Tony Martin ist schon eine arme Wurst: Da führt er völlig überraschend das Klassement der Tour de Suisse an, beweist ein weiteres Mal, dass er zu Recht als größtes deutsche Radsport-Talent seit Jan Ullrich gilt, und keine Sau interessiert es - Fußball-WM sei Dank.
Auch Tour de France 2010 wird den Bekanntheitsgrad des guten Tonys wohl nicht sonderlich steigern können. Denn die zehnte Auflage des Managers von Cyanide (Blood Bowl) trägt zwar endlich ein neues Grafik-Outfit, spielt sich ansonsten aber genau wie im Vorjahr und richtet sich erneut nur an Radsport-Experten. Und die kennen Tony ohnehin schon.
Neue Schale
Der mangelnde Mut zur Innovation ist umso ärgerlich, weil Tour de France 2010 eigentlich alle Voraussetzungen für einen Spitzenmanager mitbringt: Als Teamchef eines von 65 lizenzierten Profi-Rennställen erstellen Sie Trainingspläne, führen Transfer- und Sponsoren-Verhandlungen, kaufen neue Zubehörteile und bestimmen die Rollen im Team vom Wasserträger über den Sprinter bis hin zum Kapitän.
Während der spannenden und glaubwürdig simulierten Rennen befehligen Sie Ihre Radler in Echtzeit fast wie einem Echtzeit-Strategiespiel. Mit Hilfe von Dutzenden Icons und Schiebereglern koordinieren Sie Tempoverschärfungen, Ausreißversuche oder Zielsprints.
Dank neuer Grafik-Engine sieht der Kampf ums Gelbe Trikot zudem deutlich besser aus als in den Vorgängern. Vor allem die ebenso weitläufigen wie abwechslungsreichen Landschaften machen mit ihrer üppigen Vegetation richtig was her, atmosphärisch in Szene gesetzt von schicken Überstrahl- und Wettereffekten.
Alter Kern
Dumm nur, dass unter der hübschen Schale fast exakt derselbe spielerische Kern steckt wie im letzten Jahr.
Erneut fehlt ein Tutorial, das Radsport-Neulingen die verwirrenden Icons und Menüs erklärt, geschweige denn die komplexen Regeln und taktischen Zusammenhänge eines Etappenrennens. Wieder fehlen Team-Strategien, sodass Sie mühsam jeden Ihrer bis zu neun Fahrer einzeln befehligen müssen. Nur Serienkennern wird auffallen, dass sich die KI-Gegner einen Tick glaubwürdiger verhalten und die Quote von Ausreißversuchen nun realistischer ist.
In den Management-Menüs hat sich nicht einmal optisch etwas getan, obwohl auch hier akuter Renovierungsbedarf besteht. Fehlende Querverknüpfungen machen selbst einfachste Aufgaben zur mühevollen Klickarbeit. So müssen Sie jedem einzelnen Fahrer seinen individuellen Trainingsplan und Betreuer zuweisen. Wer die Talente seiner Angestellten dabei nicht im Kopf hat, darf immer wieder zwischen Trainings- und Personalmenü wechseln -- umständlicher geht’s nicht!
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