Lange gespielt, schwer bereut.

Nach 1,5 Jahren aktiver Spielzeit in Ryzom wünschte ich, ich hätte nicht so viel Zeit, Geld und Mühe dafür aufgewandt. Trotz der im GameStar-Test beschriebenen...

von - Gast - am: 09.03.2011

Nach 1,5 Jahren aktiver Spielzeit in Ryzom wünschte ich, ich hätte nicht so viel Zeit, Geld und Mühe dafür aufgewandt. Trotz der im GameStar-Test beschriebenen Schwächen des Spiels waren es einige Bekanntschaften, die mich dazu brachten, es dennoch immer wieder mit Ryzom zu versuchen. Der extreme Nachteil des Spiels, der schließlich den Ausschlag zum Aufhören gab, der konnte aber im GameStar-Test gar nicht erwähnt werden.

Einzelheiten zum Spiel

PvE
PvE in Ryzom kann interessant sein wenn man mit kleinen Gruppen und geschickter Vorgehensweise arbeitet. Das ist der einzige Moment im Spiel wo das Können der Spieler erkennbar einen Unterschied macht. Eine bestimmte Variante des PvE, wo gegen besonders zähe Bosse gekämpft wird, ist leider völlig zum Ritual geronnen, wo in Gruppen jede Woche mehrfach stundenlang immer die gleichen Aktionen wiederholt werden. Das ist etwa so spaßig wie mit der Schwiegermutter zwei- oder dreimal wöchentlich Nordic Walking zu machen.

Harter Einstieg
Ryzom ist kein anfängerfreundliches Spiel, wie schon gesagt wurde. Das Leveln dauert ewig. Dabei kann man zusätzlich noch sehr viel Zeit verschwenden wenn man keine oder die falsche Hilfe hat. Es gibt kein brauchbares Handbuch und alles was über ein paar Tipps am Anfang hinausgeht muss man entweder selbst herausfinden, was Zeit kostet, oder von anderen Spielern gesagt bekommen.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet…
Teamwork und die Weitergabe von Insiderwissen ist in Ryzom sehr wichtig. Leider ist das oft verknüpft mit Hintergedanken. Neue Spieler werden schon bald in die Machtkämpfe der Veteranen mit hineingezogen und enden schlimmstenfalls als deren Kanonenfutter. Das ist für jemand ohne zuverlässige Freunde im Spiel vorher praktisch nicht absehbar. Wer sich in die falsche Gesellschaft begibt hat schnell ein Brandzeichen.

Sich da rauszuhalten bedeutet andererseits noch langsameren Aufstieg. Das gilt besonders weil eine wichtige Ressource, mit deren Hilfe man doppelt so schnell Erfahrung gewinnt, im Spiel nur von Gilden kontrolliert wird. Die Kämpfe um die sogenannten Außenposten sind der Hauptgrund für PvP.

PvP
PvP in Ryzom ist enttäuschend. Der Angreifer bestimmt die Angriffszeit. Das kann zu Schlachten in den frühen Morgenstunden führen. Taktik spielt fast keine Rolle. Einfallsloses Draufhauen bestimmt oft das Bild. Zahlenmäßige Überlegenheit wiegt schwerer als alles andere. Im Zweikampf entscheidet die Ausrüstung. Die Kämpfe dauern jeweils bis zu zwei Stunden und je nach Laune der Angreifer können etliche Kämpfe dieser Länge nacheinander angesetzt werden. Ganze Nächte können so draufgehen. Und wenn nur ein einzelner Angreifer erscheint, dann haben die Verteidiger eben umsonst bis 04:00 Uhr früh gewartet.

Man kann sich auch aus dem PvP heraushalten und trotzdem Außenposten kontrollieren. Das geht aber nur wenn man genügend andere Spieler davon überzeugt, dass es keine gute Idee ist, sich mit einem anzulegen. Diese Art der Abschreckung hat dann mit PvP nichts mehr zu tun, sondern nur noch mit Einfluss, Macht und Kontrolle.

Rollenspiel
Ryzom wirbt immer wieder damit, dass dort sogenannte 'Events' gemacht werden, als Veranstaltungen, die manchmal auch Rollenspiel enthalten sollen. Das ist irreführend und führt zu Enttäuschungen. Die Interaktionsmöglichkeiten bei diesen Pseudo-Rollenspielen beschränken sich oft auf zuhören, draufhauen und herumlaufen. Etwa so kommunikativ wie ein Kinobesuch nur nicht annähernd so unterhaltsam.

Der größte Nachteil
Ryzom ist ein kleines Spiel. Es gab mehrere Pleiten, Besitzerwechsel und längere Serverausfälle. Die Spielerzahl ist ein winziger Bruchteil dessen was in großen Spielen anzutreffen ist. Nach einer Weile kann man praktisch jeden aktiven Spieler auf einem Server getroffen haben, oft sieht man ständig die gleichen Chars. Es gibt überhaupt nur drei Server, ein französischsprachiger, ein deutschsprachiger und ein englischsprachiger. Einerseits ist das schön, weil man so leichter Bekanntschaften aufbauen kann. Andererseits ist es praktisch unmöglich, den Leuten effektiv auszuweichen, mit denen man nichts zu tun haben will. Und genau darin liegt das Problem.

Ryzom hat keine professionellen GMs, vermutlich weil alles klein ist und daher billig sein muß. Es gibt nur Amateure, fast alle davon gleichzeitig seit Jahren Spieler von Ryzom. Wer von den Spielern auch GM ist, wird nach Kräften verschleiert, auch wenn es immer wieder durch Angeber und Einschüchterungsversuche offenbar wird. Dass diese 'Spieler mit Sonderrechten' ihre besonderen Informationen und Tools auch zum eigenen Vorteil und zu dem ihrer Günstlinge nutzen, ist offensichtlich. Ryzom hat auf diese Weise fest eingebaute, unangreifbare Cheater und Griefer. Wer sich deswegen an die (gleichen) GMs wendet, der ist entweder naiv, dumm, ein unverbesserlicher Idealist oder alles zusammen. Sperren, löschen und bannen von Spielern ist für diese Spieler-GMs kein Problem.

Fazit
Wer gerne einfach nur jahrelang leveln will, ohne irgendein Ziel, der hat mit Ryzom genug zu tun. Alle anderen Spieler, insbesondere Rollenspieler und PvP-Begeisterte, sollten sich nach etwas Besserem umsehen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Aussehen der Chars
  • Sound: Anfangs interessant.
  • Balance: Jeder kann alles lernen.
  • Atmosphäre: Alles etwas anders.
  • Bedienung: Konfigurierbares Interface.
  • Umfang: Anfangs viel zu entdecken.
  • Quests: Z.T. alleine zu schaffen.
  • Teamwork: Teamspiel ist sinnvoll.
  • Kampfsystem: Leicht erlernbar.
  • Items: Viel Verschiedenes.
  • Grafik: Veraltet
  • Sound: Später störend.
  • Balance: Diverse nutzlose Skills.
  • Atmosphäre: Zu viel Einfluß von ein paar Spielern.
  • Bedienung: Umständlich.
  • Umfang: Nichts wirklich Neues mehr.
  • Quests: Meist langweilig.
  • Teamwork: Teamspieler sind rar.
  • Kampfsystem: Masse und Ausrüstung gewinnen.
  • Items: Kaum Items von NPCs oder durch Missionen.

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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