Typisch Piranha Bytes: (Nur) der Weg ist das Ziel.

Alteingesessene Fans warten immer noch auf einen würdigen Gothic-Nachfolger, der vor allem den desolaten dritten Teil vergessen macht. Zwar hat Piranha...

von Black Baron am: 31.08.2014

Alteingesessene Fans warten immer noch auf einen würdigen Gothic-Nachfolger, der vor allem den desolaten dritten Teil vergessen macht. Zwar hat Piranha Bytes wieder die Rechte an der Gothic-Reihe, aber zunächst wollte das kleine Essener Entwickler-Team die vor rund fünf Jahren gestartete Risen-Reihe zum Abschluss bringen... Ob und wie ihnen das gelingt, und ob auch alte Gothic-Fans wieder glücklich mit dem dritten Teil der Reihe werden, möchte der Verfasser dieser Rezension an dieser Stelle an Hand der Shadow-Lord-Edition aufzeigen, also einschließlich aller Vorbesteller-Download-Inhalte.

Zunächst einmal: Risen 3 - Titan Lords ist bereits vor über zwei Wochen erschienen... und heimste sich recht unterschiedliche Kritiken ein, positive wie negative. Fast einhellig wird die wie schon beim Vorgänger betriebene DLC-Praxis von der Fachpresse angekreidet. Völlig zu Recht. Es handelt sich zwar nicht um "story-entscheidende" DLCs - wie es gerne von ähnlich agierenden Publishern/Entwicklern gerechtfertigt wird - aber die Inhalte machen locker 10-15 Stunden Spielzeit zusammen aus. Je nach Spielweise vielleicht auch weniger. Dennoch bei einem 50-Stunden RPG (wohlgemerkt inklusive der DLCs!) kein kleiner Happen. Weiterhin hat sich Risen 3 erneut vor allem in den Vereinigten Staaten sehr viel gemischtere Kritiken eingehandelt. Das mag daran liegen, dass Piranha Bytes dort im Vergleich zur sonstigen RPG-Konkurrenz kaum bekannt ist... und wenn dann eher als schrullige Spieleschmiede. Aber auch hier gab und gibt es viele Stimmen, die Risen 3 schon auf Grund seiner ersten Spielstunden verdammt haben. Der Verfasser ist der Ansicht, dass sich Piranha Bytes dies selbst zuzuschreiben hat, weil diese ersten Stunden sehr konträr zu den im Vorfeld beworbenen "back to the roots"-Vorhaben stehen. Doch warum? Dazu jetzt mehr. Diese einleitenden Zeilen sollten dazu dienen zu erläutern, dass Risen 3 wohl ebenso nicht an die Erfolge von Risen 1 oder gar der alten Gothic-Reihe anknüpfen kann, wie auch schon der Vorgänger.

 

Zurück zu alten Tugenden?

Vor allem der Publisher Deep Silver warb im Vorfeld der Veröffentlichung gerne mit dem Slogan "back to the roots", und es fielen auch Aussagen darüber, dass das von Fans ungeliebte Piraten-Setting des Vorgängers Risen 2 -Dark Waters in den Hintergrund treten werde. Wie immer bei solchen Aussagen lässt sich einiges hineininterpretieren und sie definieren auch keineswegs, wie sehr denn "back to the roots" gegangen wird und wie stark verringert der Piraten-Anteil sein würde. Die Realität sieht nämlich wie folgt aus: Piranha Bytes haben sich bei ihren eigenen Werken umgesehen und versucht die beliebtesten Elemente - vor allem aus der Gothic-Reihe - in Risen 3 unterzubringen, ohne den Vorgänger völlig vergessen machen zu wollen... verständlich, schließlich will man sich bei der eigenen Stoy nicht gerne selbst widersprechen. Das bedeutet also: Piraten gibt es nach wie vor, aber sie sind nicht mehr die vorherrschende Kraft in der Südsee des Risen-Universums, ebenso wenig die Inquisition. Beide sind angeschlagene Fraktionen, wobei man den Piraten noch beitreten kann... und im Grunde startet man auch als Pirat ins Spiel.

Versprechen gebrochen?

Die ersten Spielstunden dürften vor allem Kritikern von Risen 2 wie blanker Hohn vorkommen, wirkt Risen 3 hier doch fast wie eine Kopie des Vorgängers. Zunächst gibt es eine Seeschlacht gegen einen aus Teil 2 bekannten Voodoo-Piraten namens Crow, der nun als Geisterpirat auftritt... in diesem kurzen Geplänkel auf den Decks der beiden Schiffe steuert man einen neuen(!) namenlosen Helden. Dieser wacht aus diesem Albtraum auf, just als sein Schiff - anders als sein Vorgänger ist er schon Kapitän - an der Krabbenküste anlegt. Dort finden sich einige Ruinen, die an Azteken-Bauten erinnern, und die laut seiner Schwester Patty(!) einen großen Schatz beherbergen sollen. Zunächst scheint also die große Bedrohung aus Teil 2 vom Tisch... und ja, Patty, die Tochter von Stahlbart, die in Teil 1 zunächst einen kleineren Auftritt als Questgeberin und Kurzzeit-Sidekick hatte, viele Fans mit von vielen als - sagen wir mal - seichten Dialogen und einer nervigen Stimme unglücklich machte, und in Teil 2 als Mitstreiterin teil der Crew war... die ist auch wieder da. Nur diesmal viel draller gekleidet... erinnert eher an Playboy-Bunny-Cosplay und lässt sich schwerlich ernst nehmen. "Muss das wirklich sein?" habe ich mich beim spielen gefragt... ich weiß zwar zu schätzen, dass Piranha Bytes nun endlich auch weibliche Spielecharaktere designen können, aber dieses Ergebnis wirkt einfach nur plump. Und ebenso unnötig erscheint eigentlich auch die Entscheidung einen neuen Helden zu verwenden... zumal der auch Piratenkapitän ist und genauso wenig Persönlichkeit besitzt. Leider.

