Darf's auch etwas mehr sein?

Ein Jahr im Panzer     Steel Beasts, DAS war eine Simulation! Balance? Gameplay? Geh doch World of Tanks zocken! Als ehemaliger Kommandant eines...

von TheWanderer am: 21.03.2017

Ein Jahr im Panzer

 

 

Steel Beasts, DAS war eine Simulation! Balance? Gameplay? Geh doch World of Tanks zocken!

Als ehemaliger Kommandant eines echten Stahlbrötchens gibt es einen Grad an Arcadisierung den ich in Panzerspielen ganz subjektiv nicht ertrage. Aus genau diesem Grund habe ich weder in das soeben genannte Konkurrenzprodukt, noch in andere Panzer-PvP'ler jemals einen Blick riskiert. Leider kann PvP an sich durchaus Spaß machen.

WarThunder war jedoch anfangs ein reines Luftkampf-Game. Und dar die Ära der guten, weil anspruchsvollen Simulatoren seit Jahren vorbei ist hielt sich mein Interesse auch hier in äußerst engen Grenzen.

Es bedurfte einer Phase großer Freizeit damit ich auf der Suche nach Unterhaltung darauf stieß das Gaijin's Online-geballer mittlerweile auch Panzer beinhaltet, und diese auch mit einem grundsätzlichen Realismusanspruch umzusetzen versucht.

 

 

 

Weniger unrealistisch

 

Nimmt man den Eingangs genannten Holzhammer des virtuellen Panzerkampfes als Maßstab, so muss man auch WarThunder als soetwas wie Moohrhuhn auf Ketten einordnen. Wer also partout für jeden kleinen Fehler massiv bestraft werden möchte und dafür verlangt das es dem Gegner ebenso geht, sollte nach wie vor einen Bogen auch um diesen Ableger des Genres machen.

Dieser Maßstab wäre aber wohl nicht ganz fair.

Wir sprechen über ein Spiel das darauf achten muss ausreichend Spieler zu locken und zu binden. Sowohl in Hinblick auf die Rentabilität als auch eingedenk der Wartezeit beim Matchmaking. Denn auf der einen Seite stellen drei Spielmodi in momentan zwei Teilstreitkräften ein enormes Potential zur Zersplitterung der Spielerschaft dar. Andererseits muss man dem Entwickler zu Gute halten das Free to Play Prinzip äußerst zurückhaltend zu monetarisieren. Dazu aber später noch mehr.

 

Denn hier soll es nun um die Frage gehen wie realistisch sich all das am Boden denn nun anfühlt.

Um dies zu beantworten muss man zunächst abklären um welchen Modus es sich handelt. Spiele ich Arcade so werden Gegner abhängig von den Besatzungsfähigkeiten durch eben diese aufgeklärt und mit farbigen Plaketten versehen. Panzer mit Leuchtreklame also. Will ich einen dieser „Hier-bin-ich“ Panzer nun beschießen so zeigt mir ein Durchschlagsindikator in Form eines kleinen Kreuzes in der Optik an ob ich bei 90-Grad Beschuss die Panzerung des Gegners mit der angewählten Munition durchschlagen kann oder nicht. Und auch der Panzer selbst fährt sich deutlich anders, denn hier greift ein Motorboost dank dem selbst schwerfällige Stahlbunker durchaus agil über das Gefechtsfeld brummen.

Abseits dessen sind die grundsätzlichen Dinge wie Ballistik, Schadenswirkung und dergleichen mehr aber auch im Arcade die selben. Munition hat die gleiche Wirkung wie in Realismus-oder Simulatormodus. Panzerung hat die selbe Dicke, Besatzungsmitglieder sind in der selben Weise verwundbar. Und dennoch: Die dem Modus eigenen Merkmale machen das Gameplay extrem hektisch und legen den Fokus sehr stark auf Durchschlag und Panzerungsdicke. Taktik Fehlanzeige dank Marker. Jeder wird immer gesehen. Das Feeling einen Panzer im Gefecht zu führen empfinde ich persönlich hier als vollständig abwesend.

 

Aus diesem Grund bevorzuge ich den realistischen Modus. Hier bin ich Kommandat, hier darf ich's sein! Ein bisschen jedenfalls.

Das Spiel selbst vermag in diesem Modus durchaus etwas zu bieten. Ich muss Gegner selbst aufklären, und wenn dies gelang muss ich ohne jede Hilfe eigenhändig zielen und treffen. Die Motorleistung entspricht so wie alles andere den historischen Daten, wie sie dem Entwickler zur Verfügung standen. Und sollten diese einmal nachweislich falsch sein kann jeder Spieler dies als Bugreport mit den Beweisen einreichen. Über diesen Weg wurden bereits viele Fahrzeuge geändert.

Insgesamt entspricht das Gameplay hier also deutlich mehr dem realen Panzerkampf. Während die Mechaniken des Arcade-Modus nahezu all das aushebeln, was ich dereinst in der Panzertruppenschule über den Umgang mit dem göttlichen Großgerät gelernt habe, so führt dieses altehrwürdige Wissen im realistischen Modus durchaus zum Erfolg. Taktisches vorgehen, Stellungswahl, Gefechtsfeldaufklärung. Und dann die Königsdisziplin, der geordnete Kampf des Panzerzuges als Einheit auf dem Gefechtsfeld. So nutzt man einen Panzer!

