Kleine Rätsel für große Monster
The Next Big Thing spielt sich dank der ständig wechselnden Schauplätze sehr abwechslungsreich und kurzweilig, wobei die Betonung auf der Silbe kurz liegt. Erfahrenere Adventure-Spieler dürften das Ende bereits nach fünf Stunden sehen, und auch Einsteiger sollten nicht wesentlich länger brauchen. Vor allem, wenn sie von der angebotenen (nützlichen) Rätselhilfe und der Objektanzeige reichlich Gebrauch machen. Wer sich gar nicht erst in Versuchung führen lassen möchte, der kann über die Schwierigkeitsgradwahl am Anfang des Spiels diese Hilfen auch komplett wegschalten. Das würden wir jedem fortgeschrittenen Rätselfreund dringend empfehlen. Denn die meisten Rätsel geraten durchgehend zu leicht. Dabei sind sie zum größten Teil clever in die Handlung eingebettet, gut designt und logisch zu lösen.
So muss Dan beispielsweise einem Poeten stets neue Qualen zufügen, damit dieser aus dem Schmerz Gedichtzeilen formt. So spaßig diese Aufgabenstellung und deren Lösung auch ist, sie lässt sich schlicht zu schnell bewältigen. Mehr Komplexität beim Rätseldesign wäre auch ein Mehr an Spielfreude gewesen. Das hätte sich auch bei einigen unlogisch geratenen Knobelaufgaben als Segen erwiesen. Im ägyptischen Tempel muss Dan zum Beispiel mit acht Hieroglyphen einen Grammatik-Test in alt-ägyptischer Syntax bestehen. Während wir endlich ein erfreulich komplexes Logikrätsel vermuteten, in dem wir clever hinter Wortbedeutungen und Satzkonstruktionen kommen sollten, war die letztliche Lösung von einer haarsträubenden Banalität, die vollkommen an der eigentlichen Problemstellung vorbei ging. Selbst die ohnehin nicht allzu komplexen Runaway-Titel boten da deutlich anspruchsvollere Rätselkost.
Gewohnte Technik-Qualität
Während Rätselanspruch und Spielzeit eher auf niedrigem Level verharren, erreicht vor allem die Präsentation das von den Runaway-Adventures gewohnte hohe Niveau. Wie schon bei ihren vorherigen Titeln setzen die Entwickler auf handgezeichnete Hintergründe, vor denen butterweich animierte Charaktermodelle im comicartigen Cel-Shading-Look agieren. Vor allem die zahlreichen Zwischensequenzen erreichen dabei das Niveau anständiger Animationsfilme, ebenso die Qualität der deutschen Sprecher, die passend die unterhaltsamen, witzigen und nicht ausufernden Dialoge vertonen. Zwar fehlt es gelegentlich an Schwung in der Dialogregie, und manch Monster hätten wir uns noch »monströser« im Auftritt gewünscht, aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Welches Monster ist schon perfekt?
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