Eine mitreißende Geschichte

Ich war schon gespannt, als The Banner Saga rauskam, doch hatte nie die Zeit und das Geld, das Spiel zu kaufen. Aber wozu gibt es den Steam Herbst-Verkauf? Wie...

von DanieD00 am: 30.11.2015

Ich war schon gespannt, als The Banner Saga rauskam, doch hatte nie die Zeit und das Geld, das Spiel zu kaufen. Aber wozu gibt es den Steam Herbst-Verkauf? Wie auch immer, The Banner Saga ist ein Rundenbasiertes Strategiespiel, und leicht ist es nicht. Trotzdem kann es überzeugen, und ich sage euch, wieso:

Auf der Flucht

Eigentlich beginnt alles recht harmlos: Der Jäger Rook und seine Tochter Alette sind auf der Jagd, bis sie einen Wüter begegnen. Wüter sind große, fast schon mechanische Konstrukte, die einen Krieg gegen Menschen und Varl verloren haben. Varl sind doppelt so groß wie Menschen und haben Hörner. Rook und Alette finden heraus, das eine Wüter-Armee das ganze Land verwüsten will. Die beiden suchen ihr Dorf auf und verschwinden mit sovielen Bewohnern, wie sie können, doch Nahrungsmittel sind knapp, und bis zur nächsten vermeintlichen Großstadt ist es ein langer Marsch. Auch die Varl erfahren von dieser Armee, doch statt zu fliehen, bereiten sie sich auf einen Krieg vor, und müssen die Wüter-Armee ausfindig machen und vernichten. Diese Armee wird von Ubin, einem Schreiber und Hakon, einen erfahrenen Krieger geleitet. Die Story ist recht komplex geraten, es dauert ein wenig, bis man genau verstanden hat, was eigentlich vor sich geht. Mir ging es genauso. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte spannend und teilweise richtig emotional. Die Charaktere sind außerdem allesamt glaubwürdig.

Mit Rook und Alette müssen wir mit unserer Karawane voller Dorfbewohner vor den Wütern fliehen.

Der Karawanenmarsch

Zuallerst muss ich sagen, The Banner Saga ist wie schon im Vorwort erwähnt, kein leichtes Spiel. Wir steuern abwechselnd die Karawanen von Rook und Ubin. Während Ubins Karawane schon von Anfang an recht viele Nahrungsmittel hat, ist es bei Rook ganz anders. Da kämpfen wir für jedes einzelne Nahrungsmittel, denn pro Tag auf der Reise verlieren wir Nahrungsmittel, da unsere Schutzbefohlenen schließlich Hunger haben. Haben wir nicht genug Nahrungsmittel, sinkt die Moral unserer Karawane, genauso verhungern Leute. Die Moral spielt in Kämpfen eine Rolle, zu denen komme ich jedoch gleich. Die Reise verläuft im Grunde von selbst, das einzige, was wir machen können, ist die wirklich schöne Landschaft bewundern oder ein Lager errichten. In diesem Lager können wir Gegenstände unseren Helden geben, die diese dann Boni geben, wie einige zusätzliche Lebenspunkte. Ebenso können wir einen oder mehrere Tage lang rasten, um die Moral wieder aufzufrischen, oder wir üben im Trainingslager mit einem neuen Trupp. Und auch nur in einem Lager dürfen wir unsere Helden im Level aufsteigen lassen. Dazu müssen sie im Kampf genug Feinde getötet haben, und wir die Ruhmpunkte, die wir bei gewonnenen Kämpfen bekommen. Mit diesen können wir dann wie schon gesagt Helden aufsteigen lassen, aber auch Nahrungsmittel und neue Gegenstände kaufen.

Mit unserer Karawane reisen wir durch das ganze Land, um hoffentlich am Ende einen sicheren Ort zu erreichen. Oben sieht man die Anzahl der verstrichenen Tage, unsere Moral (Das gelbe Gesicht), als auch die Anzahl unserer Dorfbewohner.


Rüstung? Oder doch Gesundheit?