Schwerer Anfang

Risen 3 - Titan Lords macht es der Spielerschaft zu Anfang wirklich nicht leicht. Diese anfängliche Schatzsuche, die in dem karibischen Flair der Krabbenküste einfach nur Paste&Copy von Risen 2 schreit, ist wie Wasser auf die Mühlen der großen Kritiker von Teil 2. Ebenso die deplatziert wirkenden Tutorial-Kommentare von Patty, die man zwar immersiv einfügen wollte... aber wenn ein Begleitercharakter wenig geistreiche rethorische Fragen zu allzu offensichtlichen Sachverhalten von sich gibt, ist das nicht immersiv, sondern zum Fremdschämen. Trotzdem muss man objektiv sagen, dass trotz der angestaubten Technik die Insel doch hübsch anzusehen ist und man getrost sagen kann, dass man hier sozusagen nocheinmal das Beste aus Risen 2 zu sehen bekommt. Und wenn man mit dem Kampfsystem klar kommt (ebenfalls ein dicker Minuspunkt bei vielen Kritikern), schnetzelt man sich relativ locker durch diese Tutorial-Insel... aber nicht bis zu einem Schatz, sondern zu einem Portal in das sogenannte Schattenreich. Ab hier startet Risen 3 erst so richtig. Aus diesem Portal erscheint ein Schattenlord, eine dämonische Kreatur, die wie ein skelettierter Nekromant oder etwas in der Art wirkt, und dem Helden dessen Seele und zugleich sein Leben entreißt. In einer leider hölzern inszenierten Szene, die wohl emotional wirken soll, begräbt Patty zusammen mit ein paar Crewmitgliedern den Leichnam ihres Bruders am Strand der Krabbenküste. Drei Wochen später erscheint ein Kerl, der ebenfalls aus Risen 2 bekannt ist: ein Voodoo-Pirat namens Bones. Mittels Voodoo-Ritual holt er den Helden wieder ins Leben zurück... der nach 3 Wochen des Gammelns erstaunlicherweise wie aus dem Ei gepellt wirkt. Nach einer kurzen Instruktion - der Held lebt zwar wieder, aber ohne Seele verwandelt er sich mittelfristig in einen sogenannten Schergen, eine geistlose Kreatur des Schattenreichs, was es natürlich zu verhindern gilt - startet man los, um sich mächtige magische Unterstützung zu suchen.

Gothic 2 in der Karibik

Nun öffnet sich die Spielwelt... und zwar komplett. Bis auf die finale Insel kann man sofort alle anderen Inseln in beliebiger Reihenfolge ansteuern. Zunächst mit der kleinen Schaluppe von Bones, sobald man sich einer der nun drei Fraktionen angeschlossen hat mit einem eigenen Schiff samt Crew. Nach wie vor möchte man meinen, dass das Zurückschrauben des Piratenaspekts nur als Witz gemeint war... aber spätestens, wenn man ein paar der Inseln gesehen hat, bemerkt man die große Vielfalt von Risen 3, die sich nicht nur auf die Optik der Inseln niederschlägt. Zwar gibt es mit der Eingeborenen-Insel Kila ein starkes Risen-2-Deja-vu, vor allem da sie auch einen Teil der Piratenüberbleibsel beherbergt und als Anlaufstelle für angehende Voodoo-Piraten dient. Aber es gibt auch völlig andere Inseln, wie z.B. die Vulkaninsel Calador - Heimat der Dämonenjäger -, welche eine mediterran wirkende Vegetation aufweist und mit seinen schroffen und stark strukturiert wirkenden Felsen beeindruckt. Mit der Tutorial-Insel sind acht der insgesamt neuen Inseln auf Anhieb ansteuerbar... sofern man die DLCs besitzt, die nämlich zwei der Inseln enthalten (Nebelinsel und die Insel der Diebe). Die größten Inseln sind freilich die der Hauptfraktionen, aber auch die anderen müssen sich nicht unbedingt verstecken und bieten genug Questfutter und Anreiz zur Erkundung. Dabei gibt es einige Momente - vor allem auf bereits erwähnter Insel Calador - die doch Erinnerungen an PB's frühere Großtaten wie Gothic 2 aufkommen lassen. Das Risen 3 dabei jedoch im Grunde nie dessen Qualität erreicht, liegt jedoch an mehreren Faktoren. Einfach nur zu verlangen, dass PB an diese Zeiten nahtlos anknüpft ist in etwa so aussichtsreich, wie zu erwarten, dass Metallica ein zweites Master of Puppets hervorbringen. Jeder, der irgendwie kreativ schaffend ist, bewegt sich weiter. Und so behält Risen 3 auch einige spielerische Elemente des Vorgängers bei und verbessert sie an mancher Stelle, nur leider nicht überall.

