In der Forschung liegt die Kraft
Der umfangreiche Forschungsbaum teilt sich in fünf Epochen auf, in denen wir miteinander verbundene Forschungsknoten auswählen können. Dadurch schalten wir Verordnungen, neue Gebäude oder Industriezweige frei. Beispiel: Erforschen wir Fotografie, dürfen wir Parteien ausspionieren, Fotoläden werden für unsere Gewerbegebiete freigeschaltet und wir bekommen eine Verordnung zum Verbot von Pornographie. Andere Forschungen bringen uns Erfindungen wie Gasleitungen, elektrisches Licht oder das Telefon. Damit können wir Bezirke aufwerten. Um die Forschung voranzutreiben, wird sogenannte Denkleistung benötigt, die wir unter anderem durch den Bau von Bildungseinrichtungen erhalten.
Egal was wir Forschungsergebnissen anstellen wollen, wir müssen immer erst durch den Stadtrat. Wenn wir den neuen Asphaltbelag in zehn Bezirken einführen wollen, müssen wir zehn Abstimmungen gewinnen. Lästig! Damit es nicht allzu eintönig wird, gibt es ständig neue (historische oder persönliche) Textfenster-Events, die mehrere Auswahlmöglichkeiten zulassen.
Nutzen wir Dynamit zum Straßenbau oder in der Rüstungsindustrie? Verbieten wir Partys nach 22 Uhr? Das wirkt sich unterschiedlich aus und verleiht eine sehr interessante Dynamik, die Ergebnisse sind aber oft nicht vorhersehbar. Wir wissen vorher nicht, dass Dynamit im Straßenbau die Kosten verringert oder dass das physische Umfeld in Bezirken mit einem Partystopp ab 22 Uhr aufgewertet wird. Das macht viele Entscheidungen von Vermutungen abhängig, zumindest solange, bis wir das Ergebnis nicht erstmalig erlebt haben.
Am Ende geht's wieder nur ums Geld
Sind wir pleite, lehnt der Rat fast alles ab. Manövrieren wir uns tief in die roten Zahlen, können wir oft direkt aufgeben: Nur durch Steuererhöhungen kommen wir an Geld, und die Einnahmen sind endlich, wenn die Stadt nicht mehr wächst. Da Urban Empire kaum Zusammenhänge erklärt, sind wir auf Trial & Error angewiesen. Deshalb enden wir irgendwann dabei, nur noch aufs Geld zu achten, alle Gebäude und Upgrades zu bauen und die Wahlen zu überleben. Das ist nicht komplex, das wird irgendwann langweilig.
Dazu kommt, dass die Finanzen oft unerklärlich stark schwanken. Gab es gerade noch monatelang stabile 100.000 Taler Geldeingang ins Stadtsäckel, knallt nach der Bürgermeisterwahl die Bilanz 30.000 Taler ins Minus. Warum? Das lässt sich nicht nachvollziehen. Haben wir dagegen genug Geld, können wir eigentlich machen, was wir wollen und eine der fünf Siegbedingungen erfüllen: Wissenschaftssieg, ökonomischer Sieg, politischer Sieg, bemerkenswerte Stadt und Zeit-Sieg sind möglich. Im Logbuch finden wir die nötigen Bedingungen. Ist ein Sieg errungen, bekommen wir eine schnöde Siegmeldung und können danach im Endlosspiel weitermachen.
Niederlage und Willkür
Ab der dritten Epoche müssen wir uns alle zwei Jahre wiederwählen lassen. Das sorgt für eine gewisse Spannung, allerdings wirken die Partei-Entscheidungen oft willkürlich: In der einen Wahl werden wir mit überwältigender Mehrheit gewählt, in der folgenden Abstimmung verlieren wir mit einer Stimme Unterschied - bei gleichbleibenden Beliebtheitswerten. Richtig ärgerlich wird es, wenn wir gegen alle (!) Parteien belastendes Material in der Hand haben und die Wahl verlieren, weil uns Urban Empire plötzlich nicht mehr erlaubt, die Druckmittel einzusetzen.
Es gibt noch mehr Ungereimtheiten bzw. Bugs im Spielablauf. So stieg nach dem Laden eines Spielstands unsere monatliche Bilanz plötzlich um das Zehnfache an. Unser Lieblingsunsinn ist aber der: Wir gingen eine Partnerschaft mit der Universitätsstadt Oxford ein, um unsere Bildung zu boosten - und bekamen Boni für die Erotikbranche.
Urban Empire ist eine interessante Variante des Citybuilder-Prinzips, leidet aber an undurchsichtigen Zusammenhängen und mangelnden Informationen. Es braucht einige Frustresistenz, bis man einigermaßen hinter die Mechaniken gestiegen ist - und selbst dann machen uns unvorhergesehene Ereignisse, Bugs und mangelnde Einflussmöglichkeiten kurz vor dem Sieg noch den Garaus. Mehr Übersichtlichkeit, mehr Transparenz in den Zusammenhängen und mehr echte Einflussmöglichkeiten würden dem Spiel guttun. So aber verpasst Urban Empire die Chance, ein bemerkenswertes Spiel zu sein.
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