Factum abiit; monumenta manent

Die Total War Serie überschreitet den Rubikon: Creative Assembly gelingt der Kunstgriff und schafft ein Spiel für die Ewigkeit. Noch nie in einem Spiel war die...

von - Gast - am: 10.06.2010

Die Total War Serie überschreitet den Rubikon: Creative Assembly gelingt der Kunstgriff und schafft ein Spiel für die Ewigkeit. Noch nie in einem Spiel war die Antike so lebendig wie in Rome: Total War.

Homo homini lupus

Total War begann in Japan. Bereits zur Jahrtausendwende konnte Creative Assembly Gamer mit einem kongenialen Mix aus rundenbasierter Globalstrategie und echtzeitbasierten Taktikschlachten überzeugen. Mit Medieval: Total War übertrafen die Entwickler nochmals den Vorgänger und brachten die Serie zum ersten Mal auf den Schauplatz Europa. Dieser Entschluss brachte eine viel heterogenere Spielwelt mit sich: verschiedene Kulturen, Religionen und Ziele vertieften den Spielspaß und damit auch die Spielzeit. Deshalb blieb Creative Assembly auch bei dem dritten Spiel der Serie dieser Linie treu, doch diesmal versetzte man den angehenden General in eine andere Epoche der abendländischen Geschichte: die römische Antike. Und wie der Name der Serie schon sagt, dreht sich bei Rome: Total War alles nur um die Weiterführung der Politik mit anderen Mitteln. Krieg ist der eigentliche Imperator des Spiels.

Inter arma silent leges.

Der Spieler kann anfangs nur die drei römischen Fraktionen spielen. Bei diesen handelt es sich um alte römische Patrizierfamilien, die im Laufe der römischen Republik Reichtum und Macht ansammelten. Die Julier starten in Norditalien und müssen sich anfangs mit den Galliern um die Poebene schlagen. Wer lieber gegen zivilisierte Gegner in den Krieg zieht, kann sich für eine der beiden anderen Familien entscheiden. Die Scipionen haben ihre Länder in Kampanien und Sizilien, ein Krieg mit der phönizischen Hafenstadt Karthago steht unmittelbar bevor. Mit der urrömischen Familie der Brutier empfiehlt es sich hingegen Griechenland und die Diadochenreiche anzugreifen. Die einzelnen Familien spielen sich höchst unterschiedlich, vor allem bedingt durch die vollkommen verschiedenen Feinde. Eine der größten Stärken des Spiels ist die angesprochene Heterogenität der einzelnen Völker und kein anderer Total War vor und nach Rome hat dies mehr zustande gebracht. Im weiteren Verlauf des Spiels kann man auch für die Germanen, Gallier, Briten, Griechen, Karthager, Seleukiden, Ägypter und Parther in den Kampf ziehen.

Natale solum dulce.

Rome verfügt eine viel realistischere Kampagnenkarte als seine Vorgänger. Die Armeen und Agenten bewegen sich nicht mehr schachbrettartig von Provinz zu Provinz, sondern können sich nur mehr über bestimmte Distanzen hinfort bewegen. So zieht so manches Heer in einer Runde durch halb Griechenland und drei Gebiete während man in riesigen Gebieten wie Libyen einen langen Marsch vor sich hat. Auf der Globalkarte kann der Spieler wieder spezifische Gebäude bauen um seine Wirtschaft zu stärken und neue Truppen zu rekrutieren. Die zivilisierten Fraktionen sind in der Lage hohe Steinmauern zu bauen, während die Barbaren auf einfache Holzbarrikaden angewiesen sind. Wer feindliche Städte einnimmt muss mit Aufständen rechnen, die nur mit einer vorherigen Massakrierung der Bevölkerung umgangen werden können. Dies wirkt sich jedoch wiederum auf die einzelnen Werte des befehlenden Generals aus. Rome verfügt über ein hochkomplexes Charaktersystem und das 'Hochzüchten' von 10Sterne Generäle gehört zu den motivierenden Elementen der Serie. Zuweilen finden sich auch skurrile Charaktermerkmale bei einzelnen Generälen, die dem ansonst so ernsten Spiel eine humoristische Note hinzufügen.

Imperium in imperio.

