Serious Sam HD im Test - Wie ernst steht es um Sam?

Der kroatische Entwickler Croteam hat den alten Ego-Shooter Serious Sam generalüberholt und Serious Sam HD getauft. Was sich hinter dem »HD« verbirgt, verrät unser Test.

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Vor über acht Jahren erschien ein Ego-Shooter, der schon damals das Etikett »Retro« trug, denn an sich war Serious Sam nicht viel mehr als ein leicht modernisierter Abklatsch der Ur-Klassikers Doom. Das Spiel vom kroatischen Entwickler Croteam hustete auf eine spannende Story und spielerische Abwechslung, stattdessen war es bewusst auf das Kernelement des Genres reduziert: ballern, bis die Maus ächzt. Dazu schickte man uns nicht nur in der Rolle der Duke-Nukem-Kopie Sam Stone ins antike Ägypten, um dort das Mittel gegen eine Alien-Invasion in der fernen Zukunft zu finden, man hetzte uns auch und vor allem unzählige, teils sehr abgefahrene Gegner entgegen. Nun ist mit Serious Sam HD die Neuauflage des Spiels erschienen (über Steam bereits erhältlich, im Laden erst ab dem 10. Dezember). Die poliert ausschließlich die Grafik auf, ansonsten bleibt alles wie im Original.

Die Gegner

Vielarmige Echsenviecher, die mit grünen Energiebällen nach Ihnen werfen, Skelettvierbeiner, die mit Metallketten nach Ihnen werfen, Flammenriesen, die mit Feuerkugeln nach Ihnen werfen -- das sind nur drei von den reichlich bekloppten Gegnern, die Ihnen in Serious Sam HD was in den Weg werfen.

Immer mal wieder stellt man Ihnen riesige Bossgegner in den Weg wie diesen vielarmigen Koloss im Tal der Könige. Immer mal wieder stellt man Ihnen riesige Bossgegner in den Weg wie diesen vielarmigen Koloss im Tal der Könige.

Aber es wird nicht nur geworfen. Die meisten Monstereien haben es auf Tuchfühlung abgesehen, möglichst schnell obendrein. Wenn Sie anhaltendes Schreien aus der Ferne hören, sollten Sie sich flugs in die entsprechende Richtung drehen. Denn wenn die kopflosen Bombenläufer erst bei Ihnen angekommen sind und mitten in Ihrem Gesicht explodieren, rasseln die Lebenspunkte schneller runter, als Sie »Oh, jetzt wird’s ernst!« sagen können. Harpyienartige Viecher stürzen sich aus der Luft auf Sie, explodierende Frösche springen Sie an. Und zwar immer und immer wieder, denn richtig viel Abwechslung gibt’s dann doch nicht. Von Gegner-KI kann dabei keine Rede sein. Ähnlich wie im jüngst erschienenen Painkiller: Resurrection geht’s für die Feinde immer schnurstracks in eine Richtung, nämlich in Ihre. Gefährlich werden die Monster lediglich durch ihre Menge. Und wenn wir Menge schreiben, dann meinen wir auch Menge! Weil Ihnen das Spiel im Regelfall Dutzende, in Ausnahmen auch Hundertschaften von Feinden auf einmal entgegenwirft, entscheiden in den temporeichen Massenschlachten von Serious Sam HD schnelle Reflexe, flinke Waffenwahl und ständige Positionswechsel über Erfolg oder Niedergetrampeltwerden. Also wenig Taktik, dafür atemlos-brachiale Dauerballerei.

In der Grundeinstellung gibt’s reichlich Blut und fliegende Körperteile. In der Grundeinstellung gibt’s reichlich Blut und fliegende Körperteile.

Apropos brachial: Serious Sam HD ist von der USK als ein Ab-18-Titel eingestuft worden und erscheint hierzulande ungeschnitten. In der Grundeinstellung gibt’s dann auch reichlich Blut- und Splattereffekte. Die Bombenläufer etwa zerspratzen in Fleischklumpen an roter Pampe. Wer keine Lust auf Matsche hat, darf die Einstellungen anpassen. Wenn Sie »Hippie« wählen, lösen sich die Gegner in Blümchen auf, in der Einstellung »Kinder« (gab’s im alten Serious Sam nicht) sind es bunte Sternchen.