Ein kurzer Überblick

Doch zunächst nocheinmal ein kurzer Überblick, was nun vom Spieler in Risen 3 erwartet wird: Man macht sich also auf die Suche nach einer Person, die mächtige Magie wirken kann und hoffentlich dabei helfen kann die Seele des Helden wieder zufinden und mit seinem Körper zu vereinen. Bones rät dazu wenigstens eine der drei mächtigsten Fraktionen aufzusuchen. Dazu zählen - wie schon erwähnt - zwar noch die Piraten, die sind aber schwer angeschlagen, da auf einigen Inseln das Schattenreich in die Welt der Lebenden strömt. Die Inquisition und die Piraten hat es schwer getroffen und beide sind zudem etwas verstreut. Da die Inquisition jedoch Magie ablehnt, scheiden sie als Fraktion aus und bieten lediglich einen Anreiz als mögliche Verbündete, um das Schattenreich zurückzudrängen. Aber neben den Voodoopiraten und den Eingeborenen - welche jedoch nicht wie eine einheitliche Fraktion wirken, sondern lediglich wie eine Ansammlung von Lehrern - gibt es zwei neue Fraktionen: Die alten Magier des Festlands haben sich auf der Insel Taranis (sehr Gothic-2-like) neu konsolidiert und nun auf die Kristallmagie spezialisiert, welche sich die Elemente der Natur zu nutze macht. Diesen kann man sich als Wächter anschließen und sich dabei auf Nahkampf oder Magie konzentrieren, oder eine Mischung aus Beidem. Ähnlich verhält es sich mit den Dämonenjägern auf Calador, die eine Art uralter Orden darstellen und wie der Name vermuten lässt in der Vergangenheit die Welt vor Dämonen beschützten. Der Druide Eldric - bekannt aus Risen 1 - hat mit der Bedrohung durch die Titanen diesen Orden wiederbelebt und sich deren Runenmagie verschrieben (Paladine aus Gothic 2 lassen grüßen). Man kann sich auch hier auf Nahkampf, Magie oder eine Mischung aus beidem fokussieren. Nett: anstatt einer Ausweichrolle teleportieren sich Dämonenjäger über die etwa gleiche Distanz, ein cooler Einfall. Fraktionsübergreifend kann man sich natürlich auch mit den in Risen 2 eingeführten Pulverwaffen hinaufkämpfen. Dadurch bietet Risen 3 grundsätzlich eine große Vielfalt, aber man muss auch sagen, dass sich die Fraktionen rein spielerisch nur in den magischen Aspekten unterscheiden. Somit kann man sagen, dass es für alle Spieler, die Magie eher nebensächlich betrachten, nur eine Frage des Geschmacks ist, welcher Fraktion sie sich anschließen. Schlussendlich muss man nämlich alle drei für die eigene Sache gewinnen und somit allerhand Aufgaben erfüllen. Zusätzlich zu dieser Suche nach magischer Unterstützung für das eigene Seelenheil wird man vom Piraten-Admiral Alvarez ausgeschickt, um möglichst viele Schiffe für eine gemeinsame Flotte aufzutreiben, da eine Geisterpiraten-Flotte die Südsee unsicher machen soll... davon ist im Spiel leider so gut wie nichts zu spüren.

Im Vergleich zur Konkurrenz auf dem Stand von Daumenkinos

Die Inszenierung... ist leider Piranha-Bytes-typisch äußerst durchwachsen. Die Animationen wurden zwar im Vergleich zu ihren eigenen Spielen immer weiter verbessert, können aber in ihrer neuesten Kreation erneut nicht mit der Genre-Konkurrenz mithalten. Selbst die eigentlich genauso bleiern inszenierten Dialoge von Skyrim (das ja auch schon fast 3 Jahre alt ist) wirken immer noch "moderner". Fast schon billig wirken Szenen, die deutlich sichtbar mit Motion-Capture-Technik erstellt wurden... denn die Bewegungen passen nicht zum sonstigen Gebaren der Figuren in normalen Dialogen. Zumindest die Bewegungsabläufe in den Kämpfen machen - egal ob Mensch oder Kreatur - aber immerhin etwas her und die Wucht hinter Waffenhieben wird gut vermittelt. Akustisch gleichen dann wieder die guten Sprecher und die atmosphärische Orchester-Musik (Nein, die stammt NICHT von Kai Rosenkranz!) die maue optische Inszenierung zumeist wieder aus... auch wenn der neue Sprecher des neuen Helden (prominentester Auftritt als Desmond Miles in den Assassin's-Creed-Spielen) ein wenig zu lässig wirkt und nicht den gleichen sarkastischen Unterton seines Quasi-Vorgängers bieten kann.

