Tomb Raider (Crystal Dynamics/2013)

Achtung: Gänzlich ohne Spoiler bin ich nicht ausgekommen. Wenn ihr euch also den Spaß des Selbsterfahrens nicht nehmen wollt, überlest bitte den...

von Maggus3 am: 11.08.2013

Achtung: Gänzlich ohne Spoiler bin ich nicht ausgekommen. Wenn ihr euch also den Spaß des Selbsterfahrens nicht nehmen wollt, überlest bitte den Abschnitt Story und Atmosphäre.

 

Lara Croft ist eine wahre Ikone der Videospielbranche. Von Toby Gard erschaffen, wurde sie schnell zu einem wahrem Sexsymbol, welches sogar in einem Musikvideo, von der von TheVG sehr geschätzten Band "Die Ärzte", auftreten durfte.

Betreute anfang von die Firma Core Design die Spielreihe, wurde sie ihnen, aus nachvollziehbaren Gründen, nach dem katastrophalem "Angel of Darkness" weggenommen.

Danach war Crystal Dynamics an der Reihe und spendierten mit "Tomb Raider: Legends" ein modernes Action-Adventure mit viel Geballer. Dem folgte die Neuauflage von Teil 1 und anschließend noch "Tomb Raider: Underworld". Dieser Teil ist für mich persönlich der Erinnerungswürdigste, da er sehr persönlich ist und einen interessanten Blick auf die König-Artus-Saga wirft.

Aus einem mir nicht erklärlichem Grund war danach jedoch erst einmal Schluss und ein Reboot wurde angekündigt. Düsterer sollte das Spiel werden. Brutaler und nachvollziehbarer. Man sollte erfahren, wie aus der Uni-Maus eine taffe Grabräuberin und Massenmörderin wird. So viel vorweg. Letzteres haben sie auf jeden Fall geschafft.

Was sonst noch erreicht wurde, das erfahrt ihr nach den Fakten.

 

Fakten:

Erscheinungsjahr: 2013

Altersfreigabe: ab 18

Publisher: Square Enix

Entwickler: Crystal Dynamics

Metascore (Stand 12.08.2013): PC: 86; Xbox360: 86; PS 3: 87

 

Grafik:

Das Spiel ist einfach nur verdammt hübsch. Auf maximalen Details ist die Grafik eine Wucht. Die Figuren sehen außerordentlich realistisch aus und ein hübscheres Feuer habe ich bisher noch nicht gesehen.

Das wussten wohl auch die Entwickler, denn wo immer es irgendwie möglich ist, fackelt man etwas ab. Das geht sogar soweit, dass manche Spielszenen extra hin gebogen werden, nur um Feuer unterzubringen. Und natürlich Explosionen. Da gibt es jedoch bessere. Das ist jedoch meckern auf hohem Niveau.

Die Insel ist, soweit es die natürlich entstandenen Gebiete anbelangt genauso so, wie man sich eine Insel mit Urwald und Ruinen vorstellt. In Verbindung mit den storyrelevanten Wetterveränderungen ergibt sich so eine echt beklemmende Atmosphäre und man fühlt sich wirklich allein gelassen.

Kommen dann später auch noch vermehrt Wind, Regen und Schnee hinzu, kann momentan so ziemlich jedes Spiel, bezogen auf Wetter und Umgebung, einpacken.

 

Gameplay:

Ein Vorwurf, der dem Spiel oft gemacht wird, ist die Tatsache, dass es sich faktisch um einen Deckungsshooter handelt und ja kein echtes Tomb Raider mehr sei.

Wenn man sich jedoch zurück erinnert, hatte schon Teil 2 einen beachtlichen Bodycount und oben erwähntes Legend hatte gar so viele Leichen zu verzeichnen, dass kurzfristig der Doom-Marine geschluckt hätte.