Geraten wir in einen Kampf, stellen wir als allererstes unseren Trupp zusammen und schicken ihn dann in den Kampf. Dieser Trupp besteht im Normalfall aus Varl und Menschen. Der Unterschied zwischen beiden ''Rassen'' ist, das Varl 4 Felder beanspruchen, während Menschen nur ein Feld brauchen. Dafür halten Varl in der Regel aber auch mehr aus. Sind wir mit unserer Auswahl zufrieden, stellen wir unsere Kämpfer auf und es geht los. Die Kämpfe verlaufen rundenweise, und zwar immer in der selben Einheitenreihenfolge, das heißt, einer unserer Helden ist dran, dann ein Gegner, und dann wieder unser Held und so weiter. Das geht so lange, bis ein Trupp nur noch einen Kämpfer hat. Dann ist erst der Trupp mit den meisten Einheiten dran, und danach der Lone Wolf. Doch solange wie es mindestens zwei Feinde gibt, werden sie genauso häufig zum Zug kommen wie wir. Zum Kampfsystem allgemein: Wir haben immer eine bestimmte Anzahl an Bewegungspunkten, genauso wie unsere Lebenspunkte und die Rüstung. Der Clou: Lebenspunkte sind gleichzeitig die Stärke der jeweiligen Figur. Je weniger Lebenspunkte man hat, desto weniger Schaden teilt man also aus. Rüstung kommt auch noch hinzu, die den Schaden des Angriffs verringert. Greifen wir also mit 12 Lebenspunkte einen Gegner an, der nur noch 4 hat, aber 11 Rüstung, dann machen wir ihn auch nur einen Schaden. Greift er uns an, und wir haben keine Rüstung, macht er 4 Schaden. Das sorgt dann für schwierige Entscheidungen. Gehe ich auf die Rüstung, um im nächsten Zug mehr Schaden zu machen, oder ziehe ich ihm Lebenspunkte ab, damit er weniger Schaden macht? Dazu kommen die Willenspunkte, von denen jeder Held unterschiedlich viel hat, und von denen wir die maximale Anzahl bei Levelaufstieg erhöhen können. Mit diesen Willenspunkten können wir uns zum Beispiel ein weiteres Feld bewegen, oder auch mehr Schaden bei einem Angriff anrichten. Diese werden auch benutzt, um Spezialfähigkeiten einzusetzen. Iver zum Beispiel kann Gegner zurückstoßen, Rook kann per Dolchangriff sofort einen Teil der feindlichen Rüstung zerstören. Ebenso haben Helden alle eine verschiedene Klasse. Einige können durch eigene und feindliche Krieger durchlaufen, wie Rook, andere können Schaden an benachbarte Feinde machen, wie Hakon. Willenspunkte können auch allgemein gesteigert werden, wenn die Moral der Karawane hoch ist, genauso können wir mit weniger starten, wenn die Karawane keine gute Moral hat. Allerdings darf man während eines Kampfes nicht speichern. Und im Grunde müssen wir nur alle Gegner töten, nur selten gibt es was anderes zu tun. Da hätte ich mir persönlich schon etwas mehr Vielfalt gewünscht. Die KI der Gegner ist im Grunde schlau und versucht alles, um uns zu besiegen. Jedoch ist es ihr egal, falls sie eine oder mehrere der eigenen Kämpfer erwischt

Bei einem Kampf sind wir immer rundenweise dran. Unten links sehen wir, wer als nächstes dran ist. In dem Fall ist Iver dran. Über seinem Portrait sehen wir seine Statistiken. Die blauen Felder zeigen, wie weit er laufen kann. Geht er auf ein gelbes Feld, benutzt er einen Willenspunkt. Töten wir einen Feind, gibt es einen Gratis-Willenspunkt.