 

 

Zumindest versucht man es, denn natürlich fehlen auch hier Aspekte des realen Panzerkampfes. Auch hier finden sich Gameplay-Elemente die Immersion und Realismus nicht gut tun. Zu kleine Karten mit teils ungeeignetem Gelände auf das ich meinen Panzer niemals geführt hätte. Flak-LkW's die als Panzerjäger gespielt werden, schlichtweg weil es geht. Zum Teil greift Gaijin hier regulierend ein indem neue Mechaniken in das Spiel gebracht werden. Auf der anderen Seite sind diese Dinge aber vermutlich von einem großen, oder zumindest recht lautem Teil der Spielerschaft durchaus gewollt. Wer länger spielt und versucht mit intelligentem vorgehen etwas zu erreichen wird des öfteren bemerken das einige Probleme des Spiels von den Spielern verursacht werden.

Am Ende jedoch kann ich mit meinem Panzer den Gegner aufklären und bei entsprechenden Fähigkeiten auch mit einem einzigen gut sitzenden Schuss vernichten. Ich muss keine abstrakten Lebensbalken abkauen. Meine Fähigkeiten zählen. Weniger die meiner virtuellen Besatzung

und auch nur äußerst begrenzt die meines Echtgeld-Kontos.

 

 

Am wenigsten Pay-to-win

 

Premiumkonto, Premiumfahrzeuge, InGame-Währung um Besatzungen schneller zu leveln. All das gibt es in WarThunder. Bessere Munition beispielsweise allerdings nicht. Es gillt der Grundsatz das alles was den Spielerfolg beeinflussen kann grundsätzlich auch erspielbar ist, auch wenn man diesen Progress mit dem Einsatz von Echtgeld deutlich beschleunigen kann. Kein Gegner hat etwas übermächtiges für das ich Geld ausgeben muss um es zu erlangen. Es gibt Premiumfahrzeuge die in der Regel nicht als Standardmodell im Forschungsbaum frei zu erforschen sind. Aber auch diese stellen keine Kampfmaschinen dar die grinsend durch das Gegnerheer donnern. Wird ein Fahrzeug neu eingeführt kann dies aufgrund einer falschen Einordnung im Battleranking-System, welches definiert welche Fahrzeuge auf welche Fahrzeuge treffen können, vorkommen. Dies wird seitens der Entwickler dann über die Statistiken zum Erfolg mit diesem Fahrzeug erfasst und das Battleranking entsprechend angepasst.

So ist dem Spieler das gesamte Spiel und auch der gesamte Erfolg im Spiel zugänglich ohne jemals einen einzigen Cent investiert zu haben. Echtgeld-Einsatz dient dazu in der Forschung der Fahrzeuge, dem generieren der Spielwährung und der Ausbildung der Besatzung schneller voranzukommen.

 

 

Weniger Probleme?

 

Natürlich hat dieses Spiel seine Probleme. Es gibt Cheater, immerhin wird online gespielt.

Spieler nutzen Mechaniken in einer Art und Weise wie sie nicht gedacht sind und momentan erlebt man die meisten Schlachten auch extrem unausgeglichen. Und selbstverständlich fühlt es sich im Augenblick der Wahrnehmung so an als würde all dies schon ewig bestehen und dem Entwickler wärs egal. Denkt man dann allerdings einen Moment darüber nach muss man zugeben das Gaijin durchaus versucht Probleme zu lösen. Hier wird der eigene Anspruch zum Problem. Will ich Fahrzeuge realistisch darstellen kann ich nicht einfach deren Munitionswirkung ändern weil etwas mit ihnen getan wird was man eigentlich nicht soll. Man ist fast immer gezwungen sich kluge und durchdachte Lösungen auszudenken, und das frisst einfach Zeit.

Bin ich wieder einmal Opfer eines bestehenden Problems fluche ich auf Gaijin wie auf den Leibhaftigen persönlich. Am Ende weiß ich aber: Man tut was man kann.

 

 

Moohrhuhn oder Panzerkampf?

 

Was ist WarThunder also am Boden? Ballerburg auf Ketten oder PvP-Schulung für angehende Panzerkommandanten? Je nach Modus ein bisschen von beidem.

Der Arcademodus ist die pure Geschwindigkeit. Spawnen, ranfahren, ballern, platzen, spawnen. Circle of life, der König der Löwen mit heißem Stahl.

Im Realismus oder auch im Simulatormodus legt es deutlich mehr wert auf die Dinge, auf die es ankommt wenn man einen Panzer führt. Wer wirklich keinerlei Zugeständnisse an Gameplay und Balance machen kann oder will wird auch hier nicht glücklich werden. Wer mit mehr Realismus statt vollem Realismus gut leben kann sollte vielleicht einmal mit ein wenig Durchaltevermögen versuchen Fuß zu fassen. Manch einer wird bleiben wollen.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Verschiedene Spielmodi für verschiedene Ansprüche
  • Realismusanspruch größtenteils umgesetzt
  • Erfolg oder Misserfolg meist nachvollziehbar
  • Großer Pool an Karten
  • Maprotation oftmals sehr eingeschränkt
  • Lernkurve kann steil sein
  • Zu oft zu ungeeignete/zu kleine Karten

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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