Bei dem Begriff Jump&Run stellen sich gerne die Ohren vorwiegend unter den Älteren von uns auf, was haben wir doch zu Zeiten des Brotkastens, NES und Konsorten Unmengen solcher Spiele verschlungen.
Der Entwickler Frozenbyte (Shadowgrounds 1+2) holt mit Trine das Genre wieder aus der Versenkung, würzt es nach heutigen Maßstäben mit Physik und erringt damit eine Punktlandung ganz im Fahrwasser von World of Goo und Braid...
Aus alt mach neu
Die Story ist schnell erzählt: Das Land, in dem Trine spielt, sucht einen neuen Thronfolger. Auf der Suche nach einer Lösung begegnen sich der Magier Amadeus, die Diebin Zoya und der Ritter Pontius zufällig an dem Ort, an dem ein Artefakt, der Trine, aufbewahrt wird. Als alle drei vor Faszination das Ding berühren, verschmelzen die Charaktere miteinander. Gleichzeitig hat eine Armee von Untoten das Land überrannt, und die Helden müssen nun versuchen, das Gleichgewicht wieder herzustellen, indem sie zwei weitere Artefakte finden.
Von großem Belang ist die Handlung keinesfalls, erzählt sie sich meist durch Dialoge. Da dies aber nur der Aufhänger für ein sehenswertes Spiel ist, tut dieses Manko nichts zur Sache.
Denn Trine ist vollgepackt mit Rätseln und Hüpfeinlagen, präsentiert in stimmiger Fantasy-Grafik und Physikspielereien.
Von links nach rechts
Trine ist im Grunde aufgebaut wie ein simples Jump&Run-Spiel aus älteren Tagen, man steuert die Figur(en) über die WSAD-Tasten in die entsprechende Richtung. Diese ist in der ersten Hälfte des Spiels eigentlich nur stur nach rechts, später dann variiert dies öfter und man darf auch mal hoch hinaus. Gleichzeitig wurde ein Fadenkreuz integriert, mit dem man je nach Figur verschiedene Eigenschaften nutzt. Der Magier kann so verschiedene Steine im Raum verschieben oder man zeichnet mit der Maus bei gedrückter linker Taste Kisten oder Brücken, die daraufhin erscheinen, damit wir z.B. Abgründe ohne Schaden überqueren können. Die Diebin ist mit einem Bogen ausgestattet und kann mit einem Enterhaken Abgründe überspringen, während der Ritter klassisch für Angriff und Verteidigung zuständig ist. Diese Eigenschaften lassen sich sogar noch verbessern, und auch wenn der Rollenspielanteil eher nebensächlich ist, sind gewisse Eigenschaften für das Spiel von großer Bedeutung. Beispielsweise erhält Zoya nach einer Zeit Flammenpfeile, mit denen sie Fackeln zum Brennen bringen kann, außerdem verursachen diese mehr Schaden.
Drehen, Kippen, Hangeln
Herzstück des Spieles sind aber die Physikeinlagen. Überall in den Leveln gilt es, Balancierbalken zu überwinden, riesige Zahnräder zu meistern oder Plattformen zu manipulieren. Oft ist hier gutes Timing notwendig, denn diese verhalten sich ganz physikalisch korrekt und können beispielsweise durch vorsichtige Gewichtsverlagerung überquert werden, um höhere Abschnitte zu erreichen.
Gleichzeitig sind die Levels vollgestopft mit Skelettgegnern, Fledermäusen oder Spinnen, hier wäre die geringe Gegnervielfalt ein wenig zu bemängeln, ebenso wie die schlechte KI. In vielen Abschnitten respawnen etliche davon, was zwar ein wenig unglaubwürdig rüberkommt, aber dennoch als belebendes Element anzusehen sein dürfte.
Die drei Ausrufezeichen
Wir hüpfen und kämpfen uns durch insgesamt 15 Abschnitte. Eine Schnellspeicherfunktion gibt es nicht, jedoch findet man immer fair gesetzte Checkpoints. Sollte ein, zwei oder alle Helden sterben, kann man sie an den Checkpoints wieder auferstehen lassen oder beginnt einfach nochmal von dort. Gleichzeitig erhält man noch einen Energie- und Gesundheitsschub, wer also kurz vor dem Tod steht, braucht sich selten Sorgen um zuviel Wiederholung einzelner Abschnitte machen. Ebenfalls oft zu finden sind sogenannte Erfahrungsphiolen, die überall im Level auffindbar oder durch Töten von Gegnern zu ergattern sind. Energie kann man ebenso mit entsprechenden Phiolen wieder auffrischen.
Knallbunt
Grafisch ist Trine eine kleine Augenweide. Die Abschnitte sind hübsch entworfen, überall gibt es farbenfrohe Umgebungen zu bewundern. Als Jump&Run hat man die Levels in einer 3D-Umgebung generiert, die zwar keinen Technikaward verdient hat, aber schön anzusehen ist und auch auf älteren Rechnern gut läuft. Die Effekte sind zahlreich und passend eingefügt worden, bei den Texturen schwankt die Qualität jedoch ein wenig.
Die Audiokulisse geht im Großen und Ganzen voll in Ordnung. Zwar wiederholen sich manche Sounds gerne mal, aber die Musik und die guten Sprecher heben das Niveau gleichzeitig an. Nervmomente akustischer Natur kamen bei mir nur selten auf.
Eine runde Sache
Trine hat es geschafft, in mir verschiedene Gefühle zu wecken. Einerseits das Nostalgie-Gefühl, das sich einstellt, wenn man Klassiker wie Giana Sisters oder Godz wieder mal anspielt, andererseits die Aha-Effekte, wenn man die Möglichkeiten der Physik bewundern kann. Zusammen mit dem bunten Szenario und der stimmigen Welt waren das für mich 6 kurzweilige Stunden.
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