Klickorgie mit gutem Charaktersystem

Eins vorneweg: Der Test bezieht sich auf die Neuauflage von Sacred, was bedeutet, dass einige Gebiete neu hinzugekommen sind, Bugs der Verkaufsversion entfernt...

von - Gast - am: 14.10.2009

Eins vorneweg: Der Test bezieht sich auf die Neuauflage von Sacred, was bedeutet, dass einige Gebiete neu hinzugekommen sind, Bugs der Verkaufsversion entfernt wurden und neue Quests, Monster und Gegenstände hinzugekommen sind. Wer damals im Jahr 2004 sich bereits die erste Version gekauft hatte, konnte aber die neuen Inhalte als Updates downloaden. So viel zu den Vorabinfos und herzlich willkommen in Ancaria, der Welt von Sacred.

Aller Anfang

In Ancaria ist nicht alles so friedlich, wie es scheint. Im Gegenteil: Der Zauberer Shaddar will einen Sakkara-Dämonen beschwören um die Macht über das ganze Land zu erhalten. Nur blöd, dass die Beschwörung schief geht, der Dämon sich befreien kann und nebenbei ein Tor zur Unterwelt aufmacht, durch welches Unmassen an Skeletten und Zombies nach Ancaria eindringen. Soviel zur stiefmütterlich behandelten Geschichte, denn insgesamt kann Ihnen das ganze Brimborium egal sein. Schließlich ist Sacred ein Actionrollenspiel im Sinne von Diablo. Da steht die Geschichte alles andere als im Vordergrund.
Am Anfang bestimmen Sie jedoch erstmal Ihre Charakterklasse, von denen es insgesamt sechs an der Zahl gibt: Gladiator, Dunkelelf, Waldelfe, Seraphim, Kampfmagier und Vampirin. Das Aussehen Ihres Reckens lässt sich wie in Diablo nicht selbst bestimmen.
Nach der Qual der Wahl geht es einerseits recht typisch für ein Actionrollenspiel weiter, andererseits geht Sacred auch neue Wege. Jeder Charakter hat etwa einen individuellen Anfang, z.B. startet der Gladiator in einer Arena, die Seraphim in einem Kloster und die Vampirin in einem heruntergekommenen Haus. Das erste Ziel ist für alle Charaktere jedoch das Dorf Schönblick.

Freiheit ohne Grenzen

Anders als in anderen Action-RPGs gibt es in Sacred eine riesige, offene Spielwelt mit unterschiedlichen Vegetationszonen, wie man sie sonst nur aus konventionellen Rollenspielen wie Oblivion kennt. Kein Vergleich zum Levelschlauch aus Titan Quest.
Die Größe hat Vor- und Nachteile: Zwar werden Leute mit großem Erforschungsdrang hier ihre Freude haben, andererseits sind die Laufwege sehr lang, eintönige Gebiete wie die Wüsten im Süden sind ebenso riesig wie der Rest der Spielwelt und viele Gebiete sind mit den immer gleichen Gegnertypen gefüllt, obwohl in der zweiten Auflage sogar mehr verschiedene Gegner sein sollen.
Dennoch muss man sich als eher orientierungsloser Spieler nicht die Haare raufen, denn durch die Hauptquest wird man gut durch die wichtigsten Teile der Spielwelt geführt. Jedoch lohnt es sich, die Gegend zu erkunden. An vielen Ecken findet man Gräber mit unterhaltsamen Inschriften oder Nebenquests, die Erfahrungspunkte bringen, oder magische Verstecke, in denen sich teilweise nützliche Gegenstände verbergen.

Klick, klick, klick

Die Bedienung des Spiels ist so einfach wie schnell erklärt. Mit der linken Maustaste bewegen Sie sich in einer isometrischen Ansicht und greifen gleichzeitig an, während Sie mit der rechten Maustaste Spezialfähigkeiten auslösen. Also alles so wie bei Diablo.
Jedoch hat Sacred auch Vorteile gegenüber dem Platzhirsch. Vor allem das Inventar ist deutlich besser gestaltet, da es deutlich größer ist und es sich automatisch aufräumen lässt. Zusätzlich dazu gibt es eine Truhe, die noch mal so viel Platz bietet. Das bedeutet: kaum Platzprobleme und kein nerviges Aufräumen wie in Diablo.
Auch die Kämpfe gehen gut von der Hand und auch hier bietet Sacred eine schöne Variante zum Diablo-Standard. Direkt sichtbar ist die Fertigkeitenleiste am unteren Bildschirmrand, denn hier dürfen Sie ab Level 30 höchstens fünf Spezialfähigkeiten einsetzen (zu Anfang nur eine einzige). Höchstens fünf weitere Slots stehen ausschließlich für Waffensets zur Verfügung. Für jegliche Slots gilt: Mit den Nummern 1 – 0 auf der Tastatur wählt man die Fähigkeit oder das Waffenset aus und muss dies dann mit Links- oder Rechtsklick ausführen.