Dennoch wird es ein wenig... ach was... so was von dermaßen übertrieben, dass es schon wehtut. Ok, auf der Insel gammeln ein paar Verrückte ab und über die Jahre sind da ein paar zusammengekommen. Aber letzten Endes sind es so viel, die bereitwillig in den Bogen, die Schrotflinte, das Sturmgewehr oder schlicht die Pistole (ja, man hat nur eine und keine zwei) laufen, dass man sich schon fragt, ob man sich nicht einfach mal erschießen lassen sollte, damit es nicht ganz so deprimierend für die Gegner wird.

Da ergibt sich aber spätestens im letzten Drittel ein Problem. Wählt man die Upgrades, die man durch Erfahrungspunkte freischaltet in einer klugen Reihenfolge, sprich sehr früh das Erfahrungspunkte-Upgrade und das Bergungsgutupgrade, so hat man sehr bald so starke Waffen und stirbt so gar nicht mehr (einfach und mittel), dass man sich schon sehr dumm anstellen muss.

Die Upgrades sind gleich das nächste große Problem. Ja, man kann mit Bergungsgut und co sicherlich dafür sorgen, dass man doppelte Magazine hat, aber Schalldämpfer, verbesserte Läufe, Sniper-Visier und so weiter gehen dann doch zu weit. Selten hat ein Spiel so unter seinen Spielmechaniken gelitten wie hier. Die Atmosphäre ist irgendwann so dicht, dass man sie nur noch mit einem Handventilator aus dem Discounter wegfegen kann. Kurz: Nicht mehr vorhanden und komplett zerstört.

 

Story und Atmosphäre:

Doch selbst wenn man über diese Sache hinwegsehen kann, ist spätestens die Handlung so dumm, dass man anfängt zu weinen. Wie eingangs erwähnt, erfahre ich nichts darüber, wie die Figur sich entwickelt. Sie häuft einfach nur Leichenberge an und zwischenzeitlich gibt es mal eine neue Wunde, aus der beachtliche Mengen Blut spritzt. 

Man könnte hier vom 24-Effekt sprechen. Immer noch eine krasse Tötungsszene oder noch eine härtere Folterart. Als druff. Liebe Entwickler: So wird euer Spiel nicht erwachsener oder düsterer, sondern einfach nur lächerlich.

Die Handlung selbst geht um Himiko, die Herrscherin von Yamatei. Die ist böse. Dann gibt es da noch Matthias, der ist auch böse. Am Ende ist Himiko logischerweise erneut wieder tot und Matthias auch. Ende. Keine Angst. Ich habe euch nicht die gesamte Handlung verraten. Den größten Bullshit müsst ihr schon selbst herausfinden.

Die anderen Mitglieder der Expedition sterben auch nahezu alle. Es ist einem nur egal. Keiner ist in irgendeiner Weise so geschrieben, dass ich trauern würde. Das Spiel schafft sogar das Kunststück, dass man sich nachdenklich fragt, warum nicht wirklich alle draufgehen und Lara gleich mit.

In der deutschen Fassung liegt das unter anderem zusätzlich noch an Nora Tschirner. Also lieber auf Englisch spielen, wenn ihr nicht das Gefühl haben wollt, ihr würdet eine Schlaftablette auf Speed spielen.

 

Fazit:

Selten mit einem Spiel, das so wenig Seele, Charaktere zum Erinnern oder zumindest Spannend hat, so viel Spaß gehabt. Die armen Tölpel umzunieten oder die, zugegebener Maßen sehr leichten, Rätsel zu lösen macht einfach Laune.

Ein wirklich gutes Spiel ist es indes leider nicht geworden, das neue Tomb Raider. Aber eine 75 ist ja auch nichts verkehrtes für Zwischendurch. Und genau das ist Tomb Raider: Ein Spiel für ein Wochenende als sinnbefreiter Spaß für Zwischendurch.

 

erschienen auf maggus-desire.de


Wertung
Pro und Kontra
  • Gutes Waffenfeeling
  • verdammt hübsch
  • die wahrscheinlich dümmste Handlung des Jahres
  • die wahrlich unsympathischsten Charaktere
  • Upgradesystem zerstört Atmosphäre

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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