Die deutschen Sprecher scheinen wirklich Spaß an ihren Rollen gehabt zu haben und auch die restlichen Soundeffekte, sowie die Musik stimmen hier wie die Faust auf’s Auge.

Die stimmungsvolle Grafik, der gute Ton und die gute Steuerung, gewürzt mit einem der schönsten Liebespaare der Spielgeschichte, machen das neue Prince of Persia zu einem Rundum-Sorglos-Paket. Einzig der etwas niedrig angesetzte Schwierigkeitsgrad könnte Profispielern auf’s Gemüt schlagen. Aber genießt doch einfach mal diese Geschichte aus 1001er Nacht. Ich habe es schließlich auch getan.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: gute Animationen, stimmungsvoller Grafikstil...
  • Sound: tolle dt. Sprecher, schöne Soundkulisse und Musik
  • Balance: Held kann nicht sterben, Spiel wirkt nie unfair
  • Atmosphäre: stimmungsvolle Kulissen, sympatische Helden
  • Bedienung: Tastatur und Gamepad top, Tutorial auf Wunsch
  • Umfang: sammeln der Lichtkeime fesselt und motiviert
  • Leveldesign: offene Welt, Spielplatz zum Klettern und Turnen
  • KI: Elika reagiert blitzschnell, fordernde Gegner ...
  • Waffen & Extras: Klauenhandschuh, Elikas Fähigkeiten, viele Kombos
  • Handlung: schöne Göttergeschichte mit charmantem Liebespaar
  • Grafik: ...der manche abschrecken könnte
  • Sound: ---
  • Balance: für Profis zu leicht
  • Atmosphäre: ---
  • Bedienung: ---
  • Umfang: wenig Gegnertypen, sich wiederholende Elemente
  • Leveldesign: ---
  • KI: ... die aber nur eine Taktik haben
  • Waffen & Extras: keine Verbesserungen der Waffen oder Fähigkeiten
  • Handlung: wenig Überraschungen, doofes Ende

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(6)
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