Der Vorgänger war besser - The best is yet to come

Star Trek: Armada II Nach nunmehr über 10 Jahren scheint das klassische Echtzeitstrategiespiel Star Trek: Armada II es nicht mehr Wert zu sein durch eine...

von - Gast - am: 02.12.2012

Star Trek: Armada II

Nach nunmehr über 10 Jahren scheint das klassische Echtzeitstrategiespiel Star Trek: Armada II es nicht mehr Wert zu sein durch eine Leserrezension geschleift zu werden. Das stimmt - aber damals gab es auf Gamestar.de auch noch keine Leserrezensionen! Rechtfertigung Numero zwei: Totgeglaubte leben länger.

 

Vorabbewertung

Star Trek: Armada II sollte an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen - und ist damit gescheitert. Grund dafür war nicht nur der Veröffentlichungsdruck seitens Activision, sondern auch das Spielkonzept, welches sich Mad Doc für den Nachfolger ausgedacht hatte. Für mich wirkte der zweite Teil wie der Versuch, auf eine undurchdachte Art und Weise den Homeworld-Hype zu bedienen - und das besser gestern als heute. Mit einer damaligen Gamestar Bewertung von 83 gab es dennoch eine Top-Note. Und was das Spiel in meinen Augen schlecht macht, wurde in einer sehr guten Modifikation bereits ausgebügelt.

 

Das Spielprinzip

Während der Vorgänger mit 4 Rassen die Fans in den Bann zog und für damalige Standards grafisch und atmosphärisch einiges zu bieten hatte, legte der Nachfolger noch zwei Rassen oben drauf. Die Kardassianer und Spezies 8472 in einer detaillierteren Grafik. Aber schnell merkte man - im Grunde besaß Armada II nur drei, wenn man es genau nahm, zwei Tech Trees. Diese waren entweder rein visuell unterschiedlich, oder leicht abgewandelt. Lediglich Spezies 8472 fühlte sich wirklich neu an. Die Kardassianer teilten sich einen 1 zu 1 Aufbau mit den Klingonen, Romulanern und der Föderation. Die Borg fühlten sich auch anders an, folgten aber dennoch dem gleichen Prinzip. Einzig die Schiffsmodelle und deren nicht auf den ersten Blick ersichtlichen Stärken und Schwächen brachten etwas Abwechslung ins Spiel.

Besonders im Mehrspieler Klingone gegen Romulaner merkte man, welche Schiffsklassen - pardon - welche Schiffsklasse man zu bauen hatte. Fast Tech zur großen Schiffswerft und die erste Schiffsklasse des Baukastens pumpen, bis der Arzt heulte. Romulaner bestachen hier mit Tarnung und langer Waffenreichweite. Dafür waren die Schilde aus Seifenblase und die Hüllenpanzerung aus einer Zucker-Pappe-Legierung. Kam da die klingonische Effizienzbestie daher gewarpt, machte diese ihre deutlich höhere Durchschlagskraft zunutze. Dafür kam dieser Pot etwas gemächlicher von A nach B als der romulanische.

Es bestand also doch eine etwas tiefere Balance zwischen den Rassen. Aber der Einsatz einer vielfältigen "Armada" ? Fehlanzeige. Wozu auch, wenn man mit einer Schiffsklasse in 15-facher Anfertigung gewinnen konnte, im 3D Raum einfach über Abwehrtürme hinweg- und vor Torpedosalven mit Warp davonsegeln konnte. Es war ein Fest der flachen Strategie. Etliche Jahre hat es mir Spaß bereitet.

Das lag aber daran, dass die Borg, Spezies 8472 und die Föderation auf andere taktische Schwerpunkte setzten und dadurch doch noch eine Abwechslung ins Spiel kam. Hinzu kam dann noch ein ausweitung der Ökonomie. Aus meiner Sicht eine der Stärken dieses Spiels.

 

Einzelspieler und Mehrspieler

Der Einzelspieler hat einen Großteil zum Spielspaß beigetragen. Die Kampagne konnte sich durchaus sehen lassen. Viel Atmosphäre, teils knifflige, überraschende und aufregende Situationen und eine angepasste Balance. Immer wieder gewürzt mit den durchdringenden Originalstimmen der Filme und Serien. Und als die Missionen durchgespielt waren? Die Borg zurückgeschlagen, die klingonische Ehre gerettet und die Borg Queen wieder aus der Versenkung gehoben war? Ja da ging es dann ab in den Mehrspieler.

