Der vom Pferd erzählt
Ein weiterer Negativpunkt, den wir noch nicht von der Liste streichen können, sind die allzu ausufernden Gespräche. Es scheint uns fast, als wolle jeder Landstreicher, den wir in der nuklearen Wüste treffen, uns erst mal seine ganze Lebensgeschichte erzählen, bevor er uns endlich beim eigentlichen Anliegen weiterhilft.
Das stößt uns nicht ganz so sauer auf, wie das nun vielleicht klingt, denn die Dialoge sind größtenteils gut geschrieben und tragen einiges zur Atmosphäre bei. Aber es gibt leider derart viele Ansprechpartner, die dermaßen viel zu sagen haben, dass wir uns immer wieder dabei ertappen, wie wir die Textfenster einfach wegklicken (vertont ist nur ein kleiner Teil der Konversationen).
Wir würden uns ja gerne auf die interessanten Themen beschränken, doch viele davon tauchen eben erst auf, wenn wir zuvor ein halbes Dutzend irrelevante Angelegenheiten angerissen haben. Das ist doof, denn so überspringen wir mitunter wichtige Tipps, die uns bei der Lösung von Quests weiterhelfen könnten.
Ähnlich gilt das auch für den »Ticker«, der am unteren rechten Bildschirmrand fortwährend das Geschehen kommentiert. Quasi eine Verneigung vor den Ursprüngen des Genres, als mangels technischer Möglichkeiten die Umgebung eben in Textform beschrieben werden musste, statt in Polygone gegossen zu werden. Auch dort steht leider so viel zwar stimmiger, aber unwichtiger Kram, dass die wenigen brauchbaren Hinweise leider untergehen.
Grafik aus der Vergangenheit
Während wir in puncto Kampfsystem und ansatzweise auch bei den Dialogen noch verhalten optimistisch auf Besserung bis zur endgültigen Veröffentlichung hoffen, haben wir uns mit einer anderen Schwäche inzwischen abgefunden: der mäßigen Grafik.
Wasteland 2 sieht einfach nicht gut aus. Zum einen, weil die Technik dem Stand der Zeit hinterherhinkt. Die unscharfen Texturen, kantigen Charaktermodelle und ruckeligen Animationen sind schlicht von vorgestern. Das können wir bei einem Rollenspiel aber noch verschmerzen. Was uns mehr stört, ist diese Trostlosigkeit, die Wasteland 2 allerorten verbreitet.
Okay, okay, wir kapieren es: Es ist ein Endzeit-Rollenspiel. Postapokalypse. Atomare Verwüstung. Schon klar. Aber in all dem Braun und Grau, in all der Dunkelheit und Tristesse hätten wir uns über den einen oder anderen Farbtupfer wirklich gefreut.
Immerhin sehen wir seit dem jüngsten Update nun deutlich mehr als früher: Die meisten der sehr ausgedehnten Schauplätze verfügen nun über ein vernünftiges Beleuchtungsmodell, sodass wir nicht mehr dauernd Kisten und andere Schätze übersehen – wobei wir allerdings öfter mal die Karte drehen sollten, um tatsächlich nichts zu verpassen. .
Aber trotzdem: Selbst auf der Farm Ag Center, einem der ersten großen Quest-Hubs, die wir besuchen, gibt es mehr Braun als Grün. Wir haben zwar noch längst nicht alle Areale gesehen (das jüngste Update hat mal wieder alle Savegames unbrauchbar gemacht und wir mussten wieder neu anfangen) und die Welt von Wasteland 2 ist wirklich enorm umfangreich.
Dennoch haben wir nicht viel Hoffnung, dass wir viele heimelige Plätzchen finden, auch wenn einige Screenshots tatsächlich mehr Abwechslung nach hinten raus versprechen. Aber so ist das nun mal, wenn man die Welt mit Kernwaffen umgräbt - zurück bleibt eben eine Einöde, ein Wasteland.
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Wasteland 2 - Vorschau-Video: Klassisches Endzeit-Abenteuer
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