Charakter mit Charakter

Durch das Besiegen von Monstern erhalten Sie genretypisch Erfahrungspunkte und können im Level aufsteigen. Pro Level steigern Sie Ihre Fähigkeiten und Attribute. Darunter fallen allgemeine Charaktereigenschaften, wie Stärke und Geschick, die jedem Charakter zur Verfügung stehen und spezifische Eigenschaften, die Sie nach und nach freischalten und charakterbezogen sind, für die Waldelfe sind das zum Beispiel Fernkampf oder die Mondmagie.
Im Gegensatz dazu können Sie die aktiven Fertigkeiten, die Sie auch in die Schnellstartleiste unten reinlegen können, nicht durch Levelaufstiege steigern. Stattdessen benötigen Sie dazu Runen, die Sie wie normale Gegenstände bei Gegnern finden. Das bedeutet, dass Sie jederzeit auch jede Fertigkeit steigern können, wenn Sie die dazugehörige Rune gefunden haben.
Das wirkt zwar zunächst so, als bräuchte man viel Glück bei dieser Art von Charakterentwicklung, hält sich aber in Grenzen, da Sie nicht benötigte Runen (wie etwa auch Runen für andere Charaktere) gegen andere beim Combomeister tauschen können. Wie der Name sagt, können Sie bei ihm auch Fertigkeiten zu Kampfcombos zusammenstellen, die Sie im Kampf wie normale Fertigkeiten einsetzen können. Das ist zwar eine ganz nette Sache, aber nicht unbedingt notwendig, vor allem, wenn Sie sich sowieso nur auf einige wenige Fertigkeiten spezialisieren.

Macht und Geld

Bei Gegnern finden Sie nicht nur Runen, sondern auch nützliche Ausrüstung. Darunter gibt es Gegenstände, die nur ein bestimmter Charakter tragen kann, sowie unterschiedliche Tränke (etwa Heiltränke), magische Klamotten oder auch Setgegenstände. Wer direkt ein ganzes Ausrüstungsset findet, bekommt mächtige Boni, aber selbst mit nur zwei oder drei Setgegenständen eines Sets erhalten Sie bereits Vorteile.
Des Weiteren haben selbst die „gewöhnlichen“ magischen Gegenstände einige nützliche Boni parat. Neben Steigerung von Angriffs- und Verteidigungswerten können das etwa eine verlängerte Nacht, höhere Chancen besondere Gegenstände oder Gold zu finden oder das Besiegen schwacher Gegner bei Blickkontakt sein.
Andere Gegenstände können hingegen noch weiter gesockelt werden, erkennbar an den Quadraten im Infofenster. Beim Schmied können Sie hier Ringe und Amulette reinfummeln oder die Boni des Schmieds einsetzen, die den Angriff oder die Verteidigung verbessern und damit ziemlich nützlich sind.
Gegenstände, die Sie nicht brauchen, verkaufen Sie beim Händler, der zwar selbst auch Waren anbietet, diese sind meistens jedoch schwächer als die Sachen, die Sie bei Monstern oder Schätzen finden. Nur die Tränke und Amulette sollten Sie sich hier ab und zu mal anschauen.

Die Hausaufgaben gemacht?

Jedoch braucht ein gutes Actionrollenspiel nicht nur Millionen von Gegenständen, sondern auch gute Quests und hier ist Sacred ein zweischneidiges Schwert. Es gibt zwar einige ganz interessante Aufgaben, wo wir z.B. über die Handtücher von Ork-Touristen laufen müssen um Sie von einer Insel zu vertreiben, aber die kommen viel zu selten vor. Meistens laufen die Aufgaben nach dem immer gleichen Schema ab: Töten, Finden, Eskortieren. Das gilt sowohl für die riesige Menge an Nebenquests als auch für die Hauptquests.
So langweilig einige Aufträge sind, so einfallslos sind auch die Belohnungen. In vielen Fällen besteht diese nur aus etwas Gold, Erfahrung und netten bis nutzlosen Gegenständen. Das ist umso ärgerlicher, da man teilweise viele oder halbwegs starke Gegner besiegen muss oder lange Laufwege in Kauf nehmen muss um Quests zu beenden. Da wäre eine anständige Belohnung Pflicht gewesen.
Sacred ist in Sachen Schwierigkeitsgrad sowieso recht seicht. Wer auf dem voreingestellten Bronze-Schwierigkeitsgrad spielt, hat kaum Probleme sich durch die Gegnerhorden zu schnetzeln, selbst wenn diese mehrere Level über dem eigenen Charakter sind. Selbst mächtige Gegner wie Drachen stellen nur geringfügig ein Problem dar, wenn man weiß, wie man es anstellen muss.
Außerdem stellt sich Sacred hier durch die offene Welt selbst ein Bein: Zwar folgt die Stärke der Gegner in etwa dem Verlauf der Hauptquest, aber teilweise kommt man zuerst in Gebiete mit stärkeren Gegnern, während später wieder schwächere Gegner auf einen warten.

