SOMA - Eine Reise in ethische Abgründe

SOMA - Eine Reise in ethische Abgründe Vorab; ich bin relativ zart-besaitet was Horrorspiele angeht. Jumpscares sind für mich möglichst zu...

von Neandertaler am: 24.09.2015

SOMA - Eine Reise in ethische Abgründe

Vorab; ich bin relativ zart-besaitet was Horrorspiele angeht. Jumpscares sind für mich möglichst zu vermeiden, dabei habe ich mit düsteren Atmosphären und schaurigen Szenerien keinerlei Probleme. Amnesia: The Dark Descent half mir eindrucksvoll zu dieser Erkenntnis.

A Machine For Pigs war da schon eher meine Richtung. Eine tolle, moralisch bestimmte Geschichte, eine düstere Grundatmosphäre und ein kleines bisschen Wahnsinn. Dabei möglichst wenig Feindkontakt um auch ja nicht die Buxe wechseln zu müssen. Das Abenteuer um Oswald Mandus war schon nach gut 3,5h Stunden beendet, dennoch gefiel mir der Nachfolger von The Dark Descent deutlich mehr als sein geistiger Vater.

Gespannt war ich also, als Frictional Games ihr neues Spiel präsentierten; SOMA. In Anbetracht der vorher gespielten Amnesia-Ableger, erwartete ich für mich irgendwo ein Mittelding zwischen TDD und AMFP. Den starken Fokus auf Geschichte, Atmosphäre und Erkunden von A Machine For Pigs gemischt mit der Spieldauer und den Feindkontakten (in Maßen bitte :O) von The Dark Descent.

Für mich ist SOMA genau dieses (uneheliche) Kind. Aber genug Vorgelaber, fangen wir an.

 

Die Story


SOMA entführt uns ähnlich wie Bioshock in die Tiefen des Ozeans. Dabei bricht SOMA gleich am Anfang mit einer Serientradition; wir stehen nämlich nicht sofort mit Kopfschmerzen etc. irgendwo im Nirgendwo auf, sondern spielen unseren Protagonisten Simon durch ein kleines Intro. Dieses ist nicht nur Tutorial für die ersten Basics wie Bewegung und die Interaktionsmöglichkeiten mit der Maus, sondern hat auch Storyrelevanz. Erst nach dem Tutorial erwachen wir in gewohnter Manier mit vielen Fragezeichen über den Kopf, diesmal eben in der Meeresboden-Station Pathos-II. 
Durch das vorangegangene Tutorial empfand ich den Einstieg in das Spiel deutlich besser gelöst als in den Amnesia-Ablegern, da hier bereits der Aufmerksamkeitsbogen voll gespannt wird.

Ich kann nicht näher auf die Story eingehen, das sollte klar sein. Ich möchte nur erwähnen und stark betonen, dass die Geschichte von SOMA auf jeden Fall seine größte Stärke ist.

Sie führt uns in rund 7-8 Stunden durch die düsteren Stationen von Pathos-II, den tiefsten Meeresboden und versunkene Schiffswracks. Wir schleichen uns durch mal dunkle, mal helle Gänge und machen Spaziergänge auf dem Meeresboden, wo vollkommene Dunkelheit herrscht und man nicht weiß, ob das da vorne eine wegweisende Lampe ist oder ein Anglerfisch, der uns gleich verspeisen wird.

Sie stellt Fragen über die Definition von Leben und Menschlichkeit, das Ich als Bewusstsseins-Konstrukt und ethische Grundsätze in der Wissenschaft. SOMA ist definitiv ein Spiel das zum Denken anregt und davon auch lebt! 

Das Ende von SOMA hinterließ bei mir allerdings einen kleinen Wermutstropfen. Nicht weil ich an dem inhaltlichen Ende etwas auszusetzen hätte, sondern eher an der Ausführung und Reihenfolge bestimmter Ereignisse. Dieser Wermutstropfen zieht die Geschichte aber nicht runter, keine Angst. Jeder, der SOMA bis jetzt gespielt hat wird verstehen, was ich hiermit meinte.

