Unravel - Wie der Disney am Sonntagnachmittag

Das Leben schreibt bekanntlich die besten Geschichten. Welche Höhen und Tiefen müssen wir durchgehen, welche Chancen lassen wir verstreichen und...

von ND87 am: 07.01.2017

Das Leben schreibt bekanntlich die besten Geschichten. Welche Höhen und Tiefen müssen wir durchgehen, welche Chancen lassen wir verstreichen und welche Entscheidungen fällen wir? Ein langes Leben verspricht nicht nur Freude und Glückseligkeit, es enthält ebenso Ängste und Trauer.

Wir durchleben in Unravel die Geschichte einer altgewordenen Dame und besinnen uns mit Hilfe alter Fotoalben zurück an ihre Erfahrungen und Emotionen. Wie ein roter Faden spannt sich Yarni (eng. yarn = Garn/Zwirn) durch diese herzergreifende Geschichte und dies nicht nur sprichwörtlich. Der kleine Bursche, eine kleine rote Häkelpuppe und etwa einen durchschnittlichen Tannenzapfen groß, ist der liebenswerte Hauptcharakter von Unravel.

Das Spiel startet in der Stube oben genannter Dame und lässt uns erst einmal einen Blick in ein dort liegendes Fotoalbum werfen. Viel gibt es nicht zu sehen, denn die Bilder sind verschwommen. Unser Ziel ist klar und das Interesse geweckt: Wir möchten wissen, was hier vor sich geht und diese Fotos ergattern. So schließen wir das Buch und laufen los. Schnell fällt uns auf, dass Yarny einen roten Garnfaden hinter sich herzieht, der an einer Stelle des Levels fest verknotet ist. Je weiter wir uns von unserem Knotenpunkt wegbewegen, desto mehr Garn verliert unser kleiner Freund - und eben dieses Garn ist der Kern des Spiels.

Unravel ist mehr ein Knobelspiel als ein klassisches Jump and Run. Es gilt, unseren Garnhaushalt immer im Auge zu behalten. Laufen wir zu weit von unserem derzeitigen fixen Knotenpunkt weg, besteht Yarny nur noch aus einem dünnen Gerippe und kommt nicht weiter. Die Punkte dienen gleichzeitig als Speicherstände und sind fair in den Levels verteilt. Generell findet man einen solchen Knotenpunkt nach jeder Kletter- oder Geschicklichkeitseinlage. So arbeiten wir uns von Punkt zu Punkt in den Levels voran.

Die Levels verfügen über vorplatzierte kleine rote Schlaufen, mit denen Yarny reagieren muss, um voranzukommen. So verschießt er auf Knopfdruck rote Fäden, die sich an den Schlaufen festklammern. Wir können an diesen Garnfäden nun hochklettern und uns festbinden, beim nächsten Stein das Gleiche machen und somit ein Trampolin erschaffen, das uns über die nächste Hürde bringt. Oder wir verzurren einen Lichtschalter mit einem Schubladengriff, der den gefährlichen Stromfluss auf unserem weiteren Weg abschaltet, nur um uns dann ganz wie Tarzan spektakulär auf die andere Seite zu schwingen. Die Rätsel sind originell, fordernd und oft nicht sofort zu durchschauen, bleiben jedoch immer fair.

Mithilfe seines Garns baut Yarny eine Brücke

Bild: Mithilfe seines Garns baut Yarny hier eine Brücke.

Aber weiter in Omas Stube. Wir sehen einen Bilderrahmen, mit dem wir interagieren können. Schon finden wir uns im ersten Level des Spiels wieder und sind – erstaunt! Eine so bildhübsche Landschaft gab es selten zuvor in einem Videospiel. Es erwartet ein herbstlicher Garten, die Äpfel sehen zum Reinbeißen echt aus, und ist da nicht gerade ein Igel im Unterholz verschwunden?

Unravel versprüht Charme an jeder Ecke, die Levels sehen zum Weinen märchenhaft schön aus und spenden wohlige Atomspähre. Die Palette reicht dabei über neblige Moore (nebst nerviger Moskitos), einer Autowerkstatt, über einen Schrottplatz und eine verschneite Winterlandschaft und noch vielem mehr. Yarny nimmt dabei mehr als einmal Bezug zu seiner Umgebung. Mal fängt er einen Schmetterling oder schlägt verängstigt die Arme vor sich zusammen, wenn wir einem aufgebrachten Feldhamster zu nahe kommen.

Bei unserem weiteren Weg schalten wir schön im Hintergrund eingebettete Erinnerungen frei, die uns jeweils ein Foto in Omas Bilderbuch freischalten. So arbeiten wir uns vor und sind immer gespannt, welche Erinnerungen das nächste Level mit sich bringt.

Bild: Mit dem Vorankommen im Spiel schalten wir stimmige Erinnerungen frei.

Die Geschichte bleibt dabei eher frei in ihrer Interpretation. Es gibt keine Erzähler, nur atmosphärische Aufnahmen und spirituelle Einträge im Bilderbuch, die uns das Leben von Oma erzählen. Dies in Kombination mit der wunderschönen Spielwelt und dem überaus sympatischen Spielhelden Yarny - der übrigens kein einziges Wort verliert - bleibt Unravel ein ruhiges Spiel, das zum Nachdenken und unsere Fantasie anregt.

Unravel ist wie der Disney am Sonntagnachmittag. Unbedingt ausprobieren! 


Wertung
Pro und Kontra
  • Wunderschöne und abwechslungsreiche Spielwelt
  • Sympatischer Held
  • Fordernde & faire Rätsel
  • Emotionale Hintergrundgeschichte
  • Rätselpassagen wiederholen sich teilweise

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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