Wer sich für eine der römischen Familien entscheidet, wird früher oder später mit dem Senat in Kontakt kommen. Dieser ist in spielerischer Hinsicht dem Papst des Nachfolgers Medieval II ähnlich. Die alten Männer Roms geben dem Spieler Aufträge und belohnen ihn auch mit Sesterzen und Einheiten, wenn er die Aufträge erfüllt. Tut er dies jedoch nicht kann es mitunter zu schwerwiegenden Strafen kommen. Im Laufe des Spiels und mit fortschreitenden Gebietszuwächsen wird der Senat immer misstrauischer und fordert wohlmöglich am Ende den Freitod des Anführers. Wer dann nicht brav kuscht, bekommt es mit den römischen Mitbrüdern zu tun. Dann stehen drei mächtige Gegner dem endgültigen Sieg im Wege. Am Ende der großen Kampagne ist dieses Szenario jedoch trotz aller Bemühungen unvermeidlich, da man für den erfolgreichen Abschluss der Kampagne die ewige Stadt selbst einnehmen muss.

Bellum omnium contra omnes.

Die Echtzeitschlachten in Rome sind spektakulär, wenn nicht gar monumental. Mit bis zu 4.500 Einheiten kann man zu Felde ziehen. Dann kann jedoch sogar ein halbwegs neuer PC leicht zu ruckeln beginnen. Die Grafik ist mittlerweile hoffnungslos veraltet, ohne jedoch ihren früheren Reiz verloren zu haben. Die Schlachten selbst können höchst taktisch ausgeführt werden, Einkesselungstaktiken und Ersatzheere inklusive. Allerdings handelt es sich bei der Total War KI nicht um die Klügste im Genre, mitunter skurrile Manöver des Gegners sind vorprogrammiert. Gerade feindliche Belagerungen arten oft zu Hit and Run Aktionen aus, die auch in krasser Unterzahl gewonnen werden können. Ein absolutes Highlight am Beginn der Schlachten sind die großartigen Reden der Generäle. Da werden dann auch so martialische Äußerungen wie 'ich will eine Woche in ihrem Blut baden' getätigt. Gefangene können seltsamerweise nicht gemacht werden. Anscheinend war Creative Assembly der damals florierende Sklavenhandel nicht bekannt.

Historia vitae magistra.

Rome glänzt auch mit sehr guter und stimmiger Musik. Der Komponist Jeff van Dyck schafft es für die einzelnen Kulturen die passende Musik zu finden und auch der Wechsel zwischen einer ruhigen Musik auf der Globalkarte und epischen Schlachtklängen im Gefecht selbst funktioniert.
Trotz des vielen Lobs muss man klar und deutlich sagen, dass Rome: Total War kein historisch akkurates Spiel ist. Germanen und Kelten waren nie Staaten oder gar Nationen, die ägyptischen Kultur der hellenistischen Welt war viel griechischer geprägt als im Film. Brennende Schweine, germanische Berserker und schreiende Barbarenfrauen gehören ins Reich der Legenden. Auch die spielbaren römischen Patrizierfamilien hatten nie so viel Macht wie im Spiel. Das höchste nach dem die Nobiles der spätrepublikanischen Oligarchie, welche Rom war, strebten nannte sich Imperium: Die uneingeschränkte Befehlsgewalt über ein loyales Heer. Somit schrammt Rome: Total War doch nicht so weit an der Realität vorbei - Imperium through total war


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Kampagnenkarte
  • Sound: Monumentaler Sound; Schlachtreden
  • Balance: Mehrere Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: Beeindruckende Schlachten
  • Bedienung: Gute Verwaltung
  • Umfang: Gigantischer Umfang, Spieldauer en masse
  • Missionsdesign / Startpositionen: Viel zu entdecken
  • KI: Nicht immer dumm
  • Einheiten: Hunderte unterschiedliche Einheiten
  • Kampagnen / Endlos-Spiel: Großartige unabhängige Kampagnen
  • Grafik: Veraltet; armselige Landschaften
  • Sound: Sich wiederholende Aussagen der Figuren
  • Balance: Römische Fraktionen zu stark
  • Atmosphäre: Brennende Schweine
  • Bedienung: Fummelige Kameraführung
  • Umfang: Kein Multiplayer für die Kampagne
  • Missionsdesign / Startpositionen: Historische Fehler
  • KI: KI = Keine Intelligenz
  • Einheiten: Brennende Schweine
  • Kampagnen / Endlos-Spiel: Am Ende zuviel Mikromanagement

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(1)
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