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Die Waffen

Die Blei- beziehungsweise Energiepusten in Serious Sam HD entsprechen größtenteils dem Standard: Revolver, Schrotflinten, Granat- und Raketenwerfer, Maschinengewehr sowie Laserwumme. Einzig die Kanonenschleuder stellt etwas Besonderes dar. Aus dem dicken schwarzen Rohr jagen Sie dicke schwarze Metallkugeln auf die Gegner. Letztere werden dann wie Bowling-Pins zerkegelt, sofern Sie geschickt gezielt haben. Zudem explodieren die Kugeln mit einer kleinen Verzögerung.

Die lästigen Harpyien tauchen immer in gigantischen Schwärmen auf. Die lästigen Harpyien tauchen immer in gigantischen Schwärmen auf.

Der Ego-Shooter hält sich an die alte Genre-Regel und drückt Ihnen zunächst nur die Revolver in die Pranken. Je größer die Gegner werden, desto größer auch die Waffen. Die finden Sie zumeist an Stellen, die Sie gar nicht verpassen können. Wer sich allerdings ein bisschen genauer umschaut, wird den Raketenwerfer schon früher entdecken. Der Entwickler Croteam hat nämlich in den im Kern superlinearen Levels überall kleine Geheimräume versteckt, wo dann etwa bessere Waffen oder besondere Rüstungen warten. Genau wie im alten Doom eben.

Das Leveldesign

Tempelanlagen, Tempelanlagen, Tempelanlagen. Serious Sam HD schickt Sie durch Luxor, Theben, Memphis, das Tal der Könige und so weiter. Da sieht’s aber nicht wirklich aus wie an den Originalorten, sondern vielmehr immer gleich oder zumindest ähnlich: Riesige steinerne Gebäude thronen am Ende einer großen Fläche. Die Türen sind oft abgesperrt, zunächst müssen Sie den Schlüssel oder die Schlüssel im Areal finden (etwa vier goldene Skarabäen), um in den Bau eindringen zu können, wo sich dann Gänge mit größeren Räumen abwechseln.

Nur in den winzig kleinen Zwischensequenzen bekommen Sie den ernsten Sam zu Gesicht. Nur in den winzig kleinen Zwischensequenzen bekommen Sie den ernsten Sam zu Gesicht.

Vor dem Finale eines Levels sperrt man Sie zumeist in einen Saal ein und lässt dann Welle um Welle Angreifer auf Sie einschwappen. Erst wenn der letzte Feind erledigt ist, geht’s weiter. Oder man sperrt Sie in einen kleinen Käfig, in den Sie ein Lebenspunkt-Bonus gelockt hat, um dann auch wieder zig Knallfrösche, Kopflose oder Knochenwesen auf Sie zu hetzen. Dann ist der Lebenspunkt-Bonus zumeist wieder futsch.
Gelegentlich lauern Ihnen Felsen auf, die Sie in bester Indiana-Jones-Manier plattwalzen, falls Sie nicht aufpassen. Das ärgert allerdings mehr, als dass es das Spiel irgendwie bereichert.

Die Grafik

Veteranen merken schon: Serious Sam HD ist wirklich das alte Spiel, nur in aufgepeppter Optik. Diese grafischen Polituren fallen allerdings nicht sonderlich aufwändig aus. Knackigere Texturen, überarbeitete Waffenmodelle, Shader, Überstrahleffekte, Wasserspiegelungen, weichere Schatten -- alles schön und gut, aber altbacken wirkt der Ego-Shooter trotzdem. Das liegt vornehmlich an den auf Dauer recht langweiligen Levels, in denen Sie wieder und wieder die gleichen Versatzstücke sehen.

Statt mit seinem Stachel zu pieken, rückt Ihnen der Skorpion-Mutant mit Kugeln aus seinem MG auf den Pelz. Statt mit seinem Stachel zu pieken, rückt Ihnen der Skorpion-Mutant mit Kugeln aus seinem MG auf den Pelz.

Die allgemeine Detailarmut macht’s nicht besser. Große, leere Areale, in denen schnöde Palmen das optisch Außergewöhnlichste darstellen, wechseln sich mit tristen Innenräumen ab, wo vereinzelte klobige Statuen und Mosaike mehr schlecht als recht die Blickfänger mimen. Kurz: Für Grafikfetischisten bietet der Titel nichts, was wir in den letzten Jahren nicht schon deutlich besser gesehen haben. Oder anders: Wenn Sie das alte Spiel schon besitzen, dann gibt’s keinen Grund, die Neuauflage zu kaufen. Außer, Sie haben gerade 20 Euro zu viel und wissen nicht, wohin damit.

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