Das Helden-Viergestiern
Apropos Heldentrupp: Das Abenteuer geht man wahlweise mit einem vorgefertigten Quartett an oder erstellt die Charaktere selbst. Das übliche, für Nicht-Rollenspieler mitunter mehr als verwirrende Rassen- und Klassenkonstrukt wurde hier auf ein Minimum reduziert. Es gibt Krieger (Nahkämpfer), Magier (Fernkämpfer) und Schurken. Dazu kommen vier Rassen (Menschen, Minotauren, Echsenmänner und Insektoide), deren Wahl die genauen Werte bei den Fähigkeiten und Attributen bestimmt.
Und was machen unsere Protagonisten überhaupt so die ganze Zeit? Ohne frei bereisbare Oberwelt, ohne NPCs, Quests oder sonstige konkrete Aufträge? Nun, sie erforschen den Dungeon. Suchen nach Waffen, Essen und sonstigem Kram, lösen Rätsel und kämpfen gegen allerlei Ungetier und Untote.
Die Rätsel: Abwechslungsreich und kreativ
Das mag schlicht klingen, was Dungeon Crawler in aller Regel ja auch sind. Doch was die Entwickler daraus gemacht haben, ist aller Ehren wert. Die genretypischen Schlüssel, Wandschalter, Falltüren und Teleporter gibt es zwar auch in Grimrock reichlich. Allerdings kommt das Spiel fast komplett ohne Billigmechanismen Marke »Drücke/finde bei A dies und jenes, damit bei B die Tür aufgeht« aus. Die Puzzles sind abwechslungs-, einfalls- und geistreich, teilweise setzen sie sogar neue Maßstäbe.
Gehirnzwirbler sind ebenso dabei wie Reaktionstests, mal kommt es eher auf die kreative Ader und dann wieder aufs richtige Timing an. Manche Aufgaben bringen schon auf 2x2 Feldern den Denkapparat auf Hochtouren, andere ziehen sich über den halben Level. Dabei geht es meist ebenso anspruchsvoll wie fair zu - Frustmomente entstehen lediglich dann, wenn man gar nicht erst erkennt, sich schon mitten in einem Puzzle zu befinden. Und das kann durchaus vorkommen, denn mit Tipps und Hinweisen geht Grimrock äußerst spärlich um.
Retro-Inventar
Als Belohnung für die Strapazen warten meist Geheimräume mit besonders wertvoller Ausrüstung. Was insofern nützlich ist, als dass »einfach so« vergleichsweise wenig herumliegt - seien es nun Waffen, Rüstungen und Essensrationen. Aufgesammelte Gegenstände landen im mit 21 Feldern nicht gerade übermäßig großen Inventar. Eine Sortierfunktion fehlt ebenso wie eine automatische Vergleichsfunktion bei ähnlichen Items. Säcke, Kisten und ähnliche Behälter lindern zwar die permanente Platznot und lassen sich als Behelfs-Sortierkästen verwenden, allerdings fehlt dann der schnelle Überblick.
Alles in allem verbringt man mehr Zeit als gewünscht mit der fummeligen Gegenstände-Herumschieberei. Auch deshalb, weil es trotz der Ausrüstungsknappheit mit Tränken, Pflanzen, Wurfobjekten, Schriftrollen, Zetteln und einigem mehr genug zum Sammeln gibt. Immerhin kann man auch genug wieder fallen lassen: Die Ausrüstung nutzt sich nicht ab und Händler gibt es auch keine, also gleich wieder weg mit nutzlosem Krempel.
Wer rumsteht, stirbt
Dass man viel in seinem Warenbestand herumwühlen muss, liegt auch an den mehr als knackigen Gegnern. So ist man beständig am Optimieren der angelegten Ausrüstung, da jedes noch so kleine Fitzelchen Angriffskraft und Rüstung die Chancen bei den Kämpfen erhöht.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Formation der Gruppe: Die vordere Reihe reibt den Gegner im Nahkampf auf, von hinten beackern Magier und Schurke den Feind mit Zaubersprüchen, Wurfgeschossen und Speeren. Trefferzonen existieren nicht, das Timing spielt aber eine wichtige Rolle. Es lohnt sich, ständig in Bewegung zu bleiben - so können die Helden den gegnerischen Angriffen ausweichen und die kurze »Auszeit« der Gegner wiederum für eigene Attacken nutzen.
Die durch siegreiche Scharmützel verdienten Erfahrungspunkte führen regelmäßig zu Levelaufstiegen, bei denen man Attributspunkte verteilen darf. So lernt man zwar keine Spezialangriffe (es gibt nämlich keine), verbessert aber die Werte der Protagonisten, spendiert ihnen mehr Lebenspunkte oder schaltet beim Zauberer neue Sprüche frei. Aber Vorsicht: Einmal vergebene Zähler sind weg, eine Umverteilung erlaubt Grimrock nicht.
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