Ob der Typ wohl noch seinen Wachholdermet braut?

Wer nun denkt der Tester hätte ein Alkoholproblem liegt falsch. Das sich dieser Satz trotzdem ins Gedächtnis einbrennt und warum Skyrim ein toller Sandkasten...

von Tsabotavoc am: 26.01.2012

Wer nun denkt der Tester hätte ein Alkoholproblem liegt falsch. Das sich dieser Satz trotzdem ins Gedächtnis einbrennt und warum Skyrim ein toller Sandkasten aber kein ganz so tolles Spiel ist zeigt dieser Test

Pest und Cholera

Zwischen diesen Alternativen kann man im Spiel wählen. Das beginnt bei der Charaktererstellung:

Ok... Mensch... Mensch...
Dann ein Katzenmensch der überhaupt nicht ins nordische Szenario passt...
Heiliger Julius Cäsar sein Geist! Ein Echsenmensch mit dem gewinnenden Lächeln eines T-Rex...
Schlimmer kanns doch nimmer werden oder?
Dann kamen die Elfen und ich dachte mir: Kann ich bitte nochmal das gewinnende Lächeln sehen?

Wer nicht gerade einen 0815 Normannen spielen darf hat also die Wahl zwischen Völkern die überhaupt nicht in den Norden passen - wie überlebt ein kaltblütiges Reptil nochmal in Bereichen von minus dreissig Grad? Oder - einem Area 51 Insassen.

Ich bin nicht heikel - daher nehme ich also einen normalen Menschen. Die Charaktererstellung passiert übrigens während der eigenen Hinrichtung. Während dieser Hinrichtung wird man übrigens so vollgeseiert dass man sich dringend die Dialogoption: 'Haltet alle die Futterluke - ich möchte meine Hinrichtung geniesen!' wünscht.

Natürlich endet das Spiel nicht so wie es für alle Beteiligten besser wäre - nämlich mit Rübe ab und Spielende. Nein, ein Drache erscheint wie aus dem Nichts und metzelt die halbe Dorfbevölkerung nieder. Wir überleben wie durch ein Wunder und stolpern in die Freiheit.

Nun kommt der nächste Hammer: Wir hatten fünf Minuten Zeit die Sturmmantelrebellen und die königliche Garde kennen zu lernen. Beide Fraktionen bieten uns nun an sich Ihnen anzuschliessen. Habe ich schon erwähnt das die Königstreuen uns bis vor zwei Minuten noch köpfen wollten einfach weil wir halt mit dabei waren?

Wenn das nicht mal echte Sympathieträger sind!

Eine Welt in der was fehlt

Fortan stolpern wir also für die Sturmmäntel - oder wenn wir aus Versehen die falsche Tür erwischt haben für die Regierung durch die Gegend auf der Suche nach Antworten für Fragen die nie jemand gestellt hat und keinen interessieren.

Rollenspielerisch mutet Skyrim dem Spieler einiges zu: Denn bei allem was man tut gibt einem das Spiel keinen Grund das zu tun was man tut. Die Charaktere schwanken zwischen übertrieben detailliert und erschreckend blass. Komischerweise sind ausgerechnet wichtige Hauptpersonen wie die Jarls ziemlich dünn. Dafür erfährt man von Händler Hinz seine halbe Lebensgeschichte und die Leidensgeschichte seiner Ahnen wenn man das möchte. Übrigens teilweise auch wenn man nicht möchte. Denn wer Quests annimmt wird zugetextet. Jedoch nicht in der dynamischen und glaubwürdigen Art wie sie Bioware auszeichnet sondern so starr und tröge wie im Laientheater.

Das die Welt hübsch gezeichnet ist und es wirklich tolle Bereiche gibt rettet es dann für den Durchschnittsspieler nicht mehr. Wenn man Skyrim lieben will muss man ein Entdecker sein. Denn zu entdecken gibt es jede Menge! Wer an Skyrim Freude haben will muss abseits der ausgetretenen Wege gehen.

Von Mammuts und Drachen

Besonders atmosphärisch ist Skyrim dann wenn man einen hochgelegenen Punkt erreicht und einfach nur die Weitsicht geniest. Denn die Welt ist durchaus lebendig: Wenn man hoch oben auf einem Berg steht und tief in den Tälern eine Mammutherde vorbeizieht entschädigt das für einiges. In diesen Momenten vergisst man gerne dass so etwas wie eine Story oder ein roter Faden nicht vorhanden ist.