Never touch a running system

Wie erwähnt gibt es im Grunde spielerisch wenig neues gegenüber Risen 2. Nicht nur die Menüs wirken fast identisch, auch das Charaktersystem wurde quasi 1:1 übernommen. Erneut sammelt man also keine Lernpunkte wie sonst üblich, sondern lediglich Erfahrungspunkte, die hier wieder "Ruhm" genannt werden. Mit diesen Punkten steigert man bis zu acht Attribute: Nahkampf (Effektivität im Nahkampf und Schadenshöhe der Treffer), Fernkampf (analog zu Nahkampf), List (kritische Trefferchance und Effektivität der Seitenwaffen (linke Hand)), Einfluss (für Dialoge), Härte (Rüstungseffektivität und Widerstandsfähigkeit), Fingerfertigkeit (Diebestalente), Magie und Geist (Alchemie und die neue Astralsicht). Diese Attribute dienen als Vorraussetzung der vielen Perks, die man wiederrum bei den vielen in der Spielwelt verstreuten Lehrern gegen Gold erlernen kann. Beispielsweise gibt es Perks für den Nahkampf, die eine bestimmte Waffengattung pushen oder die Angriffsgeschwindigkeit erhöhen und Konterparaden ermöglichen. Das erlaubt viel Freiheit, birgt aber auch die Gefahr sich früh in einer ineffektiven Mischskillung zu verzetteln. Piranha-Bytes-typisch ist der Held nämlich zu Anfang wenig mehr als ein Handtuch, das bei jedem Hauch in sich zusammenfällt, man sollte sich also zumindest zu Anfang auf eine Waffengattung konzentrieren. Magie dürfte wie üblich der schwierigste Weg sein, allerdings gibt es einen Vorteil: Es gibt nachwievor kein Mana mehr, die Sprüche werden durch (von Perks verkürzbare) Abklingzeiten begrenzt. Außerdem kann man nachwievor Einweg-Zaube wie Spruchrollen und Voodoopuppen verwenden (und herstellen).

Da fehlt doch noch etwas

Leider fehlen auch immer noch die noch in Risen 1 vorhandenen Zweihandwaffen und Schilde. Zwar wirkt das Kampfsystem mit seinem Fokus auf effektive Paraden und gut getimte Ausweichrollen sehr dynamisch, rein spielerisch ist aber der Nahkampf wieder nur eine eher eingedampfte Version gegenüber Risen 1. Zumindest hat man aber gegenüber Risen 2 das System der Schmutzigen Tricks entschlackt: Gab es in Teil 2 noch allerhand Schnickschnack wie Sand (kurzzeitiges Blenden des Gegners) und Kokosnüsse (zum Betäuben), der zu einem schnell zugemüllten Inventar und auch einigen verschwendet wirkenden Perks führte, beschränkt man sich in Teil 3 auf Pistolen (mit normalen Kugeln oder als Schrotpistolen) und Armbrüste. Somit lassen sich die Schmutzigen Tricks nicht mehr zum NPC veräppeln benutzen, aber durch die nun kurzen Abklingzeiten sind sie im Kampf nützlicher und effektiver. Trotzdem, ich vermisse die klassischen Schilde und die wuchtigen Zweihänder nachwievor...

Buttonmashing oder Nicht-Buttonmashing... das ist hier die Frage!

Im Nahkampf wird wie im Vorgänger mittels einzelner Klicks gekämpft, anders als in Gothic und Risen 1 lässt sich die Richtung, aus der die Schläge geführt werden, leider nach wie vor nicht steuern. Und so gut das Kombosystem funktioniert mit zunehmender Perk-Dichte, gegen viele Gegner - vor allem Tiere - ist ein beständiges Ausweichen mit kurzen Ausfall-Schlägen effektiver und gesünder. Zwar gewinnen die Schläge während der Kombo an Durchschlagskraft, aber vor allem zu Beginn können die meisten Gegner die Kombos mit einfachen Attacken schnell unterbinden. Das kann für Frust sorgen, wenn man nicht wie schon erwähnt eher auf Ausweichen/schnell zuschlagen/Ausweichen setzt. Auf der einen Seite funktioniert das Grundrezept der PB-Spiele nach wievor: Am Anfang kann man nichts und muss höllisch aufpassen nicht schnell zu sterben, wobei hier die Mitstreiter oft eine gute Hilfe sind. Mit zunehmenden Fortschritt wird man immer stärker - im Grunde zu stark - wobei das Kampfsystem halbwegs glaubhaft bleibt... wenn auch leider wie schon erwähnt gegenüber der Gothic-Reihe eingeschränkt.

