Piff Paff!

So recht ist es mit dem Sommer in diesem Jahr nichts, oder? Wenn man mal eins, zwei Tage zwischendurch frei hat und möglichst viel von den knappen Etappen des...

von Horst_Sergio am: 20.07.2011

So recht ist es mit dem Sommer in diesem Jahr nichts, oder? Wenn man mal eins, zwei Tage zwischendurch frei hat und möglichst viel von den knappen Etappen des Sonnenscheins erhaschen möchte, um seine verbrauchen Energiezellen aufzutanken, dann braucht man ein schmackhaftes Game das leicht ist und nicht belastet...

Zosh!

Nun ja, eigentlich meinte ich vielmehr ein Game, das sich mal eben ein paar Runden lang unverbindlich zocken lässt, ohne einen zwingend und mit dutzendfachen Quests für Wochen vor die Kiste zu bannen. Ein solch komplexes und gleichzeitig packendes Monstrum ist mir in letzter Zeit eh nicht untergekommen, also könnte man ja durchaus auch ein leicht angestaubtes Spiel aus dem Schrank zaubern. Et voilà: Street Fighter 4 aus dem Hause Capcom.



Hach, Capcom - eine der besten Spieleschmieden aus alten Tagen - Ehrfurcht überkommt mich, fallen allein die Worte Mega und Man in zusammenhängender Form. Und nebenbei war Capcom auch der beste Garant für die Versoftung von Disney Lizenzen. Doch nicht nur mit Jump 'n Runs hat sich Capcom seinerzeit einen exzellenten Ruf verdient, nein auch die Perfektionierung des Beat 'em Up Genres durfte man dank Street Fighter erfahren. Eine absolute Spielspaßbombe vor allem für mehrere Spieler gleichzeitig und dazu auch noch technisch imposant vorgetragen. Spätestens im Jahr 1994 mit der Aufwertung des zweiten Teils zu Super Street Fighter 2 erreichte die Reihe ihren spielerischen Höhepunkt.



Nun verzog sich aber das gesamte Genre mehr und mehr ausschließlich in Richtung Konsolenwelt. Hin und wieder erschien zwar auch mal ein Prügler für den PC, mit dem Spielspaß war es allerdings meist nicht sehr weit her. Doch im Jahr 2009 tauchte diese Spieleschmiede aus der Versenkung auf und brachte neben dem Remake und der Weiterführung des kultigen Bionic Commando auch die altehrwürdige Street Fighter Serie mit, die nun in die vierte Runde gehen sollte.

Cloink!

Freundlicherweise verfrachtete Capcom den Serientitel nicht nur in die hiesigen Konsolenmäuler, sondern spendierte ihr neuestes Beat 'em Up Werk auch den PC Spielern, womit der geneigte Fan nicht (wie sonst immer) neidisch zu den Konsolenbesitzern rüberschielen musste. Ein netter Zug, aber dennoch kein durchgehend überschwinglicher Top Titel wie zu einstigen Tagen. Aber der Reihe nach:



Wie immer lässt sich ein Weg finden, die versammelten Argumentationskünstler aufeinandertreffen zu lassen. Jeder der Kämpfer hat seine eigene Geschichte und Motivation, um sich dem Tournament zu stellen. Manch einer will seine Kampfkünste verbessern, andere jagen Verbrechern hinterher, wieder andere wollen sich im Kampf selbst finden. Dargeboten werden diese Geschichten in kleinen und kurzen Animevideos, die in etwa eine ähnliche Qualität haben, wie die bekannte Zeichentrickserie zum Spiel. Natürlich gibt es auch den großen Fiesling im Hintergrund. Seth ist ein Kampfroboter, der von Bison's Terrorregime entwickelt wurde, um seinen Gegner nicht nur das Lichtlein auszupusten, sondern auch, um ihnen ihre Kampffähigkeiten zu stehlen und somit zur perfekten Waffe aufzusteigen. Doch zum Glück gibts ja noch uns Spieler, die dem doofen Seth die Schrauben und Muttern aus dem Kopf klöppeln dürfen.

Squish!

Der Spieler hat nun die freie Wahl. 16 Kämpfer stehen zunächst einmal zur Verfügung und weitere neun lassen sich nach und nach freispielen. Darunter sind bekannte Gesichter aus allen bisherigen Teilen, wie natürlich die Karatekas Ryu und Ken, der Tiermensch Blanka oder auch die liebreizende Chun Li. Dazu kommt eine knappe Handvoll neu entworfener Kämpfer wie der quirlige Wrestler El Fuerte oder der zwar latent übergewichtige, dennoch kräftig austeilende Rufus.



Alle Kämpfer haben natürlich Stärken und Schwächen. Wie seinerzeit schon gilt auch hier weitgehend die alte Faustregel: Große und schwere Kämpfer teilen heftigst aus, sind dafür aber langsamer unterwegs. Mitunter schwächelt dabei natürlich auch das Balancing. Trifft ein El Fuerte auf seinen Rivalen Zangief, wird es extrem knackig. Der kleine Mexikaner mag dem sogenannten Red Cyclone kaum ein Haar krümmen. Das kann mitunter frustrieren, wenn man sich an den Special Moves versucht, stattdessen aber von den Gegnern immer kräftig auf die Glocke bekommt.

Kaboom!

