Entscheiden sie es doch selbst...

The Witcher 2 - in mir persönlich löst dieser Name noch immer wohlige Schauer aus. Schon die Wartezeit war etwas ganz Besonderes, nämlich ganz besonders lange....

von K.I.N.G am: 06.06.2011

The Witcher 2 - in mir persönlich löst dieser Name noch immer wohlige Schauer aus. Schon die Wartezeit war etwas ganz Besonderes, nämlich ganz besonders lange. Ob sie sich am Ende dann gelohnt hat und ob The Witcher 2 ein würdiger Nachfolger für seinen Vorgänger ist oder ob Geralt doch nur ein ernuetes Bugfeuerwerk abliefert, will ich anhand dieses Tests erläutern.

Überblick und Hintergrund

Die Welt und die Charaktere aus dem Spiel entsprechen den Romanvorlagen des polnischen Autors Andrzej Sapkowski. Anders als in Rollenspielen üblich ist die Spielwelt keine, in denen es nur so von Orks und dergleichen wimmelt, sondern eine, in der Rassismus, Krieg und Verbrechen das Bild bestimmen.
Die Menschen leben in ständigem Konflikt, und die 'Anderlinge', alle Nicht-Menschen, werden als Minderwertige behandelt.

Daran erkennt man den erwachsenen Charakter, den The Witcher 2 mit sich bringt. Im Spiel fließt eine Menge Blut, und Schimpfwörter sind selbstverständlich auch in Gebrauch. Auch aufgrund der schon im Vorfeld groß angekündigten Sex-Szenen gehört das Spiel keinesfalls in Kinderhände.
Deswegen wundert es mich auch, warum das Spiel in Deutschland eine Freigabe ab 16 bekommen hat. Im Nachhinein fände ich eine ab 18-Einstufung gerechtfertigt, aber nicht zwingend notwendig, sofern man von einer gewissen geistigen Reife der Spieler ausgeht.

Story

Die Handlung des Spiels baut nicht direkt auf dem Vorgänger auf, man muss ihn nicht unbedingt gespielt haben.

Zu Anfang des Spiels ist der Hexer Geralt noch im Kerker einer Festung gefangen. Wie er dort landet und wie er wieder fliehen kann, erzählt der spannend erzählte Prolog.

Auf der Suche nach einem mysteriösem Attentäter verschlägt es ihn in das Grenzdorf Flotsam. Dort erledigt man zahlreiche Aufgaben für die hiesigen Bewohner und am Ende entscheidet man sich für eine von zwei Fraktionen, was darüber entscheidet, wo der zweite Akt spielt.

Man bereist entweder die Zwergenstadt Vergen und unterstützt die Rebellen, oder man zieht ins Lager von König Henselt, der ebenjene Stadt Vergen belagert.

Im dritten und finalen Akt laufen die Handlungsstränge dann wieder zusammen und man erlebt ein spannendes Showdown in der Ruinenstadt Loc Muinne.

Einstieg und Schwierigkeitsgrad

Im eingängig erwähnten Prolog erlernt man die Grundlagen des Spiels, der Fokus liegt dabei auf dem völlig überarbeitetem Kampfsystem. Das ist auch dringend vonnöten, für Neulinge ist selbst ein Einstieg auf 'Normal' fordernd.
Man ist keinesfalls ein übermächtiger Schlagetot, sondern es ist überaus wichtig, alle Aspekte des Kampfes zu nutzen, sprich Blocks, Zeichen(Zauber), Bomben, Fallen und, am wichtigsten, Ausweichrollen.

Am Anfang sind wohl einige Frustmomente vorhanden, da man sehr bald Kenntnisse aufweisen muss, die vielleicht etwas zu früh vorausgesetzt werden. Hinzu kommt, dass man während des Kampfes keine Heiltränke benutzen kann. Alles muss man im seperaten Meditationsmenü vorher zu sich nehmen. Die Betonung liegt hierbei auf 'muss', denn wer auf Tränke oder Öle verzichtet, kommt in The Wichter 2 nicht weit. Auch die Alchemie spielt eine wichtige Rolle, denn nur durch sie kann man Tränke herstellen, kaufen ist nicht möglich.

Für manche ist der Einsteig ins Spiel ganz schön happig, aber ich persönlich konnte mich schnell zurechtfinden, und nach einigen Spielstunden macht es sogar noch viel mehr Spaß. Auf 'Schwierig' muss man alle Finessen anwenden um zu überleben, denn man hält nur wenige Treffer aus.

