Strafe muss sein

Als Strafe Anfang 2015 angekündigt wurde war ich einer der Wenigen, denen dem Spiel positiv gegenüber eingestellt war. Beworben wurde das Spiel als...

von Nanashi95 am: 22.05.2017

Als Strafe Anfang 2015 angekündigt wurde war ich einer der Wenigen, denen dem Spiel positiv gegenüber eingestellt war. Beworben wurde das Spiel als ein Ego-Shooter, der 1996 erschienen wäre. Und auch optisch erinnerte es mich irgendwie an das gute alte Quake 2. Da für mich Shooter der alten Schule mit die besten Spiele überhaupt sind und besonders Quake 2 für mich auch heute noch einer der besten Shooter aller Zeiten darstellt hatte ich mich klar gefreut. Nach etwas mehr als 2 Jahren ist es nun erschienen und nach dem ersten Anspielen saß ich da und fragte mich: "was soll das?"

 

Worum geht es in Strafe überhaupt? In Strafe übernimmt man die Rolle eines Schrottsammlers, der am anderen Ende der Galaxie nach Schrott sucht. Dabei ballert man sich durch Raumschiffkorridore und anderen Planeten. Wen man genau spielt, was die Gegner sind oder warum sie einen angreifen...keine Ahnung. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Entwickler das selber nicht wissen.

 

Man kann fast schon sagen, dass die Werbung fast schon irreführend war. Beworben wurde ein Old-School Shooter, als wäre er 1996 erschienen. Erst bei genauerem informieren, bzw. Anspielen wurde klar, dass es ein Rogue-Like mit zufallsgenerierten Level ist. Gab es sowas 1996? Ich glaube nicht. Also ist das Spiel kein Shooter der alten Schule, sondern HÖCHSTENS davon inspiriert. Und genau da beginnt der Großteil der Probleme das Spiels. 

Aufgrund dessen, dass es ein Rogue-Like ist, ist klar, dass man es quasi an einem Stück spielen muss. Wenn man stirbt, fängt man von vorne an. Das tolle ist aber: das Spiel gibt einem kaum Möglichkeiten zu heilen. Gefühlt alle 2 bis 3 Level kriegt man ein paar Health Kits, die aber auch nur wenig Leben wiederherstellen. Wenn man dazu ständig mir Horden an Gegner konfrontiert wird, die von allen Seiten auf einen losstürmen, ist es doch klar, dass man dann nicht viel vom Spiel sieht. 

Allgemein wirkt es eher so, dass die Entwickler auf die zufallsgenerierten Level setzten, um sich selber nicht sowas ähnliches wie gutes Leveldesign überlegen zu müssen. Nur dass der Zufallsgenerator auch nicht gerade Perlen des guten Designs zaubert. Lieblos aneinandergeklatschte Gänge und Räume, in denen man teils planlos umherrennt sind eher die Tagesordnung. Dabei variieren sie auch von der Länge stark. Manchmal ziehen sie sich gefühlt endlich und manchmal hat man sie sofort durch. Auch so fehlt in den Level hin und wieder mal ein Highlight oder irgendwas, was diese interessant gestaltet. Mehr als langweilige Metallkorridore und Räume gibt es nicht zu sehen. Später ändert sich das Setting zwar, dass man durch einen wüsten Canyon auf einem Planeten umherwandert. Aber dass man so weit kommt ist eher eine Sache des Glücks. Die Routine sieht eher aus, dass man nach 3 oder 4 Leveln ins Gras beißt und man von vorne beginnen darf. 

Zur KI der Gegner kann ich nichts sagen, weil diese nicht vorhanden ist. Wie bereits erwähnt stürmen die Gegner einfach blind auf einen zu. Mehr machen die nicht. Teilweise hatte ich Situationen, in denen alle Gegner im Raum wussten, wo ich bin, bevor ich überhaupt in der Nähe des Raumes war. 

Die Aufwertungen des Spielcharakters und der Waffen, mit denen auch geworben wurde, fühlen sich eher sinnlos an. Im Spiel machen sie kaum einen Unterschied und sind nach dem Ableben des Charakters beim nächsten Start wieder weg. Beim Spielen sammelt man auch Schrott ein, den man an Stationen gegen Munition und Rüstung eintauschen kann. Diese sind allerdings so überteuert, dass diese ganze Mechanik auch eher überflüssig sind. 

 

Zu Beginn wählt man sich eine von drei Waffen aus, eine Schrotflinte, Sturmgewehr oder Sci-Fi Knarre. Diese sollte man sich aber gut aussuchen, weil dies die einzige richtige Waffe ist, die man im Spiel über hat. Hin und wieder sammelt man im Level zwar weitere Waffen ein, diese haben allerdings nur ein Magazin und wenn sie leer sind, werden sie weggeworfen. Insgesamt fühlen sich die Waffen aber einfach nicht gut an, haben zu wenig Wumms etc.

