Enttäuschung des Jahres 2016 - Markus: Sherlock Holmes - The Devil's Daughter

Sherlock Schwerdtel kombiniert messerscharf: Quicktime-Events haben das ohnehin schon mittelmäßige Detektiv-Adventure abgemurkst.

Nein, so richtig massenkompatibel waren die Spiele des ukrainischen Entwicklers Frogwares noch nie. Seit 2002 schraubt das Studio Adventures rund um die Fälle von Sherlock Holmes, mittlerweile gibt es stolze zehn Stück mit stark schwankender Qualität.

Das Geheimnis der Mumie brachte es 2003 im GameStar-Test nur auf jämmerliche 44 Punkte, das hervorragende Crimes and Punishments dagegen 2014 auf stolze 85. Frogwares hat es also innerhalb von elf Jahren vom Gurkenlieferanten zum Gold-Award gebracht – Deerstalker ab! Ein großer Verdienst von Frogwares: Gerade in Crimes & Punishments haben es die Macher geschafft, die einzigartige Atmosphäre der Romanvorlage von Sir Arthur Conan Doyle einzufangen: das viktorianische England, die Frotzeleien zwischen Holmes und Watson, die vielen ausgefeilten Nebencharaktere. Und nicht zuletzt die zunächst komplett unwahrscheinlichen Fälle und Lösungen, die am Ende doch Sinn ergeben.

GameStar TV: Sherlock Holmes - Crimes and Punishments - Folge 722014 Video starten PLUS 5:36 GameStar TV: Sherlock Holmes - Crimes and Punishments - Folge 72/2014

Kurz: Wer – wie ich – ein Fan von Sherlock Holmes (egal ob Bücher, Filme oder BBC-Serie) ist, wird an Crimes and Punishments auch heute noch seine Freude haben. Und gefreut habe ich mich auch darüber, dass Frogwares endlich ein durchweg hochwertiges Holmes-Adventure abgeliefert hat. Denn das ist dann ja wohl die neue Messlatte, oder? Doch kann kam The Devil's Daughter.

Alles verschlimmbessert!

Eigentlich hätte das aktuelle Sherlock-Spiel super werden können, die Optik ist es zumindest schon mal. Schärfere Texturen und verbesserte Charaktermodelle lassen Holmes & Co besser aussehen als je zuvor. Aber ach, die Vertonung erinnert ein Laientheater mit betrunkenen Schauspielern, was aber bei den dürftig geschriebenen Dialogen kaum ins Gewicht fällt.

Die Gespräche erzählen eine hanebüchene Rahmenhandlung, die eigentlich die einzelnen Fälle zusammenhalten sollte, daran aber grandios scheitert. Diese Fälle schicken uns noch dazu statt in die abwechslungsreichen Locations des Vorgängers lediglich kreuz und quer durch London. Langweilig!


Über den Autor
Markus Schwerdtel spielt seit über 30 Jahren Detektivspiele, von den Infocom-Klassikern Deadline und Sherlock über die ersten Grafik-Kriminalfälle Borrowed Time (C64) und Uninvited (Amiga) bis hin zu modernen Spielen wie LA Noire (PS3) oder eben die Sherlock-Reihe von Frogwares. Einen großen Bogen hat er allerdings immer um die CSI-Versoftungen gemacht, die waren Sherlock Schwerdtel einfach zu unrealistisch.

Das Schlimmste für mich sind aber die vielen Quicktime-Events. Die gab es zwar auch schon in Crimes & Punishment, aber in The Devil's Daughter nehmen sie endgültig überhand. Am Ende ist das Spiel zwar kein totaler Murks, denn dafür funktioniert das Detektiv-Spielprinzip mit Beweissammlung und Indizienauswertung einfach zu gut. Im Vergleich zum Vorgänger ist es jedoch eine herbe Enttäuschung. Für mich als Detektiv-Fan die schlimmste 2016.

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