Ein Hauch von Shooter, mit alter Zauber-Bandbreite aus Gothic-Zeiten

Die neue Vielfalt des Magiesystems erinnert mehr an alte Gothic-Zeiten, als der Nahkampf. Als Fernkampf teilt sie sich den Platz mit den Pulverlangwaffen, hat aber naturgemäß in seinen Manifestationen deutlich mehr Vielfalt und bietet auch - grundsätzlich für alle Helden - nützliche Sprüche wie den Papageien-Zauber der Voodoo-Schule. Je nach Fraktion ergibt sich ein anderer Fokus auf die Magie: Während die Dämonenjäger Begleitkreaturen beschwören, Stärkungs- und Heilzauber wirken und auch eine Art kinetische Nova wirken können, die besonders im dichten Nahkampfgetümmel nützlich ist, verlassen sich die Magier auf offensivere und klassischere Zaubersprüche wie Feuerbälle und Blitzattacken. Die Voodoopiraten/Eingeborenen hingegen setzen auf Flüche, die die Gegner schwächen oder kurzzeitig zu Zwangsverbündeten macht. Wie bei den Schusswaffen lässt sich hier über größere Distanzen über ein Fadenkreuz zielen, das macht es leichter bestimmte Ziele selbst zu wählen, wenn das - manchmal konfuse - Autoaiming sonst dazwischen funkt. Während die Schusswaffen - auch die Seitenwaffen für die linke Hand - Munition benötigen, braucht man wie erwähnt für Magie keine Manatränke mehr. Stattdessen dient die Alchemie zur kurzzeitigen Steigerung bestimmter Fähigkeiten. Nur die Abklingzeiten sorgen dafür, dass man einigermaßen sorgsam wählen muss, und je nach Stärke des Zaubers fallen diese Zeiten unterschiedlich hoch aus. Ein Wort noch zum Papageienzauber: Falls jemand denkt, er könnte als Papagei jede Insel in windeseile bereisen, weit gefehlt. Dieser Zauber wird durch zwar wenig emersive aber nötige Beschränkungen begrenzt. Man kann nur langsam und sehr begrenzt - nur wenige Meter - an Höhe gewinnen. Zwar kann man unbegrenzt lange in dieser Gestalt bleiben, solange man nicht nach oben fliegt, aber als Papagei schwebt man so lange nach unten, bis man eine Grundhöhe erreicht hat... unbegrenzt Schluchten überwinden geht also auch nicht.

 

Saufen, Kochen, Messerwerfen, Armdrücken...


Altes Markenzeichen von PB-Spielen sind ja auch Dinge wie die Tagesabläufe der NPCs... alles vorhanden, sie stehen morgens auf und gehen Tätigkeiten ihrer Zunft entsprechend nach, versammeln sich abends für Umtrünke oder machen zwischendrin auch Dinge wie Messerwerfen oder stehen für andere Wettbewerbe wie Wettsaufen und Armdrücken bereit... während das Messerwerfen sogar halbwegs Spaß macht, ist der Rest zum Vergessen und beschränkt sich auf schlecht gemachte Quicktimeevents (Armdrücken) und zittriges Herumgeklicke (Wettsaufen). Aber geschenkt, Pflicht ist keines davon. Hin und wieder rücken die entsprechenden NPCs zwar nützliche Dinge heraus, z.B. einen der an die 30 Sammelgegenstände, die bestimmte Attributsboni verleihen oder mehr Erfahrung gewähren. Aber zum Glück machen sie nur einen winzigen Bruchteil der Spielzeit aus. Anno 2014 wirken sie aber leider so hölzern, dass sie der Immersion nicht unbedingt dienlich sind... ebenso das Kochen, Tränkebrauen oder Schmieden (generell das Crafting), bei dem man aus der Spielwelt in ein schnödes Menü gerissen wird, in dem man zwar die Animationen sieht... aber das Ganze wirkt im Vergleich zur Gothic-Reihe und Risen 1 sehr gekünstelt. Zumal man beim Schmieden nur noch den zu erstellenden Gegenstand anklickt und Zack, hat man ihn im Inventar... kein Erhitzen eines Rohlings, anschließendes Hämmern, Abkühlen und Schleifen mehr... mag sein, dass das puristisch klingt, aber auch wenn das schon in Gothic eher simpel war, es hat einfach zur Glaubwürdigkeit des Spiels beigetragen.


Ach, der Typ hinter mir ist ja auch noch dabei...

Wie in Teil 2 stellt Piranha Bytes dem Helden erneut Begleiter zur Seite. Die aber leider erneut nicht durch Persönlichkeit punkten, auch wenn sie hin und wieder kurze Kommentare zur gegenwärtigen Lage abgeben oder sogar kurz in Dialogen dazwischen quatschen. Nur leider bleiben sie dabei stets uninteressant, nicht einmal ein Twist im fortgeschrittenen Storyteil kann darüber hinwegtäuschen, dass diese Mitstreiter nicht im Ansatz mit jenen aus Bioware-RPGs mithalten können. Dabei wirkt das aber weniger als etwaige Inkompetenz der Entwickler, sondern eher lieblos und man wollte sicherlich aus budgetgründen darauf verzichten die Mitstreiter eng ins Geschehen einzubinden, da dies freilich viel Arbeit bedeutet, um alle Eventualitäten zu berücksichtigen und für Konsistenz zu sorgen. Trotzdem schade, deshalb bin ich der Meinung, dass man sich darauf beschränken hätte sollen, die Mitstreiter eher mit Questreihen einzubinden, so wie man es mit Patty in Risen 1 gemacht hatte... das hätte zwar das Schiff leer wirken lassen... hätte aber besser über die Blässe dieser Charaktere hinweggetäuscht. Davon abgesehen machen die KI-Mitstreiter aber eine ordentliche Figur und helfen vor allem Risen-Neulingen, die das Kampfsystem noch nicht so gut beherrschen. Denn bis auf zwar relativ häufige, aber nicht ins Gewicht fallende Aussetzer kämpfen sie sehr gut mit und halten zudem ordentlich was aus. Dabei spielt es kaum eine Rolle wen man dabei hat, auf Magie greifen sie nämlich kaum zurück. Aber sie können Gegner auf sich lenken und vor allem bei deren zahlenmäßiger Überlegenheit dem Spieler Luft verschaffen. Auch beim Erkunden bleiben sie meistens ohne Probleme am Spieler dran, erst wenn man z.B. den Papageienzauber verwendet oder schwer überwindbare Hindernisse nimmt, bleiben sie in Wartestellung oder suchen sich sogar alternative Wege... zum Glück ohne neue Gegner anzulocken. Aber um es zu konkretisieren: Für die Story dienen die Mitstreiter nur als Stichwortgeber - Bones ist da besonders schlimm - und gerade von Patty bin ich enttäuscht. Sie ist zwar die Schwester, aber es scheint als hätten die Entwickler sie ganz bewusst als klischeebehaftete Sexbombe mit losem Mundwerk eingebaut. In Teil 2 hatte sie wenigstens noch direkten Bezug zur Story, aber auf mich wirkt es so, als würden die Entwickler den Kritikern unter den Fans nun einen Mittelfinger entgegenstrecken... meiner Ansicht nach hätte man Patty genauso wie den Vorgängerhelden als kurz auftauchenden NPC verwenden sollen.