 

Beim Thema Sound muss ich allerdings mein erst Lob Aussprechen. Der Soundtrack ist richtig Fett und hat in den Level richtig gute, antreibende Lieder, die ich mir teilweise auch so gerne mal anhöre. Allerdings ist das das einzig Positive am Sound. Denn im Spiel fehlen teilweise enorm wichtige Soundeffekte. Dass Gegner Dinge wie Schrittgeräusche von sich geben wurden erst nachträglich auf Kritik der Spieler eingefügt. Vorher hat man teilweise nicht einmal bemerkt, wenn Gegner auf einen zukamen. Sowas wichtiges muss doch ein Entwickler, der schon einmal ein Spiel gespielt hat, wissen. Dass generell Geräusche fehlen, die einfach nur zur Atmosphäre beitragen, kann man sich an der Stelle schon selber denken. Auch die Waffen klingen eher wie Spielzeuge.

 

Der Grafikstil hat mir selber ganz gut gefallen, weil er mich teilweise gerade an die alten Quake Teile erinnert hat. Auch wenn ich viele andere Stimmen gehört hab, die meinten, dass 1996 so kein Spiel ausgesehen hat und der Grafikstil eher an Minecraft erinnert. 

Was mir auch gefiel waren die groß beworbenen Gore Effekte. Klar ist es total kitschig und übertrieben, wenn man von einem Gegner ein Körperteil abschießt und daraufhin eine meterhohe Blutfontäne herausspritzt und die Level rot färbt. Irgendwie gefiel mir dieser Effekt jedoch und versprühte einen gewissen Scharm. 

 

Zur Technik möchte ich zweierlei eingehen. Zuerst zur PS4 Version. Dies war die Version, die ich zuerst gespielt hatte. Und muss sagen, dass ich vom technischen Zustand von dieser regelrecht schockiert war. Man hat das Spiel kein bisschen auf das System angepasst und eher lieblos portiert. Eine Zielunterstützung, die gerade bei einem schnelleren Shooter auf Konsole unerlässlich ist, gibt es nicht. Zumindest konnte ich nichts derartiges feststellen. Dazu war die Performance unterirdisch. Klar gab es Stellen, in denen es flüssig lief, aber noch mehr gab es Stellen, in denen es stark ruckelte. Teilweise so heftig, dass ich alle paar Schritte einen Standbild für mehrere Sekunden hatte. Das trieb die PS4 Version fast schon an den Rand des Spielbaren.

Die PC Version ist zwar besser, aber auch weit weg vom Ideal. Klar dass hier die Steuerung und alles deutlich besser ist. Aber gerade die Performance ist nur minimal besser. Stellenweise fallen die Frames auch hier grundlos in einen Bereich, der hart an der Grenze des Spielbaren ist. 

Dazu gab es zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Bewertung bereits 3 Updates, die zwar angeblich mehrere Kritikpunkte gefixt haben sollen. Unter Anderem die Performance oder auch das Problem mit den zu wenig Health Kits. Nur konnte ich beim erneuten Anspielen keinen Unterschied feststellen. Die Frames fielen stellenweise noch genauso in den Keller und noch immer gibt es fast schon lächerlich wenige Möglichkeiten zu heilen. 

 

Fazit:
Strafe größtes Problem ist nicht, dass es ein Rogue-Like mit Permadeath ist, auch wenn ich selber von diesem Fakt schwer enttäuscht war. Vielmehr wird der Spielspaß durch zu wenige Heilmöglichkeiten, strunzdummen Gegnern, schlechten Leveldesign, sinnlosen Gameplaymechaniken und schlechter Technik zerstört. Der Fakt, dass es stark auf Retro setzt, hilft dem Spiel wenig bis gar nicht. Zwar sind Musik und die Gore-Effekte nett, aber können den miesen Rest des Spiels nichtmal ansatzweise überdecken. Was schade ist, weil im Kern hätte es ein spaßiges Spiel werden können. Strafe ist für mich daher die bisher größte Enttäuschung 2017 und man sollte einen großen Bogen um das Spiel machen, besonders wenn man auf der Suche nach einem netten Old-School Shooter ist.


Wertung
Pro und Kontra
  • Guter Soundtrack
  • Nette Gore-Effekte
  • Schön gemachter Retro-Stil
  • Nicht einmal im Ansatz vorhandene Story
  • Zu wenige Heilmöglichkeiten
  • Strunzdumme Gegner, die nur auf den Spieler zustürmen
  • Langweiliges Leveldesign
  • Gameplay Elemente, die sinnlos wirken
  • Waffen fühlen sich unbefriedigend an
  • Fehlende Sound Effekte
  • Schlecht optimierte Performance

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu schwer

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(3)
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