Grid setzt zum Überholvorgang an

Wie oft hat man sich schon geärgert, wenn in der letzten Kurve vorm Ziel das Heck ausbricht und man im Schotter landet? Ein wenig zu viel Gas gegeben, ein...

von - Gast - am: 19.06.2008

Wie oft hat man sich schon geärgert, wenn in der letzten Kurve vorm Ziel das Heck ausbricht und man im Schotter landet? Ein wenig zu viel Gas gegeben, ein bisschen zu steil das Lenkrad eingeschlagen und man kommt schneller von der Fahrbahn ab, als einem lieb sein kann. Rennspiele, die sehr simulationslastig sind, werden daher zu recht des Öfteren verflucht und der Controller muss sich den Frust des Spielers über sich ergehen lassen. Mit Race Driver Grid schonen Anfänger allerdings nicht nur ihre Hardware, sondern werden auch viel mehr Spaß am Fahren haben. Codemasters neues Pferd im Rennstall besitzt ähnlich wie der Prinz aus Persien eine Zeit-Rückspulfunktion und macht somit kleinere Fehler, oder ganze Massenkarambolagen ungeschehen – ein genialer Kniff, der die Neustart-Funktion überflüssig macht und zum großartigen Rennerlebnis beiträgt.

Der Name lässt es schon vermuten es schon: anders als bei den drei Vorgängern im Spiel fehlt die DTM-Serie. Doch auch ohne die deutsche Tourenwagen Meisterschaft gilt es drei Karrieren zu meistern, um alles gesehen zu haben. Moment, Karriere? Nicht direkt, anstatt sich auf einer Karriereleiter hoch zu arbeiten, wählt man zwischen Europa, USA und Japan und absolviert verschiedene Rennkategorien. So brettert ihr z.B. im Formel-3-Flitzer durch die Schikanen von Denington, oder heizt mit einem BMW-Tourenwagen über den Nürburgring. Wem eher nach Driften zu mute ist, kann auch mit Nissan, Toyota und Co. über Japans Tuner-Strecken schlittern und genießt dabei einen Hauch von Need for Speed-Flair. Nach jedem Rennen erhaltet ihr je nach Platzierung und Sponsorenauswahl Geld und Ansehen-Credits auf euer Konto. Beides ist wichtig, um in den Tabellen immer weiter aufzusteigen. Eine Story gibt es nicht, auch die Rendersequenzen der alten DTM-Teile sind verschwunden, stattdessen konzentriert sich Grid direkt aufs Fahrgeschehen; und zwar auf das, was zwischen Start- und Ziellinie passiert – und macht dabei fast alles richtig!

Zu Beginn eurer Karriere besitzt ihr lediglich eine kleine Garage, in dem zwar ein Auto steht, was euch aber nicht gehört. Stattdessen müsst ihr mit einem Fremdwagen genug Geld einfahren, um euch eine eigene Kiste leisten zu können. Mit ca. 60.000 Euro auf dem virtuellen Konto ist es dann auch soweit: eure Garage wird renoviert, ein Mustang angeschafft und aufpoliert. Nun gilt es noch einen eigenen Teamnamen zu wählen und die persönlichen Rennfarben festzulegen, dann entlässt euch das Spiel in die große Welt der Meisterschaften. Die Betonung liegt auf groß, denn bis ihr alle drei Lizenzen der Meisterschaften erfahren habt vergehen schon gut 20 Stunden. Dank verschiedener Schwierigkeitsstufen ist für jeden etwas dabei, Anfänger fahren mit Automatikgetriebe und aktivierten Fahrhilfen, Simulationsfans greifen bevorzugt auf den Profi-Modus zurück, der die Zeitspul-Funktion komplett deaktiviert. Je nach Konfiguration, erhaltet ihr bei einem Rennen mehr oder weniger Credits. Dem Spiel gelingt somit der Spagat zwischen Arcade-Raser und Simulation. Da es aber weder Boxenstopps, noch Tuningoptionen und lizenzierte Rennserien gibt, dürfte das einigen Hardcore-Rennfahrern sauer aufstoßen. Die Le-Mans Serie macht da eine Ausnahme; diese kann allein, oder im Team mit verschiedenen Wagenklassen gefahren werden. Der Rennablauf bleibt aber immer gleich und der Versuch, einen dynamischen Tag- und Nachtablauf ins Geschehen zu integrieren, ist nicht besonders geglückt, da sich die dunkle Decke eher unspektakulär über den Himmel legt. Wer keine Lust auf die Le Mans-Rennen hat, die übrigens nach jedem Saisonende zur Auswahl stehen, kann sie einfach überspringen, kassiert dann aber auch kein Preisgeld.