Copy-Paste TechTrees, frei denkende Spieler, 3D Raum und Warp sind eine Giftmischung für ein wirklich gutes und ausgewogenes Spielerlebnis im Strategie Genre. 
In Armada II kam dann noch dieser wirklich furchtbare, schreckliche, unglaublich haarsträubende Netzwerk Code dazu. Was haben sich die Macher bei Mad Doc nur dabei gedacht? "Scheiße! Contract, Contract! Liefern, Liefern... oh." Und da wars auch schon passiert. Welche Lag-Orgien sich in diesem Spiel abgespielt haben, hat man so noch in keinem anderen Spiel erlebt. 
Das ging sogar soweit, das Spieler mit 56k Modem in der gemütlichen Mehrspieler Lobby geächtet wurden. Gekickt wurden sie aus jedem Spiel, bis sie die Lobby verlassen hatten und heulend in Spielerforen und auf Teamspeak Servern ihren Unmut zum Ausdruck brachten. Und selbst mit DSL 1000 (damals der neueste Schrei) gab es Beitrittsblockaden, Perma-Delay und reihenweise Out Of Synch zerstörte Mehrspielerpartien.

Man muss sich vorstellen, zwei Spieler befinden sich auf Teamspeak und wollen ins gleiche Spiel. Sobald der eine drin ist, kommt der andere nicht mehr rein - und das wird für immer so bleiben. Langjährige Armada II Spieler sind Gezeichnete für den Rest ihres Lebens. 

Für ein Echtzeitstrategiespiel war Armada II wirklich rasant. Kein Vergleich zum Vorgänger. Die Warp Funktion und der Einheiten-Spam waren die wichtigsten Werkzeuge im Spiel. Danach kamen eine sehr enge Auswahl an Spezialwaffen und das schnelle Umschalten von Verteidigung auf Angriff im Multi-Tasking-Modus. 
Hatte man sich an das Perma-Delay gewöhnt, konnte es richtig spannend werden.

Eine Sache, die ganz besonders hervorzuheben ist, waren die wirklich sehr gut umgesetzen Mehrspieler Karten in verschiedenen Modi. Assault Maps waren schwer angesagt und Spielmodi mit unendlichen Resourcen in denen man der puren Spam-Lust fröhnen und alle Technologien und Schiffsklassen mitsamt Super-Waffe dem Gegner entgegenschleudern konnte. Einfach nur noch herrlich. Das gibts in Fleet Operations nicht.

 

Es will nicht sterben - es will gezockt werden

Wie jetzt, Fleet Operations? Ja, Star Trek: Armada II - Fleet Operations. Eine Quasi-Fortsetzung des Armada I, wie es hätte sein können. Wer es noch nicht kennt, und den ersten Teil der Armada Serie liebte, der sollte diese Totalkonvertierung zumindest anspielen! Und selbst der eingefleischte Stratege aus anderen Welten könnte einen Blick in die Welt des Science Fiction werfen, ohne enttäuscht zu werden.

Es gibt eine Vielzahl an Modifikationen zu Armada II, die das Spielerlebnis um interessante und spaßige Fasetten erweitern. Eben erwähnte Modifikation aka Totalkonvertierung ist aber ein besonderes Kleinod und sollte deshalb nicht außen vor gelassen werden. Obwohl bereits eine spielbare Version existiert, befindet sich diese Modifikation in einem erneuten Umbruch, hin zu einem neuen Spielerlebnis. Aber was kann man bisher darüber rezensieren?

Bis auf die Einzelspieler-Kampagne bietet Fleet Operations schon heute mehr, als es die Vorgänger zusammen geboten haben. Vom Originalspiel ist im Grunde nichts mehr übrig. Es spielt sich wie ein Nachfolger von Armada II, der die guten Dinge aus Armada I wieder aufgreift und stark ausbaut.

Die unbeholfene 3D Umsetzung wurde abgeschaltet und man besinnt sich auf das klassische 2D Geschehen im Raum zurück. Warp wurde abgeschaltet. Die oben bezeichnete Giftmischung wurde dadurch entschärft und der Spieler fühlt sich wie in einem ausgereiften Echtzeitstrategiespiel, in dem die verschiedenen Elemente wieder ineinander greifen und nicht durch schwachsinnige Spielmechaniken ausgehebelt werden.

