Gott würfelt nicht...

... aber er kennt auch kein Erbarmen. Warum dieses Spiel nichts für Leute ist die bei Rollenspiel sofort an Ü18-Kram denken und was es mit meinem...

von Tsabotavoc am: 27.04.2013

... aber er kennt auch kein Erbarmen. Warum dieses Spiel nichts für Leute ist die bei Rollenspiel sofort an Ü18-Kram denken und was es mit meinem nihilistischen Einstieg auf sich hat möchte ich mit diesem Test zeigen.

 

Welcome to Homlett!


ToEE ist ein Rollenspiel welches im beliebten Dungeons&Dragons Universum spielt. Allerdings hat man sich hierfür nicht das beliebte und bekanntere ForgottenRealms-Universum ausgesucht sondern die etwas unbekanntere Greyhawk-Welt.

Das muss dem Spielspaß aber keinen Abgrund tun. Dafür sorgen andere Dinge.

Ist euch aufgefallen das die Überschrift zu diesem Kapitel in Englisch ist? Wem das sauer aufstößt der sollte sich beim Genuss von ToEE am besten die Magenwände mit Teer ausgießen.

Defacto ist ToEE auch in der offiziell gepatchten Version unspielbar. Irgendwann hat dann die Community dem Publisher die Sache aus der Hand genommen und den sogenannten Co8-Mod entwickelt. Dieser bereichert das Spiel nicht nur um neue Quests sondern bringt es auch in einen gut spielbaren Zustand.

Der Haken an der Sache: Das Spiel ist dadurch nur auf Englisch und die Installation des Modpacks erfordert ein wenig PC-Kenntnis. Wohlmeinende Naturen könnten sagen das Spiel zu patchen ist bereits die erste Quest. Ich behaupte so hätte es nie erscheinen dürfen.

Wer jedoch bereit ist darüber hinweg zu sehen wird mit einem fordernden Rollenspiel belohnt. An manchen Stellen fast zu fordernd.

 

Prädikat: Besonders sterbenswert

Das Spiel setzt die Dungeons&Dragons Regeln der dritten Edition ein. Diese Edition wird - gemeinsam mit der leicht überarbeiten 3.5er Edition immer noch als das beste Dungeons&Dragons-Regelwerk gehandhabt.

Wer jetzt sagt "Ja ok... So wie Baldurs Gate und Neverwinter-Nights oder?" liegt falsch: Ähnlich einer Pen&Paper-Rollenspielrunde wird hier in Runden gekämpft. Praktisch alle (sinnvollen) Fertigkeiten die es auch in der Vorlage gibt sind hier vorhanden. Man kann - nach Wahl des passenden Talents - selbst Tränke brauen, magische Gegenstände herstellen und Waffen verzaubern.

Anders als in den Bioware-Rollenspielen wird hier allerdings die komplette Party erstellt. Und mit dem Co8-Modpack beginnt das beim Erstellen des Charakters bis zum Bestimmen der Ausrüstung.

Das ist auch bitter nötig denn: Temple of Elemental Evil ist prügelhart. Die ersten Spielstunden wird man fast zwangsweise in Homlett verbringen um dort Laufburschenquests zu erledigen und Erfahrung zu gewinnen. Ansonsten sollte man es wie Django machen: Der hatte auch immer seinen Sarg dabei.

Oder man heuert Elmo an...

 

Die Funktion des Spielleiters

Bei der trauten Rollenspielrunde am Sofa nimmt der Spielleiter die Rolle der Welt in der sich die Spieler befinden ein. Das beinhaltet das er in vielen Fällen der Gegner der Gruppe ist.

Nun ist es so das Dungeons&Dragons gerade auf den unteren Stufen für die Charaktere sehr gefährlich ist: Die Spieler treffen kaum, halten nichts aus und können auch nicht wirklich viel.

Der Spielleiter ist nun das redigierende Element das dafür sorgt das die Truppe nicht von den ersten dahergelaufenen Goblins durch Würfelpech abgeschlachtet werden.

Temple of Elemental Evil fehlt ein Spielleiter wie einem Verhungernden ein Bissen Brot. Da die Kämpfe gewürfelt werden kann es gerade zu Anfang zu einigen zerbissenen Tastaturen kommen.

Zudem basiert das Spiel auf einem der ältesten Abenteuer die jemals für D&D geschrieben wurden. Und das heisst es wurden sehr viele Dinge falsch gemacht. Ja auch wir Spielleiter haben in den letzten zehn Jahren dazugelernt. Die Macher des Spiels hielten sich aber sklavisch an eine Vorlage die man dringend überarbeiten hätte sollen.

Beispiel gefällig?

- Viel zu heftige Kämpfe am Spielbeginn.