Wart ihr in den USA, Europa und in Japan erfolgreich, könnt ihr euch noch auf internationaler Ebene austoben, 1 Million Ansehen-Credits vorausgesetzt. Leider werden die Rennen im späteren Spielverlauf immer langweiliger, da man alles schon gesehen hat. Die Strecken wiederholen sich, die Driftrennen gibt es in den oberen Kategorien gar nicht mehr und auch das Crash-Derby fällt nach einmaligem Einsatz zu Beginn des Spiels völlig weg. Zwischendurch steht euch dafür aber auch jederzeit die Möglichkeit offen, an verschiedenen Fahrangeboten teilzunehmen. Diese stellen eine willkommene Abwechslung dar, da es hier mit den verschiedensten Vehikeln unterschiedliche Aufgaben zu meistern gilt – entweder müsst ihr eine bestimmte Bestzeit unterbieten, oder eine vorgegebene Geschwindigkeit überschreiten, um als Sieger auf dem Treppchen zu stehen. Für langwierigen Gewinn sind diese Modi aber nicht zu empfehlen, da ihr in der Karriere für einen Sieg bei weitem mehr Ansehen und Geld erhaltet.

Die Grafik gehört zum Besten, was man bisher auf virtuellem Asphalt gesehen hat, die Automodelle sehen hervorragend aus, das Schadensmodell könnte beinahe den Wrackteilen von Burnout Konkurrenz machen und so schön volumetrischen Rauch hat man das letzte Mal in Call of Duty 4 gesehen; High Dynamic Range Rendering trägt zur verblüffend realistischen Rennstreckenausleuchtung bei. Auch die KI muss sich vor der Genrekonkurrenz nicht verstecken. Aggressiver als in GTR ringen die Kontrahenten auf der Fahrbahn verbittert um den ersten Platz und liefern sich heiße Positionskämpfe. Nicht selten kommt es zu riskanten Fahrmanövern, die gefährliche Unfälle nach sich ziehen. Die künstliche Intelligenz fährt somit nicht nur wie auf Schienen, sondern wirkt durch den ein oder anderen unachtsamen Patzer sehr menschlich und nachvollziehbar. So landet ein gegnerisches Vehikel mit einem Dreher genauso schnell im Kiesbett wie man selbst. Das Rennen bleibt daher bis zum Schluss spannend, nie ist etwas vor der Zielflagge entschieden, was eine enorme Spannung erzeugt, wie man sie bisher selten erlebt hat. Bei Haarnadelkurven gilt es behutsam zu lenken und auszuweichen, da schon ein Rad abseits der Strecke zum Abflug von der Piste führen kann. Hier ist eine gewisse Eingewöhnungszeit nötig, um die Rennwagen zu beherrschen, was blutige Anfänger in den ersten Minuten zur Verzweiflung bringen könnte. Race Driver Grid macht insgesamt einen hervorragenden Eindruck, einzig bei der Anzahl der Rennstrecken, sowie der Fahrzeuge muss Grid den Hut vor der Konkurrenz ziehen, da jämmerliche 15 Rundkurse und 45 Autos, von denen bisher noch 2 fehlen, nicht gegen die Ausstattung eines Gran Turismos ankommt. Dafür überzeugt der kräftige Sound, der wahlweise auch mit Dolby Surround aus den Boxen dröhnt. Wer alles gesehen hat, kann sich im genialen Multiplayer Modus austoben, der noch schweißtreibender und fordernder ausfällt.

| Fazit
Race Driver Grid erfindet das Rennrad nicht neu, bringt mit der Zeitspul-Funktion aber frischen Wind ins Genre. Dank individuellen Einstellungen haben sowohl Anfänger als auch Profis ihren Spaß, echte Simulationsfans vermissen aber das Qualifying, Leistungs-Tuning und Boxen-Taktiken. Trotzdem bietet Grid selten dramatische Rennserien: die KI kämpft verbissen um Positionen, die tückischen Streckenschikanen fordern höchste Aufmerksamkeit und das Geschwindigkeitsgefühl ist atemberaubend. Wer also auf die volle Realismus-Packung verzichten kann, für den ist Grid definitiv ein Pflichtkauf!


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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