Jedes Schiff und jede Station wurde von grund auf neu gestaltet. Einzig die Kardassianer und Spezies 8472 sind nicht mehr Teil des Spiels. Dafür kommt aber das Dominion, das sich stimmungsvoll ins Gesamtbild einfügt.
Fleet Operations versteht sich selbst in der Zeit nach Deep Space 9. Kardassia wurde vom Dominion zerstört, Spezies 8472 erschien den Machern zu lame. Dafür lamten sie mit der Eigenkreation, den Noxtern, die in der neuesten Version eine Kreativpause einlegen (in FO Beta 2.0 zu finden).

 

Folgende Punkte macht Armada II - Fleet Operations besser

 

1. Rassenspezifische Tech Trees

Das große Problem der kopierten Tech Trees existiert nicht mehr und wird noch weiter ausgebaut. Dabei ist das Spiel schon jetzt ordentlich ausbalanciert und bietet eine Vielzahl an möglichen Strategien. Das beginnt schon im ersten Moment des Spiels. Hier wird man aufgefordert einen von zwei übergeordneten Strategieprinzipien zu wählen, den Avatar.
In der Regel sind das zwei Persönlichkeiten einer Rasse, die bestimmte Boni mit sich bringen. Bei den Borg ist das etwas anders, aber vom Prinzip her gleich. Der Spieler entscheidet sich für den Avatar "Optimize" oder "Assimilation". Optimize führt zu Vorteilen in der Defensive, ohne dabei die Offensive (z.B. das Assimilationsprinzip) zu schmälern. Vis versa bringt der Avatar Assimilation Boni für sämtliche Assimilations Technologien und Schiffe mit sich und fördert dadurch eine offensive Strategie vom ersten Augenblick an. Oben drauf gibts dann meistens noch eine Schiffsklasse, die es nur mit diesem Avatar gibt.

Die volle Tiefe bekommt Fleet Operations aber dann im Spiel selbst, wenn einzelne Schiffsklassen aufeinandertreffen. Durch sogenannte "Passive Fähigkeiten" z.B. sind manche Schiffsklassen für manche Waffen weniger empfindlich. Oder das Wechselspiel zwischen Schiffklassen unterschiedlicher Waffenreichweiten lassen alle Schiffsklassen an bestimmten Punkten glänzen und an anderen wie die Fliegen unter gehen. Somit ist es ratsam eine wirkliche "Armada" aufzubauen, um in der Schlacht eine größtmögliche Durchschlagskraft zu erzielen. Hier punktet das Spiel ganz deutlich. Dieses Prinzip soll mit kommenden Veröffentlichungen stark ausgebaut und noch rassentypischer ausgelegt werden.

 

2. Engine Performance

Die in die Jahre gekommene Storm 3D Engine wurde ausgebaut und verbessert.  Die Fleet Ops Grafik wirkt zum Original bombastisch. Selbst vor dem heutigen Standard im Echtzeitstrategiebereich muss sie sich nicht verstecken. Die neuen Shader verleihen dem Spielgefühl neuen Glanz. Besonders an den Spezialeffekten und Modellen zu erkennen, kommt Armada II heute deutlich detaillierter daher, verlangt aber mehr Rechenleistung. Getreu Omi's Spruch: Wo kein Fleiß, da kein Preis.

Auch an der gesamten Ordner- und Dateistruktur wurde viel verändert und führt jetzt zu deutlich schnelleren Ladevorgängen und besserer Performance im Mehrspieler. Das permanente Delay-Problem ist allein schon dadurch auf ein Minimum zurückgeschraubt worden. Ganz besonders freut mich das Ausmerzen fast aller OOS Probleme. Patches werden bis heute immer wieder veröffentlicht, die kleinere Wehwehchen beseitigen und auch die Sound Engine wurde bereits aufgefrischt. Der Klang der Soundeffekte ist sauberer geworden und die Musik hört sich voller an.

 

3. Gameplay

Die Spielgeschwindigkeit wurde auf ein deutliches Maß herunter geschraubt. Schiffe fliegen mit Impuls. Warp gibt es, aber nur als "Warp-In" Feature bei dem Schiffe gerufen werden und in die Karte fliegen. Die Limitierung auf Impuls bringt dem Strategen wieder mehr Strategie, indem nämlich verschiedenen Schiffsklassen unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Dadurch entstehen taktische Vor- und Nachteile, die ausgenutzt werden können.
Auch die Schiffstärke wurde deutlich erhöht. Während im Original Armada II die Schiffe wie die Fliegen explodierten, hält so ein Pot in Fleet Ops schon so einiges aus. Das wirkt sich wiederum freundlich auf das Mikromanagementaus, besonders dann, wenn die Insane KI ihre Myriaden an Schiffen in Richtung der gegnerischen Basis entsendet. Teilweise langweilig, aber gut platzierte Abwehrgeschütze überwinden eine stupide KI, die nur den kürzesten Weg kennt. Aber auch hier soll mit einer neuen KI nachgebessert werden, obwohl die jetzige schon jetzt die aus dem Original in den Schatten stellt.

