Ab auf die Insel!

El presidente ist zurück! Als das erste Tropico anno 2001 erschien, setzte es einen neuen Trend unter den Aufbauspielern. Diese begannen plötzlich...

von ShortSeb am: 29.03.2015

El presidente ist zurück!

Als das erste Tropico anno 2001 erschien, setzte es einen neuen Trend unter den Aufbauspielern. Diese begannen plötzlich Zigarren zu rauchen und wollten im Freundeskreis nur noch mit "El presidente" angesprochen werden. Ich war einer von ihnen. Nun geht es mittlerweile zum fünften mal als Freizeitdiktator (oder -demokrat) zurück auf die tropische Insel.

 

In den Tropen nichts neues

Der erste Teil klang damals bereits bei seiner Ankündigung wie ein zu Spiel gewordener Traum. Als Diktator seine eigene, karibische Insel nach Lust und Laune zu beherrschen und zu verwalten. Tropico entpuppte sich dann als eine solide Wirtschaftssimulation in einem innovativen und abwechslungsreichen Setting. Doch der zweite Teil überraschte uns bereits zwei Jahre später wieder mit Abwechslung. Das Karibik-Setting blieb, doch sprangen wir einige Jahrhunderte zurück in die Zeit der Piraten und Freibeuter und errichteten unser eigenes Piratennest. Mit Teil 3 kehrte die Reihe wieder in modernere Zeiten und mit einem völlig neuen, modernen Grafikgewand zurück und stellt bis zum aktuellen Teil die Grundlage dar, welche nun bis zu Teil 5 immer wieder behutsam weiterentwickelt und erweitert wurde. "Viva la Evolution!" anstatt revolutionären Neuerungen lautet die Devise seit Tropico 3. Dennoch hält auch der fünfte Teil wieder genügend Spielspaß bereit, um Diktatoren bei Laune zu halten.

 

Ein Inselimperium für die Ewigkeit

Die wohl auffälligste Neuerung im fünften Teil ist das Kolonialzeitalter, in welchem wir in der Kampagne oder wahlweise auch zu Beginn eines freien Spieles beginnen. Als Gouverneur im Auftrag der Krone gilt es zu Beginn immer, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, die Unabhängigkeit auszurufen und uns schließlich selbst zum Herrscher über Tropico zu ernennen. Diese Unabhängigkeit können wir uns entweder erkaufen oder erkämpfen. Insgesamt stehen uns in Tropico 5 vier Zeitalter bevor. Nach der Kolonialzeit folgt die Zeitspanne während und zwischen den beiden Weltkriegen, danach die Zeit des kalten Krieges bis wir schließlich in der Neuzeit landen. Jedes Zeitalter wiederum beinhaltet seine eigene Spielmechanik. Während wir in den Kriegen hinterlistig Achsenmächte und Alliierte gegeneinander ausspielen, können wir uns zur Zeit des kalten Krieges beispielsweise ein paar Kommunisten anlachen und die marxistische Trauminsel errichten. In der Neuzeit hingegen dürfen wir uns mit UN, Umweltverschmutzung und Globalisierungsfanatikern herumschlagen. Dies sorgt für Abwechslung und dafür, dass wir uns in jedem Zeitalter auf einen anderen Schwerpunkt konzentrieren müssen.

 

La Kampagna

Wie gewohnt bietet auch Tropico 5 wieder eine Storykampagne, wobei das Wort "Story" wohl zu viel versprechen könnte. Im Laufe der Kampagne springen wir von Insel zu Insel, bzw. im Fachjargon von "Map" zu Map und müssen immer mal wieder völlig von vorne mit dem Bau unserer Stadt beginnen, was natürlich die Motivation, wirklich eine schöne Stadt zu bauen, massiv trübt. Zweckmäßig einfach, um so rasch wie möglich das nächste Missionsziel zu erreichen tut es also in der Kampagne auch, da wir uns ohnehin wieder von der Map verabschieden müssen. Was allerdings bleibt, ist die eigene Dynastie bzw. die eigene "Sammlung" an Diktatoren, welche man in allen Spielmodi übergreifend hochleveln und übernehmen kann. Während man sich den ersten Charakter einer erstellten Dynastie noch selbst zusammenbastelt, erhält man im späteren Spiel zusätzliche Charaktere durch Story- oder zufällige Nebenmissionen. Die etwas wirr und zusammenhangslos wirkende Story selbst wird in einfachen Textfenstern vorangetrieben. Auch wenn diese großteils vertont und gut gesprochen sind, kann man die Präsentation maximal als zweckmäßig bezeichnen.

 

Der Sandkastentester

Die meiste Zeit allerdings wird man ohnehin im Endlosspiel bzw. im "Sandkastenmodus" verbringen. Es ist auch der beste Spielmodus, um die Spielmechanik über längere Zeit hinweg auf Herz und Nieren zu prüfen. Das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem entpuppt sich hierbei gerade zu Beginn als recht simpel, kann allerdings im späteren Spielverlauf doch recht kniffelig werden und einiges an Mikromanagement erfordern. 50 Einwohner bei Laune zu halten ist nicht schwer, 5000 dagegen sehr. Wichtigstes Instrument der Staatsverwaltung hierbei ist die Verfassung. Mit ihr werden die Grundrechte von Politik, Wirtschaft und Freiheit geregelt - ob totalitärer Staat bis hin zu Demokratie oder die Wahl zwischen Planwirtschaft und freier Marktwirtschaft, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Bereits damit kann man die zahlreichen Fraktionen auf der Insel wie Nationalisten, Kommunisten, Industrielle, etc. ganz schön verärgern. Ein weiteres Instrument stellen temporäre oder permanente Verordnungen dar. Zusätzlich hägt jeder Bewohner seine eigenen Bedürfnisse von Nahrungsvielfalt über Wohnraum bis hin zu Gesundheit oder Freiheit.

Zusätzlich muss natürlich auch die Wirtschaft funktionieren, schließlich wollen wir ja auch fleissig Geld schäffeln. Und dann wären da auch noch die Touristen, die wahlweise mit Pauschalreisen und billigem Alkohol oder Luxushotels und Nachtclubs befriedigt werden wollen. Zu tun und zu beachten gibt es somit zur Genüge. Und hat man sich einmal verzettelt oder am falschen Rädchen gedreht, hat man schneller einen wütenden Mob am Hals, der einem den Palast abfackelt, als man "Viva el presidente" rufen kann. Beruhigt sein kann hier natürlich derjenige, der über eine entsprechend große Militärmacht verfügt, welche die Revolutionäre kurzerhand mit dem Panzer überrollt.

 

Fazit

Auch wenn gerade im Vergleich mit dem direkten Vorgänger keine großartigen Neuerungen zu erwarten waren, so ist aus Tropico 5 dennoch wieder ein hervorragendes Aufbauspiel geworden, mit welchem man etliche Spielstunden verbringen kann. Besitzern von Tropico 4 erwartet im Grunde Altbekanntes mit Verbesserungen, während Neueinsteiger getrost zugreifen können und dennoch nichts verpassen.


Wertung
Pro und Kontra
  • farbenfroher Grafikstil
  • passender Soundtrack mit karibischen Klängen
  • umfangreiches Politiksystem
  • Im Endspiel mit tausenden Einwohnern unberechenbar
  • wenig Abwechslung bei Gebäuden
  • schwach präsentierte Kampagne

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(4)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.