RFactor - Custumize! Control! Connect! Hier ist für jeden was dabei

Guitar Hero ist ein Phänomen. Ein Spiel mit einer seltsamen Plastikgitarre als Controller erobert die Welt im Sturm und man tut so als würde man Gitarre...

von bessertommel am: 09.03.2009

Guitar Hero ist ein Phänomen. Ein Spiel mit einer seltsamen Plastikgitarre als Controller erobert die Welt im Sturm und man tut so als würde man Gitarre spielen. Einige Menschen vollbringen mit diesem Plastikteil auch beinahe unmögliches, dennoch bleibt vom wirklichen Gitarrenspiel wenig übrig. Ich greife persönlich lieber zu einer echten E-Gitarre, als mich mit einer Nachbildung zu begnügen. Bei Rennspielen ist das ähnlich, aber während ich die Gitarre finanziell Schultern kann, kann ich mir ständige Ausflüge auf die Rennstrecke in Echt nicht leisten und muss mich doch mit einer Simulation begnügen. Doch während Guitar Hero im vergleich zur echte Gitarre so realistisch ist, wie Mario Kart im vergleich zur DTM, kommt Rfactor der Realität schon recht nahe!

Was ist Rfactor?

Customize, Control, Connect ist der Wahlspruch von Rfactor, das Ende 2005 das Licht der Welt erblickte. Gamestar handelte dieses Spiel in einem kurzen Review ab, erkannte das Potential des Spiels und gab ihm deshalb zu diesem Zeitpunkt sicher gerechtfertigte 70 Wertungspunkte. Das Spiel bot damals eine schicke, zeitgemäße Grafik, guten Sound und vor allem ein hervorragendes und extrem realistisches Fahrgefühl. Der eine Kritikpunkt war die Präsentation. Es keine Story, wie das zu dem Zeitpunkt heiß erwartete DTM Race Driver 3; keine atmosphärische Untermalung einer Meisterschaft mit Videos etc. Der zweite und sehr schwerwiegende Kritikpunkt war der Umfang. Während die Konkurrenz von DTM Race Driver 3 mit ganzen 76 größtenteils lizensierten Fahrzeugen und 80 Strecken werben konnte gab es in Rfactor lediglich eine Hand voll wählbarer Fahrzeuge die obendrein Lizenzfrei und folglich Phantasieautos waren und bei der Streckenauswahl sah es hier ähnlich traurig aus.

Warum soll dieses Spiel interessant sein

Was in den 70 Wertungspunkten nicht enthalten ist, im Test allerdings erwähnt wurde ist das unglaubliche Potential dieser Rennsimulation - und zwar die Modbarkeit. Rfactor ist von vornherein auf Community Unterstützung ausgelegt gewesen. Es bietet Moddern und solchen, die bereit sind ein wenig Zeit und Energie in solche Dinge zu stecken eine solide Basis mit einer hervorragend gemachten Fahrphysik und einer auf dem selben Gerüst, wie die GTR Serie basierenden Grafikengine, die auch heute noch wirklich hübsche Wagenmodelle darstellen kann. Und interessant ist dieses Spiel definitiv für alle, die gerne am PC Formel 1 fahren. Hier gibt es nämlich seit die Rechte an Sony gegangen sind keinerlei Alternativen für den PC und in Rfactor gibt es vielerlei sehr gute Formel 1 Mods. Deshalb wäre ein Kontrollbesuch seitens Gamestar mittlerweile definitv angebracht, um die 70er Wertung aufzuwerten. Natürlich muss eine Wertung in diesem Fall auch Mods enthalten, da das Spiel nur so funktioniert und ohne Mods tatsächlich uninteressant wäre.

Customize

Ein Rennspiel, das man nach seinen Vorlieben umgestalten kann – das findet man kein zweites Mal weshalb sich die Community auch sehr schnell auf das Spiel stürzte und eifrig Mods produzierte. Und nun dreieinhalb Jahre nach dem Release braucht sich Rfactor im Umfang vor keinem Rennspiel mehr verstecken, nicht mal vor dem Umfangsmonster DTM Race Driver 3. Verstecken ist auch schwer möglich, denn auf www.rfactorcentral.com, der offiziellen Sammelstelle für Rfactor Mods finden sich aktuell 235 Rennserien und 566 Strecken! Zusätzlich gibt es noch unzählige inoffizielle Mods, die z.B. nur in Ligen gefahren werden. Darunter finden sich zwar auch bessere und schlechtere Umsetzungen und einige Autos, oder Strecken finden sich mehrfach, was die tatsächliche Zahl der Varianten etwas reduziert, aber dennoch bleibt eine beeindruckende Zahl an Möglichkeiten, auch für die, die nicht selber modden, sondern einfach nur fahren wollen.
Allerdings ist nicht nur die Anzahl der Autos und Strecken beeindruckend, sondern auch die Vielfalt der angebotenen Fahrerlebnisse. So findet man sowohl die üblichen Verdächtigen, wie die Formel 1, DTM, Rally, diverse Sportwagenmeisterschaften und Straßenautos, aber auch Truckrennen, Kartrennen, Lieferwagen, Ferngesteuerte Autos, die dann auch stilecht von einer Tribüne aus gesteuert werden und sogar vollkommen abgedrehte Umgebungen und Autos, wie eine knallbunte Fantasiewelt mit Pilzhäusern und dergleichen, durch die man sowohl mit dem passenden Gefährt fahren kann, als auch mit einem F1 Wagen.
Aber die Vielfalt ist auch innerhalb einer Rennserie schon unglaublich. Während sich unter den Open Wheelern auch solche Exoten, wie Formula Nippon, oder die F3 Sudan finden kann man innerhalb der Formel 1 noch weiter unterteilen, da beinahe jede interessante Saison von früher bis heute nachgebaut wurde.

