„Liliput“ Commander

Das Spiel wird gern als Startegiespiel für Hardcorestrategen bezeichnet. Das wird auch von so mach anderem Spiel behauptet. In der Regel kann man dann davon...

von Ti1t am: 26.03.2008

Das Spiel wird gern als Startegiespiel für Hardcorestrategen bezeichnet. Das wird auch von so mach anderem Spiel behauptet. In der Regel kann man dann davon ausgehen, dass das Spiel Mängel bei der Grafik, Bedienung oder der Präsentation hat und man viel Zeit mit Warterei verbringt. Die strategische Tiefe hebt sich dabei aber nicht stark genug von den üblichen Genrestandards ab, um das zu kompensieren.





So auch bei Supreme Commander. Das Spiel bietet eine Präsentation, die aus der Mitte der neunziger Jahre stammen könnte in Kombination mit den durchschnittlichen Hardwareanforderungen von PC-Spielen in zwei Jahren. Die Hardwareanforderungen wären zu ertragen, wenn man sehen könnte, wofür sie benötigt werden. Aber auch grafisch reißt Surpreme Commander keine Bäume aus. Massenschlachten sehen bei der Total-War-Reihe einfach besser aus und das bei niedrigeren Systemvoraussetzungen. Zwar wird jeder Schuss physikalisch korrekt berechnet, aber leider wird das Spiel im Vergleich zum Genrestandard nicht wirklich bereichert, oder spielt sich irgendwie merklich anders.


Wenn man das Spiel zum ersten Mal startet wird man von einem fantastischen Intro überwältigt. Haushohe Riesenroboter stapfen durch die Gegend, riesengroße Truppentransporter werfen Wellen von Furcht einflößenden Panzern an die virtuelle Front. So gut wie das Intro gemacht ist, so weit liegt es vom eigentlichen Spiel entfernt. Dann man fühlt sich nicht wie ein Supreme Commander sondern eher wie ein „Liliput“ Commander. Denn selbst im größten Nahzoom sind die imposanten Panzer aus dem Intro nicht größer als Spielzeugautos, die von unter Dreijährigen so gerne verschluckt werden. Vielleicht wäre eine entsprechende Warnung auch bei Supreme Commander angebracht. Unsere stattliche ACU ist wahrscheinlich mit einer Schrumpfkanone auf Winzgröße reduziert worden.

Auch bei den Animationen ist gespart worden. Im Bau befindliche Fabriken und Einheiten werden langsam aus einem transparenten Quader herausgeschält. Immerhin sind die Explosionen überaus gelungen. Beeindruckend ist die Atomexplosion, wenn die eigene oder gegnerische ACU besiegt wurde. Ein Grossteil des Spiels wird aber leider aus einer hohen Zoomstufe heraus gespielt. Und damit wirkt das Spiel wie aus einer sehr entfernten Vergangenheit entsprungen. Statt Winzpänzerchen gibt es nur noch Piktogramme auf den Bildschirm. So gut die Idee mit dem Strategischen Zoom zunächst ist, so sehr führt sie in eine designtechnische Sackgasse. Denn Supreme Commander wirkt dadurch so, als ob man Strategiespiele wie beispielsweise Starcraft vorwiegend über die Minimap spielen würde. Wenn so die Zukunft der Echtzeitstrategie aussehen soll, so möchte ich kein Teil von ihr sein. Die Masse der Einheiten und die Größe der Karten werden vor allem mit viel Warterei erkauft. Warterei, bis sich die Einheiten zu einer Formation gruppiert haben und Warterei, bis sich Einheiten von einem Punkt der Karte zu einem anderen Punkt bewegt haben.

Das Design und die Grafik der Karten sind eher zweckmäßig gehalten. Vorherrschend sind weite Ebenen, die von einigen Gebirgszügen durchschnitten werden und von Meeren getrennt sind. Großartige Abwechslung bei den Grafiksets gibt es nicht. Auch Stadtkarten sind nicht anzutreffen.



Alle Einheiten im Spiel sind Maschinen und Roboter. Das macht es schwer irgendeine emotionale Beziehung zu den Einheiten aufzubauen. Als akustische Rückmeldung bekommt man nur ein Maschinengeräusch zu hören, anstatt einen mehr oder weniger markigen Spruch. Sie sind beliebig reproduzierbar und sorgen für eine kühle Distanziertheit mit der man das ganze Spiel betrachtet. Sicherlich nicht falsch für ein Strategiespiel, aber dadurch wirkt die Kampagne auch so lasch, spröde und zu klinisch. Man kann schlecht mitfiebern, wenn legendlich Maschinen aufeinander einschlagen. Ich heul ja auch nicht rum wenn mein Toaster einen Kurzen gekriegt hat. Da zitiere ich gerne Bruce Darnell: „Drama…..Drama. Die Tasche muss leben, Baby…“ Denn genau das fehlt hier und vor allem literweise Blut. Hinzu kommt, dass die Parteien sich in den Einheiten nicht all zu stark unterscheiden. Auch sind die drei Rassen nicht interessant genug. So ist Dr. Brackmann mit seinem Schnauzbart nun mal keine Ausgeburt an Charisma und ganz sicher nicht das, was man sich unter einem Freiheitskämpfer vorstellen würde. Zwischen den Missionen gibt es nur animierte Portraits, die das Mission-Briefing übernehmen. Die Atmosphäre und Story kommt dadurch nicht richtig gut rüber. Markante Charaktere fehlen. Letztendlich wirkt beim Spieler die Story kaum nach, und man hat schnell vergessen, worum es gerade noch ging.



Supreme Commander ist ein Spiel welches um den Multiplayer herum entwickelt wurde. Der Singelplayerpart kam wohl offensichtlich erst sehr spät hinzu. Schade, denn die Grundidee des Spiels ist wirklich interessant. Nur wurde es nicht angemessen umgesetzt. Wenn die Mehrheit der Spieler entsprechende Computer hat, erlebt Supreme Commander in der Bugetversion vielleicht sogar einen zweiten Frühling. Der Multiplayer gibt den Spieler das, was man bei einem Strategiespiel erwarten darf. Wichtiger ist jedoch, ob der Patchsupport bei den geringen Verkaufzahlen, die das Spiel zumindest in Deutschland hatte, weitergeführt wird. Sonst ist bald auch beim MP tote Hose.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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