Crafting, Items und Händler

The Witcher 2 setzt auf ein eingenes Craftingsystem. Geralt beherrscht nur die Alchemie, für andere Arbeiten muss er entsprechendes Fachpersonal konsultieren. Um einen Gegenstand herzustellen, benötigt man das Rezept, die Zutaten, das nötige Kleingeld und einen Handwerker.

Es gibt eine beachtliche Sammlung an Rezepten im Spiel, und die Suche nach den richtigen Zutaten gestaltet sich meistens recht spannend, gelegentlcih ist sie aber auch recht langweilig oder man bekommt alles beim Händler. Einige der besten Items sind nur durch Craften erwerbbar, das regt die Sammlerwut an. Allerdings kann man auch seltene Gegenstände finden, jedoch ist das eher die Ausnahme als die Regel, da die Spielwelt doch recht begrenzt ist. Aber die eine oder andere interessante entdeckung lässt sich doch machen.

Die so erhaltenen Items füllen Geralts auf ein Gewichtsmaximum begrenzetes Inventar recht schnell. Allerdings bleiben die meinsten Dinge, mit Ausnahme der Alchemiezutaten, sinnlos, da man meist schon besseres angesammlt hat.

Will man dann den überflüssigen Kram bei einem Händler verkaufen, muss man sich darauf gefasst machen, dass auch ein Silberschwert erster Klasse gerade so viel wert ist wie ein ranziger Fisch. Die eigenen Verkaufspreise und die Einkaufspreise stehen nämlich in keinem Verhältnis, und man kann rein garnichts dagegen tun. Ärgerlich, muss man dann ewig für etwas sparen, nur um dann festzustellen, dass ein ähnliches Item in der nächsten Truhe enthalten war.

Charaktersystem und Balance

Einer der wenigen Kritikpunkte am Spiel ist definitiv die unausgereifte Balance. Manche Gegner sind einfach overpowert, genauso wie der 'Quen'-Zauber und die 'Axii'-Dialogoption. Man ist stellenweise hilflos den (äußerst fiesen) Serienangriffen der Gegnern ausgeliefert, ohne auch nur den Hauch einer Chance zur Gegenwehr zu haben. Das bringt unnötigen Frust mit sich.

Das Charaktersystem jedoch ist nicht, wie von vielen behauptet, unübersichtlich, sonder mMn eher das Gegenteil. Es ist leicht zu lernen und bietet trotzdem genügend taktische Finessen um nicht belanglos zu werden.

Durch die Levelbegrenzung auf 35 kann man sich nur in einem der drei Talentbäume richtig ausbilden, die anderen dienen dann lediglich zur Ergänzung. Es ist möglich, sich auf Magie, Schwertkampf oder Alchemie zu spezialisieren, allerdings erscheinen mir nur die ersten beiden Methoden sinnvoll. Man spürt aber jede Verbesserung im Talentsystem im Spielverlauf, kein Talentpunkt wird unnötig verschwendet.

Dialoge und Quests

Die Dialoge und Quests in The Witcher 2 sind von überragend hoher Qualität. Die Dialoge sind sehr gut geschnitten und die Gespräche verlaufen oft sehr spannend und unvorhersehabr, da jeder Satz eine spürbare Konsequenz nach sich zieht. Die Sychronisation ist auch sehr gut, die Sprecher überzeugend gewählt. Mit manchen Personen kann man sehr gut mitfühlen, da Mimik und Gestik der Figuren passend eingesetzt wurden.

Das Questdesign ist von der Art der Quests her das Beste, welches ich seit mindestens 5 Jahren gesehen habe. Nie wird eine Quest langweilig, sogar die unbedeutenste Nebenquest ist wendungsreich und spanndend erzählt. Man spürt auch hier deutlich die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen, und nicht selten sitzt man vor dem Bildschirm und kann sich nicht entscheiden, was man tun soll.