Control

Kontrolle ist das Stichwort für dieses Spiel. Rennspiel-Einsteiger, oder Need For Speed Raser, die sich das erste mal an einem realistischen Rennspiel versuchen werden anfangs vor allem mit den stärker motorisierten Fahrzeugen selbst mit Fahrhilfen ihre liebe Müh und Not haben die Kontrolle zu behalten. Im Gegensatz zur DTM Race Driver Konkurrenz, die ebenfalls den Anspruch hat realistisch zu sein hat man hier aber nicht das Gefühl es mit einem an die Realität angelehnten Arcadelastigen Spielsystem zu tun zu haben, sondern hier hat man das Gefühl, dass tatsächliche Kräfte auf Fahrzeug und Fahrer wirken. Bis man so ein richtiges PS-Monster bändigen kann muss man den einen oder anderen Frustmoment wegstecken können. Ob man sich zum wiederholten male in der selben Kurve gedreht hat, ob man es nicht schafft einzuschätzen wie viel Gas man geben darf, um sich nicht gleich zu drehen, oder ob man sich einfach nur fragt, wie aus der Strecke noch mal 8 Sekunden rauszuholen sein sollen. Erschwert wird das ganze noch dadurch, dass häufig die Standardsetups eher unbrauchbar sind und man zumindest an Bremsbalance, Bremsdruck, etc. rumspielen sollte um das Auto an die eigenen Vorlieben anzupassen.
Da man bei all diesen ersten Schritten nicht an der Hand genommen wird, sei es durch eine Fahrschule, oder durch Erklärung der Möglichkeiten und Auswirkungen der unzähligen Setupmöglichkeiten lassen erste Erfolge relativ lange auf sich warten. Davon sollte man sich allerdings nicht entmutigen lassen sondern sich einfach durch solche Motivationstiefs durchkämpfen. Wenn ich aufgegeben hätte, hätte ich eines der genialsten Gefühle, die ein Spiel je bei mir hervorgerufen hat verpasst.
Denn wenn man sich an den Realismus gewöhnt und langsam das Spiel mit Gas, Bremse und (die entsprechende Hardware vorausgesetzt) Kupplung durchschaut wird man dafür mit dem unglaublichen Gefühl belohnt wirklich die Kontrolle über das Fahrzeug zu haben, jedes Kilo Benzin zu spüren, ein Auto kontrolliert im Drift halten und durch die ganze Kurve ziehen zu können, und das letzte bisschen Druck auf der Bremse zu spüren, das zwischen dem perfekten Bremspunkt und den stehenden Rädern und somit dem Kiesbett liegt. Dann nimmt einen das Spiel gefangen, man versucht Runde für Runde einen schnelleren Weg über die Strecken zu finden, optimiert die Fahrt in der Einlaufrunde, um die Reifen und Bremsen optimal auf Temperatur zu bekommen, ohne die Reifen zu sehr zu verschleißen und somit in den letzten Kurven der gezeiteten Runde keinen Grip zu verlieren, versucht aus dem Setup noch die letzten Zehntelsekunden herauszuholen. Das allein erzeugt schon eine unglaubliche Sogwirkung, die einen mit einem „eine Runde noch, des muss doch schneller gehen“ – Gefühl ans Lenkrad fesselt.
Á prospos Lenkrad. Mit einer Tastatur ist Rfactor nur sehr eingeschränkt zu spielen. Ein Lenkrad sollte es hier schon sein. Am besten mit Force Feedback und wer profimäßig einsteigen möchte ist mit Kupplung und H-Gangschaltung ebenfalls gut beraten.

Connect

Die Community baut natürlich nicht nur fleißig Mods, sondern will die dann auch fahren. Über einen im Spiel eingebauten Gamebrowser kann man sich online mit anderen Hobbyrennfahrern messen. Die eingebauten KI Gegner taugen hier bestenfalls zum üben. Bei Onlinematches ist allerdings zu empfehlen, dass man sich über eines der diversen Foren der Ligen, oder in anderen verwandten Foren mit anderen Fahrern zu Rennen verabredet (auch im Gamestar.de Forum gibt es einen solche Thread), da meist stärker gefüllte Server Passwortgeschützt sind, da dort ähnliche private Sessions, oder Liga Rennen stattfinden. Sobald man ein Auto kontrollieren kann und schnell genug um die Strecken kommt lohnt es sich ohnehin in eine der vielen Rfactor Ligen einzutreten. Man sollte sich eine Liga nach eigenen Vorlieben aussuchen wie z.B.: welche Rennserie wird gefahren, welche Fahrhilfen sind erlaubt, bin ich bereit Beitragskosten (für Verwaltung, Medallien, Pokale, oder Preisgelder) zu zahlen, wie gut sind die Konkurrenten, wie lange dürfen die Rennen gehen etc.
Und mal ehrlich: Was kann spannender sein und mehr Atmosphäre in ein Rennspiel bringen, als sich eine komplette Rennsaison über regelmäßig mit denselben Gegnern Rad an Rad Duelle zu liefern?

