Tyranny - Diskussion entbrannt: Zu kurz für ein RPG?

Obsidians neues Oldschool-Rollenspiel Tyranny findet in der Redaktion und auf Steam zahlreiche Fans – aber es hat auch seine Schwächen. Größter Kritikpunkt aus der Community: Die Länge des Spiels.

Ist Tyranny für seinen Preis zu kurz? Die Spieler sind gespalten. Ist Tyranny für seinen Preis zu kurz? Die Spieler sind gespalten.

Wir waren in unserem Test begeistert von Tyranny: Seiner Entscheidungsfreiheit, seiner Geschichte und dem genialen Konzept, mal als Saurons Inquisitor zu spielen. Und auch in der Community kommt es gut an. 86 Prozent der Steam-Reviews geben eine Kaufempfehlung.

Aber nicht alle sind uneingeschränkt zufrieden - vor allem die Länge des Spiels wird heiß diskutiert und kritisiert. Sollte man einem Oldschool-Rollenspiel erwarten können, dass es mindestens 60 Stunden beschäftigt? Rechtfertigt hoher Wiederspielwert eine kürzere Dauer für den ersten Durchlauf? Wir haben die Foren durchkämmt und zeigen, was die Spieler dazu sagen.

Wie lang ist Tyranny überhaupt?

Darauf gibt es keine einheitliche Antwort. Manche Spieler berichten, bereits nach 20 Stunden oder sogar früher das Ende erreicht zu haben. Andere kämpfen sich da gerade erst durch die frühen Quests des zweiten Akts. Wir haben insgesamt 40 Stunden gebraucht, um Tyranny abzuschließen - haben dabei allerdings auch so viele Dialoge und Nebenquests wie möglich mitgenommen und uns Zeit genommen, jede Ecke des Spiels zu erkunden.

Tyranny - Test-Video: Manchmal gewinnt eben das Böse! Video starten 9:49 Tyranny - Test-Video: Manchmal gewinnt eben das Böse!

Eindeutig ist es möglich, das Spiel mit etwas forscherem Spieltempo auch früher zu beenden. Damit ist es kürzer als Klassiker wie Baldur's Gate 2 oder Obsidians letztes Werk Pillars of Eternity, für die ein durchschnittlicher Spieler selbst bei einem flotteren Durchlauf länger als 20 Stunden brauchen wird.

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Und wie lang sollte Tyranny für seinen Preis sein?

Viele Spieler erwarten von einem klassischen Rollenspiel, dass es sie deutlich länger als 20 oder gar 40 Stunden beschäftigt. Eins der Top-Steamreviews bezeichnet über 40 Euro für 25 bis 30 Stunden Spielzeit (eine gute Einschätzung von Tyrannys durchschnittlicher Länge) als »enttäuschend«.

Andere Spieler sehen die relative Kürze dagegen als einen positiven Faktor. Zum Beispiel der User KingHoot im offiziellen Forum:

"Ein 100-Stunden-Epos ist für mich heutzutage nicht mehr so attraktiv. Ich bin älter, weiser und habe nicht mehr so viel Zeit für Spiele. (…) 20 bis 40 Stunden sind eine schöne, schaffbare Länge für mich."

Länge vs. Wiederspielwert

Im Steamforum wirft AxeWaffle ein, dass Tyranny zwar kürzer sein mag als klassische Riesen-Rollenspiele, dafür aber mit besonders hohem Wiederspielwert punktet:

"Das Spiel ist für Wiederspielwert gestaltet, da würde ich nicht mehr als 40 Stunden für einen Durchlauf erwarten. Nachdem es sich so drastisch ändert, rechne ich damit, es mindestens dreimal durchzuspielen."

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Dieses Argument lässt aber nicht jeder Spieler gelten. Strager erklärt im Tyranny-Forum, dass Wiederspielwert für ihn nicht zählt:

"Ich werde vielleicht ein Jahrzehnt warten, bevor ich irgendein Spiel ein zweites Mal durchgehe. Versteht mich nicht falsch, dynamische Entscheidungen sind WICHTIG und unabdingbar, damit ein Spiel heutzutage etwas taugt - sie dürfen aber nicht auf Kosten des eigentlichen Spiels gehen."

Kommt das Ende von Tyranny zu abrupt?

Selbst viele Fans des Spiels teilen aber einen großen Kritikpunkt. Einer der beliebtesten Posts im Tyranny-Subreddit bezeichnet es als eins der spaßigsten Spiele des Jahres - aber trotzdem nur ein »halbes Spiel«. Das hat nicht unbedingt etwas mit der Spielzeit zu tun, sondern damit, wie die Story endet: »Genau, als es gerade so richtig interessant wurde.«

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Ein anderer Nutzer schrieb auf Steam, dass er Tyranny bis kurz vor Schluss für eins der besten Rollenspiele aller Zeiten hielt - bis es mit dem »unbefriedigendsten Abschluss, den ich je in irgendeinem Buch oder anderem Medium erlebt habe« endete. Viele Spieler sind überzeugt, dass das Finale auf Erweiterungen oder DLCs hindeutet.

All diese Meinungen sind freilich nur Ausschnitte. Es bleibt erneut festzuhalten, dass Tyranny mit 86 Prozent positiven Steamreviews und einer Userwertung von 8.3 auf Metacritic insgesamt sehr gut bei den Spielern ankommt - aber dass es selbst in den Augen seiner Fans nicht immer perfekt ist. Wir finden: Es gehört trotzdem zu den besten Rollenspielen des Jahres.

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