Der Mann und das Meer

Protagonist Simon Jarrett leidet unter den Folgen eines Autounfalls, in dem sein Gehirn Schaden genommen hat. Er begibt sich in die Hände eines...

von 8Lisa91 am: 06.10.2015

Protagonist Simon Jarrett leidet unter den Folgen eines Autounfalls, in dem sein Gehirn Schaden genommen hat. Er begibt sich in die Hände eines Forscherteams, das mit Hilfe eines Gehirnscans eine Lösung für Simons Leiden finden will. Nach der Behandlung findet sich Simon jedoch in einem leeren, dunklen Raum wieder, der zu einer Forschungseinrichtung unter Wasser gehört. Und das auch noch fast hundert Jahre in der Zukunft.

Erst wirkt die Station verlassen. Unheimliche Geräusche hallen irgendwo im Gebäude wider und schnell wird klar, so alleine, wie man erst dachte, ist man hier doch nicht. Überall befinden sich technische Gerätschaften, seltsame, undefinierbare Materieklumpen, die Tier, Pflanze oder auch Maschine oder gar Mensch sein könnten, kleben an den Wänden, an der Decke oder bedecken den Boden, Roboter und andere Maschinen stehen still. Das Design der Station erinnert an die Sevastopol, auf der sich Amanda Ripley in Alien: Isolation durchschlagen musste. Wie schon bei Alien lassen sich auch bei SOMA zurückgelassene Dokumente, Bilder und andere Hinweise an verschiedenen Orten finden, die von vergangenen Geschehnissen berichten und so eine gewisse Detektivarbeit vom Spieler verlangt wird, wenn er die Geheimnisse ergründen möchte. Denn eine quälende Frage gilt es aufzuklären: Was ist hier nur geschehen?

Während des Spiels ist Simon häufig auf sich allein gestellt, sodass hin und wieder eine gewisse Einsamkeit aufkommt. Die Forschungseinrichtung und der Meeresgrund sind zwar nicht unbewohnt und man kann sich ab und zu mit jemandem unterhalten, aber Bekanntschaft möchte man nicht unbedingt mit allem schließen, was sich hier herumtreibt. Und so beginnt eine faszinierende (und manchmal auch einsame) Reise in eine düstere Zukunft, die einen auch in die Tiefen der Ozeane führt - atemberaubend!

Die Geschichte wird dabei klar wiedergegeben. Der Spieler muss nicht erst bedeutungsschwangere Metaphern aufschlüsseln, um zu verstehen, was in der Zeit zwischen Simons Gehirnscan und seinem Aufwachen viele Jahre später passierte. Dabei ist man durchgehend auf die Twists gespannt und wird auch nicht enttäuscht. Intelligente Konstruktionen wechseln sich mit Hintergrundinformationen zu Personen und Events, ethischen Fragen und Moralvorstellungen sowie mit technisch anspruchsvollen und beunruhigenden Zukunftszenarien ab. Knifflige Fragen werden aufgeworfen, über die man lange und gern grübelt. Etwa: Wann ist man ein Mensch, wann nicht mehr? Wie hängen Körper und Geist zusammen? Was bedeutet es für einen, wenn eine Kopie der eigenen Person angefertigt wird?

Es ist überraschend, wie viel Einfluss die Umgebung auf die Selbstwahrnehmung und die Identifizierung der eigenen Person ausübt. 

Der wahre Horror liegt bei SOMA jedoch nicht im Monsterdesign, sondern eher in der allseits währenden Präsenz einer unbekannten Umgebung, gewürzt mit kleinen Psychospielchen, und im ständigen Gefühl der Einsamkeit und des Verlorenseins, das einen während des Spielens immer stärker mitnimmt, sowie im düsteren Zukunftszenario. Der fieseste Gegner in SOMA ist daher auch keine spielinterne Bestie, sondern die eigene Phantasie, die im eigenen Kopf Unaussprechliches erzeugt. SOMA kommt ohne Jumpscares aus, aber hat man die Monster erst mal gesehen, verlieren sie deutlich an Schrecken.

Der dunkle und stille Meeresgrund, der die Sinne und die Bewegungen betäubt, ist die perfekte Metapher für SOMA - ein Spiel, in dem man als Zurückgelassener in eine Welt gestoßen wird, die unzählige Fragen aufwirft, einem fremd ist und voller fieser Gefahren steckt. Dunkle Gänge stillgelegter Forschungseinrichtungen, in denen man tief im Herzen unheimliche Geräusche hört, und die Angst vor dem Unbekannten stellen einem die Haare auf und lassen es flau in der Magengegend werden und man ist froh und stolz, wenn man wieder einer Gefahr entkommen ist, einen neuen Level überstanden hat.

Das Team von Frictional Games hat bei SOMA hervorragende Arbeit geleistet und nimmt den Spieler mit in eine furchteinflößende und beängstigende - zum Teil sogar trostlose - aber auch beeindruckende Zukunftsvision, bei der man nicht in Simons Haut stecken will.

SOMA war eine aufregende und intensive Erfahrung, was zum Teil zwar auch am eigenen Kopfkino lag, aber vor allem durch die gekonnt aufgebaute Atmosphäre erzeugt wurde. Obwohl ich viele spannende Stunden mit dem Spiel verbracht habe, war ich am Ende sehr froh darüber, dass ich einfach ausschalten konnte und nicht in Simons Zukunft lebe. Wobei ich sagen muss, dass mich manche Elemente bis in den Schlaf verfolgten.

Spannung, Spaß, Grusel und eine intelligente Geschichte - was will man mehr?


Wertung
Pro und Kontra
  • Intensive Atmosphäre
  • Gut konstruierte Charaktere
  • Schöne Grafik + Umgebung
  • Intelligente Geschichte
  • Abwechslungsreiche Gegnertypen/Mechaniken
  • Zum Teil hakelige Steuerung
  • Manchmal nicht ganz klar, was vom Spieler verlangt wird
  • Gegner verlieren schnell an Schrecken
  • Gegner stellen keine große Herausforderung dar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.