Spiele-Highlight 2016 - Micha: Das Spiel, das ich mir immer gewünscht habe

Stellaris erfüllt Micha nicht nur einen Traum, sondern ganz viele.

Meine tapfere Raumflotte legt sich mit den Überbleibseln eines uralten Imperiums an. Meine tapfere Raumflotte legt sich mit den Überbleibseln eines uralten Imperiums an.

Stellaris und ich, das ist wie eine Ehe. Also nichts, was ich guten Gewissens empfehlen kann, nicht jedem zumindest. Und dennoch das Beste, was mir in diesem Spielejahr passieren konnte. Okay, manchmal streiten wir. Manchmal langweilen wir uns. Manchmal erleben wir aber auch jene bezaubernden Momente, die uns wieder daran erinnern, wie wir uns ineinander verliebt haben, damals, auf der Gamescom 2015.

Henrik Fahraeus, der Grand-Strategy-Guru des schwedischen Entwicklers Paradox, enthüllte mir seinerzeit ein Weltraum-Strategiespiel, das ich nach 20 Minuten Präsentation prompt zu meinem Messehighlight kürte. Stellaris, so meine Hoffnung, könnte mir endlich über meine große Jugendliebe Master of Orion 2 hinweghelfen, dem Genre neue Impulse geben.

Zum Beispiel mit seinem dreigeteilten Spielablauf aus erkundungsschwangerer Anfangsphase, politisch vielseitigem Midgame und herausfordernden Endgame-Katastrophen, die das dröge Gegnerplattwalzen am Ende herkömmlicher Strategiespielpartien auflockern.

Nun. Wie's beim Verlieben eben so ist, sieht die Realität hinterher anders aus, als einem die Bauchschmetterlinge im ersten Moment vorgaukeln. Stellaris hat seine großen Schwächen, vor allem im Midgame, in dem streckenweise gar nichts passiert und ich einfach bis zum nächsten Krieg oder der nächsten Revolte vorspule.

Da würde ich dann schon mal »Es ist kompliziert« ins Beziehungsfeld auf Facebook eintragen. Aber hey, dafür kann man nebenher prima Serien schauen, zum Beispiel »Community«, das ich sehr spät für mich entdeckt habe. Und dann sind da ja noch diese bezaubernden Momente.

Wahrhaft paradox:Stellaris im Test

Der Autor
Michael Graf gehört zur GameStar-Chefredaktion, leitet das Kolumnen- und Reportressort und verantwortet die Inhalte für GameStar Plus. Das beste Spiel aller Zeiten ist seiner Meinung nach Homeworld, da duldet er auch keine Diskussion. Oder hört einfach weg, falls jemand doch eine anfängt. Über die Feiertage hat er sich fest vorgenommen, Enderal endlich durchzuspielen. Wer braucht denn noch Vollpreisspiele, wenn er solche Mods hat?

Best of Science-Fiction

Stellaris ist für mich eine Art »Best of« der Science-Fiction - und ich liebe Science-Fiction. Paradox spielt gekonnt mit bekannten Motiven, beispielsweise darf ich Xenomorph-Aliens oder Klonkrieger (Star Wars) züchten. Oder ich baue Roboterarbeiter, die in der Partien-Spätphase rebellieren können. Ich kann eine Quest-Kette aufstöbern, die von geheimnisvollen Maschinenwesen erzählt, die vor Jahrmillionen die Galaxis erobert haben - denkt da noch jemand an die Reaper aus Mass Effect?

Ich kann eine friedliche Föderation à la Star Trek gründen oder ein Fanatikerreich à la Warhammer 40K regieren. Ich darf primitive Völker versklaven, an ihnen herumexperimentieren oder sie in die galaktische Gemeinschaft aufnehmen. Und ich stoße auf die stagnierenden Imperien uralter Völker, die vielleicht sogar auf ruinierten Ringwelten leben (diese Anspielung muss ich nicht erklären, oder?). Seit Patch 1.3 können diese Uralten sogar »erwachen« und wieder auf Eroberungstour gehen - wie in »Babylon 5« kann es sogar zum Endgame-Showdown zwischen zweien dieser Giganten kommen.

Emergent Storytelling: Wenn das Spiele selbst zur Geschichte wird (Plus)

Ich meine, klar, Stellaris ist eine dröge Braut. Solange die Laser schweigen, findet fast alles in stummen Textfenstern statt. Aber dafür habe ich ja meine Fantasie. Wo andere Menschen bei einer Bodeninvasion nur blinkende Icons sehen, kämpfen vor meinem geistigen Auge Xenomorphs gegen Psi-Soldaten. Wenn bei der Erkundung außerirdischer Ruinen ein Textfenster von entdeckten Schätzen kündet, dann sehe ich sie vor mir. Nein, das ist nicht jedermanns Sache.

Stellaris - Das lauert im Endgame Video starten 20:06 Stellaris - Das lauert im Endgame

Und das Schönste daran ist, dass Stellaris weiter wächst. Der »Leviathans«-DLC brachte etwa Außenposten uralter Völker sowie riesige Weltraummonster inklusive eigener Quests. Für sich betrachtet ist das nicht spektakulär, aber es ergänzt die Geschichtenvielfalt - und zeigt, wie viel Potenzial noch in Stellaris steckt.

Todessterne und Spione sind da nur der Anfang. Beispielsweise könnte sich ein KI-Volk wie die Borg in Star Trek zur kybernetischen Herrenrasse aufmotzen. Es gäbe so viele mögliche Geschichten. Und natürlich mögliche spielerische Ergänzungen, etwa ein besseres Handelssystem.

Nein, Stellaris ist nicht perfekt und nicht mal das beste Strategiespiel 2016. Das wäre wohl Civilization 6, KI-Kapriolen hin oder her. Das Schöne an Stellaris ist jedoch gerade, dass Paradox weiter daran arbeitet, Patches bastelt, DLCs ausheckt.

Ich bin sehr gespannt, wie sich das Spiel in den kommenden Jahren entwickelt wird, ich möchte neue Geschichten herauskitzeln, und deshalb werde ich es natürlich weiterhin spielen. Zeit miteinander verbringen, neue Dinge Neues ausprobieren, sich auf die Zukunft freuen - das klingt doch nach einer guten Ehe. Und wenn's mal langweilig wird, kann ich ja nebenher fernsehen.

Der neue, alte Konkurrent:Master of Orion im Test

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