Das Spiel gibt jedoch sein Bestes den positiven Eindruck möglichst schnell wieder zu trüben: Wenn man besagte Mammuts jagt würden einen die im Normalfall recht schnell platt machen. Wenn man jedoch eine Hütte hat aus der man aus der Entfernung auf sie schießen kann bleiben sie in der Türe stecken und lassen sich einfach Pfeil um Pfeil langsam zu Tode schießen.

Den Vogel schießen aber die Drachen ab denen man regelmäßig begegnet: Die Biester haben nämlich anscheinend vergessen dass sie fliegen können. Wenn sie gegen den Spieler kämpfen sind sie deutlich öfter dabei dies vom Boden aus zu tun als in der Luft. Ja selbst der Drachenodem wird teilweise vom Boden aus eingesetzt.

Generell lässt sich jeder Gegner in diesem Spiel zu tode kiten wenn man auf niedriger Stufe spielt oder - bei passender Talentwahl und entsprechender Ausrüstung - mit zwei Schlägen niedersäbeln.

Dadurch das die Gegner in den freien Gebieten mit dem Spieler mitskalieren wird zudem der wichtigste Aspekt eines Open World Rollenspiels zerstört: Der Aspekt das es Gebiete gibt die zu gefährlich für mich sind bzw. Gebiete die sicher sind. Daher kann es sein dass man auf dem Weg zur Quest von 0815 Gegnern gut aufgemischt wird und dann im Questgebiet - die skalieren kurioserweise nicht mit - mit dem eigentlichen Oberbösewicht den Boden aufwischt.

Reicht mir ein Gamepad!

Den Boden aufwischen sollte man auch mit dem Entwickler des Benutzerinterfaces. Das Interface wurde mit Sicherheit vom CIA entworfen um damit verstockte Terroristen zum Reden zu bringen.

Liebe Entwickler: Wir befinden uns auf einem PC mit Maus und Tastatur! Wir möchten diese auch gerne benutzen. Ich möchte auf Anhieb alle meine Rüstungen sehen und diese vergleichen können mit dem was ich trage. Und es ist grotesk von mir aber: Ich ziehe einen klassischen Talentbaum der Liveübertragung aus dem Orionnebel vor. Letzen Endes muss man im Talentbaum eh nur in zwei oder drei Bäumen skillen oder um ehrlicher zu sein: Man kann nur in zwei oder drei Bäumen skillen.

Learning by not doing

Stellt euch vor ihr möchtet gerne einen Taschendiebstahl begehen. Wenn ihr scheitert hat dies weitreichende Konsequenzen: Im schlimmsten Fall kommt ihr ins Gefängnis oder werdet gar von den Wachen ermordet.

Nun möchte man natürlich seine Erfolgschancen etwas verbessern und entsprechend seine Talente wählen. Das geht nur leider nicht denn um besser klauen zu können muss ich als erstes mal geklaut haben.

Das gelingt mir nur leider nicht denn in neun von zehn Fällen werde ich erwischt und halb tot gedroschen. Also mache ich das zweitbeste: Ich gehe in den Wald und töte etwas. Warum? Keine Ahnung. Das töten liegt mir wohl einfach im Blut.

Wer sich von Skyrim ein neues Fallout 3 erwartet der sei hiermit gewarnt: Entfernt den Humor, nehmt das taktische Kampfsystem raus und subtrahiert die Story. Danach nehmt ihr ein total krankes mittelalterliches Ehreempfinden und Charaktere bei denen man denkt sie hätten einen Stock im Hintern und ihr erhaltet Skyrim.

Wieviel besser hättest du werden können!

Wer hier erinnert sich noch an Baldurs Gate? Hände hoch. Sehr schön.
Wer hier erinnert sich an die epische, herzzerfetzende Präsentation und die Emotionen eines MassEffects? Bitte aufzeigen!
Und wer von uns genoss den verschrobenen Humor und das atmosphärische PipBoy Radio aus Fallout 3? Hand heb.

Die soeben genannten Spiele sind ROLLENSPIELE. Sie geben dem Spieler für sein Handeln einen Sinn und sind in sich selbst glaubwürdig. Sie haben Sympathieträger. Skyrim geht all das ab. Immer wieder wird die Atmosphäre die das Spiel mit vielen Details aufbaut durch Schludrigkeit und Schlampigkeit zerstört.

Die Entwickler wollten hier zuviel und haben übersehen das hinter den vordergründigen Features ein Spiel vor allem eines braucht: Eine Seele.


Kommentare(17)
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