Seite 2: The Cat Lady im Test - Durch die Hölle zurück ins Leben

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Der Weg ist das Ziel

Adventure-typisch müssen wir in The Cat Lady allerlei Rätsel lösen und Gegenstände miteinander kombinieren. Die Rätsel sind meist logisch und nachvollziehbar, und nur selten haben wir Schwierigkeiten, die passenden Gegenstände zu finden. Ein langweiliger Spaziergang ist das Knobeln aber dennoch nicht. So müssen wir beispielsweise an einer Stelle im Spiel aus der Folterkammer eines brutalen Vergewaltigers fliehen. Das Problem hierbei: Susan ist unbewaffnet, während ihr Peiniger mit einem Gewehr ausgestattet im Nebenzimmer ein Schläfchen hält, bevor er sich um sein Opfer »kümmern« will.

Einzelne Geschichten werden oft in Bild-in-Bild-Sequenzen gezeigt. Einzelne Geschichten werden oft in Bild-in-Bild-Sequenzen gezeigt.

Um dieser Tortur zu entgehen, schleichen wir durch das unheimliche Haus und stecken alles ein, was uns in die Hände gerät. Wir sammeln unter anderem ein Gemälde, Bleiche, eine Gasmaske und Pestizide ein. Im Vorgarten dichten wir dann zunächst mit dem Gemälde das kaputte Kellerfenster ab. Danach geht es in das Zimmer des schlafenden Triebtäters. Hier finden wir einen Eimer, in dem wir unbemerkt die Bleiche mit den Pestiziden zusammenmischen. Die so entstehenden giftigen Gase, die dank des Gemäldes nicht aus dem Raum entweichen können, befördern den Vergewaltiger ins Jenseits. Susan überlebt, weil wir ihr die Gasmaske überstülpen.

Positiv fallen die unterschiedlichen Schauplätzen und abwechslungsreichen Passagen in The Cat Lady auf, in denen wir sogar mal in andere Rollen schlüpfen. So spielen wir beispielsweise auch als Mitzi oder als Katze Teacup, die Susan in einer scheinbar ausweglosen Situation aus der Patsche helfen muss. Dabei schleicht und springt Teacup durch ein gefährliches Folterhaus.

Schweigen ist Gold?

Rätsel hin oder her, in diesem Adventure steht die Geschichte im Mittelpunkt. Um das zu unterstreichen, kommen wir zwischen den nervenzerreißenden und brutalen Mordabschnitten in den (zugegeben recht langen) nachdenklichen Sequenzen in Susans Wohnung zur Ruhe. Es heißt, dass eine Wohnung und ihr Zustand das Innenleben ihres Bewohners wiederspiegeln. In Susans Fall finden wir eine dunkle, kalte und unbehagliche Bleibe vor. Ob die Cat Lady nun Kaffee kocht, badet oder ihre Katzen füttert: In Susans Reich erfahren wir mehr über sie und das ganze Ausmaß der Depression, aber auch viel über ihre komplexe, psychologische Entwicklung.

Während draußen die Sonne scheint, bleibt es für die resignierende Susan weiterhin dunkel und trist. Während draußen die Sonne scheint, bleibt es für die resignierende Susan weiterhin dunkel und trist.

The Cat Lady hebt sich aber nicht nur mit seinem eigenwilligen Stil von den Genrekollegen ab. Überraschenderweise beeinflussen wir aktiv Susans bisherigen Werdegang in verschiedenen Gesprächen. So entscheiden wir beim Psychiater, wie Susans Vergangenheit aussieht. Mit Hilfe der Dialogoptionen bestimmen wir das Verhältnis zu ihren Eltern, das dann in einer kurzen Bild-in-Bild-Sequenz gezeigt wird. Dabei haben wir das Gefühl, nicht nur kurz Susans Vergangenheit festzulegen, sondern ihre ganze Geschichte zu schreiben, auch für die Zukunft.

Die Dialoge lassen oft mehrere Ergebnisse zur Auswahl, in denen es nicht um die richtige Wahl im klassischen Sinne geht, sondern die für den Spieler passendste. Will uns das Spiel zu einer Handlung zwingen, dann können wir uns manchmal mit Erfolg dagegen wehren. Oder wir verschlimmern die Situation. Nach einem weiteren Mord liegt Susan zum Beispiel in ihrer Badewanne und versucht, sich von den Strapazen zu entspannen. Plötzlich klopft Mitzi an die Tür; sie möchte ins Bad und mit Susan reden.

Nun ist unsere Entscheidung gefragt: Entweder wir verweigern ihr den Zutritt oder wir erlauben ihn - unter der Bedingung, dass sie verspricht, nicht lesbisch zu sein. Wir entscheiden uns für die zweite Antwort, aus der ein unterhaltsames Gespräch resultierte. Trotz der ernsten Thematik finden sich in The Cat Lady einige lustige Gespräche, die die Situation auflockern und den Charakteren ein persönlicheres und sympathischeres Bild verleihen. Selbst der größte Depressivling hat seine zynisch-lustigen Momente.

Bei einem Kaffee reflektiert Susan ihre Abenteuer. Bei einem Kaffee reflektiert Susan ihre Abenteuer.

Allerdings kann eine vermeintlich harmlose Situation auch zur Eskalation führen. So beschwert sich Susans Nachbar lauthals bei ihr, nachdem sie erneut in der Nacht für die Katzen Klavier spielte. Hier können wir uns für den beschwichtigenden Weg entscheiden, indem wir uns entschuldigen. Oder wir suchen die direkte Konfrontation. Dann bricht ein gewaltiger Streit vom Zaun, der für Susan sogar ein Nachspiel hat.

Während wir zu Beginn noch dachten, dass unsere Entscheidungen keine ausschlaggebenden Auswirkungen auf die Geschichte haben, wurden wir im Laufe des Spiels eines Besseren belehrt. Auch scheinbar unwichtige Dialog-Entscheidungen haben teilweise gravierende Folgen. Überrascht stellten wir fest, dass The Cat Lady mehrere Enden in petto hat, wobei allerdings nur eine Variante im Kontext wirklich stimmig ist. Ein Wiederspielwert ist also gegeben.

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