Wer lange fährt wird endlich gut!

Nach DTM Race Driver, DTM Race Driver 2, DTM Race Driver 3…ehm…ja…geht die innovative Rennspiel-Serie nun in die vierte Runde. Um den Eindruck einer...

von Chimaera am: 12.10.2008

Nach DTM Race Driver, DTM Race Driver 2, DTM Race Driver 3…ehm…ja…geht die innovative Rennspiel-Serie nun in die vierte Runde. Um den Eindruck einer Recycling-Serie zu vermeiden wurde kurzerhand sowohl die ‚4‘ als auch der Markenname ‚DTM‘ gestrichen, und das ganze durch den mehr oder weniger unglücklichen Untertitel ‚Grid‘ ergänzt. Doch was hat sich im Vergleich zu den Vorgängern tatsächlich getan? Ziemlich wenig, und doch so viel.

„Früher war alles … genauso wie heute

Nach wie vor ist das Race-Driver-Spielkonzept folgendes: Als ambitionierter Nachwuchsfahrer wird man ins Haifischbecken Renngeschäft geworfen und kämpft sich durch etliche Rennserien bis zum Welt-Champion. Die enorme Vielfalt macht Race Driver dabei von Beginn der Reihe an zu einem der umfangreichsten Spiele dieses Segments. Trotzdem setzte Codemasters nie auf besonderen Simulationsrealismus, blendete Mikromanagement und Nebenschauplätze aus und konzentrierte sich auf das Geschehen neben der Strecke. Im Prinzip ist das die Essenz aus allen vier Teilen.

„Wer lange fährt wird endlich gut“

Trotzdem hebt sich Grid in einigen Aspekten von seinen Vorgängern ab. Gegnerverhalten, Schadensmodell und Vielfalt haben noch einmal zugelegt, von der Grafik ganz zu schweigen.
Die fällt einem beim Spielstart als erstes ins Auge, die entsprechende Hardware vorausgesetzt, denn Grid ist nicht gerade genügsam, läuft auf einem 2,6 Ghz Doppelkernprozessor mit Radeon HD3850 aber auf hohen Details flüssig in 1280x1024, was absolut ausreichend ist, um den Glanz der Engine zu erleben. Die Splitter-, Shader- und Partikeleffekte setzen neue Maßstäbe, die Lichteffekte sind dermaßen stimmig, dass man sich nicht selten in einem echten Ford Mustang fühlt. Der Detailreichtum der Strecke lässt in keinerlei Hinsicht zu wünschen übrig und ist kein Vergleich zu den tristen Umgebungen eines GTR2. 3D-Zuschauer reagieren glaubwürdig auf das Geschehen und vor allem die Straßenrennen sind spektakulär in Szene gesetzt. Das Schadensmodell hat wie erwähnt einen wahren Quantensprung hinter sich, wirkt aber immer noch nicht zu hundert Prozent glaubwürdig. Hier erfüllt die Wirklichkeit nicht ganz den Anspruch.

„Es gibt was auf die Ohren!“

Extraklasse! Der Sound von Grid übnertrifft sämtliche bisherige Genre-Referenzen. Motorengeräusche sind so authentisch, dass man glaubt, in Need For Speed mit Nähmaschinen unterwegs zu sein. Das Blubbern der V8-Hemi-Triebwerke der Muscle-Cars à la Plymouth Barracuda oder Ford Mustang ist beeindruckend. Die dynamische Begleitmusik während der Rennen ist zwar Fahrstuhlmusik, stört aber niemals. Im Gegenteil, zusammen mit Grafik und Fahrverhalten bildet sie eine einzigartige Atmosphäre während der Läufe.

„Dein Teamkollege fährt genau hinter Dir

A propos Atmosphäre. Dicht, intensiv, aber teilweise mit Aussetzern. Dem 1A-Renngefühl steht der Teamfunk gegenüber, der zwar eine interessante Idee, aber mangelhaft umgesetzt ist. Sämtliche Sprüche wirken aufgesetzt („Du hast das Rennen gewonnen, Glückwunsch“, „ach was, tatsächlich?“) und wiederholen sich nach kurzer Zeit. Hier wäre weniger (Features) mehr (Spielgefühl) gewesen. Ansonsten sind zum Thema noch die Replays zu nennen, die zwar mit einer unglücklichen Kameraführung kämpfen, aber dennoch ihren Zweck erfüllen.

Die Schwierigkeitsgrade der Rennen sind ausgewogen. Für härtere Runden gibt es mehr Kohle, mehr Ansehen, Anfänger finden mit den niedrigeren Stufen prima ins Spiel. Die Gegner-KI ist im Gegensatz zur NfS-Serie stets fair, macht nachvollziehbare Fehler, verschiedene Gegner legen unterschiedliche Strategien an den Tag.