Der Tod lauert überall

Abseits von Kämpfen müssen wir eine Menge Entscheidungen treffen. Und zwar die Entscheidungen, die auch Leben kosten können. Da kann es mal passieren, das wir während der Reise einen Unfall haben, bei dem einige Dorfbewohner sterben. Ein anderes mal ist mir selbst passiert, das einer meiner Helden von einer Klippe gestürzt ist. Toll, und genau dieser, in dem ich eine Menge Ruhm investiert habe! Ein kleiner Trupp Wüter? Greifen wir ihn, um zusätzliche Ruhmpunkte zu ergattern, oder gehen wir das Risiko nicht ein, im Hintergedanken, das der Trupp vielleicht nicht alleine ist? The Banner Saga lebt von diesen Entscheidungen. Es gibt kein richtig oder falsch, sondern nur das, bei dem wir glauben, es ist die richtige Entscheidung. Klar, das ist ein wenig frustrierend, doch das sorgt auch dafür, das man sich gut überlegt, was man tut. Und gerade bei The Banner Saga passt das sehr gut, da die Welt schon alleine hart und unfair ist.

The Banner Saga ist nicht zuletzt wegen seiner Entscheidungen ein harter Brocken. Zwar werden die Entscheidungen in Textfenstern erzählt, dennoch sollten wir uns gut überlegen, was wir tun. Schließlich entscheiden sie über Leben und Tod!

Schöne Kulisse und gute Musik

Der Grafikstil von The Banner Saga ist ungewöhnlich und sieht trotzdem sehr schön aus, auch wenn er nicht jedem gefallen wird. Mir zumindest schon. Gespräche mit anderen Charakteren werden in öde und statisch ausgetragen, im Grunde stehen sich beide gegenüber und schauen sich einfach an. Das ist verschenktes Potenzial, denn die animierte Anfangssequenz sieht schon toll aus, wodurch ich erwartet habe, dass das auch so weitergeht. Über die Musik kann man definitiv nicht meckern, sie ist bei der Karawanenreise als auch bei einem Kampf stets passend. Allerdings muss man schon nordische Musik mögen, da auch recht viel gesungen wird. Der einzige Synchronsprecher macht seinen Job zwar gut, dennoch frage ich mich, warum man die ganzen Gespräche nicht einfach gleich synchronisiert hat. Find ich blöd, aber ist kein großes Problem. Die deutsche Übersetzung ist gut gelungen, wer also nicht gut in Englisch ist, wird hier trotzdem keine Probleme haben. Schön ist auch, dass das Spiel bugfrei ist, genauso gab es keine Abstürze.

Gespräche sind statisch und öde animiert. Im Grunde schauen sich die Gesprächspartern gegenseitig an und machen sonst nichts. Das nimmt zwar Leben weg, aber ist nichts allzu schlimmes. Unten können wir eine der Antworten nehmen. Hier spricht Hakon mit Prinz Ludin.

Fazit

The Banner Saga ist was für die Profis unter den Rundenbasierten Strategiespielen. Es ist hart, es ist gelegentlich unfair, was Entscheidungen angeht und gelegentlich werden wir verzweifeln, denn schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist das Spiel ein echt harter Brocken. Dafür belohnt einen das Spiel mit einer spannenden Geschichte, einem sehr guten Kampfsystem und 10-12 Stunden Spielspaß. Neulinge werden auch Spaß haben, sollten sich aber vergewissern, das sie es direkt mit einem schweren Spiel zu tun haben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Handlung: Nicht zu komplex
  • Handlung: Viele verschiedene Hauptcharaktere
  • Handlung: Starkes Finale
  • Gameplay: Knappe Nahrungsmittel sorgen für schwierige Entscheidungen
  • Gameplay: Ruhm wird als Währung für alles benutzt
  • Gameplay: Sehr gutes Kampfsystem
  • Gameplay: Rüstung oder Lebenspunkte/Stärke angreifen?
  • Umfang: 10-12 Stunden Spielzeit
  • Umfang: Recht hoher Wiederspielwert
  • Technik: Bugfrei
  • Technik: Schöne Umgebungen
  • Technik: Kampfgebiete sehen toll aus...
  • Technik: Gute, nordische Musik
  • Gameplay: Unter Umständen gelegentlich zu schwer
  • Gameplay: Kampfgebiete spielen sich im Grunde gleich
  • Technik: Langweilige, statische Gespräche
  • Technik: ...spielen sich aber alle im Prinzip gleich
  • Technik: So gut wie keine Sprachausgabe

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(2)
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