Die Special Moves gehen vom Prinzip her dennoch leicht von der Hand. Viele Moves der bekannten Figuren haben die Zeit sogar überdauert und lassen sich immer noch genauso ausführen wie damals. Neu sind hier vor allem aber die mächtigen Super und Ultra Combos. Auf einer zweiten Leiste am unteren Bildschirmrand sammelt der Spieler während dem Kampf durch erzielte und auch eingesteckte Treffer Energie an, um diese Combos auszuführen. Praktischerweise empfehlen sich diese Combos vor allem als nützliche Finishing Moves, die aber nicht immer allzu leicht ausführbar sind.



Leider ist hier aber nicht mal Übung der Weg zum Erfolg. Die große Schwäche des Spiels ist und bleibt die Steuerung. Die für das Spiel angefertigten Arcade Sticks mögen von der Bedienung und der Belastbarkeit her vielleicht gut sein, aber ob Street Fighter 4 den Kauf eines solchen rechtfertigt, ist eine andere Frage. Die simpelste Methode, um Street Fighter 4 zu spielen, ist also ein herkömmliches Gamepad. Das von mir genutzte XBox 360 Pad lässt mich aber auch heute noch gerne mal erschaudern. Das Steuerkreuz verhält sich erstaunlich unpräzise und der Stick zu schwabbelig. Die Schulterbuttons und Trigger setzen die Aktionen wie harte Tritte und Schläge einfach nicht schnell genug um. Somit verkommen Combos und Spezialangriffe oft zur Glückssache, anstatt ein taktisches Kampfelement zu sein.



Das geht so natürlich nicht. Vor allem der Aufgaben- und Herausforderungsmodus ist ab einem gewissen Niveau schlichtweg unspielbar. Sinnigerweise ist die Tastatur wesentlich präziser, aber vom Handling her natürlich absolut unkomfortabel. Schwer bleibt SF4 somit auch im einfachsten der wählbaren Schwierigkeitsgrade. Mit Zähneknirschendem Verzicht auf das Freischalten verschiedener Extras und die Ausführung komplexerer Moves kommt man aber doch in den Genuss von so manch spaßiger Runde der Balgerei. Vor allem zu zweit, wenn man seinen Kumpels mal gehörig die Leviten liest.

Krush!

Absolut treffsicher ist auf jeden Fall die Aufmachung des Spiels. Vor den bunten, mit reichlich Leben angereicherten und hübsch designten Arealen tummeln sich superb überzeichnete und großartig animierte Kämpfer. Die knalligen Lichteffekte der verschiedenen Attacken und Special Moves machen richtig was her. Stilistisch verzichtet Street Fighter aber wie eh und je auf großartigen Realismus. Der Manga Stil der Pro- und Epilogvideos zieht sich wie ein roter Faden durch das Game und wirkt erfrischend anders.



Die Musik hält sich meistens etwas im Hintergrund verborgen. Lediglich in den letzten Kämpfen wird es etwas lauter und packender. Die Tracks selbst tentern gelassen zwischen hartem J-Rock, treibenden Electronic Beats, epischen Orchesterarrangements und stimmiger World Music hin und her. Die Effekte krachen natürlich richtig und die vertonten Kommentare der Kämpfer fügen sich sehr schick ein.

Spiff!

Als Sandsackersatz für zwischendurch und schneller Frustabbau ist Street Fighter 4 ideal. Sowohl allein als auch zu zweit machen die kurzen und schnellen Fights echt Laune. Eine großartige und dauerhafte Motivation bietet SF4 wiederum nicht. Hat man die versteckten Kämpfer weitgehend freigeschaltet, lässt der Fun recht schnell nach, zumal dann auch die schwache Steuerung den guten Eindruck schmälert. Man kann trainieren bis man schwarz wird, aber besser wird man dadurch dennoch nicht.



Sehr stark fällt das als negatives Kriterium dennoch nicht ins Gewicht, denn rein mechanisch betrachtet, zählt bei Street Fighter 4 das kurzzeitige und schnelle Spielvergnügen und das ist immer wieder gegeben. Auch dann noch, wenn man das Spiel nach einem Jahr mal wieder aus dem Schrank holt, um einen plötzlichen Regenschauer zu überbrücken, der einen daran hindert, sich in der Sonne liegend braun zu braten oder im See zu planschen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Stil, Design, Animationen d. Kämpfer, Effekte
  • Sound: stimmige Musik, gute Sprachausgabe, krachende FX
  • Balance: generell anspruchsvoll
  • Atmosphäre: Retro Feeling plus Manga Design
  • Bedienung: Specialmoves einfach, an sich bewährtes Prinzip
  • Umfang: 16 Kämpfer + 9 freischaltbar, Herausforderungsmodi
  • Charaktere: coole, harte Kämpfer, bekannte Gesichter
  • KI: weiß zu kämpfen & beharkt einen mit deftigen Moves
  • Kampfsystem: urtypische, flotte Beat 'em Up Prügelei
  • Handlung: separate Handlungsstränge pro Kämpfer
  • Grafik: -
  • Sound: -
  • Balance: Stärken & Schwächen der Kämpfer teils unausgewogen
  • Atmosphäre: Geschmackssache
  • Bedienung: Eingabegeräte schwächeln deutlich
  • Umfang: -
  • Charaktere: -
  • KI: teilt selbst auf easy enorm aus
  • Kampfsystem: patzt bei der technischen Umsetzung
  • Handlung: im Grunde bei diesem Spiel vollkommen irrelevant

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
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