Geralt auf Abwegen...

Das Hack & Slay Genre (auch ARPG, Action-Rollenspiele genannt) erfreut sich seit DIABLO dieses Genre 1997 erschaffen hat grosser Beliebtheit. Und das nicht...

von - Gast - am: 22.02.2018

Das Hack & Slay Genre (auch ARPG, Action-Rollenspiele genannt) erfreut sich seit DIABLO dieses Genre 1997 erschaffen hat grosser Beliebtheit. Und das nicht zu Unrecht, denn dieses Subgenre schaffte es viele Genrefremde für sich zu begeistern, die ansonsten nichts mit diesem Genre und dem damit verbundenen Statistiken und oft sehr umfangreichen Regelwerken anfangen konnten.

Nur ein weiterer Klon?

Auf dem ersten Blick sieht VICTOR VRAN aus wie der 100. DIABLO Klon: Gesundheits- und Manaanzeige, Hotkey-Icons mit verschiedenen Angriffsoptionen, die Minimap, alles kommt einem sehr vertraut vor (und entlockt dem voreiligen Spieler schonmal ein müdes Gähnen.

Fängt man aber erstmal an offenbaren sich schon die ersten Unterschiede: gesteuert wird Victor (der im Englischen Original übrigens von Doug Cockle gesprochen wird, der in der WITCHER Serie Geralt die Stimme lieh) wie sonst bei modernen First-Person-3D-Spielen üblich über die WASD-Tasten statt mit Mausklicks. Ausserdem kann Geralt - äh ich meine Victor - mit der Leertaste auch springen.

Ansonsten bleibt alles wie gewohnt: Monsterklatschen per linker oder rechter Maustaste, oder eben per Hotkey einen Skill auswählen der aber danach erstmal ein paar Sekunden zum "wiederaufladen" braucht, Loot einsammeln und durch lange Schlauchlevels sprinten.

Rollenspielelemente auf Sparflamme

Wer sich allerdings diverse Genretypische Eigenschaften oder Rassen/Klassen und Charaktererstellung erhofft schaut in die Röhre: Wie spielen Victor, wie Geralt seines Zeichens ein professioneller Monsterjäger. Werte wie Stärke, Intelligenz, etc. zum auswürfeln gibt es nicht, ebensowenig gibt es einen Skillbaum. 

Stattdessen spielt es eine Rolle welche Waffe man Vicky in die Hand drückt, den ähnlich wie bei DARK SOULS hat jede Waffe ihre eigene Angriffsanimation und ist unterschiedlich wirksam gegen verschiedene Gegnertypen: Skelette sind logischerweise resistenter gegen scharfe Waffen, lassen sich aber gut per Kriegshammer plätten.

Victor sammelt zwar auch Erfahrung und steigt bei genügend XP dann einen Level auf, aber zur Auswahl gibt es beim Aufstieg sogenannte Schicksalspunkte: durch diese werden Slots freigeschaltet die wir mit Schicksalskarten belegen können, die praktisch das Skillsystem ersetzen. Schicksalskarten sammelt man im Laufe des Spiels z.B. durch Monsterloot oder Schatzkisten und geben Victor unter anderem mehr Gesundheit, Spezialeffekte oder eine höhere Kritische Chance bei einer bestimmten Waffengattung. Alles in Allem sind die Rollenspielelemente aber eher spärlich vorhanden.

Die Langzeitmotivation

Für meinen Geschmack kränkeln die meisten DIABLO-Klone an Langzeitmotivation: Monster plätten und looten sind schön und gut auf Dauer aber doch etwas eintönig, und die Kritik muss sich VICTOR VRAN auch gefallen lassen. Es soll ja diejenigen geben, die selbst nach dem 50. Durchgang noch an DIABLO 3 ihre Freude haben, ich gehöre aber eindeutig nicht zu denen. Das Hack & Slay Spielprinzip ohne Klassen und Spezialisierung hat definitiv seine Nachteile, denn die Langzeitmotivation ist auch hier eher bescheiden.

Nicht falsch verstehen: VICTOR VRAN macht Spass, es verfügt über eine angenehm düstere Atmosphäre und auch der Grafikstil gefällt mir sehr gut, die Levels sehen sehr sehr schön aus, auch die Monster sind sehr gelungen.

Bei der Stange hält aber ein Novum: das gut integrierte Challenge-System. Betreten wir etwa eine Gruft bekommen wir eine Reihe von Challenge-Missions-Ziele, die alle optional sind aber mit netten Goodies belohnt werden, z.B. töten alle Skelette mit einer Sense, töte 50 Monster in 3 Minuten, etc.

Eine 08/15 Story

Grösstenteils vergessen kann man aber die Story: wir sind Kammerjäger in der von Monstern überrannten Stadt Zagarovia, die es zu säubern gilt. Das ist zwar nicht der Grund warum wir nach Zagarovia kamen - wir suchen eigentlich einen verschollenen Freund, aber die Königin, die sich mit den Überlebenden im Palast verbarrikadiert hat rekrutiert uns trotzdem, und Vicky kann eben einer Dame schlecht absagen... Klingt wahnsinnig vertraut und ist nicht sonderlich prickelnd.

Die Handlung wird in nicht animierten Standbildern mit Sprachausgabe weitererzählt. Das ist nicht sonderlich prickelnd, aber erfüllt seinen Zweck, Haemimont Games ist auch ein sehr kleines Studio. Die englischen Sprecher sind allesamt ganz gut (abgesehen von Doug Cockle, der ist super!) und passend gewählt, wir mussten schon weitaus Schlimmeres über uns ergehen lassen.

So folgt man der gut 20+ Stunden Kampagne, versucht sich eventuell erneut an eines der Challenge Dungeons, Sidequests sucht man allerdings vergebens.

Fazit

Gegen Genre-Grössen wie PATH OF EXILE oder GRIM DAWN kann VICTOR VRAN sich nicht ganz behaupten, um das lahme DIABLO 3 wegzupuzten reicht es aber allemal.

Fans von DIABLO-like Spielen sollten sich an den Erneuerungen erfreuen, ansonsten kränkelt Victor aber an dem Genre-typischen Defizit der Langzeitmotivation.


Wertung
Pro und Kontra
  • Bewegungsfreiheit durch WASD Steuerung und springen
  • cooler Held im Original von Geralt-Sprecher vertont
  • düstere Gruselatmosphäre, gute Effekte und Beleuchtung
  • viele verschiedene schicke Gegnertypen
  • gutes Kampfsystem
  • Challenges in Dungeons
  • mangelnde Langzeitmotivation
  • kaum Charakter-Customisierung
  • repetitives Gameplay (Hack, Slash, Loot)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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