Und täglich grüßt das Murmeltier

Die Geek-Kultur erlebt derzeit einen wahren Höhenflug. »The Big Bang Theory« bringt sie den 'normalen' Menschen mit liebevollen Charakteren und...

von Geron1985 am: 07.12.2014

Die Geek-Kultur erlebt derzeit einen wahren Höhenflug. »The Big Bang Theory« bringt sie den 'normalen' Menschen mit liebevollen Charakteren und Geschichten näher und sorgt dafür, dass Geeks plötzlich cool sind, Superheldenstreifen und sonstige Comicverfilmungen boomen, Comic- und Sci-Fi-Conventions werden immer größer und beliebter.

Auf diesen Zug sind nun auch Entwickler Nexus Games und Publisher Daedalic aufgesprungen. Mit »Randal's Monday« bringen sie das erste Adventure auf den Markt, das nicht nur für Geeks gemacht wurde, sondern diese Kultur auch zum zentralen Thema macht.

 

Rätsel

 

Wer das Rätseldesign moderner Adventures gewohnt ist, wird in »Randal's Monday« erst einmal einen kleinen Schock bekommen. Altmodisch und klassisch ist hier das Stichwort. Anders, als man es von den meisten modernen Point&Click-Adventures gewohnt ist, erstrecken sich Rätsel hier nicht bloß über ein paar wenige zur gleichen Zeit begehbare Screens, sondern über eine recht große Auswahl. Gegenstände, die erst im späteren Spielverlauf benötigt werden kann Randal schon gleich zu Beginn einsacken, was in anderen Adventures meist erst dann möglich ist, wenn der Gegenstand auch wirklich gebraucht wird. Der Spielablauf wird dadurch weniger linear, die Rätsel fordernder. Dafür gibt es an dieser Stelle ein Lob.

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten und in »Randal's Monday« wurde mit Schatten nicht gespart. Denn leider hält das Spiel bloß sehr wenige und spärliche Hinweise für den Spieler parat, wodurch das Rätseln häufig zu einer wilden »Klickorgie« verkommt, in der man ohne nachzudenken einfach alles mit allem kombiniert, in der Hoffnung, dass die richtige Aktion schon dabei sein wird.

Außerdem sind viele Rätsel schlicht unlogisch. Warum Randal beispielsweise einen alten Draht nicht mit dem Hammer aus seinem Inventar gerade hämmern kann, sondern den Draht in einen Mixer stecken muss, um ihn gerade zu biegen, wird mir auf ewig ein großes Mysterium bleiben.

 

Ganz so schlecht, wie es in einigen Testberichten geschildert wird, ist das Rätseldesign von »Randal's Monday« jedoch nicht. Auf derart absurde und unlogische Rätsel stößt man im Spielverlauf zwar immer mal wieder, aber die meisten Rätsel sind mit ein bisschen Hirnschmalz und Nachdenken gut zu lösen – ausreichend Geduld vorausgesetzt. Allerdings ist – speziell durch die spärlichen Hinweise – der Schwierigkeitsgrad sehr knackig und deutlich über dem, was man aus anderen modernen Adventures gewohnt ist.

6,5/10

 

Story

 

Beim Plot lehnt sich Nexus Games an einen großen Filmklassiker der frühen 90er Jahre an. Randal ist in einer Zeitschleife gefangen und dazu verdammt, immer und immer wieder ein und denselben Tag zu erleben. Wer da nicht an »Und täglich grüßt das Murmeltier« erinnert wird, dem fehlt komplett der Bezug zur Geek-Kultur und sollte schon allein deswegen dieses Spiel meiden. Ausgelöst wird das Ganze durch einen verfluchten Ring, der seinem Träger große Macht verleiht – und der Kleptomanie des Protagonisten. Seine Aufgabe ist es, die Zeitschleife zu durchbrechen. Dabei wirkt sein Handeln realitätsverändernd, denn alles was er am Tag tut, wird nicht ungeschehen wenn der Tag vorüber ist und von vorne beginnt.

Randals Realitätsveränderungen wirken sich auch auf Elaines Attraktivität aus

Auch sonst ist »Randal's Monday« vollgestopft mit Referenzen. Speziell in der ersten Hälfte scheint das Spiel einzig und allein auf Anspielungen aufzubauen. Der Plot wirkt dadurch konstruiert und künstlich. An jeder Ecke gibt es ein Gimmick zu entdecken oder ein bekanntes Zitat zu hören. Hinzu kommt, dass man regelrecht mit der Holzhammer-Methode darauf aufmerksam gemacht wird. Häufig wird sogar noch eine Anmerkung gemacht, wenn es sich um ein Zitat aus einem Film oder einem Spiel handelt. Vielleicht aus Angst, die Spieler könnten es nicht gleich erkennen und zuordnen können. Der eigentliche Plot geht dabei fast vollkommen unter und es entsteht der Eindruck, die Story wäre nicht mehr als ein bloßer Aufhänger, an dem man die Anspielungen und Witze aneinander reihen kann. So ist es einfach 'too much' und es dauert nicht lange, bis es einem bloß noch ein Augenrollen statt eines Lächelns abringt.