Schon die erste Begegnung hat es in sich: Zwei bis drei Riesenfrösche stellen sich der Gruppe entgegen. Das ohne größere Blessuren zu überstehen ist für geübte D&Dler sicherlich machbar. Spätestens wenn man mit Stufe 2 aber auf einen Ogerberserker mit satten 60 Hitpoints trifft muss man sich schon eingestehen dass das nicht gesund enden kann.

- Die Spielcharaktere werden zu Statisten

Wer sich also nicht durchsterben will, Mehlpakete von A nach B tragen will und auch nicht Zufallsbegegnungen grinden will als würds morgen verboten werden kann den oben erwähnten Elmo anheuern. Dieser degradiert die Helden dann zu Handlangern in ihrem eigenen Abenteuer da er einfach deutlich mächtiger ist als die Spielercharaktere. Damit kommt man dann zwar durch aber wirklich Freude kommt so nicht auf.

- Fertigkeiten unterschiedlich wichtig

Das ist ein generelles Problem von Pathfinder und D&D: Es gibt Fertigkeiten die man einfach nicht braucht. Geschickte Spielleiter versuchen dem gegenzuwirken. Bei ToEE hat man es so gelöst das man zumindest die grob unsinnigen Sachen gleich draussen gelassen hat. Dennoch werdet ihr manche Fertigkeiten einfach nur sehr selten brauchen.

 

Battle royal - Roleplay fatal


Und dennoch: Temple of Elemental Evil ist im Kern ein schlaues und gutes Spiel. Es bietet eine nicht uninteressante Handlung um eine wieder erstarkende Dämonenherrin und ein Artefakt das der Schlüssel dazu sein kann. Es gibt sogar die Möglichkeit eine böse Gruppe zu spielen. In dem Fall ist es das Ziel Homlett eben nicht zu retten sondern zu unterwerfen und sich in den Dienst eines bösen Gottes zu verschreiben.

Sobald man die Durststrecke bis Stufe drei überstanden hat wird man mit fordernden und auch abwechslungsreichen Kämpfen belohnt. Bis zum Erreichen der Maximalstufe von 10 hat man gegen Dämonen gekämpft, Hügelriesen erledigt und sich mit praktisch allem angelegt was die Monsterbücher hergeben.

Auch hier gilt: Durch das Modpack kämpfen die Gegner deutlich intelligenter und holen auch mal Verstärkung aus dem Nachbarraum.


Abgerundet wird dies durch liebevoll gerenderte Umgebungen und noch immer ansehnliche Monster. Umso mehr stört es dann das die Charaktere aussehen wie Plastilinfiguren und die Porträts aussehen wie von einem Fünfjährigen mit Fingerfarben gemalt. Anscheinend hat man den "Künstler" der die Portraits in Neverwinternights verbrochen hat noch immer nicht aus dem Verkehr gezogen.

Ein weiterer Haken: Da man alle Charaktere selbst erstellt und die rekrutierbaren NPC nicht mehr als zwei Sätze zu sagen haben braucht man keine großartige Charakterentwicklung erwarten.

Man könnte auch sagen: John Rambo ist ein echter Charakterkopf dagegen.

 

Fazit

Ein Fazit fällt mir schwer. Im Grunde mag ich das Spiel. Wer Dungeons&Dragons per Pen&Paper spielt und sich nicht davor scheut ein umfangreiches inoffizielles Modpack zu installieren darf eigentlich unbesorgt zugreifen. Für euch hier den Link zu dem Mod:

http://www.moddb.com/mods/circle-of-eight-modpack/downloads/circle-of-eight-modpack-770-nc

Beachtet das ihr den Mod danach mit Administratorrechten starten müsst da er sonst abstürzt.

Was die breite Masse betrifft? Die werden das Spiel ohne jeden Zweifel furchtbar finden. Denn abgesehen vom wirklich detaillierten Regelwerk und dem Setting das jedem Kenner die Freudentränen in die Augen treibt hat es für den Nicht-Kundigen nichts was es so nicht schon mal besser gegeben hätte.


Wertung
Pro und Kontra
  • + Äußerst detaillierte Umsetzung eines klassischen Rollenspielregelwerks
  • + Liebevoll gestaltete Dungeons
  • + Fordernde Kämpfe
  • + Man kann sich selbst Gegenstände herstellen
  • - Die Kämpfe sind vor allem zu Beginn deutlich zu stark
  • - Praktisch keine Quests und die enthaltenen Quests sind langweilig
  • - Ohne Mods massive Fehler
  • - Keinerlei Charakterentwicklung
  • - Charaktere und Charakterportraits sehen lächerlich aus

Zusätzliche Angaben

Bugs:

Ständig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(1)
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