 

Das Gameplay

Ein klassisches Amnesia. Dunkle Gänge, eine Taschenlampe und keine Möglichkeit zum Verteidigen. Es heißt also entweder Verstecken oder Flüchten wenn man von einem Monster entdeckt wird. Das ist aber kaum passiert, denn die KI ist so strunzedumm, dass man neben ihnen vorbeikriechen kann. Während sie dich anschauen. Während du sie anschaust. Während du sie anleuchtest!

Ok, ein kleines bisschen übertrieben. Man braucht kaum kriechen, da man einfach sprintend an den Monstern vorbeilaufen kann. Die kreischen dann zwar und rennen dir hinterher, nach zwei Ecken aber verlieren sie deine Fährte und geben auf. Natürlich sollte man dann nicht in einer Sackgasse gelandet sein, sonst kann es tatsächlich mal passieren, dass man das Zeitliche segnet. Ein Grafikeffekt warnt auch noch vor, wenn ein Monster in der Nähe ist; einfacher geht es nicht.

 

Die Technik


Die Technik war auf meinem PC ohne Bugs oder Probleme. Eine GTX970 befeuerte mich stets mit 60fps, nur beim Wechsel von Innen- und Außenarealen kam es kurz zu einem Laderuckler, das ist aber verkraftbar und normal. Man wartet in den Schleusen sowieso, da ist der Ruckler egal. Auf Steam und dem SOMA/subreddit hab ich allerdings öfters von Performance Probleme gehört. Zur Not nochmal nachchecken oder auf Performance Patches warten.

Die Sprachausgabe ist Englisch, alle Texte sind auf Deutsch übersetzt (mit Untertiteln).

Die Optik macht gerade an Orten, die Licht- und Schattenspiele ausreizen, eine gute Figur. Texturen sind in Ordnung, ab und zu mal etwas Matsch oder wenig Abwechslung, gerade im Außenareal. 
Der Sound ist der absolute Hammer. Ein gutes Headset ist Pflicht. Es würde mich nicht wundern wenn ein großer Teil des Budgets allein für diese abgestimmte Soundkullise verwendet wurde. Ein Löwenteil der Atmosphäre macht meiner Meinung nach erst der Sound, dann die Grafik.

 

Fazit


SOMA ist ein gutes Spiel mit starkem Fokus auf die hervorragende Geschichte. Das Spiel überläßt es dem Spieler, ob man einfach nur durch die Gänge geht und das Ende sehen will, oder ob man an der Geschichte Anteil nimmt und sich erstmal im Klaren wird, welches Kernproblem der Zukunft SOMA ansprechen könnte. 
Im ersten Abschnitt habe ich erzählt, was für eine Sorte Horrorgamer ich bin und für mich war SOMA genau richtig. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass Leute, die mehr auf Jumpscares und in-die-Hose-pinkeln stehen, bei SOMA nicht auf ihre Kosten kommen werden. Hier werden vermehrt die düstere Atmosphäre (hallo, wir sind 4km unter dem Meeresspiegel?!) und die Soundkullise zum Gruseln benutzt, weniger die Kontake mit den Monstern oder Jumpscares.

Der Wiederspielwert ist relativ gering. Mehr als das Aufsammeln aller Notizen und Sounddaten wird man in einem möglicherweise zweiten Durchgang kaum machen können. Allerdings könnte der Modsupport oder etwaige DLC's durchaus für Wiederspielwert sorgen (das ist besonders auf das erwähnte Ende bezogen).

Abschließen kann ich nur sagen, dass ich sehr viel Spaß beim Spielen hatte und immer noch gern und viel über das Spiel und sein Thema nachdenke.

 

Gruß, 

euer Neandertaler


Wertung
Pro und Kontra
  • Atmosphäre
  • intelligente Geschichte
  • Mod-Support
  • bedrückende Soundkulisse
  • im Prinzip ansehnliche Grafik...
  • ...deren Schwachstellen aber hier und da durchblitzen
  • suboptimales Ende
  • dämliche KI

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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