Noch ein weiteres Feature erfreut mich sehr, da es das Spielgefühl weiter vertieft. Ränge. Schiffe aller Rassen (außer die der Borg) können im Rang aufsteigen. Klassisch durch Kills werden Erfahrungspunkte gesammelt. Fünf Mal kann ein Schiff so aufsteigen und zu einem Vice Admiral ausgebaut werden. Ein solches Schiff kann dann schonmal dreimal so stark sein, wie seine niederen Freunde gleichen Modells. Das ist dann sehr schön in den Schiffstatistiken zu sehen, die in Fleet Operations erscheinen. Wobei wir schon beim letzten Punkt sind.

 

4. Das Game User Interface

Viel Entwicklung und Hirn steckt hier in Fleet Operations und merzt so einige Probleme von Armada II aus. Alles wirkt aufgeräumter, verständlicher und sinniger. Schiffe werden als Ganzes im Schema dargstellt. Hier sind sogar die Waffenslots dargestellt, animiert entsprechend ihrer Nachladezeit. Passive Fähigkeiten werden mit Erklärung angezeigt und die Aufteilung in Offensiv-, Defensiv- und System- Value jeder Schiffsklasse gibt einen schnellen Überblick über die Stärken und Schwächen. Für mich eine der besten Verbesserungen im Vergleich zum Original.

 

Der Wermutstropfen

Die negativen Dinge an Fleet Operations werden durch die Positiven bei weitem überwogen. Aber ich will es nicht verschweigen. Was mich bisher gestört hat, bzw. was ich so sehr vermisse, sind die Spielmodi im mehrspieler wie Aussault Maps oder andere Fun Maps für zwischendurch. Hier hätten die Entwickler wirklich ein gutes Konzept aus Armada II übernehmen und ausbauen können.
Auch was den Einzelspieler angeht, ärgere ich mich etwas, dass trotz der Möglichkeit Missionen zu skripten, bisher noch keine Missionen erstellt wurden. Eine Einzelspieler Serie, und seien es nur geskriptete Maps mit einfallenden Horden von Spezies 8472 Schiffen, wären eine wunderbare Ergänzung.

Aber wie heißt es so schön - Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul . Vor allem dann nicht, wenn das Fell glänzt und der Gaul stramm im Sattel steht.

Natürlich konnte ich in dieser Leserrezension zu Armada II nicht auf alle Dinge bezüglich Fleet Operations eingehen. Was zählt ist, dass Armada II noch heute eine aktive Community besitzt, die sich eigenständig rundum erneuert hat und das Spiel auf ein zeitgemäßes Level gebracht hat. Wen es also interessiert, der findet im offiziellen Hitchhikers Guide sehr detaillierte Informationen zu einer der besten Modifikation, die es derzeit für ein Spiel gibt. Der Guide ist über die offizielle Homepage von Fleet Operations zu erreichen.

Unten vergebene Punkte beziehen sich auf das original Star Trek Armada II. 


Wertung
Pro und Kontra
  • Atmosphärischer Einzelspieler mit den Stimmen aus den Filmen und Serien
  • Einzelspieler sauber gemacht, nur sehr wenig Bugs
  • Deutschsprachige Version vorhanden
  • Stimmige Musik
  • Ansprechende Ökonomie
  • Ansprechende Spielmodi im Mehrspieler
  • Actionreicher Mehrspieler
  • Ordentlich ausbalancierte Rassen
  • Immernoch aktive Community (dank Mods)
  • Mittlerweile sehr hochwertige Modifikationen
  • Inoffizielle Patches vorhanden (z.B. Win7 Kompatibilität, Breitbildschirm Support, etc.)
  • Sechs spielbare Rassen bieten eine gute Abwechslung
  • In die Jahre gekommene Grafik
  • Vergurkte 3D-Umsetzung und Warp-Desaster
  • Flache Strategie mit flachen Taktiken ist der Schlüssel zum Erfolg im Duell Mensch gegen Mensch
  • Anspruchslose KI
  • Teils extreme Probleme im Mehrspieler (Delay, Lag, Beitrittsprobleme)
  • Offizieller Support eingestellt
  • Nur ein offizieller Patch vorhanden, der bei weitem nicht alle Probleme löst
  • Kaum noch käuflich zu erstehen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(4)
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