Auf die Technik kommt’s nicht an

Grafisch reißt Sacred keine Bäume aus. Kein Wunder, schließlich ist das Spiel bereits vor mehr als fünf Jahren erschienen. Zwar sehen die 2D-Welten noch recht ansehnlich aus, wirken aber allesamt generisch, da immer wieder die gleichen Bauteile verwendet wurden. Die 3D-Charaktere sind auch für ein fünf Jahre altes Spiel noch ganz ordentlich, andererseits sind die Animationen teilweise schlecht zusammengestellt.
Dafür ist der Sound alles in allem gut gelungen. Die Spielercharaktere sind von Profisprechern vertont und es gibt Musik, die sich teilweise der Situation anpassen soll, manchmal aber auch falsch einsetzt. Leider ist auch nicht jeder Questtext vertont, sondern nur die der Hauptquest. Ansonsten sehen Sie nur Texttafeln, wobei schon im ersten Satz steht, was zu tun ist, während Sie im Folgenden über den Hintergrund informiert werden. Ungeduldige Spieler brauchen also nicht unbedingt seitenweise Text lesen.

Jeder hat Schwächen

Auch in der Neuauflage hat Sacred allerlei Schwächen. Die Wegfindung ist teilweise nicht optimal gelöst, sodass KI-Begleiter oder auch man selbst an Gegenständen hängen bleibt. Der Charakter reagiert in seltenen Fällen nicht auf Angriffsbefehle, das Spiel stürzt ab und zu ab oder startet nicht, Questziele werden falsch angezeigt, sodass man zum falschen Punkt läuft, jedoch halten sich alle Fehler in Grenzen.
Neben den technischen gibt es auch spielerische Schwächen. Etwas schade ist, dass alle Charaktere mehr oder weniger gut den Nahkampf beherrschen. Selbst als Waldelfe, die auf Fernkampf ausgelegt ist, kann man mit Stangenwaffen ordentlich austeilen, Kampfmagier haben ihre Stäbe zum Draufhauen, der Rest ist ohnehin auf Nahkampf ausgelegt. Hier hätte man mehr machen können.
Die ganzen Schwächen können einem aber egal sein, da die Actionrollenspiel-typische Suchtspirale auch in Sacred wieder perfekt funktioniert, was vor allem den riesigen Mengen an Gegenständen zu verdanken ist. So kann Sacred wochenlang unterhalten.

Fazit

Sacred hat kaum eine Handlung, aber wer spielt schon ein Actionrollenspiel wegen der Geschichte? Eben! Bei den Quests hätten sich die Entwickler aber mehr Mühe geben können. Und dann noch die ewig langen Laufwege. Dennoch ist Sacred ein gutes Spiel geworden, da es durch sein Charaktersystem eine schöne Variante zum etablierten Diabloprinzip bietet.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: recht detaillierte 2D/3D-Grafik
  • Sound: Profisprecher, atmosphärische Hintergrundmusik
  • Balance: Tutorial, drei Schwierigkeitsstufen
  • Atmosphäre: gut umgesetztes Spielprinzip, lebendige Städte
  • Bedienung: einfache Maussteuerung, Komfortfunktionen
  • Umfang: riesige, offene Spielwelt, jede Menge Quests
  • Quests und Handlung: Quests führen durch die gesamte Spielwelt
  • Charakter / Teamwork: Runensystem, Combos, nützliche Attribute
  • Kampfsystem / Dialoge: verschiedene Waffensets, Spezialfähigkeiten
  • Items / Rätsel: riesige Auswahl, Setgegenstände, Sockelungen
  • Grafik: veraltet, aus der Nähe verpixelt
  • Sound: teilweise falsche Einsätze, wenige vertonte Texte
  • Balance: generell etwas leicht, schwankender Anspruch
  • Atmosphäre: öde Gebiete, immer gleiche Gegner
  • Bedienung: Laufwege
  • Umfang: wenige Gegnertypen
  • Quests und Handlung: viele Standardquests, schlechte Belohnungen
  • Charakter / Teamwork: starke Betonung auf Nahkampf
  • Kampfsystem / Dialoge: oft nur Totklicken
  • Items / Rätsel: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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