Gut oder Böse? Eigentlich isses wurscht...

Eine Neuerung in Risen 3 ist das Moralsystem, das man zugleich an das Schicksal des Helden koppelt: Um einer raschen Entmenschlichung zu entgehen, soll man das Abhandensein der Seele durch gute Taten kompensieren, wenigstens zeitweise. Das schlägt sich in Form sogenannter Seelenpunkte nieder: Je mehr, desto menschlicher wirkt man auf die Umgebung, je weniger, desto mehr entspricht man einem sogenannten Schergen der Schattenwelt. Optisch macht das leider keinen Unterschied, der Held wirkt wie ein ganz normaler Typ. Nur die Fraktionswahl wirkt sich da aus (als Dämonenjäger hat man einen geschorenen Kopf mit blasser Haut und hellen Augen zb.). Die NPCs und Begleiter reagieren zwar manchmal auf die Gesinnung mit Sprüchen a la "du bist ein guter Typ", insgesamt wirkt das Moralsystem aber einfach nur aufgesetzt. Zumal man das nicht nur durch gute bzw. böse Taten beeinflusst, sondern auch durch Seelenstaub. Den findet man in der Schattenwelt... dorthin gelangt man kurzzeitig und vor allem anfangs häufig, sobald man sich Schlafen legt. Kurzzeitig ist man so bei der eigenen Seele, die im Schattenreich umherirrt und auf andere Geister trifft, u.A. den eigenen Vater Stahlbart. Anschließend kann man den Seelenstaub bei Edward, seinezeichens Dämomenjäger und Mitstreiter, eintauschen und erhält dafür Seelenpunkte. Oder man verkauft ihn für Gold beim Geister-Inquisitor Mendoza (auch Crewmitglied und bekannt als Antagonist aus Risen 1). Auch ein paar Tränke können sich auf den Seelenwert auswirken: Für bestimmte Vorteile wie dauerhaft mehr Lebensenergie muss man Seelenpunkte opfern.

I wear my sunglasses at night, so I can see the light right before my eyes

Auch neu ist die sogenannte Astralsicht. Wie das Moralsystem ist auch dies eher aufgesetzt und kaum spielentscheidend... aber nützlicher, wenn man denn das Gold für die vielen Perks ausgeben will. Damit lassen sich nämlich Gegner, Gegenstände und Fallen durch Wände hindurch erkennen. Das kann für's Schleichen etwas nützlich sein, auch für die Suche nach verborgenen Gegenständen und Truhen, aber im Grunde sucht man die Gegenden ohnehin akribisch ab... somit ist die Astralsicht also eher ein teures Vergnügen. Zumal man bei Benutzung aus Lebensenergie einbüßt. Auch hier haben die Entwickler also das Design nicht konsequent genug in das Spiel eingebunden.

Schatz, wo ist der Fotoapparat?!?

