Unterhaltsames Adventure auf Guybrushs Spuren

Ringe - sie glänzen, sind rund und machen sich ziemlich gut an Fingern. Wenn aber kleine unscheinbare Fantasywesen irgendwelche Ringe zufällig in die Finger...

von - Gast - am: 16.05.2009

Ringe - sie glänzen, sind rund und machen sich ziemlich gut an Fingern. Wenn aber kleine unscheinbare Fantasywesen irgendwelche Ringe zufällig in die Finger bekommen, dann verheisst das Abenteuer, Gefahr und haarsträubende Geschichten.
Ganz im Geiste Frodo Beutlins gelangt der kleine Gnom Wilbur Wetterquarz in Besitz eines mächtigen Ringes und muss eine Reise voller Rätsel, schrulliger Charaktere und Lachsalven antreten - und gegen den Geist eines Referenzspiels ankämpfen.

Klein und putzig

Die Story beginnt im Weißkammgebirge in der Welt der Gnome, wo Wilbur Wetterquartz, dem Tagträumer und Möchtegern-Helden, seinen Tag umher bringt, Ratten zu jagen und die Taverne zu kehren. Jedoch scheint jemand da oben seine Bitten zu erhören, denn prompt plumpst ein Käfig samt Gremlin darin vor seine Füße, der ihm in aller Eile einen Ring zusteckt und ihn bittet, den zu dem führenden Erzmagier zu bringen.
Das lässt sich Wilbur nicht zweimal sagen und begibt sich auf die lange Reise nach Seefels, wo sich der Turm des Erzmagiers befindet. Natürlich wird der Auftrag schwieriger als erwartet, und Wilbur muß mit allerhand List und später mithilfe der Elfe Ivo und dem Tunichtgut Nate durch die Welten rätseln.
Die Steuerung geht dabei leicht von der Hand, die heutigen Genrestandards wurden hier (bis auf eine Rennfunktion durch Doppelklick) integriert. Da die Umgebungen aber meistens so gestaltet wurden, dass man andere Orte meistens durch leichte Positionsveränderungen erreichen kann, erübrigt sich die Rennfunktion sogar, ein Plus am Leveldesign.

Große Welten

Schnell werden wir bemerken, dass das Rätseldesign sehr logisch aufgebaut ist und meistens in den Kapiteln in sich geschlossen. Das heisst, man nimmt keine Gegenstände von Anfang bis Ende mit und schleppt sie mit sich rum, alle auffindbaren Dinge sind in den jeweiligen Abschnitten auch zu verwenden. Nachvollziehbare Kombinations- und Schalterrätsel sind hier an der Tagesordnung und werden nicht durch an den Haaren herbeigezogene Rätselnüsse aufgehalten, so bleibt der Spielfluß vorhanden und die allgemeine Spielzeit von ca. 15-20 Stunden sind sehr wohl gerechtfertigt.
Dabei gibt es nur einen Lösungsweg und der Aufbau der Rätsel ist streng linear, genau wie die Dialoge.
Apropos Dialoge, die sind auf jeden Fall das Herzstück des Spiels. Auch wenn sie nur eine Möglichkeit bieten, sie sind urkomisch ausgefallen und sind bespickt mit Anspielungen auf alle möglichen Spiele und Filme, vor allem aber Rollenspiele. So erreicht Wilbur Seefels und begegnet 2 Gestalten, die vor einem Apparat sitzen und ein Rollenspiel spielen. Die Charaktere des Rollenspieles erinnern dabei stark an uns geläufige Bürohengste... allerdings Serverabstürze inklusive, die wir selbst verursachen, weil sich ein Spieler als Magiermeister herausstellt, den wir brauchen, um selbst ein Diplommagier zu werden.

Kleine Schnitzer

Die Linearität der Rätsel lässt uns zwar nicht den Überblick verlieren, jedoch sind manche Rätsel öfter nur durch Durchlaufen gewisser Abläufe oder Dialoge erledigbar. Hier hätte man ein wenig flexibler sein können, denn nicht selten arten solche Schnitzer in sinnlosem Geklicke aus, bis man das richtige Objekt gefunden hat, damit sich weitere Optionen freischalten lassen. Beispielsweise muss man später im Spiel ein bestimmtes Brett suchen, kann aber die Gesprächsoption erst anklicken, wenn man den Bestimmungsort aufsucht, wo es später hinkommt. Unnötig.
Trotz solcher Mankos hatte ich meine helle Freude, mich durch die Fantasywelt zu rätseln, weil man auf dutzende schrulliger und urkomischer Charaktere trifft. So bekommt man es mit dem Tod selbst zu tun, der in Hasenpuscheln herumläuft, menschenfreundlichen Geistern und Zombies oder auch Nates kleinem Begleiter, kurz 'Vieh' genannt. Jede dieser Figuren wurden liebevoll designt und vor allem vertont, eine ganze Riege von bekannten Synchronsprechern lieh den Charakteren ihre Stimmen.

Klein angefangen

Wir bewegen uns nicht nur durch unzählige Orte, sondern erfreuen uns im Allgemeinen an der liebevollen Arbeit, die die Entwickler hineingesteckt haben. Die Hintergründe sind sehr farbenfroh und detailliert ausgefallen, während bei den Charakteren leider an den Animationen geschludert wurde, ähnlich wie bei 'Ceville'. Öfter gleiten die Figuren mehr durch die Landschaft, als sie laufen sollten, und die Animationen wirken unfertig, vor allem manchmal unnötig, z.B. wenn man Charaktere wechseln muss.
Beim Sound wirkt die Kulisse ein wenig aufgesetzt, vor allem fehlen viele Hintergrundgeräusche. Die Musik hingegen ist sehr gut und abwechslungsreich geworden, aber das Spiel lebt eh meist von den Dialogen und Charakteren, und die Sprecher erledigen ihren Job einfach grandios. Die Sprecher von Ben Stiller, John Cleese, Gary Oldman, etc. pp. sind hier am Werke.

Große Ambitionen

Mir bleibt 'The book of unwritten tales' als urkomisches Fantasywerk in Erinnerung, ansonsten vermisse ich aber den Nachhaltigkeitswert des Spiels. Einmal durchgespielt, hat man alles gesehen und gehört. Wer sich nicht satthören kann an den klasse Dialogen und an den Charakteren nicht sattsehen kann, darf es getrost nochmal angehen, nur die Nachhaltigkeit wird sich hier sehr in Grenzen halten.
Und ich wurde irgendwie das Gefühl nicht los, dass '...unwritten tales' nur ein weiterer Beitrag ist, den Wettbewerb 'Beste Kopie eines Monkey Island-Spiels' gewinnen zu wollen...


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Umgebungen, farbenfrohe Welt
  • Sound: schöne Musik, Top-Sprecher
  • Balance: logische Rätsel, gute Einführung
  • Atmosphäre: stimmig, bunte Welt
  • Bedienung: Hot Spots, freies Speichern
  • Umfang: bis zu 20 Stunden Spielzeit
  • Handlung: schöne Geschichte, liebevoll erzählt
  • Rätsel: allgemein gut designte Rätsel
  • Dialoge: urkomisch, hilfreich
  • Charaktere: allerhand schrullige Charaktere, Abwechslung
  • Grafik: Animationen
  • Sound: Umgebungsgeräusche
  • Balance: ein wenig zu leicht
  • Atmosphäre: Nachhaltigkeitswert
  • Bedienung: keine Rennfunktion
  • Umfang: -
  • Handlung: Identifikationsfaktor niedrig
  • Rätsel: Designschnitzer
  • Dialoge: -
  • Charaktere: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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