Hier sieht der Langzeitspielspaß keine Sonne

Es hätte so schön werden können und ich würde das Spiel so gerne mögen... Es ist selten dass ich es bei der Bewertung eines Spiels so...

von Tsabotavoc am: 24.08.2015

Es hätte so schön werden können und ich würde das Spiel so gerne mögen... Es ist selten dass ich es bei der Bewertung eines Spiels so schwer hatte wie hier. Die Ausgangslage ist vielversprechend:

Die Königin von England wollte ihren toten Ehemann wieder zum Leben erwecken und ging dafür den sprichwörtlichen Pakt mit dem Teufel ein. Nun ist London in einer H.P Lovecraft Fassung der Tiefsee. Nach einem verlorenen Krieg gegen die eiserne Republik - die nichts anderes als die Hölle ist - ist London am Boden. Das Khanat droht mit Krieg und riesige Seemonster machen das Leben nicht gerade sicherer.

Als Spieler verkörpert man hier den Kapitän eines kleinen Dampfschiffs mit einer Handvoll Seeleuten die der Angst ins Gesicht spucken.

galery

Unsere kleine, tapfere "Vigilance" nähert sich den Häfen der Iron Republic. Hier kann man auf dem Basar mehr als nur sein Geld verlieren...

Das Spiel steuert sich sehr simpel: Das Schiff wird mit den WASD Tasten gesteuert, geschossen wird sobald eine Feuerlösung gefunden wurde per Mausklick. Wirklich zielen muss man nicht. Der eigentliche Clou am Spiel ist das Management von vier Ressourcen: Treibstoff, Nahrung, Geisteszustand und Crew.

Je länger wir durch die Underzee tuckern desto zerrütteter werden die Nerven unserer Crew. Dagegen würde es helfen die Beleuchtung des Schiffs anzumachen. Das macht uns aber weithin sichtbar für Piraten und die Abscheulichkeiten des Meeres. Riesige, schiffsgroße Krabben gehören dabei noch zu den angenehmeren Gegnern. Zusätzlich verbraucht man mit Licht wesentlich mehr Treibstoff als ohne.

Damit es nicht zu einfach wird, benötigen wir auch noch Nahrung. Je mehr Crew wir haben, desto schneller fressen die sich durch die Vorräte. Wenn wir zu wenig Crew haben, wird das Schiff nur noch mit Notbesatzung am laufen gehalten und wir dümpeln nur noch mit Schneckentempo vor uns hin. Daher sollten wir immer ausreichend Crew bei uns haben. Denn streng genommen kann man ja sagen solange Crew an Bord ist, ist auch Nahrung an Bord...

galery

Diese Ratten haben eine Ratlinggun dabei! Sowohl an Land als auch auf See warten regelmäßig schwierige Entscheidungen. Hätten wir nur eine Katze mit an Bord um die Korsaren adäquat bekämpfen zu können...

Der Spaß in Sunless Sea kommt hierbei ganz klar aus den vielen, interessanten Orten die es zu erkunden und zu entdecken gibt. Sei es Visage in der jeder eine Tierrolle spielt. Oder die Insel der Postboten die ein finsteres, uraltes Geheimnis hüten. Oder Pigmont Island - wo die Nation der Ratten und das Königreich der Meerschweinchen einen Vernichtungskrieg führen.

Der Schreibstil ist hierbei durch die Bank großartig - gutes Englisch vorausgesetzt. Das Grauen wird nicht mit dem Holzhammer eingeprügelt - es sickert zwischen den Zeilen durch. Als die Rattennation, dank meiner Hilfe, die Meerschweinchen unterwirft und vor den Kriegsgefangenen eine riesige Würstchenmaschine zu bauen beginnt wird dies so nüchtern geschrieben das ich schlucken musste.

Das sind die Momente in denen das Spiel großartig funktioniert. Wäre mein entsprechender Statuswert besser gewesen hätte ich die Gefangenen vielleicht retten können. Ich hätte mich aber auch für die Meerschweinchen entscheiden können. Oder beide Seiten hintergehen können.

galery

Das Spiel erlaubt auch den Handel und den Ausbau unseres Schiffs. Die Preise bleiben hierbei jedoch statisch, ein echtes dynamisches Handelssystem existiert nicht

Und nun kommt auch schon der erste, große Pferdefuß an dem Spiel: Das Erkunden macht anfangs großen Spaß. Allerdings dreht sich das Spiel nicht ums Erkunden. Denn Erkunden kostet erstmal ne Menge Geld. Und um an Geld zu kommen müssen wir handeln. Handel bedeutet in dem Fall das wir die selbe Route immer und immer wieder abklappern um an Geld zu kommen. Das Startschiffchen bleibt dabei bis spät ins Spiel unser treuer Begleiter.

Wirklich spaßig wirds wenn wir Handel in der Oberwelt betreiben: Hier dürfen wir, um Vorräte einzukaufen, zig mal durch einen Dialog durchklicken. Das nervt nicht nur hochgradig, es zerstört auch jegliche Motivation wenn man weiß "Ja das muss ich nun noch 20x machen, dann kann ich mir ein neues Schiff leisten"

Dazu kommt das sich das Schiff quälend langsam von A nach B bewegt. Die meiste Zeit des Spiels verbringt man damit zuzusehen wie sich die eigene Nussschale übers Meer schleppt.

Es ist schade: Sunless Sea hat viele tolle Geschichten zu erzählen. Allerdings muss man sich zu einem Großteil dieser Geschichten durchquälen und es fehlt auch der alleszusammenfassende rote Faden. Und das macht es schwierig sich langfristig ins Spiel zu verlieben. Denn wo die ersten paar Stunden Faszination herrscht, herrscht nach 10 Stunden vor allem eins: Langeweile.

 

Dieser Test wurde euch präsentiert von: fan-resort


Wertung
Pro und Kontra
  • Die bedrückende Stimmung der Underzee wird gut eingefangen
  • Kuriose, unheimliche und spannende Geschichten erwarten ihre Entdeckung
  • Die Grafik ist bestenfalls zweckmäßig, Icons und Monster sind teils derbst verpixelt
  • Abgesehen von gelegentlichen (sehr guten) Musikschnipseln keinerlei Musik
  • Teils gigantische Leerlaufzeiten und übelster Grind

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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