„Wer den Umfang hat,...

...braucht für die Motivation nicht zu sorgen.'

Traditionell gibt sich Race Driver beim Umfang kaum eine Blöße. Die Auswahl an Rennklassen ist unüberschaubar, alle Fahrzeuge steuern sich relativ realistisch. Einige Rennserien wie die Open-Wheeler benötigen eine gewisse Eingewöhnungszeit, sind danach aber umso fesselnder, wobei anzumerken gilt: Grid ist eines der wenigen Spiele, das sich auch mit Tastatur glaubwürdig aus der Cockpit-Perspektive bedienen lässt. Der innovative Togue-Modus ist meiner Meinung nach die beste Neuerung in diesem Bereich. Hierbei gilt es, ähnlich wie bei den Up- und Downhill-Rennen aus Rallisport Challenge (Wer erinnert sich?) gegen einen einzigen Gegner in zwei Läufen zu siegen. Berührungen sind verboten, die Addition der beiden Zeiten zählt. Im Prinzip bot auch Need for Speed Carbon ein solches Konzept, aber erst Grid perfektioniert es.
Potential verschenkt Grid allerdings bei den 24 Stunden von Le Mans. Fahrerwechsel, Tankstopps und Reifenwechsel passen nicht in die Philosophie von Race Driver, sind für Le Mans aber unabdingbar. Codemasters hat hier schlicht und einfach versagt, aber nichtsdestotrotz ist Le Mans nur ein kleiner Schönheitsfehler in einem fast perfekten Produkt.

Neben Le Mans bietet Grid leider nur wenige Grand-Prix-Kurse. Sieben GP-Strecken und sieben Stadtkurse in den Regionen Europa, Japan und USA sind nicht schlecht, aber zu wenig, sodass sich die Strecken in sämtlichen Rennserien wiederholen. Zumal einige davon im Multiplayer-Modus aus unerfindlichen Gründen nicht befahren werden können.

„Ohne Moos nix los. Die Story.“

DTM Race Driver 1 wurde unter anderem aufgrund seiner (zugegebenermaßen kitschigen) Handlung zur Rennspielreferenz. Nach dem Unsympath Ryan McKane und der Ego-Perspektive aus RD2 entfernet sich Codemasters immer mehr vom Story-Konzept und lässt Sie im neuesten Teil fast völlig allein. Die Handlung beschränkt sich auf die Aneinanderreihung von Rennen, um Geld für den weiteren Karriereverlauf zu sammeln. Zu wenig!
Tuning darf man in Grid keines erwarten, aber dafür hat das Programm auch keinen Simulationsanspruch, weswegen ich das an dieser Stelle nicht unbedingt kritisieren möchte. Im Gegenzug gibt es unzählige Lackierungen, mit dem man seinem Team eine eigene Identität verleihen darf.

Fazit

Fazit: Genialer Einstieg, genialer Höhepunkt, genialer Schluss. Grid ist für Anfänger und Profis von vorne bis hinten motivierend. Kleine Schönheitsfehler können den Eindruck nicht trüben und Codemasters düst mit seinem neuesten Werk ungebremst an die Spitze der Rennspiel-Referenzen. Einzig der Multiplayer-Modus enttäuscht in Sachen Umfang und Komfort.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Effekte, Detailreichtum, Zuschauer
  • Sound: Motorengeräusche, Begleitmusik gut dosiert
  • Balance: Sschwierigkeitsgrade, gute Lernkurve
  • Atmosphäre: intensives Renngefühl, Replays
  • Bedienung: glaubwürdige Unterschiede bei Rennklassen
  • Umfang: viele Rennklassen, Fahrzeuge, 3 Regionen
  • Fahrverhalten: glaubwürdig, Schadensmodell
  • KI: fair, nachvollziehbar, macht Fehler
  • Tuning: Lackierungen
  • Streckendesign: Detailreichtum, Beleuchtung, Stadtkurse
  • Grafik: relativ hardwarehungrig, aber akzeptabel
  • Sound: dämlicher Teamfunk
  • Balance: -
  • Atmosphäre: Teamfunk, keine Boxengasse
  • Bedienung: teilweise kompliziert bei OpenWheels
  • Umfang: wenig Strecken
  • Fahrverhalten: -
  • KI: diverse Aussetzer
  • Tuning: kein Mikromanagement, kein technisches Tuning
  • Streckendesign: Grand-Prix-Kurse erreichen das Niveau nicht ganz

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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