Unterwegs auf Schienen für Jung und Alt

Wer einen Eisenbahn-Simulator sucht und einen Windows-PC nutzt, wird kaum umhin kommen, sich den Train Simulator (kurz TS) zumindest anzuschauen. Der TS ist...

von peacemaker33 am: 11.10.2012

Wer einen Eisenbahn-Simulator sucht und einen Windows-PC nutzt, wird kaum umhin kommen, sich den Train Simulator (kurz TS) zumindest anzuschauen.

Der TS ist ein umfassendes Paket aus Simulator und Werkzeugen, um Material selbst zu erstellen, aber der Reihe nach:

Der TS ist keine Modelleisenbahn für Leute, die keinen Platz für eine "richtige" Anlage haben, hier fährt nicht ein Spielzeugzug durch eine Plastiklandschaft, sondern der Spieler fährt den Zug in der Regel aus der Perspektive eines Lokführers durch teilweise aufwendig gestaltete 3D-Landschaften und -Städte. Da es sich nicht um einen Simulator für die Ausbildung "echter" Lokführer handelt, ist vieles mehr oder weniger vereinfacht (z.B. entscheidet das Spiel, auf welcher Seite des Zuges die Türen aufgehen, wenn man sie in einem Bahnhof öffnet), für den wahren Enthusiasten fehlt es vielleicht noch an dem einen oder anderen Quentchen Realität, aber dafür kann der geneigte Einsteiger in der Regel seine ersten Fahrversuche unternehmen, ohne das Handbuch auswendig zu lernen, und engagierte Spieler, die etwas technisches Verständnis und (etwas mehr) Zeit mitbringen, können auch selbst AddOns und Szenarien entwickeln.

Je nach persönlicher Vorliebe stehen dem Spieler von der Dampflok bis zum Hochgeschwindigkeitszug alle technischen Epochen zur Verfügung. Je nach Strecke und gewähltem Szenario geht die Stimmung von entspannt bis hektisch, es ist halt etwas anderes, ob man eine Museumslok sanft durch die Landschaft steuert, um Eisenbahnfans und Touristen zu erfreuen, oder ob man unter Zeitdruck mit der Rangierlok einen Güterzug zusammenstellt, der pünktlich auf die Strecke muß.

Es gibt zahlreiche Strecken, Rollmaterial (Loks, Wagen) und Szenarien, mit denen man das Grundspiel erweitern kann, das kommerziell vertriebene Material ist teilweise recht kostspielig, aber es gibt auch viele begeisterte Fans, die Material kostenlos zum Download anbieten, darunter auch sehr umfangreiche Projekte aus Deutschland wie z.B. die Strecke Hamburg-Bremen oder das Elbe-Weser-Dreieck.

Die technische Umsetzung ist sicherlich nicht perfekt, aber welches Spiel ist das schon? Computerspiele sind immer Kompromisse zwischen Bezahlbarkeit (für den Hersteller, aber auch die späteren Kunden), technischen Möglichkeiten und Marketingbedürfnissen.

Die Grafik im TS ist ansprechend, der Sound ist ok und die Vielfalt ist auf jeden Fall berauschend, es gibt Strecken und Rollmaterial von fast allen Kontinenten, schon jetzt dürfte wohl kein Spieler allein schon aus Zeitgründen in der Lage sein, alle Strecken, alle Loks und alle verfügbaren Szenarien zu fahren, und das Angebot wächst ständig.

Die technischen Ansprüche an den Einsteiger halten sich trotzdem in Grenzen, das gilt sowohl für den Spieler selbst als auch für dessen Hardware, wer allerdings auch umfangreiche Strecken fahren will, muss schon etwas in seine Hardware investieren, und wer nicht nur Gashebel und Bremse bedienen möchte, sondern möglichst realistisches Fahrvergnügen sucht, der wird auch nicht umhin kommen, Handbücher zu lesen und sich mit den technischen Eigenschaften „seiner“ Lok oder auch mit den Signalsystemen auf verschiedenen Strecken bzw. in verschiedenen Ländern zu beschäftigen.

Allerdings liegt hier letztlich auch der Reiz des TS, jeder, der lesen kann und in der Lage ist Maus und Tastatur zu bedienen, kann einsteigen und loslegen, die Möglichkeiten durch AddOns und die Möglichkeit, selbst Strecken, Rollmaterial und Szenarien zu erstellen, bedienen aber auch fast jeden Geschmack, der darüber hinaus geht. Für fortgeschrittenen Spaß sollte man allerdings etwas Zeit und technisches Verständnis mitbringen, damit meine ich kein Ingenieurs-Diplom, aber ein Grundverständnis für technische Zusammenhänge, wer also z.B. ein Szenario für den ICE erstellen möchte, sollte schon verstehen, dass und warum dieser eine elektrifizierte Strecke benötigt. Da nicht nur deutsche Fans den TS nutzen und gerade in Großbritanien eine lebhafte Community existiert, sind auch Englischkenntnisse hilfreich.

Will man an dieser Stelle ein Fazit ziehen, könnte man sagen „Ein Simulator für jede Altersstufe und jeden Spielertyp“ - vorausgesetzt natürlich, man hat Spaß an der Eisenbahn, aber wer wollte nicht schon immer eine Lok selbst fahren?


Wertung
Pro und Kontra
  • viele AddOns verfügbar (Strecken, Rollmaterial, Szenarien etc.)
  • es gibt eine sehr aktive Community, die auch AddOns entwickelt und auch Neulingen den Einstieg erleichtert
  • Man(n) kann selbst Strecken, Rollmaterial, Szenarien etc bauen, wer bereit ist, sich einzuarbeiten, dem stehen fast unbegrenzte Möglichkeiten zur Verfügung
  • Quickdrive ermöglicht es auf vielen Strecken einfach den gewünschten Zug auszuwählen sowie Start- und Zielbahnhof und dann direkt auf der Wunschstrecke loszufahren
  • die meisten kommerziellen AddOns sind kostspielig, manche Strecke kostet mehr als das Grundspiel
  • überdurchschnittliche Hardwareanforderungen bei großen Strecken (64-bit Windows und 6-8 GB Ram hat noch lange nicht jeder)
  • Leider auch das aktuelle "Marketingkonzept", wer den TS 2012 hatte, bekam den TS 2013 als kostenloses Update, wer jetzt aber die neueste deutsche Strecke München-Augsburg kaufen möchte, bekommt diese aktuell nur mit dem TS 2013 deluxe im Paket, muß dann also doch den TS 2013 mitbezahlen - hier herrscht beim Hersteller eindeutig Optimierungsbedarf

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(1)
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