Mit Beginn der zweiten Spielhälfte ändert sich das allerdings. Die Story nimmt an Fahrt auf und erreicht ein Niveau, dass man bei diesem Spiel gar nicht erwartet hatte. Es gibt ein paar dramatische und unvorhergesehene Wendungen, der Plot bekommt mehr Tiefgang, die Anspielungen fahren auf ein angenehmes Maß herunter. Insgesamt bekommt »Randal's Monday« mehr Eigenständigkeit. Schade, dass die erste Hälfte des Spiels nicht ebenfalls so gestaltet wurde, dann wäre hier eine deutlich höhere Wertung dieser Teildisziplin drin gewesen.

 

Im Gegensatz zum Plot können die Charaktere jedoch von Anfang an überzeugen. Egal ob Randals bester Freund Matt, dessen Verlobte Sally, Bardame Elaine, Officer Murray oder der ewig grantige Sergeant Kramer. Sie alle wachsen einem schnell ans Herz. Bloß mit Protagonist Randal konnte ich leider nie so richtig warm werden. Anders als etwa Rufus aus der Daedalic-Eigenentwicklung »Deponia«, der eindeutig als Vorbild für Randal gedient hat, gelingt es Nexus Games nicht seinen Protagonisten trotz Egoismus zu einer sympathischen Figur zu machen. Zu herablassend ist sein Umgang mit anderen Personen.

7,5/10

 

Atmosphäre

 

Auch Atmosphärisch legt »Randal's Monday« erst in der zweiten Spielhälfte zu. Die Gründe dafür sind die gleichen wie bei der Story. Die vielen, vielen Referenzen sind am Anfang einfach zu viel und zu plump in Szene gesetzt. Nimmt die Geschichte aber erstmal Fahrt auf, werden die Anspielungen herunter gefahren und bekommt der Plot erstmal mehr Eigenständigkeit, steigt auch die Atmosphäre deutlich an. Hinzu kommt, dass dem Spieler erst ab der zweiten Hälfte mehr optische Abwechslung gegönnt wird. In den ersten Stunden wird man dazu gezwungen sich permanent durch die immer gleichen Hintergründe zu rätseln, immer wieder die gleichen Schauplätze zu besuchen. Dank der Vielzahl an verschiedenen Szenen dauert es zwar eine Weile, bis man sich an ihnen sattgesehen hat, allerdings passiert dies auch deutlich vor Halbzeit des Spiels. Spätestens am dritten Montag wird man es einfach leid schon wieder im Treppenhaus mit Randal's Vermieter Mr. Marconi zu reden, schon wieder zu Matts Wohnung zu gehen, sich schon wieder von Randal's Chef bei Emerson Express anschreien zu lassen.

Wenn man dann endlich in eine neue Umgebung versetzt wird, wirkt dies geradezu wie eine Erlösung. Wie schon im Abschnitt Story wurde auch hier leider eine höhere Wertung durch die verschlafene erste Spielhälfte vergeben.

 

Technisch ist »Randal's Monday« durchaus solide. Die 2D-Comicgrafik erreicht zwar nie das Niveau von »Deponia«, ist aber dennoch durchaus ansehnlich. Der Soundtrack ist passend zu Grafik und Handlung komponiert und unterstreicht die Atmosphäre ganz schön.

Die deutsche Synchronisation ist überaus gelungen und die vielleicht größte Stärke des Spiels. Sämtliche Sprecher sind mit viel Sorgfalt ausgewählt und jede einzelne Rolle sehr gut besetzt worden. Vom Protagonisten über wichtige Nebenfiguren, bis hin zur kleinsten und unbedeutendsten Nebenrolle sind alle absolut perfekt besetzt und vertont.

Dies ist auch unbedingt notwendig, denn »Randal's Monday« ist unglaublich textlastig. Die Dialoge ufern nicht selten vollkommen aus. Sie sind zwar immer witzig und gut gesprochen, allerdings auch so ewig lang und teilweise für den Spielverlauf absolut unwichtig, dass man einiges unweigerlich wegdrückt.