An dieser Stelle möchte ich kurz näher auf eine Quest eingehen, die wohl die lustigste Quest seinj dürfte, die ich je gespielt habe. Es handelt sich dabei um 'Verkatert' aus dem ersten Akt. Geralt wacht nach einer durchzechten Nacht mit seinem Kumpels allein, ohne Kleider am Leib, tätowiert und gedächtnislos am Strand auf. Zuviel will ich allerdings nicht verraten. Als ich diese Quest gespielt habe, wurde ich direkt an mich selbst erinnert, solche Situationen kenne ich nut zu gut ;)

Im Dritten Akt allerdings verschenkt das Spiel enorm viel Potenzial. Man wird quasi nurnoch durch die (immernoch packende) Story gescheucht, Nebenquets sind eine Seltenheit. Hier wärte deutlich mehr drin gewesen.

Technik und Bugs

Die Graphik von The Witcher 2 ist undiskutabel gut. Selten durfte man in einem Rollenspiel solch schöne und detaillierte Umgebungen erkunden. Die eigens von CD Projekt entwickelte Red-Engine zaubert hier das bis dato schönste Rollenspiel auf den Schirm.

Ganz besonders sollte man hierbei auf die Lichteffekte und die Farbgebung achten, die mMn zu den besten überhaupt gehören. Ob mit grellem Bloom oder in dunkler Lichtstimmung, die Graphik ist über jeden Zweifel erhaben.
Ich übrigens rate dazu den Bloom abzuschalten und die Helligkeit etwas zu regulieren. Tagsüber wirkt dann alles viel realistischer und nachts oder in Dungeons kommt man sich viel bedrohter vor.

Allerdings wäre an dieser Stelle die teils ungenaue Steuerung zu kritisieren. Vorallem in Gruppenkämpfen springt das Fadenkreuz immer mal wieder auf Gegner, die viel zu weit weg von einem stehen. Eizige Abhilfe schafft da die Anviesierungsfunktion, allerdings auch nur bedingt, denn dann kann man nicht schnell genug reagieren um einen anstürmenden Feind passend zu begrüßen.

Bugs gibt es einige, aber die wenigsten sind störend. Am ärgerlichsten sind seltene Abstürze oder Einfrierer, sie treten allerdings nur unregelmäßig auf. Am häufigsten gab es einen Bug, bei dem die Musik und die Sprachausgabe gefehlt hat, dass ließ sich durch neuladen jedoch beheben.

Fazit

Die Wartezeit hat sich definitiv gelohnt. Selten durfte man bis dahein eine solch spannend wie wendungsreiche Story erleben. Die Quest sind einfallsreich und die Dialoge einfach nur Kino-würdig. Sobald man ins Kampfsystem eingefunden hat, macht es ungeheuren Spaß, denn man wird schnell vom 'Muss doch zu schaffen sein'-Fieber gepackt.
Noch dazu sieht das Spiel umwerfend gut aus. Die Welt ist glaubwürdig gestaltet und die Charaktere sind facettenreich ausgearbeitet.

Als einzige Kritikpunkte fallen der schwächelnde dritte Akt, die teilweise unzureichende Balance und ein paar ärgerliche technische Schwächen an.
Die Welt mag auch nicht die größte sein, aber das ist Gemecker auf hohem Niveau.

Deutlich hervorheben möchte ich aber nochmals den Punkt Atmosphäre, denn in damit hat CD Projekt wirklich genreübergreifende Maßstäbe gesetzt.

The Witcher 2 ist und bleibt somit einfach ein fantastisches Rollenspiel. Basta.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: extrem detailliert, schöne Farben, gute Texturen
  • Sound: dynamischer Soundtrack, klasse Effekte
  • Balance: viele Items, sinnvolles Crafting
  • Atmosphäre: Wegweisend, klasse Inszenierung
  • Bedienung: flüssige Steurerung, gutes Bewegungsgefühl
  • Umfang: massig Items, hoher Wiederspielwert
  • Quests/Handlung: geniales Questdesign, packende Handlung
  • Charaktersystem: einfach zu lernen, taktische Finessen
  • Kampfsystem: taktisch sehr anspruchsvoll, sehr fordernd
  • Items: viele unterschiedliche Sachen, gut ausbalanciert
  • Grafik: /
  • Sound: /
  • Balance: Gegner zu stark, Quen und Axii zu mächtig
  • Atmosphäre: /
  • Bedienung: harkeliges Kampfsystem bei Gruppenkämpfen
  • Umfang: Spielwelt zu klein
  • Quests/Handlung: dritter Akt schwach
  • Charaktersystem: Levelbeschränkung
  • Kampfsystem: für Einsteiger zu schwer
  • Items: einiges ist unnötig

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(4)
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