Bezaubernde Juwelen
Ein wichtiger Motivationsfaktor neben der Charakterentwicklung ist bei Action-Rollenspielen die Ausrüstung. Auch hiervon bietet Torchlight 2 reichlich, von über Rüstungsteile und Schmuck bis hin zu einzigartigen Gegenständen uns Sets.
Allerdings geht Runic Games etwas konservativ mit den Gegenständen um, denn wir können zwar beim Glücksspiel zufallsgenerierte Items kaufen, es gibt aber kein Crafting-System à la Diablo 3. Was allerdings überhaupt nicht schlimm ist, weil wir unsere Ausrüstung trotzdem auf dreierlei Weise aufwerten können. Manche – sehr seltenen – Waffen steigern beispielsweise ihre Werte, wenn wir bestimmte Voraussetzungen erfüllen, beispielsweise »Töte zehn Bosse«.
Zum Zweiten können wir jeden Gegenstand beim Verzauberer gegen Bares mit zufällig ausgewürfelten Magieboni versehen. Die lassen sich bei Nichtgefallen auch wieder entfernen – gegen Gebühr, versteht sich.
Und zum Dritten haben viele Waffen und Gegenstände Sockel, in die wir Juwelen in unterschiedlichen Qualitätsstufen einsetzen dürfen – manche Bossgegner lassen sogar einzigartige Juwelen mit besonderen Boni fallen. Unterklassige Steinchen lassen sich zudem zu höherwertigen verschmelzen.
Eingesetzte Juwelen sind nicht automatisch verloren – bei den entsprechenden Schmieden können wir entscheiden, ob wir das Juwel wieder entfernen (dabei aber den Gegenstand zerstören), oder den Gegenstand vom Juwel befreien, das dabei aber zu Bruch geht.
Das Frettchen, der Panther und der Fisch
Doch an Waffen, Gegenständen und Ember-Steinen herrscht sowieso kein Mangel, all das erbeuten wir in Hülle und Fülle von gefallenen Gegner und Schatztruhen. Damit wir nicht permanent per Wegpunkt- oder Schriftrollen-Portal in die nächste Stadt zum Händler zurück wetzen müssen, stellt uns Torchlight 2 wieder die bereits im Vorgänger überaus beliebten Pets zur Seite.
So darf sich jeder Held zum Spielbeginn einen tierischen Begleiter aussuchen: Frettchen, Panther, Handtaschen-Köter, Dino, Adler, Wolf, Bulldogge oder Katze. Deren Inventar können wir mit überflüssigem Krempel vollladen. Benötigen wir den Platz, schicken wir das Tierchen jederzeit mitten im Level zum Händler zurück, wo es die Ware ver- und bei Bedarf auch gleich neue Tränke oder Schriftrollen einkauft – sehr praktisch.
Die Restsumme bringt unser Begleiter nach zwei Minuten zu uns zurück. Ist das Pet gerade mal nicht als Handelsvertreter unterwegs, greift es uns bei Kämpfen tatkräftig unter die Arme. Da wir aber zum Beispiel von einem Frettchen nicht allzu viel Kampfkraft erwarten dürften, sollten wir unsere Tierchen mit Fischen füttern, die wir an vorgegebenen Stellen in den Levels in einem anspruchslosen Minispiel angeln.
Je nach Fischsorte mutiert unser Tierchen wenige Minuten lang zu einer anderen Kampfkreatur. Webspinnen etwa binden Gegner mit Netzen fest, tollwütige Schakale verteilen giftige Bisse und Maulwurf-Biester können Feinde kurzzeitig lähmen. Das macht unsere Begleiter in engen Kampfsituationen sehr wertvoll, aber leider dürfen wir sie (abgesehen von etwas Ausrüstung) wie im Vorgänger nicht sonderlich indivisualisieren.
Lediglich vier (jederzeit austauschbare) Zauber dürfen wie den Viechern beibringen, indem wir es mit erbeuteten oder gekauften Schriftrollen ausrüsten. Auch unser Held darf vier dieser Hexereien einsetzen und beispielsweise Skelette und Zombies beschwören. Auch das trägt zur Charakterentwicklung bei.
Der Koop-Friede bleibt gewahrt
Unser Pet könnte glatt zu unserem besten Freund werden, wenn wir nicht im echten Leben schon beste Freunde hätten. Damit die virtuellen Tierchen unseren echten Gefährten nicht den Rang ablaufen, können nun endlich Koop-Partien – eine Wohltat nach dem rein auf Solisten ausgelegten ersten Torchlight.
So stürzen sich in Torchlight 2 bis zu sechs Monsterjäger ins Schnetzelabenteuer, entweder per Internet oder – man mag’s fast nicht glauben – offline im lokalen Netzwerk! Eigene Partien können wir auch auf den Runic-Servern anlegen, sodass wir nicht auf Zufallspartien angewiesen sind.
Der Clou dabei: Der Übergang von Solo- und Koop-Modus geschieht fließend, wir können mit ein und demselben Charakter ganz normal die Kampagne bestreiten und beim nächsten Mal, wenn ein oder mehrere Freunde zur Verfügung stehen, eine Mehrspieler-Partie eröffnen und an Ort und Stelle weitermachen.
Lediglich im gleichen Game-Zyklus (New Game +, New Game ++, etc.) müssen die Charaktere sein. Ansonsten steht dem gemeinsamen Schnetzeln nichts im Wege. Reine Online-Spielstände, die Trennung von Off- und Online-Charakter, Echtgeld-Auktionshäuser oder ähnlichen Schnickschnack haben sich die Entwickler gespart.
Etwas nervig allerdings: Wenn wir in unserer Testversion mit einem höherstufigen Spieler einen schwächeren unterstützen, konnten wir im keine Haupt- und Nebenquest-Höhlen betreten, weil uns die Eingänge nicht angezeigt wurden. So mussten wir uns umständlich per Wegpunkt- oder Schriftrollen-Portal zum Mitstreiter teleportieren – was an sich ja eine nützliche Komfortfunktion ist.
Ansonsten bietet der Koop-Modus von Torchlight 2 natürlich die üblichen Interaktionsmöglichkeiten wie Chat und Handel. Und glücklicherweise gibt es kein egoistisches Hauen und Stechen um die beste Beute, denn das Spiel versorgt jeden Spieler für sich mit Beutegegenständen und Gold.
Das trägt erheblich zum sozialen Frieden bei und sorgt dafür, dass unsere Freunde auch Freunde bleiben. Das Zwischenmenschliche sollte ja erhalten bleiben, wir sind schließlich nicht beim Porno.
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