Störend wirkt hier auch noch, dass die Stimmen teilweise sehr leise werden. An ein paar wenigen Stellen im Spiel muss man daher schon sehr genau hinhören, um das gesagte mitzubekommen.

 

Als kleine Warnung sei hier noch erwähnt, dass »Randal's Monday« nicht mit Kraftausdrücken spart. Nexus Games setzt vor allem auf derben Fäkalhumor im Stile von »South Park«.

7/10

 

Balance

 

Über den Schwierigkeitsgrad und die teilweise unfairen - weil sehr unlogischen – Rätsel, habe ich schon im Abschnitt »Rätsel« geschrieben. Zu wenige Hinweise stören den Spielspaß an einigen Abschnitten erheblich und das Spiel verkommt zur Klickorgie, in der man einfach nur noch alles mit allem kombiniert. Die integrierte Rätselhilfe ist dabei nur bedingt eine echte Hilfe, denn anstatt dem Spieler erstmal Hinweise und Tipps zur Lösung zu geben, pfeffert sie einem gleich die Lösung selbst um die Ohren. Es handelt sich also nicht wirklich um eine Lösungshilfe, sondern eine Komplettlösung.

Sinn eines Adventures ist es jedoch durch Nachdenken und Kombinationsgabe zum Ziel zu gelangen und nicht durch sinnloses Rumklicken oder befolgen von strikten Anweisungen.

Für Neulinge oder Gelegenheitsspieler ist »Randal's Monday« daher absolut nicht zu empfehlen. Auch gestandene Adventure-Veteranen benötigen viel Geduld und einen langen Atem in diesem Spiel.

Negativ wirkt sich auch die Bedienung auf den Spielspaß aus. Das Inventar wird schnell unübersichtlich und angewählte Gegenstände, die man mit etwas kombinieren möchte, werden sofort wieder abgewählt, wenn die Aktion nicht erfolgreich war. Will man mit dem selben Gegenstand nun noch etwas anderes ausprobieren, muss man erst wieder das Inventar öffnen und den Gegenstand erneut auswählen. Dieser Designschnitzer mag zwar klein und nichtig erscheinen, hat aber tatsächlich große Konsequenzen, denn dadurch überlegt man es sich häufig mehrfach, ob man die Idee, die man gerade hat, auch wirklich ausprobieren möchte – erst Recht, wenn man mal wieder an einem Punkt ist, an dem man alles mit allem kombinieren muss. Genau das ist in »Randal's Monday« nämlich unumgänglich.

Das Inventar wird schnell unübersichtlich

4/10

 

Umfang

 

Was den Umfang angeht, so lässt »Randal's Monday« keine Wünsche offen. Die Spielzeit ist für Adventure-Verhältnisse gigantisch. Selbst langjährige Genre-Veteranen sollten weit über fünfzehn, sogar über zwanzig Stunden hiermit beschäftigt sein.

Hinzu kommt, dass Publisher Daedalic wieder einmal eine sehr umfangreiche Box-Version bereit gestellt hat, in der sich neben dem Spiel selbst noch eine Bonus-CD mit dem gesamten Soundtrack, sowie ein schönes gedrucktes Handbuch, ein zweiseitig bedrucktes Poster und Codescheiben finden. Codescheiben? Ja genau, Codescheiben. Der Kopierschutz wurde – wie schon in manch anderen modernen Adventures – den klassischen Codescheiben aus Lucas Arts' Klassiker Monkey Island nachempfunden.

Somit ist auch klar, dass die Box-Version von »Randal's Monday« DRM-frei ist und keine Aktivierung bei Steam oder einem anderen Online-Dienst erfordert.

 

Das ganze kommt in einer schönen, kleinen Pappschachtel daher, die man seiner Sammlung im Regal hinzufügen kann.

Als letztes positives Argument steht schließlich noch der Preis. Mit 29,99€ für diesen Umfang ist »Randal's Monday« noch recht preiswert. Die (ebenfalls DRM-freie) GOG-Version kostet mit 22,99€ ganze 7€ weniger, bietet aber auch nicht diese schönen Zusatzinhalte der Box.

10/10

 

Fazit:

35/50 -> 70%


Wertung
Pro und Kontra
  • Liebevolle Charaktere
  • Großartige Synchronisation
  • Spannende zweite Plothälfte
  • Lange Spielzeit und viele Extras
  • Manchmal unfaire Rätsel
  • Zu wenig Hinweise
  • Lahme erste Polthälfte
  • Anspielungen zu übertrieben
  • Sehr viel Backtracking
  • Schlechte Lösungshilfe
  • Umständliche Bedienung

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
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