Nachdem das Gameplay also durchaus seine Schattenseiten hat muss es aber doch etwas geben, das die Faszination von Risen 3 ausmacht, oder? Ja, definitiv. Eines haben Piranha Bytes definitiv nicht verlernt, und zwar das erschaffen von hübschen und abwechslungsreichen Landschaften, die zum Erkunden einladen. Meiner Meinung nach haben sie sich in Risen 3 selbst übertroffen, denn auch wenn sie nachwievor die gleiche Engine verwenden, die schon in Gothic 3 (2006!) zum Einsatz kam, man merkt, dass die Entwickler dieses Werkzeug in- und auswendig kennen und zu beherrschen wissen. Egal ob Palmen, Laubbäume, hügelige Graslandschaften, schroffe Vulkanlandschaften mitsamt Lavaströmen, alles wirkt sehr hübsch, und oft gelingt es den Entwicklern auch geschickt über die teils geringe Polygonzahl hinwegzutäuschen. Zwar ist nicht jede Textur knackig und detailreich, trotzdem wirken vor allem Felsen teils ungeheuer plastisch. Das zaubert Panoramen auf den Bildschirmen, die mich mehr als einmal dazu gebracht haben einfach nur in der Spielwelt zu verharren und sie zu bewundern. Auch die meisten Kreaturen machen einen ordentlichen Eindruck, und auch wenn die Figuren für heutige Verhältnisse im Vergleich zu anderen Spielen hölzern und comichaft wirken, für PB-Verhältnisse hat man sich enorm gesteigert. Doch wie schon erwähnt: Die Spielwelt ist der Star des Spiels, wie schon immer bei Piranha Bytes. Auch die Effekte können sich wirklich sehen lassen, vor allem Feuer und Lava wirken sehr echt. Licht und Schatten sind sehr gut umgesetzt, besonders in Höhlen sind tanzende Schatten und die plastischen Texturen mitunter sehr eindrucksvoll. Nur manchmal wird das insgesamt sehr ordentliche Bild durch gelegentliche Texturfehler und relativ häufig sichtbares Textur-Streaming, das aber meist eher weiter entfernte Objekte betrifft, getrübt... Anno 2014 zwar anzukreiden, aber durch die sehr gute Performance des Spiels bei einem halbwegs aktuellen PC durchaus vertretbar. Schade: Wettereffekte gibt's, aber außer einem leichten Gewitter beim ersten Anreisen von Takarigua bekommt man nur noch sich im Wind wiegende Bäume zu sehen (besonders die Palmen haben die Entwickler hier toll hinbekommen). Dafür sind aber die Tag/Nacht-Wechsel erneut gelungen. Unterm Strich kann Risen 3 zwar mit Sicherheit nicht mit der kommenden Konkurrenz mithalten, aber für so ein kleines Team ist die Grafik rundherum gelungen.

Reise, reise, Seemann reise...

Pferde oder ähnliche Reittiere gibt es in Risen 3 zwar immer noch nicht, aber die vermisst man eigentlich auch nicht. Zwar ist die Spielwelt riesig, wenn man alle Inseln zusammenfassen würde, aber durch ihre Aufteilung als Inseln doch überschaubar genug, dass man zu Fuß nicht zu lange unterwegs sein muss. Schön: an manchen Stellen kommt man nur schwimmend ans Ziel... dieser Glaubwürdigkeitsknick der Vorgänger wurde also endlich beseitigt. Es gibt aber auch ein Schnellreisesystem, das jedoch nicht wie sonst üblich auf Runensteine basiert, die einen zum jeweils verankerten Ort beamen, sondern eher Diablomäßig auf in der Welt verteilte Teleporterplattformen basiert, die mit entsprechenden Steinen zu aktivieren sind... und davon findet man bei halbwegs aufmerksamer Erkundung mehr als genug. Allerdings funktioniert dieses Schnellreisen nur auf der jeweiligen Insel... ein "interinsulares" Teleportieren ist leider nicht möglich. Doch man kann stets sofort zum angelegten Schiff zurückkehren und anschließend zur gewünschten Insel reisen, und ggf. dort dann das Schnellreisesystem nutzen... klingt zunächst unnötig umständlich, ist aber nicht störend und etwas immersiver. Und Schiff ist ein gutes Stichwort: Leider kann man auch in Risen 3 die See nicht frei befahren wie in Assassin's Creed 4, aber das wäre von einem so kleinen Entwickler zu viel verlangt... vom Aufwand her wäre das ein eigenes Spiel. Zumindest gibt es aber vorgegebene Seeschlachten... die aber nur ein billiger Abklatsch der Kämpfe von Ubisofts Piraten-Hatz sind. Direkte Seeschlachten finden nur gegen immergleiche Seemonster statt, die Steuerung ist sehr simpel und hölzern. Man kann nur mit den Bugkanonen etwas zielen, die Bordkanonen sind dafür deutlich durchschlagskräftiger, wenn genug Treffer gelandet werden, können aber anders als in AC4 nicht gelenkt werden. Stattdessen muss man den Wellengang zur Hilfe nehmen bzw. abpassen... Besser als nichts, aber die Seeschlachten wirken eher wie ein Minispiel. Enttäuschend: Seeschlachten gegen gegnerische Schiffe finden nicht statt, stattdessen springt man zur Enterphase... verschenktes Potential und ein Zeugnis dafür, dass PB nicht genug Zeit und Manpower hatten, um die Schiffseinlagen wirklich passend umzusetzen.

Wir sind ganz Ohr

Auch der Sound kann sich hören lassen und trägt mit einem dichten Klangteppich deutlich zur Atmosphäre bei, ein wichtiger Aspekt bei Open-World-Spielen, die eine lebendige Spielwelt darstellen wollen. Dabei ist der Sound von der Lautstärke her gut ausbalanciert, zu leise Dialoge in lauter Soundkulisse wie in anderen Open-World-Spielen und RPGs gibt es hier im Grunde nie. Überhaupt ist die Vertonung vorbildlich, die Sprecher allesamt passend und professionell. Was die mangelnde Mimik der Charaktere an Emotionen fehlen lässt, machen die Sprecher in der Regel sehr gut wett.

Und wo ist die Story?

