Die Story: anfangs lahm
Um Missverständnisse zu vermeiden: Unser Lob bezieht sich erst mal nur auf die Erzählweise und die dichte Atmosphäre zwischen den Einsätzen. Auf dem Schlachtfeld inszeniert Starcraft 2 seine Story ähnlich wie der erste Teil: mit gut vertonten Portraitdialogen sowie Skriptszenen in Spielgrafik.
Letztere passen jedoch manchmal nicht ganz zum Spielgeschehen. Einmal etwa besiegen wir unseren Endgegner, ein Protoss-Mutterschiff, wobei nur einer unserer Viking-Jagdflieger überlebt. Doch in der folgenden Skriptsequenz sehen wir, wie eine ganze Flotte von Vikings die Aliens überrennt. Das soll nicht heißen, dass die Inszenierung innerhalb der Missionen schlecht ausfällt. Nur eben nicht ganz so spektakulär und stimmig wie dazwischen.
Die eigentliche Handlung wiederum kommt in den ersten fünf bis zehn Spielstunden extrem langsam in Fahrt, bis Raynor seinem alten Protoss-Kumpel begegnet, dem Dunklen Templer Zeratul. Danach gewinnt die Story an Tempo, eine neue Bedrohung taucht auf, und auch Raynors Konflikt mit der Liga spitzt sich allmählich zu. Zudem gibt's wieder überraschende Wendungen. Hätten Sie etwa gedacht, dass die Zerg … oh Moment, das behalten wir lieber für uns.
Nach dem trockenen Beginn gewinnt die Geschichte also deutlich an Tempo. Erst das Ende enttäuscht wieder. Denn Blizzard inszeniert den Kampagnen-Abschluss zwar mit einer schicken Rendersequenz, allerdings ist der Ausgang zu offen und wenig befriedigend.
Ohne zu viel verraten zu wollen: Wichtige Fragen werden nicht geklärt, wichtige Gegner bleiben unbesiegt. Klar, das ist dem Trilogiekonzept geschuldet, die nächste Starcraft-Episode Heart of the Swarm wird die Handlung weiterspinnen. Trotzdem hätte sich Blizzard für Wings of Liberty einen befriedigenderes Ende ausdenken können – Warcraft 3 hat das doch auch geklappt.
Die Kampagne: Söldner und Upgrades
Die jeweils nächste Mission wählen wir auf der Brücke der Hyperion, was den Verlauf der Handlung aber nicht beeinflusst. Vielmehr gibt's einige Nebenzweige, die wir auch ignorieren können.
Zum Beispiel helfen wir der Forscherin Ariel Hanson bei der Rettung von Zivilisten – oder eben nicht. Allerdings erledigen wir freiwillig alle der 26 Missionen, weil wir damit oft zusätzliche Truppentypen freischalten (darunter auch aus dem Vorgänger bekannte Einheiten wie die Goliath-Mechs) sowie Geld für Söldner und Upgrades verdienen. Durch bewältigte Nebenziele füllen wir zudem unser Konto mit Forschungspunkten.
Söldner werben wir in der Schiffsbar der Hyperion an, was sich jedoch nur eingeschränkt lohnt. Denn um diese etwas schlagkräftigeren Varianten von Standard-Einheiten (Marines, Belagerungspanzer etc.) auf dem Schlachtfeld einzusetzen, müssen wir dort zunächst ein spezielles Gebäude errichten und die Mietsoldaten zudem nochmals kaufen, – gegen Rohstoff-Bezahlung. So sind die teuren Elite-Einheiten erst auf den beiden hohen Schwierigkeitsgraden wirklich hilfreich, auf den niedrigen reichen normale Truppen.
Missionserlöse investieren wir außerdem in Upgrades, für jeden Truppentyp gibt es zwei Aufrüst-Möglichkeiten. Zum Beispiel können wir die Reichweite unserer Viking-Flieger erhöhen und ihnen Flächenschaden verleihen.
Weil das Geld nicht für alle Upgrades reicht, müssen wir überlegen, welche Einheiten wir aufrüsten. Das erhöht die strategische Vielfalt von Starcraft 2, dank der Upgrades können wir unsere Truppen auf unsere Lieblings-Taktik abstimmen. Wenn wir etwa am liebsten Belagerungspanzer und Goliaths einsetzen, verbessern wir die natürlich als erste.
Die Kampagne: Vielfalt durch Forschung
Auch die Forschung trägt zur erhöhten Vielfalt bei: Wenn wir (je nach erfüllten Nebenzielen) fünf Zerg- oder fünf Protoss-Forschungspunkte gesammelt haben, dürfen wir eine von zwei alternativen Technologien freischalten – zum Beispiel den Raven-Flieger oder das aus dem Vorgänger bekannte Forschungsschiff. So steigt auch der Widerspielwert: Wir wüssten schon gerne, wie sich die Alternativ-Technologien auswirken.
Falls wir Nebenmissionen verpassen, können wir bereits erfüllte Einsätze jederzeit wiederholen, um die Forschungspunkte einzusacken – auch auf einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad. So gerät die Balance ins Wanken: Warum (vom persönlichen Ehrgeiz und Erfolgspunkten abgesehen) sollten wir uns bei Nebenaufgaben anstrengen, wenn wir die Forschungszähler danach sowieso nachholen können?
Insgesamt steigern Missionswahl, Söldner, Upgrades und Forschung die Abwechslung der Kampagne, revolutionär anders spielt sich Starcraft 2 dadurch aber nicht, zumal auf dem Schlachtfeld fast alles beim Alten bleibt. Als Warcraft 3 seinerzeit die Rollenspiel-Helden ins Genre eingeführt hatte, fiel der Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger viel größer aus.
Dennoch tröstet die Vielfalt von Starcraft 2 über den Umstand hinweg, dass wir in der Kampagne ausschließlich mit den Terranern antreten dürfen. Lediglich in einem separaten Mini-Feldzug befehligen wir die Protoss. Deren vier Missionen spielen sich dafür sehr spannend und erzählen eine interessante Geschichte.
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