Was gibts zu meckern?

Rfactor könnte also Rennfahrers Paradies sein. Allerdings gibt es doch auch einige wenige Kritikpunkte. Einerseits wäre da wie schon mal angesprochen, dass das Spiel so Einsteigerfreundlich ist, wie eine Tür in zwei Meter Höhe, zum anderen lässt der Komfort doch sehr zu wünschen übrig. In dem Fall ist die Flut an Mods ein Segen und ein Fluch, denn man verliert schnell den Überblick welche Mods man schon hat und welche nicht, welche gut sind und welche langweilig. Außerdem muss man jede Strecke, jedes Auto, oder Rennserie separat herunterladen und installieren. Das kostet Geduld und Zeit und hat den Nachteil, dass man besonders Anfangs wenn man noch wenige Autos und Strecken installiert hat des öfteren nicht auf Server joinen kann, da entweder das Auto aus der Serie, oder die Streckendateien fehlen.
Außerdem ist die Kollisionsabfrage in Onlinerennen nicht allzu genau. Das ist zwar nicht übermäßig schlimm, trübt aber den realistischen Gesamteindruck. Und auch wenn die Möglichkeiten des Schadensmodells recht eingeschränkt sind und von einer Detailtreue eines Grid meilenweit weg ist sind dennoch richtig dicke Chrashes mit massig physikalisch korrekt fliegender Teile in Rfactor möglich.
Ein Kritikpunkt hat sich natürlich mit der Zeit eingeschlichen. Dafür, dass Spiel schon seit 2005 auf dem Markt ist schafft es die Engine immer wieder schöne Bilder auf den Bildschirm zu zaubern, aber vor allem dann, wenn fast nur Autos zu sehen sind. Der Landschaftsdarstellung merkt man die veraltende Technik mittlerweile durchaus an.

Fazit

Rfactor verschiebt das Prinzip, dass ein Spiel einfach zu erlernen sein und schwer zu meistern sein soll hin zu schwer zu erlernen extrem schwer zu meistern. Jeder, der allerdings auch nur einen Tropfen Benzin im Blut hat und ein gewisses Durchhaltevermögen besitzt (und ein Lenkrad) sollte sich dieses Spiel zulegen. Das Fahrgefühl ist schlichtweg genial und langweilig wird’s nicht so schnell. Ich fahre jetzt seit ca. 1 Monat und hab somit noch einen nur recht oberflächlichen Eindruck von den Möglichkeiten des Spiels (mögen mir kleine Fehler verziehen werden, Anmerkungen sind willkommen). Aber es hat mich gefangen genommen und ich weiß, ich werde noch sehr viele Stunden damit verbringen, während Bioshock, Call of Juarez, und DTM Race Driver 3 die ich mir alle kürzlich erst gekauft habe im Schrank verstauben.
Und PC-Formel 1 Fans haben ohnehin keine halbwegs aktuelle Alternative zu Rfactor und werden bis zum Erscheinen von Codemasters Formel 1 Spiel auch keine Alternative bekommen. Unter Umständen bleibt es auch die einzige Alternative für alle, für die ein Formel 1 Simulation auch richtig realistisch sein muss, da zu befürchten ist, dass Codemasters dem allgemeinen Trend alles einfacher und Massenmarktkompatibel zu machen folgt ohne eine wirklich realistischen Profimodus einzubauen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Fast fotorealistische Autos
  • Sound: Teils perfekter Motorenklang (Wertung)
  • Balance: Umfangreiche Fahrhilfen zuschaltbar
  • Atmosphäre: Community, perfekter Realismus
  • Bedienung: Perfekt steuerbar mit Lenkrad
  • Umfang: kann ich auch mehr als 10 Punkte vergeben?
  • Realismus / Fahrverhalten: Sehr realistisch
  • KI: stufenlos einstellbar
  • Management / Tuning: Sehr umfangreich
  • Spielzüge / Streckendesign: Schier unendlicher Streckennachschub
  • Grafik: Qualität schwankt je nach mod
  • Sound: Qualität schwankt je nach mod (außer Wertung)
  • Balance: selbst mit Fahrhilfen schwer, keine Einstiegshilfe
  • Atmosphäre: nichts drumherum
  • Bedienung: kein integrierte Modsuche/Installationsmöglichkeit
  • Umfang: -
  • Realismus / Fahrverhalten: -
  • KI: lediglich als sparringpartner brauchbar
  • Management / Tuning: keine Erläuterung
  • Spielzüge / Streckendesign: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(1)
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