Ja, wo ist sie nur... wie bei PB üblich findet das Abenteuer eher zwischen den Zeilen statt mit den vielen Quests, die mit Dialogen ausstaffiert sind, welche meist wie aus dem Leben gegriffen wirken... das Problem ist nur, dass PB sich hier allmählich zum xten Male selbst wiederholen und nur wenig Überraschungen bieten. Dafür fühlt man sich als PB-Spiele-Veteran zumindest heimisch... auch wenn viele Leute den rustikalen Stil der Dialoge überdrüssig werden. Schlimm ist aber, dass die eigentliche Hauptstory nur vor sich hin plätschert und die anfangs suggerierte Dringlichkeit ad absurdum geführt wird... man kann sich nämlich alle Zeit der Welt nehmen für Nebenquests usw. Andersherum würden sich zwar Spieler über einen möglichen Zwang aufregen, aber wenn man in der Story erst vermittelt, dass der Held sich in einen bösen und hirnlosen Schergen verwandelt, wenn er nichts dagegen unternimmt, und dass er dafür nur wenig Zeit habe, man aber dann ohne Konsequenzen beliebig häufig Schlafen und in der Spielwelt flanieren kann, dann wirkt das leider widersprüchlich. Auch muss man sagen, dass Risen 3 überhaupt nicht - wie eigentlich angekündigt - wie der Abschluss einer Trilogie wirkt. Der Untertitel "Titan Lords" ist auch irreführend, da man von dem angeblich tobenden Krieg zwischen Titanenlords und deren Titanen eigentlich nichts mitbekommt. Und dann das Finale... es hinterließ mich mit offenem Mund, aber eher weil ich ungläubig und frustriert vor dem Bildschirm saß. Das wird nämlich in einer Banalität abgehandelt, dass es für Fans wie eine Ohrfeige wirkt. Piranha Bytes, Sorry, aber das was ihr hier abliefert ist schlicht eine Frechheit! Ohne Spoilern zu wollen: Das Ende wirkt zugleich ganz und gar nicht wie der endgültige Abschluss dieser Spielereihe. Und das ist meiner Meinung nach viel eher eine Lüge, als das angeblich gebrochene Versprechen die Piraten-Elemente zu verbannen... was so auch nie versprochen wurde... dass Risen 3 aber der Abschluss der Trilogie sein soll hingegen schon.

Fazit:

Als Rollenspielfan kann man sich Risen 3 - Titan Lords als "Spätsommerlochfüller" bis zum Release von Dragon Age 3 einigermaßen ruhigen Gewissens reinziehen... aber wer Divinity: Original Sins noch nicht gespielt hat und auch klassischere RPGs a la Neverwinter Nights und Baldur's Gate mag, sollte diesem evtl. den Vorzug geben. Wer aber auf Open-World-RPGs mit befriedigendem Erkundungsfaktor steht, kann hier zugreifen. Auch wenn man die eine oder andere Macke hinnehmen muss. Wer auf storygetriebene RPGs aus ist, sollte jedoch die Finger von Risen 3 lassen, denn die Autoren bekleckern sich hier nicht mit Ruhm, zumal das Finale eine absolute Frechheit ist. Und wie lässt sich die Frage beantworten, ob Risen 3 besser als Teil 2 ist? Nun... Risen 3 ist tatsächlich besser, allein schon wegen der großen Vielfalt der Spielwelt und der drei unterschiedlichen Fraktionen. Aber es erbt trotzdem einige Schwächen wie das limitierte Nahkampfsystem und das nicht optimal balancierte Charaktersystem. Ein Schnellschuss ist Risen 3 nicht geworden, die Entwickler haben sich sichtlich Mühe gegeben... aber trotzdem wäre ich nicht überrascht, wenn man bei PB nach dem Release kollektiv gedacht hat "Endlich vorbei... jetzt haken wir Risen erstmal ab". Nun ist meine persönliche Hoffnung, dass man sich bei Piranha Bytes künftig mehr Gedanken um eine anständige Story und interessante Charaktere macht... oder man versucht das alte Gothic-Konzept aus Teil 1 wiederzubeleben. Die Rechte an Gothic haben sie ja wieder. Jedenfalls: Risen 3 - Titan Lords kann ich nicht uneingeschränkt jedem Spielefan und auch nicht jedem RPG-Fan empfehlen... wer Teil 1 mochte und Teil 2 wegen der Piraten hasste, wird mit Teil 3 nur teils entschädigt, wer Teil 2 erträglich fand, wird Teil 3 als spürbare Verbesserung empfinden... alle anderen müssen nunmal erneut leidfähig sein und werden Risen 3 bestenfalls als solides RPG wahrnehmen.


Wertung
Pro und Kontra
  • teils grandiose Landschaften...
  • ...die sehr organisch wirken und viele Ecken und Winkel haben
  • abwechslungsreiche Vegetation
  • solides Charaktersystem mit einigen Freiheiten
  • schöner Soundtrack
  • erdiger Charme durch verschliffene Sprache...
  • ...die raue Sprache ist ggf. nach dem "xten Male" eine Parodie seiner selbst, je nach Gusto
  • blasse Begleitercharaktere
  • allzu rudimentäre Spielelemente wie das Moralsystem und die Seeschlachten
  • wenig spannende Story, die zudem höchst unbefriedigend "abgeschlossen" wird

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(11)
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